Von der Front über die Freikorps in die SA!?

Albatros

Mitglied
Nachdem es kürzlich in einer Diskussion etwas Verwirrung über Freikorps und die Ursprünge der SA gab, will ich hier ein kleines Zitat zur Diskussion stellen:

"Es geht eine gerade Linie aus den Schützengräben des Krieges über die Freikorps zu den Sturmabteilungen der NSDAP. Wer die SA-Führer kennt und die Freikorps kannte, der weiß, daß fast alle Freikorpsmänner und besonders alle Unterführer der Freikorps heute SA-Führer sind, und nicht nur das: Sie haben die SA aufgebaut."

(Klaus Gundelach: "Der Opferring zum Sieg" in Vom Kampf und Sieg der schlesischen SA, Ein Ehrenbuch. Breslau 1933, S.12)
 
Dieses Zitat würde ich unter Beachtung der Entstehung und der Quelle interpretieren. Gerade in (Ober-)Schlesien waren die Freikorps im Chaos der frühen Nachkriegs- und besonders der Abstimmungszeit für die Bevölkerung die einzige Hilfe gegen die marodierenden polnischen Verbände. Die Freikorps standen für Sicherheit und Hilfe in einer bedrohlichen Phase nahe der Anarchie.

Ich vermute, um hier eine Argumentation von Albatros aufzugreifen, daß sich die SA hier des guten Rufes der Freikorps dieser Region "bediente".

Grundsätzlich kann ich mir gut vorstellen, daß sich in der SA viele ehemalige Freikorpsangehörige wiedergefunden haben. Eine Umkehr davon, daß also fast alle Freikorpsangehörige in der SA gelandet sind, würde ich aber nicht annehmen. Auch sehe ich keine generelle ideologische Verknüpfung von den recht unterschiedlichen Freikorps zur SA.
 
Ich würde diese Aussage auch mit Skepsis betrachten. Es ist bestimmt korrekt, dass viele der SA-führer der ersten Stunde ehemalige Freikorps-Männer waren. In der "Schlacht" am Annaberg waren einige später bekannte Elemente beteiligt

Der Umkehrschluss ist jedoch eindeutig falsch. Viele der bei den Freikorps Beteiligten, waren ehemalige Offiziere die meisten davon Adelig, die man bei der SA vergeblich sucht.

Ausserdem (und da müsste ich erst einmal nachlesen) gab es m.W. auch sehr unterschiedliche Vereine bei den Freikorps, allein schon regional bedingt.

(P.S. gerade nachgeschaut: Sepp Dietrich war beim Annaberg, war jedoch nie in der SA)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hermann Ehrhardt, Franz Pfeffer von Salomon und Ernst Röhm, stammten alle drei aus den Freikorps und waren massgeblich an der Bildung der SA beteiligt.

Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass sich zeitweilig ca. 400.000 ehemalige Soldaten dem Freikorps anschlossen. Die SA war anfangs deutlich kleiner.

Die SA jetzt unbedingt als Nachfolgeorganisation zu sehen wäre m.E. falsch, auch wenn es offensichtlich eine Verbindung gibt.

http://www.politikwiki.de/index.php/Freikorps
 
Zuletzt bearbeitet:
Arne schrieb:
Aber bekanntlich SS-Gruppenführer.

Dietrich war sogar SS-Oberstgruppenführer, aber das nur nebenbei.

Interessant ist, dass sich nicht nur die SA sondern auch die SS aus ehemaligen Freikorpskämpfern rekrutiert hat. Selbst der spätere SS-Chef Himmler hatte in einem Freikorps (FK Lauterbach) gekämpft.
 
Ich habe mal kurz herumgestöbert und eines festgestellt.

Beim Freikorps Oberland waren eine ganze Reihe von späteren SS-Grössen (sogar Himmler!).

http://de.wikipedia.org/wiki/Freikorps_Oberland

Von der SA habe ich nur die drei o.g. Gründungsmitglieder gefunden, dass kann jedoch auch damit zusammenhängen, dass es weniger bekannte SA-Mitglieder gibt und die Auswahl nicht so offensichtlich ist.

Auf den ersten Blick könnte man jedoch meinen, dass zumindest das FK-Oberland eine Brutstätte der SS und nicht der SA war.
 
"Hakenkreuz am Stahlhelm,
schwarz-weiß-rotes Band,
die Brigade Ehrhardt
werden wir genannt.
Die Brigade Ehrhardt
schlägt alles kurz und klein,
wehe Dir, wehe Dir,
du Arbeiterschwein."

SA-Obergruppenführer Werner von Fichte
SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS und Polizei Curt von Gottberg
SA-Obergruppenführer Dietrich Wilhelm Bernhard von Jagow
SA-Obergruppenführer Manfred von Killinger (Mörder von Matthias Erzberger)
SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Friedrich-Wilhelm Krüger

Freikorps von Epp:
Reichstagsabgeordneter SS-Standartenführer Hans Baumann
SS-Gruppenführer Hans Baur
Reichstagsabgeordneter SS-Gruppenführer Robert Bergmann
SA-Obergruppenführer Wilhelm Brückner
SA-Gruppenführer Georg Decahnt
SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Carl-Maria Demelhuber
Reichsleiter und SA-Obergruppenführer Franz Ritter von Epp
SA-Obergruppenführer Hans Frank (Generalgouverneur von Poland)
SS-Brigadeführer Karl Fritsch
SS-Brigadeführer Heinrich Gärtner
Stellvertreter des Führers & SS-Obergruppenführer Rudolf Hess

Reichstagsabgeordneter SA-Gruppenführer Hans Georg Hofmann
SA-Gruppenführer Franz Ritter von Hörauf
Reichstagsabgeordneter NSKK-Korpsführer Adolf Hühnlein
SA-Obergruppenführer Franz Ritter von Kraußer
SA-Gruppenführer Otto Lancelle
SA-Gruppenführer Fritz Lauerbach
SS-Brigadeführer Johann von Malsen-Ponickau
SS-Obergruppenführer Dr. Benno Martin
SA-Brigadeführer Albert Miller
SS-Standartenführer Thomas Müller
SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei Hans Rattenhuber
Reichstagsabgeordneter Gauleiter Hans Schemm
SA-Gruppenführer Wilhelm Schmid
SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS August Schmidhuber
Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner
SA-Obergruppenführer Dr Walther Schultze
SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Walter Staudinger
Otto Strasser
SS-Obergruppenführer Dr Wilhelm Stuckart
Reichsärztefürher Gerhard Wagner
Reichstagsabgeordneter SA-Gruppenführer Wilhelm Weiss

Freikorps Roßbach:
SA-Gruppenführer Richard Aster

Reichsleiter, SS-Obergruppenführer und SA-Obergruppenführer Martin Bormann
SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Polizei Kurt Daluege
Reichstagsabgeordneter SA-Gruppenführer Karl Ernst
Reichstagsabgeordneter SA-Obergruppenführer Edmund Heines
SA-Obergruppenführer Wolf-Heinrich Graf von Helldorf
SS-Gruppenführer Otto Hellwig
SS-Hauptsturmführer Rudolf Höss (Kommandeur von Auschwitz)
SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Dr Hans Kammler
SS-Standartenführer Helmuth Raithel
SA-Brigadeführer Paul Röhrbein
SS-Brigadeführer Ulrich Scherping
SS-Gruppenführer Fritz Schlessman
SS-Oberführer Otto Somann

Freikorps Heydebreck
Reichstagsabgeordneter SA-Gruppenführer Hans Peter von Heydebreck

Freiwilliges Landesjägerkorps Maercker:
SS-Obergruppenführer Friedrich Alpers
SS-Obergruppenführer Karl Freiherr von Eberstein
SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich
SA-Obergruppenführer Max Jüttner
SS-Gruppenführer Eggert Reeder
SS-Obergruppenführer Siegfried Taubert
Reichstagsabgeordneter SA-Oberführer Gustav Zunkel

Freikorps Potsdam
SA-Gruppenführer Franz von Stephani

3. Marine-Brigade
Reichstag deputy & SA-Gruppenführer Graf Fink von Finkenstein

Freikorps von Neufville
SA-Gruppenführer Georg von Neufville

Freiwilligenbrigade Reinhard
SA-Gruppenführer Wilhelm Reinhard

Eiserne Schar Berthold
SS-Gruppenführer Wilhelm Freiherr von Holzschuher

Freikorps Bamberg
SA-Gruppenführer Hans Fuchs
SA-Gruppenführer Johann Baptist Fuchs

Freikorps von Aulock
SA-Gruppenführer Richard Aster
NSKK-Brigadeführer Hubertus von Aulock

Deutsche Legion
Generalmajor z.V. und SA-Gruppenführer Dr. phil. h.c. Otto Wagener

Deutsche Schutzdivision
SA-Gruppenführer Carl Caspary
SS-Obergruppenführer Kurt Knoblauch
SS-Obergruppenführer Ulrich Grauert

Eiserne Division
SS-Oberführer Herbert von Obwurzer (Waffen-SS)

Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, kann gut sein, dass ich den einen oder anderen vergessen habe.
 
Arne schrieb:
Grundsätzlich kann ich mir gut vorstellen, daß sich in der SA viele ehemalige Freikorpsangehörige wiedergefunden haben. Eine Umkehr davon, daß also fast alle Freikorpsangehörige in der SA gelandet sind, würde ich aber nicht annehmen. Auch sehe ich keine generelle ideologische Verknüpfung von den recht unterschiedlichen Freikorps zur SA.


stimme dem zu. die affinitäten ehemaliger freikorps-mitglieder zur SA (also zum nationalsozialismus) sind nicht generell in einer identisch-ideologischen übereinstimmung zu suchen. zu beginn war die nsdap nichts als eine weitere kleine sektiererische rechtsextreme partei unter vielen. ihr "erfolg" 1933 führte dazu, daß sich die anderen rechtsextremen mehr oder weniger freiwillig anschlossen. was sie mit der nationalsozialistischen ideologie aber teilte, war zweifelsohne eine gewisse mentalität, die vergötterung der "tat":

Benjamin Constant (1767-1830):
„Vereinigungen, die ein anderes Ziel als die übrigen Menschen verfolgen, entwickeln stets einen ausschließenden und feindseligen Gruppengeist... Überall wo Männer in Armeen zusammengeschlossen sind, trennen sie sich von der Nation. Eine Art Ehrfurcht vor der Gewalt, deren Treuhändler sie sind, ergreift sie. Ihre Sitten und ihre Gedanken werfen die Grundsätze von Ordnung und friedlicher, geregelter Freiheit über den Haufen, die zu erhalten Interesse und Pflicht aller Regierungen ist...
Werden aber diese Krieger mit der Rüstung, die sie deckt, auch den Geist ablegen, den die Gewohnheit der Gefahr von Kindheit an in ihnen erweckt hat? Werden sie mit der Senatorentoga auch die Ehrfurcht vor den Gesetzen wieder annehmen, die Rücksicht auf die schützenden Formen, diese göttlichen Wesen menschlicher Gemeinschaft? Die waffenlosen Stände erscheinen ihnen als niedriges, gemeines Volk, die Gesetze als unnütze Spitzfindigkeit, die Formen als unerträgliche Trölerei. In den Geschäften wie in den Kriegstaten schätzen sie vor allem die Schnelligkeit. Einmütigkeit in den Ansichten halten sie für ebenso notwendig wie die gleiche Uniform für die Truppen. Widerstand erscheint ihnen als Unterordnung, vernünftiges Denken als Aufruhr, Gerichte sind für sie Kriegsräte, die Richter Soldaten, die ihrer Weisung gehorchen, die Angeklagten Feinde, die Urteile Schlachten.“

Constant, Benjamin. - In:
Krüger, Gabriele: Die Brigade Ehrhardt. Hamburger Beitr.z. Zeitgeschichte., 7, 1971 Hbg-NIZ
 
@ Albatros: deiner Aufzählung würde ich hauptsächlich Ernst Röhm zufügen. Zu nenne wäre aber noch Albert Leo Schlageter als früher Partei-Märtyrer, und Rudolf Hess (mit Röhm im Freikorps Epp), von denen, die mir jetzt mal ebenso einfallen.

Die Verbindungen zwischen Freikorps-Führern und der NSDAP reichen aber schon in die ersten Jahre der Partei in den frühen Zwanzigern zurück. Interessant wäre es, mal zu untersuchen, welche Rolle Ernst Röhm dabei spielte, der als guter Organisator galt. Da die Partei damals vor allem in Bayern agierte, könnte ich mir vorstellen, dass in seiner Person (er hatte Kontakte zur Reichswehr und beschaffte auch viele Waffen) viele Fäden zusammen laufen.

Freilich landeten nicht alle Freikorps-Führer in der Partei. Aber doch ein beträchtlich hoher Anteil. Wie ich neulich schon in einem anderen Beitrag schrieb, waren die Freikorps zunächst ja keine politischen Zusammenschlüsse. Aber dennoch entwickelten sich viele ihrer Mitglieder zu Feinden der Republik, wenn sie dies nicht schon von vornherein waren.

Es bestand auch eine verhängnisvolle Beziehung zwischen Staat und den Freikorps. Durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags zum Militär war er auf die Freikorps zur Herstellung der inneren wie äußeren Sicherheit einerseits angewiesen, andererseits war es auch schädlich, diese "wilden" Heere auf deutschem Boden zu haben (wie der Kapp-Putsch dann ja zeigte).

Es ist bestimmt kein Zufall, dass in der Zeitphase der Auflösung der Freikorps so viele Führer in NSDAP und SA auftauchten. Zu untersuchen wäre, inwieweit das reiner Pragmatismus war (eine Karriere in der SA machen) oder inwieweit diese Partei tatsächlich der politische Hafen für die Freikorps war. Ich würde zur zweiten Variante neigen. Wobei auch die NSDAP diese Männer gut in Reihen brauchen konnte.

@ Bdaian: trotz des plebejischen Gepräges vieler SA-Führer (auch Röhm betonte ja immer die Rolle als Volksheer) gab es tatsächlich nicht wenige Adlige in deren Reihen. Prominentestes Mitglied war August Wilhelm von Preußen, Sohn Wilhelms II. (der 1933 wohl vor allem aus Prestigegründen in die SA aufgenommen wurde).

@ arch-angelsk:
ihr "erfolg" 1933 führte dazu, daß sich die anderen rechtsextremen mehr oder weniger freiwillig anschlossen. was sie mit der nationalsozialistischen ideologie aber teilte, war zweifelsohne eine gewisse mentalität, die vergötterung der "tat":

Sehe ich ein wenig anders. Bis zur Machtergreifung hatte Hitler bereits den Großteil des rechtsextremen Lagers hintergebracht und wichtige Teile der internen Opposition gegen ihn (Strasser-Flügel) ausgeschaltet. Die Machtprobe mit der DNVP, als es im Prinzip um die Führung unter den Rechten ging, gewann er m.E. schon zu den Zeiten der "Harzburger Front" 1931. Bezeichnenderweise spielten Gruppierungen des rechten Lagers wie der "Stahlhelm" oder der "Alldeutsche Bund" (der seine besten Zeiten hinter sich gelassen hatte) bzw. deren Politiker in Nazi-Deutschland so gut wie keine Rolle mehr.
 
Interessant dürfte auch eine Untersuchung sein, wann die genannten ehemaligen Freikorps-Mitglieder in die NS-Parteiverbände (SA/SS) eingetreten sind. War das bereits während der Entstehung der SA (ca.1921-1926), was evtl. eine ideologisch bedingte Sympathie vermuten lässt.
Oder erst später - zu einem Zeitpunkt, als SA und SS bereits "staatstragend" geworden waren (ab ca.1933) und es quasi keine nennenswerten Alternativen mehr für die militärisch geprägten Männer gab. :grübel:
 
Ist mir gerade aufgefallen:

SA-Obergruppenführer Manfred von Killinger (Mörder von Matthias Erzberger)

Da muss ich aber widersprechen, Killinger war nicht einer der beiden Mörder Erzbergers! Es mag sein, dass er die Finger mit im spiel hatte, aber zu den Mördern gehörte er nicht.

Grüße Repo
 
Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, kann gut sein, dass ich den einen oder anderen vergessen habe.

Hallo Albatros,

vergessen? Das hast Du doch irgendwo runterkopiert!
Da nennt man doch Quellen!

Grüße Repo
 
Ashigaru schrieb:
Wie ich neulich schon in einem anderen Beitrag schrieb, waren die Freikorps zunächst ja keine politischen Zusammenschlüsse.

Das widerspricht aber der Darstellung in der Literatur. Z.B. Richard Bessel "Militarismus im innenpolitischen Leben der Weimarer Republik: Von den Freikorps zur SA" in Klaus-Jürgen Müller, Eckardt Opitz (Hg.) Militär und Militarismus in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1978, Seite 198.

"Die Ziele der Freikorps waren streng parteiisch. Der neue "politische Soldat" in den Freikorps stellte sich in den Dienst der Ordnungshüter und der politischen Reaktion."

Und auf Seite 202:

"Viele der späteren Anhänger der Hitlerbewegung wurden durch die Ereignisse unmittelbar nach Kriegsende aus ihrer politischen Neutralität und Apathie aufgeschreckt und sammelten erste politische Erfahrungen als Mitglieder der Freikorps."

Bezeichnend ist m.E., dass sich in den Freikorps die spätere politische und militärische Elite des Dritten Reichs Seite an Seite findet. Es gab eben nicht das normale, unpolitische Freikorps und die vereinzelten "Spinner", sondern man arbeitete Hand in Hand. Diese Netzwerke wurden ja auch nach Auflösung der Freikorps bewußt weitergepflegt, mit dem Ziel, ein militärisches Potential für den gewaltsamen Sturz der Republik zu schaffen. Auffällig ist aber, dass die SA-Führer nach 1933 eben nicht in die Reichswehr übernommen wurden, was entweder bedeutet, dass eine Politisierung der Wehrmacht unerwünscht war, oder dass sie an anderer Stelle benötigt wurden.

Was die ideologische Ausrichtung der Freikorps betrifft, können allein Struktur, Zusammensetzung und Verhalten wertvolle Hinweise geben.

1. Die Mitgliedschaft war freiwillig.
2. Die Mitglieder rekrutierten sich größtenteils aus der kämpfenden Truppe.
3. Ihre Strukturen folgten dem klassischen preußischen Militärideal.
4. Es finden sich kaum Angehörige der Arbeiterschicht, sondern vor allem Mitglieder der Mittelschichten und der Landbevölkerung.
5. Die Haltung war strikt antikommunistisch, größtenteils antidemokratisch und durchgehend militaristisch-nationalistisch.

Wer also in den Freikorps diente, hatte eine nationale bis nationalistische Einstellung, ein Vorliebe für Ruhe und Ordnung wilhelminischer Prägung und eine Abneigung gegen die linken Unruhestifter. Also kein repräsentativer Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.

Aus diesem Reservoir rekrutierte sich dann die Führerschicht der SA (und der NSDAP). Ja, es scheint fast so, als sei die Mitgliedschaft in einem Freikorps eine Art Bewährungsprobe für SA-Führer gewesen.

Im Übrigen ging die SA aus der Turnabteilung der DAP hervor, die ein gewisser Hauptmann Röhm aufbaute, nachdem man ihm sein Lieblingsspielzeug, die Bayrische Einwohnerwehr weggenommen hatte. Sie ist also das, was man gemeinhin eine Nachfolgeorganisation nennt.

Ich will nicht ausschließen, dass individuelle Freikorpsangehörige ehrenvolle und anständige Menschen waren, aber die personelle und organisationelle Verstrickung mit demokratiefeindlichen Elementen, wirft ihr schlechtes Licht auf das Ganze.
 
Repo schrieb:
Da muss ich aber widersprechen, Killinger war nicht einer der beiden Mörder Erzbergers! Es mag sein, dass er die Finger mit im spiel hatte, aber zu den Mördern gehörte er nicht.

Ups!
Ausführende Organe waren natürlich Heinrich Schulz und Heinrich Tillissen. Killinger ist lediglich Anstifter und Auftraggeber.


Ehre wem Ehre gebührt!
 
Albatros schrieb:
Was die ideologische Ausrichtung der Freikorps betrifft, können allein Struktur, Zusammensetzung und Verhalten wertvolle Hinweise geben.

1. Die Mitgliedschaft war freiwillig.
2. Die Mitglieder rekrutierten sich größtenteils aus der kämpfenden Truppe.
3. Ihre Strukturen folgten dem klassischen preußischen Militärideal.
4. Es finden sich kaum Angehörige der Arbeiterschicht, sondern vor allem Mitglieder der Mittelschichten und der Landbevölkerung.
5. Die Haltung war strikt antikommunistisch, größtenteils antidemokratisch und durchgehend militaristisch-nationalistisch.

Das (unterstrichene) widerspricht dann doch wohl deutlich dem SA-Klientel, oder?

Wer also in den Freikorps diente, hatte eine nationale bis nationalistische Einstellung, ein Vorliebe für Ruhe und Ordnung wilhelminischer Prägung und eine Abneigung gegen die linken Unruhestifter. Also kein repräsentativer Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.
Zustimmung!

Im Übrigen ging die SA aus der Turnabteilung der DAP hervor, die ein gewisser Hauptmann Röhm aufbaute, nachdem man ihm sein Lieblingsspielzeug, die Bayrische Einwohnerwehr weggenommen hatte. Sie ist also das, was man gemeinhin eine Nachfolgeorganisation nennt.
Die SA als Nachfolgeorganisation der Turnabteilung der DAP? Aber doch nicht als Nachfolgeorganisation der gesamten Freikorps...
 
P.S.: zur Liste noch zwei Freikorps-Mitglieder waren Heinrich Himmler und Oskar Dirlewanger.

Interessant dürfte auch eine Untersuchung sein, wann die genannten ehemaligen Freikorps-Mitglieder in die NS-Parteiverbände (SA/SS) eingetreten sind. War das bereits während der Entstehung der SA (ca.1921-1926), was evtl. eine ideologisch bedingte Sympathie vermuten lässt.
Hier mal ein kurzes, statistisch natürlich unzureichendes Screening. Ich habe google benutzt und liste natürlich nur Personen auf, bei denen ich NSDAP- sowie SA/SS-Eintritt gefunden habe (man verzeihe mir die etwas schludrige Form:

Gottberg: 1931 SA, 1932 NSDAP
Killinger: 1927 NSDAP
Krüger: NSDAP 1929, SS 1931

Freikorps Epp

Brückner: NSDAP 1922, SA 1923
Epp: NSDAP 1928
Frank: NSDAP + SA 1923
Hess : NSDAP 1920
Hofmann : mindestens 1926 SA
Hühnlein: 1930 SA?
Schemm: mindestens 1925 NSDAP
Schörner: NSDAP 1943
Stuckart: NSDAP 1922,
Gerhard Wagner: NSDAP 1929
Wilhelm Weiss: NSDAP 1922

Freikorps Rossbach

Martin Bormann: NSDAP 1928
Kurt Daluege: NSDAP 1923, SA 1925
Helldorf: NSDAP 1925, SA 1931
Höss: NSDAP 1923, SS 1934
Kammler: NSDAP 1932
Schlessmann: NSDAP 1923, SA mind. 1925

Freikorps Heydebreck

Heydebreck: SA mind. 1925, NSDAP vermutl. 1924

Landjägerkorps Maercker

Alpers: NSDAP 1929, SA 1930, SS 1931
Heydrich : NSDAP 1931, SS 1931

3. Marine-Brigade

Fink von Finkenstein: NSDAP 1923


Interessant ist, dass die meisten Personen in der Liste schon vor 1930 in die Partei eintrat, ein beträchtlicher Teil sogar vor dem Hitler-Putsch, wobei ich es bei letzterer Gruppe bemerkenswert fand, dass dies nicht nur für das bayrische Freikorps Epp galt. Gegen die "Opportunismus"-These spricht, dass nur eine Person nach der Machtergreifung der Partei beitrat. Das war General Schörner, und ich vermute - wie auch im Falle Heydrichs, dass zu Zeiten der Republik eine Partei- oder gar SA-Mitgliedschaft als Reichswehrangehöriger nur schwer möglich war. Es ist aber auch zu berücksichtigen, dass die genannten Personen in sehr hohe Positionen kamen, und man eben die dazu nötige politische Laufbahn brauchte, gerade angesichts der Bedeutung der "alten Kämpfer" im Dritten Reich. Sprich: Freikorps-Leute, die erst spät in die Partei traten, sind wegen mangelnder Bedeutung nicht erfasst. Aber: viele der späteren SA- und Parteigranden hatten eben auch in den Korps schon hohe Positionen inne.

Das widerspricht aber der Darstellung in der Literatur. Z.B. Richard Bessel "Militarismus im innenpolitischen Leben der Weimarer Republik: Von den Freikorps zur SA" in Klaus-Jürgen Müller, Eckardt Opitz (Hg.) Militär und Militarismus in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1978, Seite 198.

"Die Ziele der Freikorps waren streng parteiisch. Der neue "politische Soldat" in den Freikorps stellte sich in den Dienst der Ordnungshüter und der politischen Reaktion."
@ Albatros: ich bin kein Experte in der Freikorps-Literatur (wobei es m.W. leider auch nicht so arg viel aktuelles zu gibt). Zu bedenken geben möchte ich aber, dass gerade in den Jahren 1919/1920 Freikorps im Auftrag des Staates handelten. Sie entstanden nicht zufällig, sondern in Absprache mit der OHL und der Regierung. Nicht zuletzt der SPD-Politiker Noske war es, der die Freikorps als zentrales Mittel zur Niederschlagung der revolutionären Bewegungen gab. Vermutlich war sich die Regierung nicht bewusst, was dort geschaffen wurde.
Es wirft sich auch die Frage auf, ob nicht auch die Bestimmungen des Versailler Vertrags die Republikfeindlichkeit in den Freikorps förderte. Den zahlreichen hier untergekommenen Ex-Soldaten boten sie in den ersten Jahren eine berufliche Heimat, aber nach dem Vertrag wurde auch klar, dass die neue Reichswehr diese Männer nicht alle aufnehmen würde können.
Schließlich möchte ich noch zu bedenken geben, dass die Freikorpsleute zwar in die noch kleine NSDAP strömten, dass sich aber kaum eigene politische Initiativen aus ihnen heraus entwickelten (sieht man ab von Terrororganisationen wie der "Consul").

Es gab eben nicht das normale, unpolitische Freikorps und die vereinzelten "Spinner", sondern man arbeitete Hand in Hand... Auffällig ist aber, dass die SA-Führer nach 1933 eben nicht in die Reichswehr übernommen wurden, was entweder bedeutet, dass eine Politisierung der Wehrmacht unerwünscht war, oder dass sie an anderer Stelle benötigt wurden.
Es gab schon welche, die später in der Reichswehr dienten. Namen kann ich auf Anfrage raussuchen. Die Geschichte und Haltung der Partei zur SA nach 1933 würde ich aber auch an anderer Stelle diskutieren wollen...


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1. Die Mitgliedschaft war freiwillig.
2. Die Mitglieder rekrutierten sich größtenteils aus der kämpfenden Truppe.
3. Ihre Strukturen folgten dem klassischen preußischen Militärideal.
4. Es finden sich kaum Angehörige der Arbeiterschicht, sondern vor allem Mitglieder der Mittelschichten und der Landbevölkerung.
5. Die Haltung war strikt antikommunistisch, größtenteils antidemokratisch und durchgehend militaristisch-nationalistisch.

Wer also in den Freikorps diente, hatte eine nationale bis nationalistische Einstellung, ein Vorliebe für Ruhe und Ordnung wilhelminischer Prägung und eine Abneigung gegen die linken Unruhestifter. Also kein repräsentativer Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.
Hier würde ich im wesentlichen zustimmen. Interessant fände ich noch, zu untersuchen, inwieweit es für Ex-Soldaten eine Rolle spielte, ob regional Freikorps oder kommunistische Einheiten vorherrschten (wobei ich leider über Struktur und Rolle letzterer wenig weiß; sie waren auf jeden Fall nicht staat-gestützt und sicherlich auch nicht so organisiert wie die Freikorps) und ob die politischen Präferenzen oder die Möglichkeit, dem Soldatenberuf nachzugehen, wichtiger waren.

Aus diesem Reservoir rekrutierte sich dann die Führerschicht der SA (und der NSDAP). Ja, es scheint fast so, als sei die Mitgliedschaft in einem Freikorps eine Art Bewährungsprobe für SA-Führer gewesen.

Im Übrigen ging die SA aus der Turnabteilung der DAP hervor, die ein gewisser Hauptmann Röhm aufbaute, nachdem man ihm sein Lieblingsspielzeug, die Bayrische Einwohnerwehr weggenommen hatte. Sie ist also das, was man gemeinhin eine Nachfolgeorganisation nennt.
Was die SA betrifft, würde ich ganz klar zustimmen. Wer in die höchsten Ränge der NSDAP aufstieg, ist aber diffiziler und hing nicht zuletzt auch mit der Gunst und den aktuellen Interessen Hitlers zusammen. Auf jeden Fall - und das finde ich wichtig - scheint die Mitgliedschaft in den Freikorps den Weg in höchste Staatsämter begünstigt zu haben, während diese anderen sozialen Schichten (z.B. ehem. Zentrumspolitikern) verschlossen waren. Es gibt auch noch viele Beispiele, wie sich Freikorps-Seilschaften nach der Machtergreifung förderlich auswirkten, etwa zwischen Bormann und Höss oder vor allem Gottlob Berger und Oskar Dirlewanger.
Allerdings weiß ich nicht, ob man die SA wirklich als Nachfolgeorganisation eines Freikorps ansehen sollte, da Hitler und besonders Röhm ja durchaus größere Pläne damit hatten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Arne schrieb:
Das widerspricht dann doch wohl deutlich dem SA-Klientel, oder?

Wie kommst Du darauf, dass die SA sich aus der Arbeiterschaft rekrutierte? Abgesehen von Berlin kenne ich keinen SA-Oberabschnitt, wo die Arbeiterschaft in größerem Umfang vertreten gewesen wäre. :confused:
 
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