Vor 20 Jahren - letzter Mauermord

K

Köbis17

Gast
Das Jahr 2009 ist ein Jahr vieler Jubiläen, mit guten wie auch mit schlechten Erinnerungen.

In der Nacht vom 05.02. zu 06.02. 1989 wurde Chris Gueffroy an der Berliner Mauer erschossen. Damit gehört er zu einer traurigen Bilanz der 40ig jährigen SED-Diktatur und ihres unmenschlichen Verhaltens gegenüber der eigenen Bevölkerung. Es war das letzte Opfer an dieser Mauer, der durch Waffengewalt ums Leben kam. Die Soldaten bekamen Sonderurlaub und Geldprämien sowie Orden für diesen Mord. Nur 9 Monate später viel die Mauer.

Unverständis und Wut macht sich breit, wenn ich immer wieder davon höre, daß der Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze von Seiten ehemaliger DDR Militärs, sowie Politiker und Rechtsanwälte, noch heute geleugnet wird.

In einem Radiointerview hörte ich die Mutter von Chris Gueffroy erzählen, was die abschliessenden Worte des Stasioffiziers waren, als er ihr mitteilte, daß das Verfahren abgeschlossen sei. Sinngemäß: "Ihr Sohn war wie ein kleines wildes Pferd und was macht man mit kleinen unbändigen wilden Pferden?" Frau Gueffroy sagt: "Erschießen?" Der Stasioffizier nickt zustimmend....

Damit sollten wir all den Opfern in den 40ig Jahren SED-Diktatur gedenken und auch offen darüber sprechen, daß es nie in Vergessenheit gerät.
 
...In der Nacht vom 05.02. zu 06.02. 1989 wurde Chris Gueffroy an der Berliner Mauer erschossen. Damit gehört er zu einer traurigen Bilanz der 40ig jährigen SED-Diktatur und ihres unmenschlichen Verhaltens gegenüber der eigenen Bevölkerung. Es war das letzte Opfer an dieser Mauer, der durch Waffengewalt ums Leben kam. Die Soldaten bekamen Sonderurlaub und Geldprämien sowie Orden für diesen Mord. Nur 9 Monate später viel die Mauer.
In einem Radiointerview hörte ich die Mutter von Chris Gueffroy erzählen...
Ich habe sie auch in mehreren Fersehinterviews gesehen, als sie von ihrem Sohn erzälte. Was für ein Wahnsinn... :cry:
Damit sollten wir all den Opfern in den 40ig Jahren SED-Diktatur gedenken und auch offen darüber sprechen, daß es nie in Vergessenheit gerät.
Und genau das werde ich jetzt tun: siehe mein Mitgliederbild
 

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Die Soldaten bekamen Sonderurlaub und Geldprämien sowie Orden für diesen Mord.

Das Schicksal von Gueffroy ist tragisch. Was aber nicht die Grenzsoldaten automatisch zu Mördern macht. Dein Satz suggeriert, dass die DDR-Grenzsoldaten die geschossen haben kaltblütige Gesellen oder Mörder gewesen seien. Jeder DDR-"Schütze-Arsch"-Grenzer stand unter enormen Druck von außen wie von innen der Grenze. Jemanden durchlassen oder wegschauen gab es nicht. Die Grenze war so dicht bewacht, dass immer wer Grenzübertritte wahrnahm, aber nicht direkt eingreifen konnte. Die Meldung ging raus und wenn die Posten des entsprechenden Grenzabschnittes keinen Erfolg vermelden konnten, dann war Essig zumindest für den betreffenden Postenführer.
Im Grunde genommen hat ein Großteil der Mauerschützen mit dem Gebrauch der Schusswaffe bei Grenzverletzungen seinen eigenen Arsch versucht zu retten. Nicht, weil ein Grenzverletzer ausgerechnet diesem Posten eine reindrücken wollte, nein weil die eigene Grenzarmee ihm die Hölle bereitet hätte. Aus sozialistischer Klassenliebe haben die wenigsten Mauerschützen geschossen. Man betete und hoffte, dass in den anderthalb Jahren des Dienstes kein Mensch während des eigenen Postenschiebens übern Weg an der Grenze lief.
Und durchgeknallte NVA-Soldaten gab es auch, auf die man noch achten musste. Siehe Werner Weinhold. Das DDR-System verlangte von seinen "Genossen" Grenzsoldaten, dass sie die eigene Grenze nach aussen und innen bewachen mussten. Und das auf Leben und Tod.
Wenn es etwas gibt, was den Tod von Gueffroy heute noch nachdenklich macht ist, dass der zuständige Politoffizier des betreffenden Abschnittes heute bei der Bundespolizei arbeitet.
 
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Das Schicksal von Gueffroy ist tragisch. Was aber nicht die Grenzsoldaten automatisch zu Mördern macht. Dein Satz suggeriert, dass die DDR-Grenzsoldaten die geschossen haben kaltblütige Gesellen oder Mörder gewesen seien. Jeder DDR-"Schütze-Arsch"-Grenzer stand unter enormen Druck von außen wie von innen der Grenze. Jemanden durchlassen oder wegschauen gab es nicht...
Es gab aber die Möglichkeit, sich gar nicht erst an der Grenze einsetzen zu lassen.
Ich wurde z. B. bei meiner Musterung (die mußte ich 1989 noch durchlaufen, bevor ich 1990 dann den Zivildienst beantragte) gefragt, ob ich ein Problem darin sehen würde, auch an der Grenze eingesetzt zu werden, worauf ich geantwortet habe, daß ich nicht auf Menschen schießen würde. Außerdem gab ich zusätzlich noch an, daß ich Westverwandte hatte, da ich gehört habe, daß solche Leute sowieso nicht an die Grenze kamen.
Sicher: Es gehörte schon eine ordentliche Portion Zivilcourage dazu, aber ich hätte mich anderenfalls auch selbst als potentiellen Mörder betrachtet. Tut mir leid, aber ich sehe das ähnlich wie @Köbis17.
 
Es gab aber die Möglichkeit, sich gar nicht erst an der Grenze einsetzen zu lassen.
Ich wurde z. B. bei meiner Musterung (die mußte ich 1989 noch durchlaufen, bevor ich 1990 dann den Zivildienst beantragte) gefragt, ob ich ein Problem darin sehen würde, auch an der Grenze eingesetzt zu werden, worauf ich geantwortet habe, daß ich nicht auf Menschen schießen würde. Außerdem gab ich zusätzlich noch an, daß ich Westverwandte hatte, da ich gehört habe, daß solche Leute sowieso nicht an die Grenze kamen.

In den 60er und 70er Jahren gab es keinen Überschuss an jungen Wehrpflichtigen, dass man hätte aussuchen können. Und wer denn auch noch gelogen hat, er hätte Westverwandte (das wurde überprüft!), der war (salopp ausgedrückt) Mode.
Ich habe 1985 bei meiner zweiten Musterung (ich musste drei durchlaufen) mich halbseitig taub gestellt. Half nichts. Erst bei der dritten Musterung 1986 holte ich meine letzte Munition raus und widerrief meine Dreiender-Verpflichtung (die ich als junger Knirps mit 17,8 Jahren unterschrieb). Und ein Widerruf im Wehrkreiskommando Jena-Lobeda hiess, ich könne nicht mein Wort brechen. Ich nickte, dass ich das doch könne, da ich damals nicht volljährig war. Die beiden Offiziere tobten.
 
In den 60er und 70er Jahren gab es keinen Überschuss an jungen Wehrpflichtigen, dass man hätte aussuchen können.
Wir reden hier aber von den ´80er Jahren.
Und wer denn auch noch gelogen hat, er hätte Westverwandte (das wurde überprüft!), der war (salopp ausgedrückt) Mode..
Na ich brauchte da nicht zu lügen, ich hatte tatsächlich eine ganze Reihe von Verwandten im Westen. Das sie das überprüfen würden, davon bin ich damals allerdings auch ausgegangen.
Ich habe 1985 bei meiner zweiten Musterung (ich musste drei durchlaufen) mich halbseitig taub gestellt. Half nichts. Erst bei der dritten Musterung 1986 holte ich meine letzte Munition raus und widerrief meine Dreiender-Verpflichtung (die ich als junger Knirps mit 17,8 Jahren unterschrieb). Und ein Widerruf im Wehrkreiskommando Jena-Lobeda hiess, ich könne nicht mein Wort brechen. Ich nickte, dass ich das doch könne, da ich damals nicht volljährig war. Die beiden Offiziere tobten.
Kann ich mir lebhaft vorstellen... :D
:devil:
 
Das mit dem lügen mit Westverwanten ging gar nicht.
Die wussten besser über einen bescheid, wie derjenige selbst.
Bei der Musterung erfuhr ich sogar, das ich ein Onkel in Kanada hatte. Das war mir nie bekannt.

Zum Thema.
Die Soldaten an der Grenze hätten auch daneben schiessen können.
Ich weiss nicht, was da in ihnen gefahren ist.
Aber es wurde so der Postendienst zu zweit eingeteilt, das keiner den anderen kannte. Und jeder hatte Misstrauen. Das wurde sogar geschürt.

Mich konnten sie nur gebrauchen für Objektwache innerhalb der DDR.
Das die mir nach meinen Sprüchen überhaupt eine AK47 mit 60 Schuss gaben, ist mir heute noch ein Rätsel.
 
Die Soldaten an der Grenze hätten auch daneben schiessen können.

Wer bei befohlenen Dauerfeuer nicht einmal trifft, der untergrub die Arbeit der Ausbilder/Vorgesetzten und das eigene Trefferbild bei Ausbildung und Übungen. Bis zur Verhandlung wäre für die beiden Posten an Schlaf und sonstigen simpelsten Menschenrechten nicht zu denken.
Das hätte kein Militärgericht abgenommen, dass zwei Mann mit Dauerfeuer nicht treffen konnten.
DFR - BGHSt 47, 100 - Vergatterung von DDR-Grenzsoldaten
 
Laut Strafgesetzbuch der DDR hätte den betreffenden Soldaten nichts passieren dürfen.

StGB der DDR schrieb:
§ 258. Handeln auf Befehl. (1) Eine Militärperson ist für eine Handlung, die sie in Ausführung des Befehls eines Vorgesetzten begeht, strafrechtlich nicht verantwortlich, es sei denn, die Ausführung des Befehls verstößt offensichtlich gegen die anerkannten Normen des Völkerrechts oder gegen Strafgesetze. (2) Werden durch die Ausführung eines Befehls durch den Unterstellten die anerkannten Normen des Völkerrechts oder ein Strafgesetz verletzt, ist dafür auch der Vorgesetzte strafrechtlich verantwortlich, der den Befehl erteilt hat.
(3) Die Verweigerung oder Nichtausführung eines Befehls, dessen Ausführung gegen die anerkannten Normen des Völkerrechts oder gegen Strafgesetze verstoßen würde, begründet keine strafrechtliche Verantwortlichkeit.

Aber nach dem DDR-Recht hätte auch vieles andere nicht passieren dürfen...
 
Wer bei befohlenen Dauerfeuer nicht einmal trifft, der untergrub die Arbeit der Ausbilder/Vorgesetzten und das eigene Trefferbild bei Ausbildung und Übungen.

Na gut. Aber wer eine gute Ausbildung hatte, konnte auch so schiessen, das niemand getötet wird.
In unserer Wachbelehrung hiess es immer, einen Warnschuss in die Luft und wenn nötig in den unteren Extremitäten. Da kam niemals das Wort töten vor.

Ich will das auf keinen fall sauberspielen. Letztendlich ist der Schütze der Mörder. Zwischen Brustkorb und Beine Ist schon ein erkennbarer Höhenunterschied.
Und ein guter Schütze schiesst sowieso nicht mit Dauerfeuer. sowas lernt man schon in der ersten Stunde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne sogar noch den genauen Wortlaut, wie man jemanden anzusprechen hatte.

Am Tage-- Halt stehen bleiben oder ich schiesse
Nachts--- Halt, wer da, halt stehen bleiben oder ich schiesse.

Darauf sollte der Warnschuss in die Luft erfolgen.
Nach einem nochmaligem Anruf dann der Schuss in die Beine, wenn er denn nicht stehen geblieben ist.
Und das war die gleiche Dienstanweisung, die die Grenzer hatten

Ich habe die damals im Knast auswendig gelernt

Übrigens@bb das habe ich auch mit der Wildsau gemacht. aber es war dunkel und ich traf den Kopf. das war so drin im Kopf, ich sagte tatsächlich erst, halt, wer da.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein wirklich tragischer und sinnloser Tod, wahrlich........


......wie auch der all der anderen, deren nicht so publicitywirksam gedacht wird.....

Eine Frage beschäftigt mich unbedarfter Wessi seit damals sehr, nämlich die:

war es eigentlich den Bürgern in der DDR nicht klar, dass der Versuch eines Grenzübertritts tödliche Folgen für ihn haben kann und dass jeder damit rechnen mußte, erschossen zu werden, wenn er sich der Mauer nähert ?

Gruß......
 
...war es eigentlich den Bürgern in der DDR nicht klar, dass der Versuch eines Grenzübertritts tödliche Folgen für ihn haben kann und dass jeder damit rechnen mußte, erschossen zu werden, wenn er sich der Mauer nähert ?

Natürlich wusste das jeder.
 
...........diese Antwort habe ich befürchtet........


hmmmm

Das verstehe ich jetzt nicht, das sollte doch jeder wissen,
die Mauer wurde doch nicht gebaut, um dort monatlich Tausende abzuknallen (es waren Tausende die zuvor monatlich flohen) sondern um die Tausende von vorneherein davon abzuhalten zu fliehen.
 
Das mag sarkastisch klingen, aber jeder der so rüber wollte, war ein potenzieller Selbstmörder. So ausgereift war das System.
 
hmmmm

Das verstehe ich jetzt nicht, das sollte doch jeder wissen,
die Mauer wurde doch nicht gebaut, um dort monatlich Tausende abzuknallen (es waren Tausende die zuvor monatlich flohen) sondern um die Tausende von vorneherein davon abzuhalten zu fliehen.
Trotzdem gab es Tausende, die dennoch zu flüchten versuchten. Sie zogen die Gefahr, erschossen zu werden, der legalen Möglichkeit eines offiziellen Ausreiseantrags, vor. Eine mögliche Erklärung könnte mMn folgende sein (ab #33): http://www.geschichtsforum.de/f46/gef-ngnisse-der-ddr-4385/index2.html#post302286
 
Trotzdem gab es Tausende, die dennoch zu flüchten versuchten. Sie zogen die Gefahr, erschossen zu werden, der legalen Möglichkeit eines offiziellen Ausreiseantrags, vor. Eine mögliche Erklärung könnte mMn folgende sein (ab #33): http://www.geschichtsforum.de/f46/gef-ngnisse-der-ddr-4385/index2.html#post302286


Ist mir soweit alles bekannt.
Mein Schwager, den ich nie kennenlernte, war im Oktober 1961 einer der ersten Mauertoten.
Mein Schwiegervater wurde 1953 bei der versuchten Republikflucht erwischt, bekam für das Unterstellen seines Pferdefuhrwerks 6 Monate Knast "wegen Wirtschaftsverbrechen", mit Untersuchungshaft fast ein Jahr.
Republikflucht gab es damals noch nicht, war lediglich ein Pass-Vergehen, bewehrt mit einer Geldstrafe.
Das Gerichtsurteil liest sich wie Unrechtsjustiz pur.

Meine Schwiegereltern sind darüber eigentlich nie mehr weggekommen, die Wiedervereinigung hat die ganzen Vorgänge natürlich wieder nach oben gebracht, im Februar 1991 sind dann beide verstorben.
 
Ich kenne sogar noch den genauen Wortlaut, wie man jemanden anzusprechen hatte.

Am Tage-- Halt stehen bleiben oder ich schiesse
Nachts--- Halt, wer da, halt stehen bleiben oder ich schiesse.

Darauf sollte der Warnschuss in die Luft erfolgen.
Nach einem nochmaligem Anruf dann der Schuss in die Beine,.

das war bei uns im Westen nicht anders
wir sollten auch erst in die Luft und dann auf die Beine schießen
bei der Vergatterung zur QRA Wache kam nach den Offiziellen Teil noch der Eigentliche wichtigere Teil
da hieß es dann unter Beinen verstehen wir Stirn und Nasenbein
und keiner kann feststellen ob der erste Schuß ins Bein oder in die Luft ging,also immer zweimal schiessen
Zeil der Anwendungder Waffe ist das Kampfunfähig machen der betreffenden Person kurze Pause dann die Ergänzung bei heutiger Bewaffnung ist eine Person erst nach eintretten des Todes Kampfunfähig


die QRA war durch einen Doppelzaun mit 15 m Abstand gesichert,in dem Zwischenraum waren Hundeführer auf Wachgang alle 50m war ein Wachturm mit ZwillingsMG
die Hundführer waren dazu da das Feuer auf sich zu ziehen damit die MG-Schützen wussten wohin sie schiessen müßen
 
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