Wandel durch Annäherung - Willy Brandts Ostpolitik

Und ich hätte direkt noch eine Frage:
4. Warum war Brandts Ostpolitik so revolutionär? Er hat doch nur im Gegensatz zu Außenminister Schröder (aus der Regierung Erhard) direkt mit der UdSSR verhandelt und versucht sich mit dem Osten auszusöhnen und war nicht so antikommunistisch eingestellt wie Adenauer. Aber war da sonst noch was wichtiges ausschlaggebendes?
 
Schon mal daran gedacht das die DDR für Adenauer und Erhard nicht existent waren? Wir waren mitten im kalten Krieg. Und den Sowjets konnte man eh nicht trauen aus Sicht Adenauers, normalerweise. Beim auslösen der Kriegsgefangenen aus "Russland" hat er aber gerade das getan. Aber wie sagte Adenauer so schön? Was schert mich mein Geschwätz von gestern?
Was war Weltpolitisch in den 50ern und 60ern los? Unvollständig: Koreakrieg, Kubakrise, Indochina und danach Vietnam. Und auf dem Afrikanischen Kontinent haben die Sowjets auch fleissig mitgemischt. Mittelamerika und Südamerika war auch nicht ruhig. Und der Nahe Osten war ziemlich unruhig.

Apvar
 
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2. Inwiefern führte Brandts Ostpolitik zur Wiedervereinigung? Die WV ist doch zustande gekommen, weil Reagan weitergerüstet hat und Gorbatschow die schlechte wirtschaftliche Situation des Ostblocks eingesehen hat. ...

Das kann man auch anders sehen. Der Verweis auf äußere militärische Bedrohung hilft Diktatoren sich an der Macht und ihre Untertanen politsch und wirtschaftlich kurz zu halten. Unter Stalin war die wirtschaftliche Lage viel prekärer als während der Entspannungsphase - trotzdem schwärmen noch viele für ihn, weil unter seiner Führung die Nazis aus dem Land geworfen wurden. In Nordkorea kann man das auch heute noch sehen.

Erst die Entspannungspolitik nahm den Betonköpfern einen Teil des "Winds aus den Segeln" und machte die alternative Politik Gorbatschows möglich.
 
Schon mal daran gedacht das die DDR für Adenauer und Erhard nicht existent waren? Wir waren mitten im kalten Krieg. Und den Sowjets konnte man eh nicht trauen aus Sicht Adenauers, normalerweise. Beim auslösen der Kriegsgefangenen aus "Russland" hat er aber gerade das getan. Aber wie sagte Adenauer so schön? Was schert mich mein Geschwätz von gestern?

Ok, ich glaube du wolltest hier auf meine 1. Frage antworten. OK, Adenauer und Erhard haben immer noch die DDR geleugnet, erst Kiesinger wollte Zugeständnisse machen, aber trotzdem OHNE Rückhalt der USA z.B. beim Moskauer Vertrag wäre doch Brandt / Bahr nicht so weit gekommen?! Des Weiteren braucht doch die BRD erstmal außenpolitische Souveränität (Pariser Verträge), wie sollte die BRD sonst ohne außenpolitische Souveränität so weit kommen? Sie dürfte sich dann ja nicht selber vertreten..

Zu dem Weltpolitischen, das ist alles nicht wirklich mein Thema soweit ich weiß, war aber die Kubakrise der Anstoß für Kennedy mit seiner Entspannungspolitik, da man sich nun dem Gleichgewicht des Schreckens bewwust war. ICh hab zudem gelesen, dass der Koreakrieg weiter Angst geschürt hat, dies hat dann später zur Wiederbewaffnung geführt. Über Vietnam, Indochina und den Nahen Osten weiß ich nicht wirklich viel, nur dass die Amis Vietnam verlassen haben, weil das für sie aussichtslos war dort weiter gegen die Guerillas zu kämpfen

Das kann man auch anders sehen. Der Verweis auf äußere militärische Bedrohung hilft Diktatoren sich an der Macht und ihre Untertanen politsch und wirtschaftlich kurz zu halten. Unter Stalin war die wirtschaftliche Lage viel prekärer als während der Entspannungsphase - trotzdem schwärmen noch viele für ihn, weil unter seiner Führung die Nazis aus dem Land geworfen wurden. In Nordkorea kann man das auch heute noch sehen.

Erst die Entspannungspolitik nahm den Betonköpfern einen Teil des "Winds aus den Segeln" und machte die alternative Politik Gorbatschows möglich.

Ok, hab ich es richtig verstanden? Du meinst also das durch äußere militärische Bedrohung Diktatoren wahrscheinlicher an der Macht bleiben. Also meinst du das Gorbatschow die Situation auch hätte ausnutzen können um evtl. sogar seine Macht weiter auszubauen, er aber stattdessen später mit Reagan Abrüstungsverträge unterzeichnet hat? (INF-Vertrag)

Danke für die Antworten!
 
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Ok, hab ich es richtig verstanden? Du meinst also das durch äußere militärische Bedrohung Diktatoren wahrscheinlicher an der Macht bleiben. Also meinst du das Gorbatschow die Situation auch hätte ausnutzen können um evtl. sogar seine Macht weiter auszubauen, er aber stattdessen später mit Reagan Abrüstungsverträge unterzeichnet hat? (INF-Vertrag)

Danke für die Antworten!

Die Breschnew-Zeit galt zwar als Zeit der Stagnation, aber auch der relativen Ruhe. Die Mehrheit der Bevölkeruing hatte sich arrangiert und eingerichtet. Sein Nachfolger war Andropow,vorher KGB-Chef. Er hatte also nicht nur formal, sondern auch tatsächlich die Machtmittel weiterzumachen wie gehabt. Und ich habe keine Zweifel, hätte er länger gelebt, wäre es auch so gelaufen. Auch für Gorbatschow wäre das, vor allem innerparteilich, der einfachere Weg gewesen, zumal es der Führungsschicht gut ging.
Auch wenn es nach Lobhudelei klingt: Gorbatschow hat die Politik nicht geändert, weil er es musste, sondern, weil er es wollte - selbst auf die Gefahr von Nachteilen für ihn selbst. Am Ende hat es ihn ja auch die Macht gekostet und es kamen wieder die, denen die eigenen wirtschaftlichen und politischen Vorteile an erster Stelle standen.

Ein wichtiger Punkt bei der Durchsetzung dieser alternativen Politik, war, dass die mit so blutigen Verlusten erkämpften territorialen Folgen des 2.WK nicht mehr in Frage gestellt wurden und schon gar nicht mit militärischer Drohung oder Gewaltanwendung revidiert werden sollten.
 
ok, hab deinen Standpunkt soweit verstanden :) An der Stelle bleibt aber noch meine Frage, inwiefern Brandt für die Wiedervereinigung gesorgt hat, du sagst ja, dass hauptsächlich Gorbatschow mit seiner alternativen Politik (ich glaub du meinst die Perestroika,oder?) den Deutschen zur Wiedervereinigung geholfen hat.
 
Danke!

Danke an alle, die mir hier geholfen haben, ihr habt mir zu einem erfolgreichen Referat verholfen :)

lg,
nkontrast
 
Der Kniefall von Warschau vor 50 Jahren war eine sichtbares und wichtiges politisches Symbol. Der Bundeskanzler Willy Brandt anerkannte in Demut die Verantwortung Deutschlands für das kriminelle, völkerrechtswidrige und unmoralische Handeln des NS-Staates.

Mit dieser Handlung gewann er deutlich an politischer Glaubwürdigkeit und erhöhte den Handlungsspielraum der Deutschen Außenpolitik. Zusätzlich legte er die Basis dafür, dass es einen langfristigen Prozess der - auf Vertrauen basierten - Annäherung der beiden Blöcke gab.

Vor 50 Jahren - Polens Präsident Duda würdigt "große Bedeutung" von Brandts Kniefall

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