War der Bau der Mauer sinnvoll?

Klaus schrieb:
Ich möchte die Frage auch mal anders stellen:

Betrachten wir mal den Zeitraum zwischen Bau und Fall der Mauer als ein Experiment und versuchen wir, ein Maximum an Erkenntnis über die Menschen, die Wirtschaft, die Globalisierung und die Macht daraus zu ziehen.

Was können wir lernen ?

Was können wir da schon lernen?
Es waren zwei Staaten, die beide in der UNO waren. Nur ein Staat hat sich angemasst, das alleinige Vertretungsrecht für alle zu haben.
Es war auch kein Experiment. Schliesslich war Ostdeutschland sowjetische Besatzungszone und das bis 1989. Die Strippen der Marionetten in Ostberlin haben immer nur die Russen gezogen.
Die wollten sich eben nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.
 
florian17160 schrieb:
Was können wir da schon lernen?
Es waren zwei Staaten, die beide in der UNO waren. Nur ein Staat hat sich angemasst, das alleinige Vertretungsrecht für alle zu haben.
Es war auch kein Experiment. Schliesslich war Ostdeutschland sowjetische Besatzungszone und das bis 1989. Die Strippen der Marionetten in Ostberlin haben immer nur die Russen gezogen.
Die wollten sich eben nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.

Lieber Florian,

Du widersprichst Dir selbst. Den Alleinvertretungsanspruch hatte doch die BRD.
Wenn die DDR nur SBZ war und keinen eigenen Willen hatte, dann machte die BRD das zu recht.
Wobei ich bei Ulbricht und Honneker mir nicht im klaren bin, ob sie immer alles das gemacht haben, was die herrn in Moskau wollten.:confused:
 
Manchmal stelle ich mir die Frage, ob unsere heutige Regierung nicht genauso von Washington abhängig ist und in der Vergangenheit war, wie die DDR Regierung von Moskau.
Ist die Welt der Politik nicht ein einzigstes Marionetten- und Kasperletheater zu dem die Mehrheit des Volkes auch noch gnadenlos Beifall spendet? ;)
 
Da die Frage nach dem Sinn des Mauerbaus nur noch in Hinsicht auf die Ziele der DDR zu klären ist, da den Verstoß gegen Menschenrechte etc. keiner mehr bestreitet, möchte ich einen neuen Denkanstoß geben:
Der Mauerbau war nur angesichts der Massenflucht qualifizierte Arbeiter sinnvoll und wohl eher ein Schnellschuss, als gut durchdacht und nur kurzfristig den Zielen der SED dienlich.
Denn die Kosten für diese monströsen und immer wieder modernisierten Grenzanlagen haben sicherlich nicht unwesentlich zur Entwicklung der finaziellen Situation der DDR und den entsprechenden Folgen 1989 beigetragen.
Zudem hat man nicht nur die guten Sozialisten in der DDR eingesperrt, sondern auch böse Oppositionelle, die mit der Mauer zudem einen Grund mehr hatten, sich zu wehren. Es ist kein Wunder, dass man in den 80er Jahren ein Häftlingsfreikaufprogramm mit der BRD startete. Denn so kam nicht nur Geld in die leeren Kassen, sondern man konnte den Druck auf das Regime mindern.
Im Rahmen meiner Facharbeit über die DDR-Staatssicherheit bin ich zudem durch Gesrpäche mit einem Zeitzeugen, der nach einem Fluchtversuch, lange Zeit in Untersuchungs- und Vollzugsanstalten einsaß, zu der Überzeugung gekommen, dass jede Art von Repression, damit auch die Mauer als Katalysator für die Auflehnung (ich scheue den Begriff Revolution) in der DDR diente(frei nach dem Motto: Druck erzeugt Gegendruck"). Somit war der Mauerbau eher kontraproduktiv. Also in vollem Umfang sinnlos. Entweder man hat das Volk hinter sich oderman spielt es sich vor, aber irgenwann knallt es in diesem Fall einfach, trotz Abschottung, Freiheitsbeschränkung und Propaganda.
 
Die Frage, war der Bau der Mauer sinnvoll, kann so nicht beantwortet werden. Sie müßte präzisiert werden. Für wen war der Bau der Mauer sinnvoll u. warum? Denn die Frage lautet ja ob sinnvoll. Es wird keine allgemeine Beurteilung der Mauer (als menschenverachtend, antifaschistischer Schutzwall etc.) erwartet.
 
florian17160 schrieb:
Gute Rede, ohne Zweifel.
Darf ich fragen, wie alt du bist und woher du kommst?

Danke!!
bin 19 und woher ich komme frag ich mich auch öfters ;-)
Aber geboren bin ich in Leipzig und wohne momentan in Wolnzach (zwischen München und Ingolstadt)
 
Also ihr habt ja alle Recht, ohne Zweifel, aber interessanter Aspekt ist auch, die Abhaltung von Spionen, Saboteuren aller Art. Das erschwerte die Spionage der westl. Geheimdienste erheblich.
 
Wieger schrieb:
Also ihr habt ja alle Recht, ohne Zweifel, aber interessanter Aspekt ist auch, die Abhaltung von Spionen, Saboteuren aller Art. Das erschwerte die Spionage der westl. Geheimdienste erheblich.



Saboteure kommen meist von Innen und Spione reisen selten als Spione ein. :grübel:
In diesen Fälle dürfte die Mauer keine sehr große Rolle gespielt haben und aus der Sicht der Erbauer wäre sie in diesen Fällen wohl eher als sinnlos eingestuft worden. Die "Mauer" stand nicht unter dem Aspekt "Einreisen verhindern".
 
Irene schrieb:
Saboteure kommen meist von Innen und Spione reisen selten als Spione ein. :grübel:
In diesen Fälle dürfte die Mauer keine sehr große Rolle gespielt haben und aus der Sicht der Erbauer wäre sie in diesen Fällen wohl eher als sinnlos eingestuft worden. Die "Mauer" stand nicht unter dem Aspekt "Einreisen verhindern".

Frag mal meine Maulwürfe im Garten.
Die haben mich trotz Schutzwall total unterminiert.
 
Irene schrieb:
Saboteure kommen meist von Innen und Spione reisen selten als Spione ein. :grübel:
In diesen Fälle dürfte die Mauer keine sehr große Rolle gespielt haben und aus der Sicht der Erbauer wäre sie in diesen Fällen wohl eher als sinnlos eingestuft worden. Die "Mauer" stand nicht unter dem Aspekt "Einreisen verhindern".


Naja, Hans Hesse "Ich war beim MfS" bestätigt mein Gesagtes. Hauptsächlich stand sie nich unter dem Aspekt, haste Recht, aber warum sollte man sonst "antifaschistischer Schutzwall" gesagt haben?
 
Weil "Fessel ostdeutscher Arbeitskräfte an SED-Staat" so niederschmetternd klingt?
Weil man so ganz subtil dem Westen Faschismus unterstellen kann? Dadurch kann man die Systemunterschiede zusätzlich verstärken und die Mauer wirkt auf einmal DDR-Bürgerfreundlich.
 
Wieger schrieb:
Naja, Hans Hesse "Ich war beim MfS" bestätigt mein Gesagtes. Hauptsächlich stand sie nich unter dem Aspekt, haste Recht, aber warum sollte man sonst "antifaschistischer Schutzwall" gesagt haben?

Schon mal was von "Propaganda" gehört? Schau Dir mal bitte den Aufbau der Maueranlangen an - die dienen dazu, Leute drin zu halten, als Leute draußen.
 
Themistokles schrieb:
Weil "Fessel ostdeutscher Arbeitskräfte an SED-Staat" so niederschmetternd klingt?
Weil man so ganz subtil dem Westen Faschismus unterstellen kann? Dadurch kann man die Systemunterschiede zusätzlich verstärken und die Mauer wirkt auf einmal DDR-Bürgerfreundlich.


ex akt, was ihr alles gesagt habt, aber die spionage und sabotage ist deutlich zurückgegangen, da das mfs nun eine grundlage zur abwehr hatte. es ist ein unterschied ob ich jemanden genau kontrollieren kann oder einfach via füße, ohne kontrolle über die grenze marschiert?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieger schrieb:
ex akt, was ihr alles gesagt habt, aber die spionage und sabotage ist deutlich zurückgegangen, da das mfs nun eine grundlage zur abwehr hatte. es ist ein unterschied ob ich jemanden genau kontrollieren kann oder einfach via füße, ohne kontrolle über die grenze marschiert?

Also man muss wirklich zugeben, dass diese Mauer vor allem den Zweck hatte, die Menschen davon abzuhalten, dem "Experiment Sozialismus" davonzulaufen. Dieses Phänomen kannte man ja auch von den anderen Staaten, die an westliche Länder grenzten.
"Antifaschistischer Schutzwall" ist ja wohl eines der größten Propagandeworte. Ein Grenzsoldat bemerkte einmal:
Die haben immer gesagt: Antifaschistischer Schutzwall. Aber die ganze Sache war verkehrt 'rum gebaut. Ich bin zwar kein Baufachmann, aber dass die verkehrt rum gebaut hatten, sah ich sofort. Alle sahen das. Die war so gebaut, dass von unserer Seite praktisch keiner rüberkonnte[...]Jetzt sah ich, dass es gegen unsere eigenen Leute ging.

Wenn die Mauer also gegen Eindringlinge von außen gebaut wurde, wie viele sind dann bei einem "Einbruch" in die DDR erschossen worden, wie viele bei versuchter "Republikflucht"???

Spionage und Sabotage. OK Spionniert wurde von West nach Ost und Ost nach West. Außerdem wurden Ende der 50er Jahre fast alle BND-Agenten im Osten enttarnt. Von da an sollte das MfS im Vorteil sein. Wenn der Osten so ausspioniert wurde, warum wusste der BND nichts vom Mauerbau??

Sabotage? Also es ist blödsinnig eine Planwirtschaft zu sabotieren, das ergibt sich von ganz alleine, braucht dann halt nur eine gewisse Zeit.
Oder meinst du denn von Honecker verkündeten "Wirtschaftskrieg" der Bundesrepublik gegen die DDR, angebliches gezieltes Abwerben von Arbeitskräften zur Destabiliserung der DDR.
 
aber die spionage und sabotage ist deutlich zurückgegangen

Würde mich auch mal interessieren, was es in den 50er und 60er Jahren in der DDR zu sabotieren gegeben haben soll. Bei allen Auswüchsen des Antikommunismus bestand wohl unter den Politikern vom Schlage Adenauer und Erhard wohl nie die Angst, die DDR könnte die BRD wirtschaftlich überflügeln.
 
Wieger schrieb:
Also ihr habt ja alle Recht, ohne Zweifel, aber interessanter Aspekt ist auch, die Abhaltung von Spionen, Saboteuren aller Art. Das erschwerte die Spionage der westl. Geheimdienste erheblich.

Lieber Wieger,

Spione krabbeln nicht über Die Mauer, die werden innerhalb des Systems angeworben.:grübel:
 
Es ist ohnehin offen, welche Rolle Spionage des Westens eine Rolle im späteren Verlauf der DDR gespielt haben.
Die Öffnung zum Westen mit Ziel der internationalen Anerkennung beispielsweise hat ein noch viel gefährlicheren Feind in Augen der SED auf den Plan gerufen: westdeutsche Medien. Durch erhöhte Aufmerksamkeit dieser hat man gar große Teile der Stasi-Vorgehensweise massiv verändert. (wie der damalige Wissensstand über die Staatssicherheit zeigt relativ erfolgreich)

Da ausgereiste Oppositionelle Ende der 80er Jahre nur durch Listen politischer Häftlinge, die über die ständige Vertretung der BRD in Ostberlin oder Kontaktmänner in Tschechien an die Westöffentlichkeit gelangten in vielen Fällen die Freilassung bzw. den Freikauf dieser erreichen konnte zeigt wunderbar, wie man einerseits nur die systemoppositionellen Kräfte zu stärken brauchte und sich die DDR durch nur wenige Transparenz selbst schwächte. Wozu da noch groß spionieren? Zwar war das Ausmaß der finanziellen Notlage der DDR besonders in den 80ern nicht vollends bekannt, aber dass von ihr weder wirtschaftlich-technische Innovationen genauso wenig zu erwarten waren, wie eine militärische Bedrohung, die durch Spione im Kreml sicherlich besser eingeschätzt werden konnte, war eigentlich klar.

Wie bereits erwähnt hat sich der SED-Staat durch Stasi und Mauer letztendlich selbst zu Grunde gerichtet.
 
volpe schrieb:
Wie bereits erwähnt hat sich der SED-Staat durch Stasi und Mauer letztendlich selbst zu Grunde gerichtet.

Lieber Volpe,
ich sehe es ähnlich wie Du. Das System war am Ende und hat sich dadurch selbst geschadet.:grübel:
 
21.5.1951 Trockemilch durch Zusatz von Seife unbrauchbar gemacht
12.6.1951 Milch durch Saccharin unbrauchbar gemacht
1.12.1951 Kurzschluss im Elektrizitätswerk Eberswalde
5.1.1952 Stillegung einer Turbine in einem Zellstoffwerk durch Verunreinigung des Turbinenöls durch Sand Schaden:250000 Mark........ usw. usf.

Kleinvieh macht auch Mist...



Der Spiegel, 19 November 1952: "Drei Germans" aus Westberlin erhielten den Auftrag (...) von einem Agenten den Auftrag, als Postangestellte verkleidet mit Nachschlüsseln Telephonverteilerkästen im sowjetischen Sektor Berlins zu öffnen und Sprengladungen hineinzupacken.

Nach Errichtung der Mauer in Berlin stellten wir fest, daß der Bundesnachrichtendienst der einzige Geheimdienst war, der sich auf eine solche Situation eingestellt hatte. Durch vorbereitende Maßnahmen seiner Agenturen- Ausrüstung mit Geheimschriftmitteln, Verwendung von Deckadressen (...)


Zitat Solidarnosc:"Sabotage? Also es ist blödsinnig eine Planwirtschaft zu sabotieren, das ergibt sich von ganz alleine, braucht dann halt nur eine gewisse Zeit." Und das wusste man vorher...? Zumal man doch wenn dann die Sache beschleunigt.


Außerdem ist mir klar, das es in erster Linie um das Verhindern des "Ausblutens" ging, aber ich habe noch einen anderen Aspekt reingebracht.
 
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