War Friedrich II. wirklich der "Große"?

Maria Theresia und Friedrich der Große waren sich in vielerlei sehr ähnlich. Beide stehen für den aufgeklärten Absolutismus. Die Unterschiede liegen mehr im Erfolg ihrer Außenpolitik. Und natürlich war Maria Theresia keine Feldherrin. Friedlich aber auch nicht.
p.s. @Rovere Kritik aus Österreich ist doch nicht auswärtig! ;)
 
Lieber Scorpio, dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen, ausgewogen stellt er die Leistungen Friedrichs dar ohne die Schattenseiten seines Regimes auszublenden. Dennoch fiel mir vor allem der Eingangsabsatz auf.

Denn auch du findest es vorerst mal notwendig klar zustellen dass auch die Habsburger Geschichtsklitterung betrieben (nona, die ganze Ringstraße probierts)? Ich finde das ziemlich spannend, denn auch die beiden anderen Reaktionen auf meine Friedrich Beiträge bezogen sich (fast) ausschliesslich darauf dass ich aus Österreich bin. Irgendwie nach dem Motto "Kehr mal vor der eigenen Tür".

Ich erlaube mir folgenden Schluss zu ziehen: Der Mythos und die Aura Friedrichs II. als deutsche Identifikationsfigur, gezimmert im 19. Jhdt., wiegt auch heute noch so stark dass auswärtige Kritik daran als ein unziemlicher Akt gesehen wird der zuerst mal zurechtgewiesen wird.
(Ich gebs zu, mir gehts ja genauso wenn jemand über Franz Josef schimpft, nehme mich gleich selbst an der Nase).

Ist aber schon spannend wieviel 19. Jhdt. noch in unseren Köpfen rumspukt, nicht? :grübel:

Den Eingangsbeitrag hast du mißverstanden oder ich hätte mich exakter ausdrücken sollen. Friedrich II. war schon der zweite Hohenzoller, der das Prädikat "der Große" bekam, wobei ich finde, das bei einem direkten Vergleich zwischen dem großen Kurfürsten und Leopold I. oder beim Vergleich Friedrichs mit Maria Theresia die Habsburger durchaus nicht schlechter abschneiden. In seiner Toleranzpolitik den Juden gegenüber ging Joseph II. wesentlich weiter, als der Preussenkönig. Doch an Tradition konnten sich die Hohenzollern nicht mit dem Haus Habsburg messen, und in einer derartig altehrwürdigen Monarchie wie der österreichischen fiel offenbar für den einzelnen Regenten nicht so viel Glanz ab, wie bei den preußischen Aufsteigern.
 
Ich weiß nicht, das kann jetzt vielleicht ein doofer Ansatz sein, aber wenn man spontan Herrscher aus dem Hause Habsburg nennen Soll und dann spontan Herrscher aus dem Hause Hohenzollern, bei wem fällt ein mehr ein. Ich denke Scorpio hat Recht, indem er sagt das der Ruhm der den Kaiser des HHRDN und später den Kaisern Österreichs zu teil wurde, das Haus zu mehr Prestige las den Herrscher als gebracht.
Das ist doch mal eine Interressante Frage? Wie viele Fallen euch den, spontan zu jeden Haus ein?
 
Ich glaube es kommt darauf an woher die Person stammt die "spontan" Herrscher der beiden genannten Dynastien nennen soll. Und auch bei den Hohenzollern sind wahrscheinlich nur die beiden Zweier (Fritz & Willi) in ein kollektives Gedächtnis eingebrannt.

Viel interessanter ist die Frage warum bestimmte Herrscher in bestimmten geographischen Räumen bis heute erinnert werden. Gutes Beispiel ist Kaiser Leopold II. - als Nachfolger Josephs II. regierte er kaum 2 Jahre, selbst dem überdurchschnittlich historisch interessierten sagt er nix. In der Toskana ist er als Pietro Leopoldo bis heute populär. Rudolf II. wird meist als verrückter Sonderling abgetan, die Tschechen verehren ihn bis heute. Philipp II. gilt als Verkörperung katholischen Fanatismus, in Spanien hat er den Beinamen "El Prudente" (der Kluge, der Besonnene).

Ich würde daher vorsichtig sein mittels "spontaner Assoziation" Ruhm & Größe von schon lange toten Monarchen messen zu wollen.
 
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Und hier kommen wir zu einem Aspekt der bist jetzt in der Diskussion (vom Eingangsstatement mal abgesehen) gefehlt hat, der Mythos Friedrich der Große nach seinem Tod.
Denn die Verehrung des "Alten Fritz" zu Lebzeiten hielt sich durchaus in Grenzen. Was schrieb Mirabeau der in Berlin weilte als Friedrich starb?
"Es herrscht Totenstille, aber kein Trauer. Man zeigt sich benommen ohne Kummer. Man sieht keine Gesicht, das nicht den Ausdruck von Erleichterung, von Hoffnung trüge."
Mirabeaus Zitat ist sehr berühmt aber verdeutlicht eigentlich nur die Ansichten der Berliner. Friedrich II. war schon nach dem Siebenjährigen Krieg eine entrückte Person geworden, der im "fernen" Potsdam saß. Bezeichnenderweise war hingegen seine von ihm gehasste Gemahlin bei den Berlinern beliebt. Sie bildete bei aller Sparsamkeit den eigentlichen preußischen Hof um sich herum. Sie hatte wie viele, die sich davor nicht retten konnten, den ungerechten Spott des Königs zu ertragen. Diese Boshaftigkeiten und deutlichen Brüskierungen auch und gerade gegenüber den Berlinern vergaßen diese ihrem König nie.

Thiébault, der sehr kritisch über Friedrich urteilte und unter dessen Unzulänglichkeiten und Starrsinn bezüglich der königlichen Französischkenntnisse zu leiden hatte, äußert sich über Friedrichs Größe nochmals:
"Man hat gerne Vergleiche gezogen zwischen Peter dem Großen, Ludwig dem Großen, und Friedrich dem Großen. Ludwigs Beiname ist schon bald nach seinem Tode, ja schon bei Lebzeiten ihm bestritten worden. Die großen Eigenschaften des Russen will ich zu gerne anerkennen, aber ich glaube doch, daß Friedrich bei weitem der Größere von den beiden ist.

Peter der Große hatte den Vorteil, daß er aus dem Nichts erstand; aus einer unbedeutenden Umgebung ragte er empor wie ein Riese in einem Pygmäenvolk. Seine Nation war in seiner Hand wie weicher Thon, den er nach seinem selbstherrlichen Belieben zurechtkneten konnte.

Mit welchen Schwierigkeiten hatte dagegen Friedrich zu kämpfen! Ich will garnicht einmal von seinen Feinden reden, obgleich man nicht übersehen darf, daß in jener schweren Zeit, als ganz Europa gegen ihn zu Felde zog, auch in ihren Reihen tüchtige und bedeutende Männer erstanden oder sich entwickelten, mit denen nur ein Genie und ein Mann wie Friedrich fertig werden konnte. Man richte den Blick auf Friedrichs eigene Umgebung; dort lagen die größten Schwierigkeiten, die er zu überwinden hatte: fest gebildete Ansichten, Vorurteile, Interessen, die er schonen und doch überwinden mußte. Wenn Friedrich anders gehandelt hätte, als er that, und sich nur von seinem Temperament hätte fortreißen lassen, so würde er alles über den Haufen geworfen und alles verloren haben.

Und noch eins, worin seine Heldengröße sich zeigt: er vollbrachte die gewaltigsten Thaten, als erfülle er damit nur seine alltägliche Pflicht. ..."
Thiébault: "Friedrich der Große und sein Hof..." S. 106

Manches mag fehlerhaft an den Ausführungen des Wissenschafters Thiébault sein, besonders die Schwierigkeiten im Inneren Preußens halte ich für überschätzt. Grundsätzlich regierte Friedrich II., wenngleich zum Erstaunen seiner Zeitgenossen, in einem Stil weiter, welcher in der Unnahbarkeit und überraschenden Wirkung auf seine Untertanen dem seines Vaters extrem ähnelte. Schwerin, Anhalt-Dessau einige der alten Hasen übernahm er, Grumbkow tat indes Friedrich II. den Gefallen vorher zu sterben bevor Friedrich den Thron bestieg.
 
Ich halte sein Gesetzeswerk und die Etablierung eines preussischen Rechtstaates für seine größte Leistung.

Ich habe hier eine eher etwas andere Sichtweise.
Mit dem Gesetzeswerk hatte er nur begonnen, weil er sich 1779 in völlig unverhältnismässiger Weise in die Justiz eingemischt hat ("Müller-Arnold-Prozess"), und dies eine Welle der Empörung ausgelöst hatte. Er war also faktisch "gezwungen", einen Rechtsstaat zu etablieren.

Sein "Allgemeines Landrecht der Preussischen Staaten" war bereits bei dessen Erscheinen 1794 völlig überholt.
Sein Ziel, die Rechtswissenschaft durch unmögliche Artikel einzuschränken (Verbot der Berücksichtigung von Lehrmeinungen, Auslegungsverbot etc.) war undurchführbar. Dies war ein Rückschritt in die Zeit vor der Etablierung der Rechtswissenschaften.
Das ALR wurde von den Rechtsfakultäten (auch in Preussen) grösstenteils gar nicht beachtet, und spätestens 1804 mit der Inkraftsetzung des "Code Civil" in Frankreich war das ALR kodifikatorisch überflüssig geworden.

Das ALR ist gesamthaft gesehen ein gutes Beispiel für die Unzulänglichkeiten einer rein kasuistischen (Anreihung von Fällen) Kodifikation.
Ab 1804 setzte sich in Europa die abstrakten Kodifikationen endgültig durch.
 
Denn die Verehrung des "Alten Fritz" zu Lebzeiten hielt sich durchaus in Grenzen. Was schrieb Mirabeau der in Berlin weilte als Friedrich starb?
"Es herrscht Totenstille, aber kein Trauer. Man zeigt sich benommen ohne Kummer. Man sieht keine Gesicht, das nicht den Ausdruck von Erleichterung, von Hoffnung trüge."
Ich muss meine Ansicht zu Mirabeau korrigieren. Es ist gut möglich, dass seine paar oft zitierten und von Rovere angeführten Sätze garkeinen Aussagewert haben(!).

Wie Prinz Heinrich, der Bruder Friedrich II., gegenüber Thiébault äußerte, fühlte sich Mirabeau geringschätzig unter anderem durch den Prinzen Heinrich behandelt. Dabei hatte Prinz Heinrich sich an die französische Regierung gewendet als die Lage durch den Zustand des Königs von Preußen schwieriger zu werden drohte, woraufhin Calonne und der Ministerrat die Wahl auf Mirabeau fallen ließ, da der Graf Eterno nach Meinung des Prinzen Heinrich in dieser Situation nicht genügte. Mirabeaus Werk "De la monarchie prussienne sous Frédéric le Grand" könnte daher als eine Art Rache gegenüber dem preußischen Hof oder einem Teil dessen verstanden werden, worin Mirabeau z.B. das Urteil über Prinz Heinrich fällt:
"Klein an Wuchs, klein an Geist."
 
Den Auftakt zur Benennung Friedrich mit der Beifügung »der Große« findet man durch Voltaire gemacht, der den Kronprinzen Fr. in Briefen oftmals »grand prince« nennt, so Theodor Schieder. Diese Erhöhung des zukünftigen Herrschers wird durch die hohen Erwartungen der Aufklärer begründet, die diese in ihn als aufgeklärte Person steckten.
Doch, so schreibt Schieder weiter, ist es nicht der Verdienst Voltaires bzw. der Franzosen, dass Friedrich den Beinamen der Große erhielt, auch wenn sie ihn »le grand« nannten. Die Deutschen resp. richtiger die Preußen titulierten ihn so, dass der Beiname die Zeit überdauerte: Nach dem 2. schlesischen Krieg wurde in Berlin (28.12.1745) F. ein triumphaler Empfang bereitet – ein „Adventus mit der Proklamation des Fredericus Magnus“ (S. 185 im u.g. Aufsatz). Es wurde „ein dreymaliges Vivat Friedrich der Große“ (S. 185) gerufen und Chorschüler Neu-Cöllns stimmten die römische Titulatur „Vivat, vivat Fridericus Rex, Victor, Augustus, Magnus, Felix, Pater Patriae“
(S. 185)
an.
Ähnliche Zeremonien seien in der Zeit üblich gewesen und auch andere wurden mit gleichem Beinamen betitelt (Beispiel: Ludwig XIV. wurde wohl für einige Zeit der Titel "Le Grande" verliehen, nach dem Frieden von Nymwegen, er behielt diesen Titel aber nicht lange, so Voltaire -vgl. S. 187.), doch bei einigen verfestigte sich dieser Beiname nicht so wie bei Friedrich. So weit ich den Text, auf den ich mich hier beziehe und den ich unten angeben werde, gelesen habe, argumentiert der Autor damit, dass auch die patriotische Stimmung nach dem 2. schlesischen Krieg entscheidend war.

Ich schreibe diese Halbkenntnisse deshalb schon hin, bevor ich mit meiner Lektüre fertig bin, da ich nicht weiß, wann ich weiter lesen und schreiben kann. Ich finde diese oben aufgezeigte Betrachtung aber nicht unwichtig für diesen Thread. Ein interessantes Buch zum Thema Preußen ist das Buch - mit dem ich hier gearbeitet habe und aus dem die Zitate entnommen sind – Preußen. Seine Wirkung auf die deutsche Geschichte, Stuttgart 1985. Hierin habe ich für diesen Thread angefangen den Aufsatz: Schieder, Theodor: Über den Beinamen »der Große« bei Friedrich II. von Preußen, S. 179 – 200. zu lesen.

Interessant ist dieser Aufsatz auch, weil er sich eingangs mit dem Beinamen »der Große« ohne den Kontext Friedrichs des Großen beschäftigt.
 
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Ähnliche Zeremonien seien in der Zeit üblich gewesen und auch andere wurden mit gleichem Beinamen betitelt (Beispiel: Ludwig XIV. wurde wohl für einige Zeit der Titel "Le Grande" verliehen, nach dem Frieden von Nymwegen, er behielt diesen Titel aber nicht lange, so Voltaire -vgl. S. 187.), doch bei einigen verfestigte sich dieser Beiname nicht so wie bei Friedrich. So weit ich den Text, auf den ich mich hier beziehe und den ich unten angeben werde, gelesen habe, argumentiert der Autor damit, dass auch die patriotische Stimmung nach dem 2. schlesischen Krieg entscheidend war.
Ich denke Thiébault, den ich ja anführe, hatte sicherlich seine Ansichten über Louis le Grand auch von Voltaire. Dessen Werk "Le Siècle de Louis XIV" brachte Voltaire ja bezeichnenderweise in den 1750ern in Berlin heraus.:fs:
 
Ich denke Thiébault, den ich ja anführe, hatte sicherlich seine Ansichten über Louis le Grand auch von Voltaire. Dessen Werk "Le Siècle de Louis XIV" brachte Voltaire ja bezeichnenderweise in den 1750ern in Berlin heraus.:fs:

Ja, sehe ich auch so.

Ich habe herausgefunden, dass es ein eigenes Büchlein von Theodor Schieder gibt namens Über den Beinamen der Große. Reflexionen über historische Größe; Opladen 1984. Wer sich für diesen Beinamen interessiert, kann also auch dort reinschauen.
 
Nach den vielen Kriegen mit Maria Theresa war Preußen ein armes Land , damit das Land wieder reicher wurde schenkte Friedrich der Große seinen Untertanen Militärpferde,Magazinbestände und einige Millionen Taler. Außerdem hat er zerstörte Häuser wieder aufbauen lassen die vom Krieg zerstört wurden sind. Ich finde deswegen hat er zur recht den Titel :der Große bekommen.
 
Nach den vielen Kriegen mit Maria Theresa war Preußen ein armes Land , damit das Land wieder reicher wurde schenkte Friedrich der Große seinen Untertanen Militärpferde,Magazinbestände und einige Millionen Taler. Außerdem hat er zerstörte Häuser wieder aufbauen lassen die vom Krieg zerstört wurden sind. Ich finde deswegen hat er zur recht den Titel :der Große bekommen.

Wer war denn der Verursacher dieser Kriege?
 
Nach den vielen Kriegen mit Maria Theresa war Preußen ein armes Land , damit das Land wieder reicher wurde schenkte Friedrich der Große seinen Untertanen Militärpferde,Magazinbestände und einige Millionen Taler. Außerdem hat er zerstörte Häuser wieder aufbauen lassen die vom Krieg zerstört wurden sind. Ich finde deswegen hat er zur recht den Titel :der Große bekommen.

Hätte Friedrich diese erwähnten Kriege nicht durch die Annexion Schlesiens vom Zaun gebrochen wärs nicht nötig gewesen, Almosen an verarmte Bauern zu geben.

Vielleicht ist mit den "Großen" der Geschichte wie mit der Ehe? Sie helfen, Probleme zu lösen, die man ohne sie nicht hätte??? ;)
 
Gut aber die Anlage der Magazine selbst kann man wohl als große Leistung ansehen. So konnte 1771/1772 während der großen Hungersnot, in deren Folge es auch zu Seuchen kam, ausgeholfen werden und Lieferungen, wohl gegen hohen Gewinn, wurden auch ins verfeindete Sachsen gesendet, wo bereits zigtausende Untertanen gestorben waren.
 
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