War Vlad der Pfähler eurer Meinung nach gut oder böse?

War Vlad der Pfähler eurer Meinung nach gut oder böse?

  • Gut

    Stimmen: 2 22,2%
  • Böse

    Stimmen: 4 44,4%
  • Unentschlossen

    Stimmen: 3 33,3%

  • Umfrageteilnehmer
    9

CountDracula

Mitglied
Seid gegrüßt, liebe Mitglieder!

Ich weiß, dass die Unterteilung in "gut" und "böse" extrem schwierig ist. Trotzdem würde ich gerne wissen, wie ihr über ihn denkt.

Eure Freundin D. :devil:
 
So eine Frage läßt sich doch nur mit entsprechenden Hintergrundwissen beantworten und darüber hinaus, was soll so eine Aussage überhaupt bezwecken?
 
Die Quellenlage über Vlad Tepes - gestorben vor 550 Jahren - lässt es wohl nicht zu eine objektive Bewertung seines Charakters abzuliefern, da gibt es zuviele mündliche Überlieferungen und Legenden. Grundtenor ist dennoch überall gleich - Launenhaftigkeit, ungezügeltes Temperament, Grausamkeit (und das 15. Jahrhundert war nicht unbedingt zimperlich).

Egal - ich denke es geht bei dieser Frage auch weniger um den historischen Vlad, sondern mehr um die Legendenfigur entstanden aus dem neoromantischen Vampirbild von Stoker und dessen mormonischen Epigonen.

PS: Zumindest Ceaușescu fand ihn "cool"......
 
Ich weiß, dass die Unterteilung in "gut" und "böse" extrem schwierig ist. Trotzdem würde ich gerne wissen, wie ihr über ihn denkt.

Was heißt hier "gut" oder "böse"? Tatsache ist, dass sich Vlad Tepes in einer äußerst kritischen Zeit gegenüber den anrückenden Türken behaupten musste und dabei zu teilweise radikalen Mitteln griff. Tatsache ist aber auch, dass er selbst für die Verhältnisse des MA als besonders blutrünstig galt, wobei Pfählungen seine Spezialität waren. Abgesehen von legendären und tendenziösen Darstellungen gibt es seriöse zeitgenössische Quellen, die das zeigen:

Erstmals übte Vlad Tepes grausame Rache an Bürgern der Stadt Kronstadt, die sich auf die Seite eines fürstlichen Konkurrenten gestellt hatten. Zwischen 1457 und 1460 ließ er 41 Kaufleute pfählen, 300 lebendig verbrennen. Vlads Türkenkriege verliefen mit wechselndem Erfolg. So überwand er den Statthalter von Giurgio, Hamza-Pascha, durch List und ließ ihn samt seinem Gefolge pfählen. Der Straffeldzug von Sultan Mehmed II. führte zur Einnahme von Tirgoviste, zur Einsetzung von Fürst Radu und zur Flucht Vlads III. zu König Matthias Corvinius, der ihn aber - vermutlich infolge einer Intrige Kronstadts - auf Visegrad gefangensetzen ließ (1462-66). Anschließend lebte Vlad im ungarischen Pest und nahm zeitweilig an den Balkankriegen des ungarischen Königs teil.

Ob Vlad Tepes bei Kampfhandlungen im Jahr 1462 wirklich 20 000 türkische Gefangene gepfählt hat, ist umstritten und in den Quellen widersprüchlich behandelt. Allein die utopische Zahl von 20 000 Gepfählten sollte zur Vorsicht hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes mahnen.
 
Das Pfählen hatte er sich wahrscheinlich bei den Osmanen abgeschaut, als er in seiner Jugend bei ihnen als Geisel lebte. Diese Hinrichtungsmethode war, neben der Häutung, seit dem Altertum eine orientalische Spezialität.
20000 klingt wirklich etwas utopisch aber nicht unmöglich. Auf alle Fälle muss es ein furchteiflößender und demoralisierender Anblick gewesen sein, als das osmanische Heer an diesem schauerlichen Pfahlwald vorbeiziehen musste.
 
20000 klingt wirklich etwas utopisch aber nicht unmöglich. Auf alle Fälle muss es ein furchteiflößender und demoralisierender Anblick gewesen sein, als das osmanische Heer an diesem schauerlichen Pfahlwald vorbeiziehen musste.

Man müsste halt wissen, welche Quellen das belegen und vor allem wie zuverlässig sie sind. Bekanntlich hat Vlad Tepes Draculea im Abendland eine überaus schlechte Presse und da Legenden von der Wahrheit zu trennen, ist nicht ganz einfach.
 
Man müsste halt wissen, welche Quellen das belegen und vor allem wie zuverlässig sie sind. Bekanntlich hat Vlad Tepes Draculea im Abendland eine überaus schlechte Presse und da Legenden von der Wahrheit zu trennen, ist nicht ganz einfach.
Eine dieser Quellen ist ein Janitschar, also kein Abendländer. Vlad ließ ja nicht nur Türken pfählen sondern auch Landsleute, wie im Jahr 1459 Oppositionelle in Kronstadt und 10 000 Hermannstädter im Jahr 1460 . Wahrscheinlich sind auch diese Zahlen zu hoch angesetzt aber es muss doch eine beträchtliche Menge an Menschen gewesen sein, die auf diese Art ums Leben kamen.
Vlad hatte offenbar eine stark ausgeprägte sadistische Persönlichkeitsstruktur und war alles andere als ein Zeitgenosse, dessen Bekanntschaft man sich wünschte.
Da Strafen in dieser Epoche meist grausam und barbarisch vollstreckt wurden, musste man schon ein übler Wüterich sein, um selbst dem, nicht zimperlichen Mehmed den Eroberer das Gruseln beizubringen.
 
Wobei wenn es sich bei den Memorian eines Janitscharen von Mihajlo Konstantinovic handelt dieser seine Memoiren in ungarischer oder polnischer Umgebung schrieb und er wahrscheinlich ein Katholik war (er war orthodox, dann Moslem und dann wahrscheinlich katholisch).

Nicht das ich daran zweifeln würde, aber als jemand aus dem Abendland könnte man ihn durchaus bezeichnen.
 
Das Pfählen hatte er sich wahrscheinlich bei den Osmanen abgeschaut, als er in seiner Jugend bei ihnen als Geisel lebte. Diese Hinrichtungsmethode war, neben der Häutung, seit dem Altertum eine orientalische Spezialität.
Nicht zwangsläufig. Bereits Prokopios berichtete, dass die Slawen das Pfählen als Hinrichtungsmethode anwandten. Ob es am Balkan eine Kontinuität der Anwendung vom Früh- bis ins Spätmittelalter gegeben hat, weiß ich aber nicht.
 
Nicht zwangsläufig. Bereits Prokopios berichtete, dass die Slawen das Pfählen als Hinrichtungsmethode anwandten. Ob es am Balkan eine Kontinuität der Anwendung vom Früh- bis ins Spätmittelalter gegeben hat, weiß ich aber nicht.
Das ist sicher richtig. Allerdings gibt es einen Unterschied ob Verbrecher zu dieser Todesart verurteilt wurden oder Kriegsgefange massenhaft so zu Tode gemartert wurden. Auch über Mehmed den Eroberer berichten sowohl venezianische als auch türkische Quellen ,dass er z.b. bei der Eroberung von Nekroponte ,in Gefangenschaft geratene Gegner pfählen ließ.
 
"Hinrichtungsmethode" meinte ich nicht im strafvollzugsrechtlichen Sinn. Prokopios berichtete, dass die Slawen bei einem Einfall ins Oströmische Reich ihre Gefangenen pfählten.
 
Pfählen war die Strafe für Heiducken oder Rebellen, ob dies immer so intelligent war sei mal dahingestellt. Ich kenne einige berichte vom Banater Aufstand und den Aufständen im 19. Jahrhundert, dass Personen bis zur Verzweiflung weitergekämpft haben auch wenn es aussichtslos war, da man die Pfählung oder Häutung fürchten musste.
 
Mon dieu - das sind ja gruselige Methoden! :zunge:
Zu Häutungen soll es noch im sowjetisch-afghanischen Krieg gekommen zu sein. Russischen Gefangenen soll von den ,von den Mujaheddin, bei lendigen Leib die Haut abgezogen worden sein. Auch Nase-Ohren-und Genitalien abschneiden kam, laut Berichten von sowj. Soldaten vor.
 
Der Kaiser hatte schon einen amtlichen Türkenjäger: Johann Hunyadi, der sich ärgerlichweise an Budapest
orientierte statt an Wien. Dann taucht hinter ihm noch einer auf und auch der orientierte sich an Budapest.

Ein Fall für die habsburgische Propagandadruckerei.

Ein paar Gepfählte (Napoleon ließ ihn Ägypten einen Einheimischen pfählen) erweckten nicht viel Aufmerksamkeit,
aber man kann ja wild übertreiben und irren Blickes dabei genüßlich schmausen, auf dem Holzstich.

"Sie suchen ein Palais in Budapest? Dass ich nicht lache! Schauns her, wer dort alles auf die Gartenparty kommt!"

Das hat alles recht gut funktioniert.

Von jener wohlhabenden Blutgräfin Bathory ist aber überliefert, dass selbst aus ihrem Wiener Palais, wo sie zum shoppen hinfuhr, nachts grässliche Schreie zu hören waren. Die vis a vis schlafenden Augustiner mussten sich die Ohren zu halten. So stehs im Protokoll der Rumorwache. Also keine Rede davon, dass man eine stinkreiche, protestantische Witwe anpatzen wollte. Ist ja alles amtlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Rumorwache wurde erst nach ihrem Tod gegründet.
Noch während des Bestehens der (1569 begründeten) Stadtguardia wurde 1646 die Rumorwache als neuer Sicherheitswachkörper eingerichtet und mit einer Instruktion ausgestattet.
Rumorwache

Ich hatte darum gleich kein gutes Gefühl. Hier muss man aufpassen wie ein Haftelmacher :)

Betr. Bathory in Wien
Auf den Spuren der Blutgräfin in der Wiener Innenstadt

"In der Augustinerstraße fanden ebenfalls Folterungen statt, teilweise war der dadurch entstandene Lärm so groß, dass Nachbarn Blumentöpfe gegen die Fenster der Bathorywohnung warfen. "

Kannte ich nur in der Version, dass die gegenüber befindlichen Augustiner Anzeigen erstatteten, die protokolliert sind.

Was ja keineswegs als Beweis ausreicht. Nona hätte man für Spuren gesorgt, wäre sie tatsächlich politisch oder aus Habgier bezichtigt worden. Dass jener Graf Thurzo der sie überführt hat zum Lohn ihre großen Besitzungen übernahm, spricht ja nicht unbedingt für ein sauberes Verfahren.

Die Pfählungen des rumänischen Vlad könnte man auch ganz rational als psychologische Kriegsführung erklären. Dafür bedarf es keiner spezifischen Perversion, die ihn von Mongolen, Osmanen, Magdeburg, kühlen Nazi- und Weltkriegsstrategen oder Henry Kissingers Bomben auf Kambodscha abheben. Die Suppe bleibt darum dünn. Die Bombenlast des Vietnamkrieges übertraf die des gesamten 2. Weltkrieges, wenn ich richtig informiert bin. Bekam aber trotzdem keine gleichwertige Aufmerksamkeit. So ähnlich vermute ich das auch für die damaligen Verhältnisse. Der eine Renaissancefürst konnte unbeschädigt wüten, beim Anderen wurden man umso moralischer. Je nach Bedarf, politischer Möglichkeit etc.
 
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