Ich schreibe bald eine Spanisch-Klausur und wollte mich mal informieren, wie das mit den Mexikanern und den Indios so um 1910 (ungefähr zur zeit der mexikanischen revolution) war! Warum waren die Indios innerlich zerrissen? Wie war die Gesellschaft aufgebaut und was waren die Gründe für deren schwere Lebenslage??
Mal auf die Schnelle ein paar Stichworte:
Die Indianer waren kolonisiert - Menschen zweiter Klasse im eigenen Land, wenn nicht völlig rechtlos, teils Ausbeutung auf Plantagen (selbst bei Mitarbeit aller Arbeitsfähigen in der Familie konnte der tägliche Lebensunterhalt nicht erarbeitet werden). Die Gesellschaft war weitgehend undurchlässig strukturiert: Indianer ganz unten, etwas darüber Halbindianer, ganz oben Weiße. Zu Kolonialzeiten waren Indianer u.a. in Missionen oder Haciendas zur Zwangsarbeit herangezogen worden, wo die Aufrechterhaltung von Traditionen nicht oder kaum möglich war, weil Angehöriger mehrerer/vieler Völker zusammenlebten; dadurch entstand eine relativ breite Schicht Indianer/Halbindianer, die ihrer traditionellen Kultur entfremdet waren. Ein sozialer Aufstieg durch Bildung war weitgehend unmöglich; höhere Bildung für Indianer nur in Ausnahmefällen zu realisieren. Die wirtschaftliche Ausbeutung ging auch nach der Unabhängigkeit Mexikos weiter, wie auch Landenteignungen/diebstahl. Politische Einflußnahme der indianischen/gemischt-indianischen Mehrheit war nicht gegeben.
'Ideologisch' untermauert war das System durch rassistische Einstellungen gegenüber Indianern: Indianer sind minderwertig, faul und arbeiten nicht 'von allein', Indianer sind schmerzunempfindlich (und können daher erbarmungslos geprügelt werden). Das ist nicht nur 'kolonial', sondern auch nach der Unabhängigkeit prägend für die Lebensbedingungen der Indianer.
Anmerkung zu Quijotes Antwort: staatsrechtlich und verfassungsmäßig gesehen ist das richtig, die Praxis war häufig genug völlig anders. Tierra y Libertad als Forderung beinhaltete politische Freiheit, Freiheit als Staatsbürger mit allen Rechten und Pflichten, Sicherheit vor Willkür, aber auch sicherer Landbesitz ohne die Gefahr der Enteignung, wenn zb ein weißer Mexikaner das Land beanspruchte, war Vertreibung eher üblich und der juristische Weg wenig erfolgversprechend (neben der Kostenfrage). Getragen wurde mW die Revolution insbesondere von der Schicht der Halb-Indigenas. Die Klassenfrage war schon (bzw immer noch) eng mit der 'Rassenfrage' verknüpft.