Warum blieben die Menschen in Westberlin?

macabre

Mitglied
Durch den Film "die Luftbrücke" erinnere ich mich wieder an eine Frage, die mir aufkam als ich mich in die Berliner Geschichte eingelesen habe:

Warum blieben die über 2 Millionen Menschen in der Westberliner Zone?
Was hielt sie dort, was sprach für Berlin?
Es war ein einziges Ballungsgebiet ohne große Grünflächen, ebenso war die Gefahr durch die Soviets nicht auszuschliessen (und höher als für andere Orte), die Versorgung hätte jederzeit zusammenbrechen können, etc.

Was sprach dagegen, nach Westdeutschland auszusiedeln?

Die Gründe, die für das Halten von Berlin sprechen, sind großteils (wenn nicht gänzlich) politisch und somit für die einzelnen Bürger irrelevant


Ich könnte mir lediglich denken, dass viele Wohnungen und Arbeitsplätze in Berlin existierten (wobei daran wieder unverständlich wäre, dass die Arbeitsplätze nicht in die BRD verlegt wurden)

danke
macabre
 
Zunächst einmal: Kennst du den Tiergarten und den Grunewald? Sind das keine großen Grünflächen?
Ansonsten glaube ich, daß die Berliner sich halt nicht so gerne aus ihrer Stadt verjagen lassen, erstens isset ihre Heimatstadt, zweitens isset Berlin, und drittens wat soll denn die Frage.
Und noch hoffte man ja auf eine baldige Lösung für Gesamtdeutschland, also auch für Gesamtberlin.
Inzwischen war West-Berlin immerhin bis 1961 (Mauerbau) das sog. "Tor zum Westen". Man gehörte zur westlichen Welt, ohne seinen Wohnsitz aufgeben zu müssen, und konnte darüberhinaus seine Kontakte zu Freunden und Verwandten im Osten aufrechterhalten.
Und die Luftbrücke demonstrierte ja gerade die Entschlossenheit der West-Alliierten, West-Berlin nicht aufzugeben, sicher auch aus machtpolitischen Gründen.
 
Ich schließe mich Rüdiger an: es hat schon viel schlimmere Ereignisse gegeben, welche die Menschen nicht dazu bewegen konnten, ihre Heimat zu verlassen.

Zudem hatte West-Berlin nach der Gründung der Bundeswehr 1955 einen zusätzlichen Reiz: wer seinen Hauptwohnsitz in Berlin hatte, wurde nicht gezogen.
 
Wo sollten sie den hingehen? Westdeutschland war ja auch nicht gerade ein Paradies. Zumindest direkt nach dem Krieg.

Später (so in den 70ern und 80ern) flossen massive Hilfsleistungen nach West-Berlin, um dort wenigstens eine rudimentäre Industrie aufrechtzuerhalten. Viele West-Berliner, die es sich leisten konnten, sind damals aber auch nach West-Deutschland gezogen (sehr zum Leidwesen der "schwäbischen Häuslesbauer").
 
Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob die Alliierten einen größeren Wegzug und damit die Preisgabe Berlins an die Sowjetunion mitgemacht, sprich zugelassen hätten.

z.B.:
Hinter der Blockade Berlins stand ein militärisches und politisches Kalkül Stalins ganz "Ost-Deutschland" unter seine Herrschaft zu bekommen.

Die Alliierten versuchten dies mit aller Gewalt/Macht zu verhindern, da Sie den Brückenkopf in Feindesland gut gebrauchen konnten und wollten.

Eine Aufgabe Berlins wäre für Sie nicht in Frage gekommen.

Natürlich sind die Berliner geblieben weil es ihr Berlin war, ihre Heimat - wie oben schon treffend ausgeführt wurde -, aber die Frage ist auch, ob man sie hätte gehen lassen. Und wenn sie gegangen wären, was wäre aus West-Berlin geworden?
Man kann davon ausgehen, dass die Alliierten West-Berlin niemals aufgegeben hätten.

Das zeigt sich eben schon während der Blockade. Die Amerikaner hatten schon die Primärziele für einen Atomschlag gegen Russland festgelegt und Stalin hat die Blockade wahrscheinlich nur aufgegeben, weil ihm keine Atomwaffen als "Antwort" zur Verfügung standen. Die hatte er erst 1949 (oder so in der Richtung). Den Alliierten war es somit extrem ernst mit West-Berlin.

Hmm, ich denke die interessantere Frage ist tatsächlich:

Was wäre aus Berlin geworden, wenn die Bewohner im Westteil der Stadt die Stadt aufgegeben hätten und weggezogen wären. Wie hätten die Alliierten darauf wohl reagiert?
 
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