Es ist immer sehr spannend zu sehen, WANN (und WARUM!) eine Generation eine "neue Zeit" heraufdämmern sieht, die sich von der "alten" grundsätzlich unterscheidet. Man muss sich also erst mal den Kriterienkatalog angucken, der hierfür zu Rate gezogen wird. Dann ist die Frage, ob man überhaupt für "andere Brüche" in der Vergangenheit interessiert? Ist dieser Kriterienkatalog eventuell auch dafür brauchbar? Ist er eventuell sogar "universell"?
Ganz klar sind politische Ereignisse lokal bedeutsam. Die Geschichte der Karibik, Mexikos oder Perus zeigt 1492, 1521 und 1532 einen signifikanten Einschnitt. Was wollen wir daraus machen machen? Für die Geschichte Amerikas? (Und was ist mit Nordamerika?) Für die "Weltgeschichte?
Ganz klar ist eine Aufteilung nach Jahrhundert höchst problematisch; da muss man sehr zahlengläubig sein, um so etwas INHALTLICH für sinnvoll zu halten. Lange Zeit haben Historiker das Jahr 1000 für den großen psychologischen Umbruch gehalten: Ein Weltuntergang, der gerade noch mal an uns vorbeiging? Vorher die große Depression, danach der dynamische Neuanfang! Dies hat sich inzwischen als überzogene Interpretation einiger weniger Quellen herausgestellt.
Universalgeschichtshistoriker legen "Jahrhundertgrenzen" gerne auf XX50 oder auf XX75, um sich nicht der Kritik der Zahlengläubigkeit auszusetzen...
Die Zeit zwischen der französischen Revolution und dem 1. Weltkrieg hat sicherlich genug innere Gemeinsamkeit, um als - z.B. "bürgerliche Zeit" - periodisiert zu werden.
Wenn wir die Malerei (J. David bis Kandinsky) und Musik (Mozart bis Schönberg) zwischen 1785 und 1915 angucken (und anhören), dann sieht das nicht mehr sehr homogen aus... Aber ich habe auch geschummelt: Die genannten Personen gehören "in Wirklichkeit" in die jeweils vorige bzw. nächste Periode...
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Edit: Die Periode 1917 - 1989 umfasst (zufällig?) Aufstieg und Fall der Sowjetunion. Ist das das Maß aller Dinge?