Warum der Bischof von Rom?

tobias h schrieb:
Ich will jetzt nicht theologisch werden, aber Christus hat doch vor seinem Tod am Kreuze gesagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich." (Johannes 14,6).

Wobei hier die Frage zu stellen wäre, ob Jesus das so gesagt hat oder ob das nicht eher der Verfasser des Johannesevangeliums 60 bis 70 Jahre später so gesagt hat.
 
Der Threat ist ja recht alt, aber vielleicht schaut mal wieder jmd. rein.
Lieber Tobias, Jesus selbst gründete wohl keine Gemeinden im eigentlichen Sinne. Er scharte Jünger um sich und dies auch nur im jüdischen Umfeld.
Ein Ausgreifen des Christentums (und als solches kann man es eigentlich erst bezeichnen nach dem Osterereignis) ins Nichtpalästinische Gebiet ist uns erst durch Paulus belegt, später durch die Apostelgeschichte des Lukas.
So wurde in den griechischen (und anderen) Städten der östlichen Mittelmeerküste zunächst unter den Juden gepredigt, wichtigste Ausserpalästinische Stadt ist hierbei Antiochia.
Barnabas von Zypern, Paulus und später auch Petrus wirkten hier.
Wenn hier immer wieder von Bischöfen gesprochen wird, so sei aber gesagt, dass ein Bischof in den frühen Gemeinden nicht das war, was wir uns heut unter einem Bischof vorstellen.
Eine Gemeinde wurde damals gegründet indem zunächst ein Haus bekehrt wurde. Ein Haus ist hierbei nicht als Gebäude, sondern als Familie zu verstehen dazu das Gesinde.
Der Gemeindevorstand war zumeist der Apostel, der die Gemeinde gegründet hatte (Apostel war damals schonmal jeder, der die Offenbarung Jesu empfangen hatte, es waren weit mehr als 12) und natürlich der Familienvorstand, der Hausherr.
Wurde die Gemeinde grösser, bestand sie aus mehreren Häusern mit Anhang, dann musste der Gemeindevorstand irgendwie anders funktionieren.
Der Hausvorstand mit dem grössten Ansehen (das war zumeist auch der mit dem grössten Haus *g*) wurde dann zum Bischof der Gemeinde.
Es war nicht wie heute, wo ein Bischof ein grösseres Gebiet mit mehreren Gemeinden unter sich hatte, sondern, eine jede Gemeinde hatte ihren Vorstand, die Ältesten (Presbyter, daraus entwickelte sich das Priestertum) und der primus unter ihnen war der Bischof.
Das einmal um die Entwicklung des Bischofsamtes an ihren Anfängen kurz zu skizzieren.
 
Der unbedingte Vorrang des römischen Bischofs galt nur im Westreich. Die Ostkirchen haben diesen Vorrang so nie anerkannt; ...

Einfluss auf die westliche Vormachtstellung des Papstes hatte Kaiser Gratian. Er entschloss sich 376 n. Chr. das Amt und den Titel des pontifex maximus niederzulegen.

Des weiteren ein Zitat ("Die Römischen Kaiser" von M. Clauss)
Wichtig für die Geschichte der Entstehung des Papsttums im Westen des Reiches ist schließlich die durch Kaisergesetz erfolgte Festlegung eines innerkirchlichen Instanzenzuges, mit welcher Gratian dem Bischof von Rom eine zentrale Rolle zugesprochen und feste Regularien für staatliche Hilfe bei der Durchführung kirchlicher Verfahren wie auch bei der Vollstreckung kirchlicher Urteile geschaffen hat.
 
Spätestens ab Konstantin hatte der römische Bischof einen Ehrenvorrang und baute diese Position im Machtvakuum des spätantiken Roms weiter aus.

Mitte des 4. Jhs. entstand eine Legende:
Der Christenverfolger Konstantin I. (d. Gr.) erkrankte an Aussatz; kein Arzt kannte ein Mittel dagegen. Auf Anraten der Priester sollte der Kaiser in dem Blut von Kindern baden, um von der Krankheit geheilt zu werden. Konstantin schreckte jedoch vor einer solchen Maßnahme zurück und in einer Vision erschienen ihm Petrus und Paulus, um zu verkünden, dass Jesus seine Entscheidung anerkenne und den geflüchteten Papst Silvester zu ihm schicken würde, damit er durch die Taufe von der Krankheit geheilt werde. Und so geschah es auch. Aus Dankbarkeit hätte der Kaiser von nun an eine christenfreundliche Politik verfolgt und zudem den Bischof von Rom zum Haupt aller Kirchen erklärt.

Aufgrund dieser Legende soll die im 8. Jh. geschriebene Urkunde, die bis ins 15. Jh. als echt galt, entstanden sein. Darin wurde u. a. der Vorrang der Stadt Rom über alle Kirchen bestätigt. Bekannt wurde die Urkunde unter der Bezeichnung „Konstantinische Schenkung“.
(Quelle: „Die Römischen Kaiser“ von M. Clauss)

Damit dürfte sich ein weiterer Punkt zur Vormachtstellung des römischen Papstes ergeben, auch wenn er auf einer Legende und einer gefälschten Urkunde basiert.
 
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