Warum fallen Grossreiche zusammen?

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Gast

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Ich habe ein Problem, namens Giulio Grassi. Und dieses Problem hat mir eine Frage aufgehalst: Warum fallen eigentlich grosse Reiche zusammen? Rom, Das 3. Reich, Griechenland. Danke schonmal für eure antworten. Isai.
 
Zu Rom findest du genug im Forum. Zum 3. Reich, nun Großreich? Ich weiß nicht. Untergegangen ist es jedenfalls weil ein Wahnsinniger es schaffte sein Volk in einen Krieg gegen die ganze Welt zu führen, mit einer menschenverachtenden Ideologie und mit einem Wirtschafts-, Militärpotential und Rohstoffressourcen, welche im Gegensatz zu denen seiner Feinde spärlich waren.
Bei Griechenland ist das etwas schwieriger. Vor allem weil ich nicht erkennen kann, was du meinst. Athen, Sparta oder eher das Alexanderreich. Erstere würde ich nicht als Großreich betrachten. Letzteres zerbrach zuerst einmal, weil Alexander kennen Nachkommen hinterließ und sein Reich so groß war, das es auch zentral nur schwer zu verwalten war. Seine Diadochen teilten es unter sich auf und bekriegten sich.
Kurz und gut, Großreiche zerfallen aus vielerlei Gründen. Meistens liegt einer der wesentlichen Gründe in einem Verfall der herrschenden bzw. politisch bestimmenden Schicht und einer Entfremdung zur großen Masse der Bevölkerung
 
Buchtipp : Herfried Münkler, "Imperien".
Bemerkenswert ist eigentlich nicht, dass das Römische Reich zusammengefallen ist, sondern dass es ein halbes Jahrtausend Bestand hatte.

Daher würde ich auch das Dritte Reich nicht als solches bezeichnen, denn es kam ja nie so weit, dass es als Struktur funktioniert hätte; man könnte es vielleicht als den gescheiterten Versuch der Schaffung eines Imperiums bezeichnen.
 
kennedy hat den begriff der imperialen überdehnung geprägt: irgendwann reichen die materiellen, personellen und finanziellen ressourcen der imperialen macht nicht aus, um das reich gegen innere und äussere "feinde" zusammenzuhalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hierzu existiert z.B. eine berühmte "Dekadenztheorie", wie sie auch Oswald Spengler im "Untergang des Abendlandes" publiziert hat. Danach gleicht der Staat einem lebenden Organismus, der nach der Geburt einen kraftvollen Höhepunkt erreicht, schließlich aber unaufhaltsam dem dem Zerfall und Tod entgegengeht.

Weniger exotische Erklärungen gehen davon aus, dass Institutionen und Strukturen eines Staatswesens degenerieren können, allmählich ihre Widerstandkraft gegenüber expandierenden Mächten verlieren, sodass der Staat Eroberern ohne große Gegenwehr in die Hände fällt. Das trifft z.B. auf das Römische Reich zu, wo wirtschaftliche, gesellschaftliche und militärische Strukturen nicht mehr aktuellen Erfordernissen angepasst wurden, oftmals zerfielen, sodass Rom dem Ansturm der Germanen nicht mehr gewachsen war.
 
Hier ein paar Literaturangaben zur Problematik:

Paul Kennedy: Aufstieg und Fall der großen Mächte, Frankf./M. 1989 (Fischer TB)
dazu ein taz-Interview: http://www.taz.de/pt/2006/10/20/a0188.1/text
Michael Mann, Die ohnmächtige Supermacht. Warum die USA die Welt nicht regieren können, Frankfurt a.M. 2003
Benjamin B. Barber, Imperium der Angst. Die USA und die Neuordnung der Welt, München 2003
Chalmers Johnson, Ein Imperium verfällt. Wann endet das amerikanische Jahrhundert?, München 2000
ders., Der Selbstmord der amerikanischen Demokratie, München 2004

ganz interessant, speziell Kap. 2, Jan C. Behrends: Amerika als Imperium. Ein Überblick zur neueren Literatur (in: http://www.zeithistorische-forschungen.de/site/40208588/default.aspx#pgfId-1034237a ) und die angefügten Literaturhinweise


Weitere Links unter der Suchwortkombination "Aufstieg+Abstieg+Imperien" bei Google usw.
 
Ja, Imperiale Überdehnung!

Münkler ist gut! War mein Dozent!
Lese natürlich seine Werke!
 
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