Warum ist die "Revolution" 1848 gescheitert

H

Harald aus Köln

Gast
1848!
War es nicht so, dass die
Reichsversammlung das Volk gar nicht vertreten hat?
Ist deshalb 1848 gescheitert?

Waren die "Revolutionen" 1848 in Europa vom selben Geist?
Oder hatte es in jedem Land andere Motive gegeben.

In Deutschland -wie gesagt - ist meine Überlegung/Frage, ob es nicht die mangelnde Bereitschaft der Reichsversammlung war, Uhland und Co. - also gewissermaßen die Dichter und Denker - zu unterstützen?

P.S.
Zumal sich das doch sehr vernünftig las:

http://www.unser-parlament.de/download/SHOW/reden_und_dokumente/1848_1933/grundrechte_1848/
 
"Warum die Revolution 1848 gescheitert ist?"

Dazu gibt es natürlich viele Antworten.
Was fast immer vergessen wird, ist die Landbevölkerung. Bis 1848 wurde die Landbevölkerung noch durch vielerlei Feudallasten gedrückt. Dementsprechend war die Landbevölkerung im März 1848 eine große revolutionäre Gruppe. Die Forderungen dieser Gruppe wurden weitgehend erfüllt, und auch zu keinem späteren Zeitpunkt zurückgenommen! Mit der Folge, dass die Landbevölkerung als revolutionäres Potential ab Sommer 1848 ausgefallen ist.

Fazit: Für die Landbevölkerung ,deren Forderungen weitgehend erfüllt wurden, ist die 1848er Revolution erfolgreich gewesen.

Grüße Repo
 
Meines Wissens beteiligte sich die Landbev. aber relativ wenig an den Geschehnissen, während das Heft des Handelns eher in der Hand der Städter war, wobei die Größe der Stadt kaum eine Rolle spielte. (Selbst in Königsstein/Sächs. Schweiz gab es eine Erhebung.) Bis auf einige wenige liefen eigentlich in Baden die meisten Bürgerwehren, wenn sie denn auf die Revoluzzer trafen, direkt zu ihnen über.
Das schließt natürlich nicht aus, dass die Wünsche der Landbev. noch am ehesten erfüllt wurden, die waren ja auch, naturgemäß sozusagen, nicht so hoch gesteckt wie bei den Städtern.
 
In Baden wurde Bürgerwehr gegen Revolution eingesetzt? Anno 1848?
Kannst du mal Beispiele und Quellen posten?

Danke Repo
 
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Beim Gefecht bei Durlach meines Wissens Anno '49. Ich frage mal wenn ich dazu komme einen '48-Experten. Ich kann mich aber auch irren, es ist ja nach meiner Zeit.
Aufeinander treffen heißt für mich auch, Waffen aus Zeughaus oder so einer Stadt wurden an die Revoluzzer übergeben, wobei die Bürgerwehren als Element der Obrigkeit hätten eingreifen müssen, aber meines Wissens sich nur in Durlach dagegen verweigerten. Man muss dafür auch schauen, woraus sich denn die Bürgerwehren rekrutierten. Da gab es ganz logisch immer Sympathien.
 
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Beim Gefecht bei Durlach meines Wissens Anno '49. Ich frage mal wenn ich dazu komme einen '48-Experten. Ich kann mich aber auch irren, es ist ja nach meiner Zeit.
Aufeinander treffen heißt für mich auch, Waffen aus Zeughaus oder so einer Stadt wurden an die Revoluzzer übergeben, wobei die Bürgerwehren als Element der Obrigkeit hätten eingreifen müssen, aber meines Wissens sich nur in Durlach dagegen verweigerten. Man muss dafür auch schauen, woraus sich denn die Bürgerwehren rekrutierten. Da gab es ganz logisch immer Sympathien.

Hab über mittag mal schnell nachgeschaut, nix über Durlach. Meinst Du wirklich die "Verfassungskampagne" 1849 in der Sigelschen Terminologie die "3. Volkserhebung in Baden"?
Passt auch nicht zur Verfassungskampagne........ klar warum soll es nicht auch ein "Freikorps Großherzog" gegeben haben, aber will mir nicht runter.

Auch der Begriff "Revoluzzer" will mir auf Hecker, Struve, Sigel, Rau, Schurz usw. usf. nicht passen.Wirkt deplaziert. Das waren Demokraten und Republikaner. Und soweit sie der Kartätschen Prinz erwischt hat, wurden sie zum Märtyrer.
Noch 1876 wurde den 1849 in Rastatt standrechtlich Erschossenen ein Denkmal verweigert!

Grüße Repo
 
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1848! War es nicht so, dass die Reichsversammlung das Volk gar nicht vertreten hat?Ist deshalb 1848 gescheitert?
Waren die "Revolutionen" 1848 in Europa vom selben Geist?Oder hatte es in jedem Land andere Motive gegeben.
In Deutschland -wie gesagt - ist meine Überlegung/Frage, ob es nicht die mangelnde Bereitschaft der Reichsversammlung war, Uhland und Co. - also gewissermaßen die Dichter und Denker ...

Zu Frage 1 und 3 findest du etwas im folgenden Zitat aus dem SPIEGEL:

„...Anfang April beschlossen die 574 Männer des sogenannten Frankfurter Vorparlaments, Wahlen zu einer deutschen Nationalversammlung auszuschreiben und bis dahin alles Wichtige zu vertagen...
Statt für den Umsturz und eine echte Republik votierten die Vorparlamentarier für den Marsch durch die Institutionen. Der Antrag des Radikalen Badeners Struve, das Volk zu bewaffnen, Adel und Beamtentum abzuschaffen und die Fürsten abzusetzen, kam gar nicht erst zur Abstimmung; Heckers Vorschlag, das Parlament als dauerhaftes Revolutionsorgan zu konstituieren, wurde mit 368 gegen 148 Stimmen abgewiesen.
Die Frankfurter Versammlung wolle `keine Republik, aber entschiedene Reform´, berichtete der Mannheimer Unternehmer Bassermann... Der führende Liberale umschrieb damit die Grenzen des bürgerlichen Forderungskatalogs: Ja zu Einheit und Freiheit, aber keinen Umsturz ( und schon gar keine Umverteilung zwischen Arm und Reich ).
Wieso sich den Zauderern im Vorparlament kaum jemand entgegenstellte und warum die Aufständischen nach ihrem Sieg in der Märzrevolution die Macht nicht an sich rissen - darüber rätseln die Historiker bis heute...
Zunächst wählten die Volksvertreter [der Nationalversammlung] eine provisorische Zentralregierung... Dann stritten sie über Grundsatzfragen... Als es darauf ankam, stellten sie Ruhe und Ordnung über alles. Im Sommer 1848 bereiteten ...Preußen und Österreich den großen Gegenschlag vor... Friedrich Wilhelm IV. Weigerte sich einfach, den vaterländischen Krieg gegen Dänemark fortzusetzen, obwohl die Nationalversammlung die Heimholung des von den Dänen besetzten Schleswig zur Reichssache erklärt hatten. Das Parlament nahm diesen Affront schließlich hin. Als daraufhin frustrierte Demonstranten am 18. September die Sitzung in der Paulskirche stürmen wollten, räumten preußische und österreichische Truppen [auf Befehl der Reichsregierung] rüden den Vorplatz der Kirche...
Auf die Frankfurter Paulskirche konnten die Republikaner also nicht rechnen...Die Nationalversammlung sah im Druck von unten nur eine Bedrohung und machte damit einen schweren Fehler. Die genialen Verfassungsväter erwiesen sich als miserable Machtpolitiker. Sie hatten `mehr Angst vor der geringsten Volksbewegung als vor sämtlichen Komplotten sämtlicher deutscher Regierungen zusammengenommen´, spottete Engels später.
Österreichs Kaiser Ferdinand I. ließ im Oktober mit Brachialgewalt in Wien für Ordnung sorgen... Friedrich Wilhelm IV. machte es dem Wiener Kollegen nach. `Gegen Demokraten helfen nur Soldaten´, fand der Preußenkönig, gab seinen Truppen Geld und Bier, holte sie... nach Berlin und verhängte den Belagerungszustand...
Als sei in Wien und Berlin nichts geschehen, debattierten die Frankfurter Abgeordneten den ganzen Winter darüber, ob sie nun den österreichischen Kaiser oder lieber den preußischen König zum Oberhaupt Deutschlands ausrufen sollten...
Erst nach der Absage Friedrich Wilhelms im April 1849, viel zuspät, wurden die deutschen Paulskirchen-Parlamentarier rebellisch und wandten sich an das Volk...“

aus: „Es lebe die Republik“, in: Der Spiegel, Nr. 7 vom 9.2.98, S. 44 ff

Zu Frage 2: In Deutschland gab es spezifische Motive wie das Interesse an einer nationalen Einheit, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung - großdeutsch-kleindeutsch.
Auch die Vorstellungen hinsichtlich eines demokratischen Regierungssystems waren in Deutschland besondere und zudem sehr unterschiedlich, von konstitutionell-monarchisch bis republikanisch oder auch sozialistisch.
 
Der Spiegel-Artikel lässt außer Acht, wie die meisten Publikationen von 1998, dass es in der Paulskirche Fraktionen mit wechselnden Mehrheiten gab, wie das in Parlamenten bis heute üblich ist.

Die Revolution im März 1848 entstand aus den wirtschaftlichen Problemen, aus den Hungerjahren seit 1845. Es fanden sich die unterschiedlichsten Gruppierungen mit den unterschiedlichsten Zielen für einen Moment zusammen. Die unter den selben Worten teilweise etwas ganz anderes verstanden. Der Begriff "Pressfreiheit" ist eigentlich klar, sollte man meinen. Der Wegfall der Zensur. Die Landbevölkerung des Jahres 1848 verstand darunter aber den Wegfall des Druckes durch die Feudallasten.
Unter Hochrufen auf den Großherzog zündeten Bauern des Odenwaldes ein Leiningensches Rentamt an.
Zu weiteren revolutionären Aktionen ließen sie sich nicht bewegen. Was Hecker, Struve, Rau bei ihren diversen Aktionen und "Zügen" schmerzlich feststellen mussten.
Letzlich zahlte sich für die Landbevölkerung die 48 Revolution aus. Die gefallenen Feudallasten wurden nicht wieder eingeführt.

Auch die Liberalen konnten Teile ihrer Forderungen durchsetzen. Die Verlierer waren die Demokraten, Tod, langjährige Haftstrafen, Vermögensverlust, Flucht ins Ausland meist lebenslänglich.

Grüße Repo
 
Ein Problem war ja auch, dass es Deutschland als Staat 1848 noch gar nicht gab...Und diejenigen die es hätten einen Können, wollten es natürlich nicht da sie ja dann ihre eigene macht hätten aufgeben müssen.
 
Verdammt. Ich hab "einen" für einen Artikel gehalten und nciht im sinne von "einigen" verstanden. Kein Wunder wenn ich nur Bahnhof verstehe. 'Schuldigung:still:
 
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