Warum setzte die Industrielle Revolution in Deutschland später ein als in England?

hallo.
warum setzte die industrielle revolution in deutschland später ein als in england??

lg.
Kurz, knapp, präzise und ohne lange um den heißen Brei herumzureden genau auf den Punkt.:respekt:


Gegenfragen, an Hand derer Du Dir Deine Antwort erarbeiten kannst:
Wozu braucht man überhaupt eine Industrielle Revolution - sprich: wie veränderten sich Qualität und Quantität der Erzeugnisse?
Wozu sind diese neuartigen Erzeugnisse gut? Was kann man damit besser machen als mit den Erzeugnissen "althergebrachter" Fertigung? Wem nutzt das?
Was benötigt man, um eine Industrielle Revolution (mit vielen Maschinen *hüstel*) herbeizuführen?
In welcher beider Weltgegenden waren nun diese Voraussetzungen (und Erwartungshaltungen warum besser gegeben? (Hierfür müsstest Du Dir die gesellschaftlichen Strukturen einmal anschauen und vergleichen - Adel, Bürgertum, Religion, Berufsstrukturen...).
Auja, und Energiequellen waren für die Industrielle Revolution ein genauso spannendes Thema wie heute - je nach gefordertem Umfang ist das vielleicht auch noch ein/zwei Sätze wert, das schließt den Bogen zu heute...

ebenfalls lg. und viel Spaß :winke:
 
als Hilfestellung:
Industrialisierung in Deutschland
"Zwar kamen auch im Bereich des Deutschen Bundes schon früh erste Maschinen zum Einsatz, doch konnten sie sich nicht durchsetzen. Als Gründe hierfür kommt ein ganzes Bündel von Faktoren in Betracht: so fehlte es durch die staatliche Zersplitterung an einem einheitlichen Markt ohne Binnenzölle und einem günstigen und leistungsfähigen Verkehrsnetz, dazu kommen aber auch die Spätfolgen des 30jährigen Krieges (1618-48), der Fortbestand des feudalen Ständesystems mit seinen gewerblichen Einschränkungen und eine gewisse Technologiefeindlichkeit bei einem Teil des Adels. Außerdem fehlte es an verfügbarem Investitionskapital.

Im Bereich des Deutschen Bundes setzte die Industrialisierung daher erst mit fast 100jähriger Verspätung ein. Im Vergleich zu Großbritannien zeigt der Prozeß hier jedoch einige Unterschiede. So mußten viele Erfindungen nicht erst gemacht werden. Durch den Import von Techniken und Plänen bis hin zu ganzen Maschinen konnte der Prozeß der Industrialisierung erheblich verkürzt werden. Wichtige Voraussetzungen für die Industrialisierung waren ein starkes Bevölkerungswachstum und eine Reihe von Reformen (Stein-Hardenberg Reformen in Preußen). Auch die Schaffung des Deutschen Zollvereins (1834) löste wichtige Impulse aus. Ab den 1830er Jahren beschleunigte sich die Übernahme technischer Neuerungen.

Träger der frühen Industrialisierung war vor allem der Eisenbahnbau."


Über die einzelnen Hinweise solltest Du nun weiterkommen, zB bzgl. der Schwierigkeiten des Eisenbahnbaus (als "Motor" der Entwicklung)
Geschichte der Eisenbahn in Deutschland ? Wikipedia
 
Deutschland war eine "verspätete Nation".
Diese politische Bewertung paßt m. E. nicht zur Frage.
Denn dieses "verspätet" bezieht sich ja auf die Nationalstaatsbildung, da war Deutschland später dran als diverse andere Länder.

Aber bei der industriellen Revolution gab es England als Vorläufer - und Deutschland folgte in ähnlichem Abstand wie die übrigen west/mitteleuropäischen Länder, war also m. W. nicht "verspätet".
 
Ich bin zwar Geschichtlich nicht ganz so auf der Höhe, doch ich glaube der "Alte Fritz" hatte Preußen vom Bauernstaat zur Industrienation gebracht. Es mußten aber gewisse Voraussetzungen gegeben sein um mit England gleichziehen zu können. Ich glaube die Schulpflicht war Grundvoraussetzung. Erst wenn die Masse des Volkes eine gewisse Bildung hat, wird sie in der Lage sein technische Fortschritte zu machen. Als dann die ersten Früchte zu Tage kamen, ging es mit rasantem Tempo weiter. Glücklicher weise oder besser unglücklicher weise wurde Preußen in zahlreiche Kriege verwickelt. Doch jeder Krieg bringt die Völker um ein großes Stück weiter in der Industriealisierung. Heere wurden immer größer und mußten und sollten in kurzer Zeit ausgerüstet sein. Dies erforderte zwangsläufig maschinelle Herstellung von Kleidung und Waffenausrüstung wie Versorgung mit Nahrung, Medizin, Bildung für Ausbildung.
Es ist leider ein Fluch der Menschheit, daß immer nur in Kriegen die entscheidenen Erfindungen gemacht werden. Besonders der 1.Weltkrieg forderte den Menschen der verfeindeten Nationen alles ab. Die Rüstungsindustrie ist seitdem der Motor für die Industriealisierung in Europa und Amerika.
 
Ich bin zwar Geschichtlich nicht ganz so auf der Höhe, doch ich glaube der "Alte Fritz" hatte Preußen vom Bauernstaat zur Industrienation gebracht. Es mußten aber gewisse Voraussetzungen gegeben sein um mit England gleichziehen zu können. Ich glaube die Schulpflicht war Grundvoraussetzung. Erst wenn die Masse des Volkes eine gewisse Bildung hat, wird sie in der Lage sein technische Fortschritte zu machen. Als dann die ersten Früchte zu Tage kamen, ging es mit rasantem Tempo weiter.

Da verschätzt Du Dich um ein Jahrhundert.

Und auch die Wurzeln der Entwicklung liegen später:
Industrielle Revolution in Deutschland ? Wikipedia
 
Da würde mich interessieren, welche Spätfolgen vier Generationen später relevant waren.

Ich bin zwar nicht der Autor der Wiki-Artikels, aber das ist relativ einfach: die umgebenden Sätze erklären das, was gemeint ist. "Dazu" würde ich wohlwollend nicht kumulativ, sondern unterstreichend interpretieren.
 
Ich bin zwar Geschichtlich nicht ganz so auf der Höhe, doch ich glaube der "Alte Fritz" hatte Preußen vom Bauernstaat zur Industrienation gebracht. Es mußten aber gewisse Voraussetzungen gegeben sein um mit England gleichziehen zu können. Ich glaube die Schulpflicht war Grundvoraussetzung. Erst wenn die Masse des Volkes eine gewisse Bildung hat, wird sie in der Lage sein technische Fortschritte zu machen. Als dann die ersten Früchte zu Tage kamen, ging es mit rasantem Tempo weiter. Glücklicher weise oder besser unglücklicher weise wurde Preußen in zahlreiche Kriege verwickelt. Doch jeder Krieg bringt die Völker um ein großes Stück weiter in der Industriealisierung. Heere wurden immer größer und mußten und sollten in kurzer Zeit ausgerüstet sein. Dies erforderte zwangsläufig maschinelle Herstellung von Kleidung und Waffenausrüstung wie Versorgung mit Nahrung, Medizin, Bildung für Ausbildung.
Es ist leider ein Fluch der Menschheit, daß immer nur in Kriegen die entscheidenen Erfindungen gemacht werden. Besonders der 1.Weltkrieg forderte den Menschen der verfeindeten Nationen alles ab. Die Rüstungsindustrie ist seitdem der Motor für die Industriealisierung in Europa und Amerika.


Ja, das mit der Bildung ist da so eine Sache. Interessant ist die Zeit der Restauration. Kennst du die drei Regulative von Stiehl? Da hieß es sinnemäß in der Volksschule habe man es mit Kindern zu tun, die 1. evangelische Christen sind, 2. Untertanen S.M. von Preußen sind und 3. der Lehrer habe keine Meinung, sondern sein Amt.

Zugelassener Unterrichtsstoff waren solche Fächer, die beispielsweise nach Inhalt dem Patriotismusmus und das Christentum befördern.Von 26 Wochenstunden sollten sechs alleine in Religion erteilt werden. Tatsächlich waren es aber praktisch deutlich mehr, denn die urprünglich vorgesehenen Stunden Lesen und Schreiben, 12 an der Zahl, die fünf Stunden für grundrechenarten und drei Gesangstunden mussten in eine religiöse Unterweisung eingebunden sein. Das ist natürlich viel Raum für geistige Freiheit und Beweglichkeit gewesen.

Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte von 1849 -1914
 
@ Mopsbaer
Entschuldigung. aber ein Industriestaat sieht anders aus als Brandenburg-Preußen ;-)
Das Ruhrgebiet und Schlesien wären auch ohne Preußen Industriestandorte geworden :)
Und die Schulpflicht in Preußen kam doch vergleichsweise SEHR spät ;-)
 
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