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Gandolf schrieb:An dieser Stelle möchte ich eine Brücke bauen zu @Aries Beitrag vom 24.10.2005, 09:48 Uhr. In diesem schrieb @Arie folgendes: „Der Norden, die Union, hatte das Recht und die Moral auf seiner Seite, das war sicherlich auch ein Grund für den Sieg der Freiheit über Tyrannei, Sklaverei und Unmoral.“
Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich der Auffassung bin, dass der Bürgerkrieg wegen der Frage der Einheit der Union und nicht wegen der Frage der Sklaverei geführt wurde.
ABER auf der Ebene der den Krieg mitentscheidenden Kampfmoral könnte es doch sein, dass der Norden dem Süden auch deshalb überlegen war, weil er im Gegensatz zum Süden die verständlicheren und weihevolleren Formeln („Recht“ und bei den Abolitionisten des Nordens eben auch „Moral“) hatte, mit denen er zudem erreichbare Ziele beschreiben konnte.
NOAH ANDRE TRUDEAU
Author of three books about the war's final year, including the recent Out of the Storm: The End of the Civil War (April-June 1865).
One main reason why the South lost (and this may seem offbeat because it flies in the face of the common wisdom) is that the South lacked the moral center that the North had in this conflict. Robert Kirby in his book on Florida's Edward Kirby Smith and the Trans-Mississippi suggests that the South's morale began to disintegrate in the Trans-Mississippi in about 1862.
The North had a fairly simple message that was binding it together, and that message was that the Union, the idea of Union, was important, and probably after 1863 you could add the crusade against slavery to that.
Ask the question, "What was the South fighting for; what was the Southern way of life that they were trying to protect?" and you will find that Southerners in Arkansas had a very different answer from Southerners in Georgia or Southerners in Virginia. And what you increasingly find as the war continued is that the dialogue got more and more confused. And you actually had state governors such as Joe Brown in Georgia identifying the needs of Georgia as being paramount and starting to withhold resources from the Confederacy and just protecting the basic infrastructure of the Georgia state government over the Confederacy. In the North you certainly had dialogue and debate on the war aims, but losing the Union was never really a part of that discussion. Preserving the Union was always the constant.
So, one key reason the South lost is that as time went on and the war got serious, Southerners began losing faith in the cause because it really did not speak to them directly.
Ich fand den Link ziemlich anregend, zumal ich sowieso nie so richtig verstand, was der Süden eigentlich mittel- und langfristig erreichen wollte.Pope schrieb:So ähnlich schreibt es ja auch einer der im Link genannten Historiker:
http://www.historynet.com/ah/blwhysouthlost/
Ich sehe nur einen feinen Unterschied zwischen dem, was Du versuchst mit Aries Post zu verbinden und dem, was das o.g. Zitat auszusagen hat: Nämlich, dass der Norden nicht per se moralisch besser dastand - was kaum kriegsentscheidend gewesen sein dürfte -, sondern dass der Norden seine moralische Position besser vermitteln und in breite Unterstützung und Mobilisierung ummünzen konnte.
Gandolf schrieb:Ferner stellte sich mir die Frage, für welches Ziel der Süden eigentlich kämpfte und ob es nicht sein könnte, dass der Süden den Krieg nicht nur wegen seiner materiellen Unterlegenheit verlor sondern auch deshalb, weil er seine Ziele, für die er den Krieg führte, mittel- und langfristig gar nicht erreichen konnte.:grübel:
An dieser Stelle möchte ich eine Brücke bauen zu @Aries Beitrag vom 24.10.2005, 09:48 Uhr. In diesem schrieb @Arie folgendes: „Der Norden, die Union, hatte das Recht und die Moral auf seiner Seite, das war sicherlich auch ein Grund für den Sieg der Freiheit über Tyrannei, Sklaverei und Unmoral.“Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich der Auffassung bin, dass der Bürgerkrieg wegen der Frage der Einheit der Union und nicht wegen der Frage der Sklaverei geführt wurde. ABER auf der Ebene der den Krieg mitentscheidenden Kampfmoral könnte es doch sein, dass der Norden dem Süden auch deshalb überlegen war, weil er im Gegensatz zum Süden die verständlicheren und weihevolleren Formeln („Recht“ und bei den Abolitionisten des Nordens eben auch „Moral“) hatte, mit denen er zudem erreichbare Ziele beschreiben konnte.
Der Norden setzte sich mit der Erhaltung der Einheit der Union für das "Recht" und gegen die gesetzeswidrige Abspaltung ein. Natürlich ging es dabei auch um die Macht, insbesondere um die Vermeidung europäischer Verhältnisse in Nordamerika wie staatliche Zersplitterung und künftiger Kriege ums Gleichgewicht der Kräfte. Aber die Formel vom Kampf für das Recht (die Einheit) brachte das Anliegen des Nordens doch für alle verständlich auf den Punkt: wenn der Süden mit der Rechtlosigkeit seiner Abspaltung durchkommt, hat das Recht künftig keine Bedeutung mehr. In einer Gesellschaft wie der amerikanischen, die mangels althergebrachter Ordnungsvorstellungen nur vom Recht (der Verfassung) zusammengehalten wurde, hatte dieser Standpunkt sein besonderes Gewicht und in der Vorstellungswelt seines Präsidenten, einem Juristen, ohnehin – Sklavenfrage hin oder her. Freilich setzten sich auch die Abolitionisten für das Recht ein. Ihnen dürfte klar gewesen sein, dass sie ihr moralisches Anliegen, die Sklaverei abzuschaffen, nur bei Aufrechterhaltung der Einheit der Union (also bei Wahrung des Rechts) über ein Bundesgesetz erreichen konnten.
Diese Ziele waren grundsätzlich auch alle erreichbar. Die Einheit der Union hatte es ja vor dem Bürgerkrieg gegeben. Das Ziel der Abolitionisten, die Abschaffung der Sklaverei, konnte nach einer Niederlage des Südens eher erreicht werden als zuvor, da ein Sieg der Union deren Rolle gegenüber den Bundesstaaten stärken würde. Insofern kämpften die Soldaten des Nordens für jedermann verständliche und idealistisch-weihevolle Ziele, auch wenn die Abolitionisten unter ihnen neben dem "Recht" auch für die Chance kämpften, die Sklaverei im Süden durch Bundesgesetz eines Tages abschaffen zu können.
Doch für welche Ziele kämpfte eigentlich der Süden? Ich stimme der Einschätzung zu, dass dieser seine Identität wahren wollte, was wohl bedeutete, dass dort alles so bleiben sollte, wie es war: landaristokratische Gesellschaft, Baumwolle als entscheidender Wirtschaftsfaktor, Sklaverei, etc. Auch neige ich der These von @papa_leo und @dieter zu, dass die weiße Unterschicht sich für die Verteidigung der landaristokratischen Gesellschaftsordnung deshalb begeistern konnte, weil diese eher als die Industriegesellschaft des Nordens verbürgte, dass die schwarzen Sklaven gesellschaftlich unter ihnen stehen würden. Zudem wäre in der Industriegesellschaft auf die weiße Unterschicht wohl jenes sklavenähnliche Schicksal zugekommen, von dem @Pope in seinem Beitrag vom 25.10.2005, 19:22 Uhr - Jack-London-Zitat -, berichtete. In der Nationalismusforschung deutet vieles darauf hin, dass der extreme Nationalismus meist in derjenigen Gruppe am stärksten ausgeprägt ist, die die größten sozialen Abstiegsängste hat.
Doch schon die ersten beiden Ziele (Erhaltung der aristokratischen Agrargesellschaft sowie der Baumwolle als entscheidenden Wirtschaftsfaktor) scheinen mir im Zeitalter der Industrialisierung nur schwer erreichbar. Angenommen der Süden hätte den Bürgerkrieg gewonnen. Dann wären sich künftig die Nord- und die Südstaaten mehr oder weniger feindlich gegenübergestanden. Der Süden hätte, um sich gegen einen neuen Krieg abzusichern, aufrüsten, eine eigene Rüstungsindustrie aufbauen und seine Bevölkerung vergrößern müssen. Um seine weiße Bevölkerung zu vergrößern, hätte er weiße Zuwanderer anlocken, hierzu ein größeres Arbeitsplatzangebot schaffen und hierzu ebenfalls Industrie ansiedeln müssen. Die Arbeitsplätze in den Baumwoll-Plantagen waren ja bereits besetzt. Der Süden hatte also nur dann eine Chance seine Identität zu wahren, wenn er sich von der Agrargesellschaft in eine Industriegesellschaft wandelte. Mit anderen Worten: der Süden steckte in einem Dilemma. Um seine Identität zu wahren, hätte er sich völlig neu erfinden müssen. Währenddessen der Norden den Krieg mit verständlichen und idealistischen Formeln führte, befand sich der Süden – trotz Zession und Anfangserfolgen - in einer tiefen Identitätskrise.
Es ist bekannt, dass das kurzfristige Kalkül des Südens nicht aufging, mit seiner rasch aufgestellten Armee den Krieg schneller zu entscheiden, bevor der Norden eine gleichwertige Armee aufgebaut hatte und sein Übergewicht an Rüstungs- und Menschenpotential in die Waagschale werfen konnte. Je länger sich der Krieg hinzog, desto klarer wurde, dass der Süden, selbst wenn er diesen noch gewinnen sollte, ihn nur um den Preis gewinnen konnte, im anschließenden Frieden an Männern und Kapital völlig ausgeblutet zu sein. Wie sollte ein derart geschwächter siegreicher Süden in der Lage sein, den aufgrund seines größeren Menschen- und Kapitalpotentials nicht im gleichen Ausmaß ausgebluteten Norden künftig in Schach zu halten? Auch diese Perspektive sah für den Süden ziemlich düster aus. Ein Sieg im Bürgerkrieg wäre für den Süden wohl einer Niederlage - einem Pyrrhussieg – gleichgekommen.
Mir scheint, dass die „Sache des Südens“ doch völlig verfahren und aussichtslos war:
Wirklich rosig sehen diese Aussichten nicht aus. Vielleicht war es ja auch so, dass die Kampfmoral des Südens an dieser allmählich erkannten Aussichtslosigkeit zerbrach, währenddessen die des Nordens nicht nur von dessen materiellen Überlegenheit sondern auch von der Verständlichkeit, dem Idealismus („Recht“ und bei den Abolitionisten eben auch „Moral“) und der Erreichbarkeit seiner Ziele profitierte.
- Selbst wenn ihm ein rascher Sieg gelungen wäre, wären seine Zukunftsaussichten düster gewesen. Diese hätte er nur bei einer zügig und energisch betriebenen Modernisierung verbessern können. Doch warum beschritt er mit der Abspaltung seinen eigenen Weg, wenn er sich doch zur Industriegesellschaft hätte wandeln müssen?
- Nachdem der rasche Sieg ausblieb, war für den Süden nur noch ein Scheinsieg (Pyrrhussieg) oder eine echte Niederlage erreichbar.
parago schrieb:Leo.. so viele Daumen hab ich gar nicht, wie ich jetzt gerne hochhalten wuerde. Ich hab meinem Mann deinen Beitrag uebersetzt und ich soll dir ausrichten er sei sehr beeindruckt von deinen kenntnissen und deiner Einschaetzung der Dinge - du liegst voellig richtig.
Arie-Ben-Kanaan schrieb:Amerika ohne freie Schwarze wäre heute ein kulturell und gesellschaftlich sehr armes Land.
Arie-Ben-Kanaan schrieb:Also da ein Beitrag von mir mehrmals angesprochen wurde, möchte ich darauf antworten und nochmal mein These untersteichen das ich glaube das der Kampf der Nordstaaten um den Erhalt der Union sehr wohl auch was mit Moral zu tun hat, denn was wäre denn gewesen wenn Lincoln die Sezession, ich sage ganz klar Rebellion, akzeptiert hätte, ein meschenverachtendes noch größtenteils feudalistisches Sklavenhalterregime hätte man toleriert und das zu Zeiten des aufstrebenden modenern Kapitalismus, das wäre ein treppenwitz der Geschichte gewesen. Menschen die aufgrund nur das sie eine anderen Hautfarbe haben versklavt werden um ihnen zu dienen, das ist zutiest unmoralisch ja sogar pervers. Solch ein Regeime war ein einfach nicht zu tolerieren. Der Süden war nicht bereit die unmoralische Sklaverei freiwillig aufzugeben und als er sich eben abspalten wollte, konnte Lincoln und der Norden auf diesen Verrat nicht anders antworten als mit Krieg.
Die Befreing der Schwarzen war langfrisitig für Amerika ein Riesengewinn, denn das schöperische Potenzials der afroamerikanische Bevölkerung lag nicht mehr brach sondern konnte sich langsam aber sicher entwickeln.
Amerika ohne freie Schwarze wäre heute ein kulturell und gesellschaftlich sehr armes Land.
Festus621 schrieb:Im Norden gab es doch Bestrebungen, alle befreiten Sklaven nach Afrika abzuschieben, wo sie einen eigenen Staat gründen sollten. Später wurde dies mit der Gründung Liberias auch in die Tat umgesetzt.
Oder verwechsele ich jetzt etwas?
Du vergißt das der Süden anfangs stärker war als der Norden, dasänderte sich als die USA sich nach Westen ausdehnten und die Einwanderung zunahm und der Süden davon gar nicht tangiert wurde, der Süden wußte das die Sklaverei sich dem Ende zuneigte und um sie zu retten und ihren völlig überholten Lebensstil, griffen sie zum Mittel der Sezession.Papa_Leo schrieb:Und wieder gehst Du auf alle Einwände nicht ein. Man hat dieses menschenverachtende System jahrzehntelang toleriert, das Supreme Court hat es gestützt,
Dann hätte er die nachste Wahl vergessen können, seine Partei, die Republikanische Partei wurde 1854 gegründet und es waren damals viele einflußreiche Abolustionisten in der Partei, die hätten Lincoln zum Teufel gejagt wenn er die Sklaverei nicht abgeschafft hätte.Lincoln hatte NICHT vor, etwas daran zu ändern. Hätte der Süden sich nicht in einer Überreaktion nach Lincolns Wahl los gesagt, sondern wäre in der Union geblieben, hätte die Sklaverei wohl auch noch Jahrzehnte Bestand gehabt. Es ging Lincoln nicht um die Befreiung der Sklaven, deswegen hätte er nie einen Krieg mit dem Süden begonnen. Es ging um den Erhalt der Union und daraus wurde zwei Jahre später - eher als taktisches Nebenprodukt - ein Krieg um die Freiheit der Sklaven (wenn überhaupt).
Ich finde ja, denn der Süden trat nur aus um die Sklaverei für sich zu retten, und genau deswegen war das die unmoralische Haltung des Südens.Und "Rebellion" war es aus der Sicht Lincolns und des Nordens ... nach dem Sieg des Nordens wurde der Begriff gerne beibehalten. Aber man müsste schon mal genauer untersuchen, ob der Begriff auf die Sezession passt - handelte der Süden wirklich gegen die Verfassung, als er austrat?
Festus621 schrieb:Im Norden gab es doch Bestrebungen, alle befreiten Sklaven nach Afrika abzuschieben, wo sie einen eigenen Staat gründen sollten. Später wurde dies mit der Gründung Liberias auch in die Tat umgesetzt.
Oder verwechsele ich jetzt etwas?
Arie-Ben-Kanaan schrieb:Ich finde ja, denn der Süden trat nur aus um die Sklaverei für sich zu retten
Tib. Gabinius schrieb:Wer immer dir dies erzählt hat, bitte hör ihm / ihr nie wieder zu und informiere dich nochmals.
Arie-Ben-Kanaan schrieb:Das habe ich von schwarzen Bürgerrechtlern.
Arie-Ben-Kanaan schrieb:Das habe ich von schwarzen Bürgerrechtlern.
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