Warum waren Siegermächte aus dem 1. Weltkrieg eher passiv?

Marned

Neues Mitglied
Hi,

könnte mir bitte jemand erklären,warum Siegermächte aus dem 1. Weltkrieg eher passiv waren, die offensichtlich unfähig waren, sich auf die neue Katastrophe vorzubereiten?
 
Hi,

könnte mir bitte jemand erklären,warum Siegermächte aus dem 1. Weltkrieg eher passiv waren, die offensichtlich unfähig waren, sich auf die neue Katastrophe vorzubereiten?

Und ergänzend zu der Frage von ElQuijote möchte ich fragen, auf welchem Zeitpunkt sich deine Frage bezieht?
 
Hi,

könnte mir bitte jemand erklären,warum Siegermächte aus dem 1. Weltkrieg eher passiv waren, die offensichtlich unfähig waren, sich auf die neue Katastrophe vorzubereiten?
na ja, die waren keine Propheten im Jahre 1918 und konnten nicht wissen, was 1939 losging...
und dann haben die angeblich passiven ja nur Reparationszahlungen, Desarmierungen großer Gebiete und das komplette sprengen sämtlicher modernen Festungsanlagen durchgesetzt (Versailler Vertrag) - ja wenn das passiv ist, dann möchte ich mir nicht vorstellen, was demgegenüber aktiver gewesen wäre...
 
Gemeint ist vermutlich die Appeasement-Politik, inkl. Kontext der Rüstung in den 1930ern.

Aber vielleicht kann Marned das etwas näher erläutern?
 
Ich habe vor allem an die Rüstung gedacht.
Es kann sein, dass ich in dieser Hinsicht falsch informiert bin, aber war es nicht so, dass z.B. Frankreich 1939/40 mehr Panzer hatte als Dtld. und die französische Armee der Deutschen als Überlegen galt, was sich letztlich aber als unwahr herausstellte? Dass es Guderian war, der die Panzerkampftaktik revolutionierte und Panzereinheiten zusammenstellte, wohingegen die Franzosen die Panzer eher als Zusatzbewaffnung der Infanterie verwendeten?
 
Ich habe vor allem an die Rüstung gedacht.
Es kann sein, dass ich in dieser Hinsicht falsch informiert bin, aber war es nicht so, dass z.B. Frankreich 1939/40 mehr Panzer hatte als Dtld. und die französische Armee der Deutschen als Überlegen galt, was sich letztlich aber als unwahr herausstellte? Dass es Guderian war, der die Panzerkampftaktik revolutionierte und Panzereinheiten zusammenstellte, wohingegen die Franzosen die Panzer eher als Zusatzbewaffnung der Infanterie verwendeten?

Deine Information ist korrekt. Frankreich verfügte zum Zeitpunkt des Angriffs des Deutschen Reiches über 3.254 Panzer. Die Deutschen lediglich "nur" über 2.439 zzgl. 334 tschechische Beutepanzer der Modelle 35 und 36.

Die Westmächte waren aber eben nicht nur bei Panzern zahlenmäßig überlegen, sondern beispielsweise auch bei der Artillerie. Hier verfügte Frankreich über gewaltige 10.700 Geschütze, die Briten über 1.280, die Niederländer über 656. Die Wehrmacht kam auf 7.378 Geschütze.

Hinzuzufügen ist das die Panzer qualitativ zu Beginn des Krieges schlicht schlechter, Panzerung und Bewaffnung, waren als die der Franzosen und Briten.

Die Deutschl Luftwaffe verfügte am 10 Mai 1940 über knapp 2.500 einsatzfähige Maschinen. Die Franzosen hatten deutlich mehr, nur waren die nicht an der Front, sondern tief im Landesinneren. So standen beispielsweise in Nordafrika ganze 1.800 Maschinen!

Quelle für die Zahlen: Frieser, Blitzkrieg-Legende
 
Ich bin mir nicht mehr sicher, woher ich die Info habe, befürchte aber, dass ich sie aus der Buchreihe von Cornelius Ryan habe (von 1959 ff.) da werden seitenweise irgendwelche Erinnungen deutscher Offiziere zitiert oder in erlebter Rede wiedergegeben.
 
Marned schrieb:
könnte mir bitte jemand erklären,warum Siegermächte aus dem 1. Weltkrieg eher passiv waren, die offensichtlich unfähig waren, sich auf die neue Katastrophe vorzubereiten?
Wie schon hier aufgeführt, hatten Frankreich starke Landstreitkräfte. Großbritannien hatte nach einer Zeit reduzierter Marine-Rüstung ein großes Aufrüstungsprogramm gestartet, dessen Kern

- 5 Schlachtschiffe der "King-George-V"-Klasse
- 4 Schlachtschiffe der "Lion"-Klasse
- 6 Flugzeugträger

umfasste.

Ein anderer Aspekt war, dass man zumindest auf britischer Seite die deutsche Aufrüstung gar nicht mal ungern sah. Schließlich war für die britische Oberschicht sicherlich die kommunistische Herrschaft in der UdSSR wohl bedrohlicher als die der Nazis in Deutschland. Hitler ließ weder Adelige noch Fabrikanten oder Großgrundbesitzer enteignen oder gar töten. Und diese Kreise - für die Kommunisten "natürliche" Feinde - waren es, welche in Großbritannien einen großen Einfluss hatten. Durch die Abrüstungsbestimmungen im Versailler Vertrag sowie durch den Wegfall der KuK-Monarchie gab es im Mitteleuropa ein militärisches Machtvakuum. Auf ein zweites Wunder an der Weichsel konnte man sich nicht verlassen. Daher war eine moderate Aufrüstung in Deutschland - als Gegengewicht zur Sowjetunion - für die Briten sinnvoll. Es konnte ja zu Beginn der NS-Herrschaft niemand ahnen, dass sich Stalin und Hitler 1939 verbünden würden.
 
Der Erste Weltkrieg steckte auch den Siegern noch in den Knochen, wenn ich das so formulieren darf.

In Frankreich und England glaubten die Regierungen 1938, durch Zugeständnisse einen Krieg vermeiden zu können. In der Bevölkerung beider Länder gab es meines Wissens keine Bereitschaft, wegen des Sudetenlandes einen bewaffneten Konflikt zu riskieren.
 
Der Erste Weltkrieg steckte auch den Siegern noch in den Knochen, wenn ich das so formulieren darf.

In Frankreich und England glaubten die Regierungen 1938, durch Zugeständnisse einen Krieg vermeiden zu können. In der Bevölkerung beider Länder gab es meines Wissens keine Bereitschaft, wegen des Sudetenlandes einen bewaffneten Konflikt zu riskieren.

Das sehe ich auch so.

In der jüngeren Literatur wird ergänzend dazu problematisiert, welche "Aufklärungsfehler" begangen worden sind: zB Überschätzung der deutschen Rüstung, fehlerhafte Einschätzung der deutschen innenpolitischen Lage, ökonomischer Rahmenbedingungen, Unterschätzung der SU.

Diese "Informationslage" hatte erheblichen Einfluss auf die Reaktionen, die durch Appeasement umschrieben werden.
 
Zurück
Oben