Warum wollten sie keine Wiedervereinigung?

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Riddick

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Und zwar stand man früher kurz vor der Wiedervereinigung . Aber Intellektuelle und Bürgerrechtler wollten keine Einheit ,sondern einen reformierten Sozialismus beibehalten.
Warum wollten sie denn der BRD nicht beitreten? Haben sie den nicht gelernt, dass der Sozialismus einfach keine Chance und der Westen sich mit seinem System gut bewährt hat.
Einige Gründe habe ich schon : Sie hatten Angst vor dem kapitalistischen System bzw. keine Erfahrung damit. Wollten endlich eigenständlich,nach ihren Interessen handeln und dementsprechend einen ihren Wünschen ähnelnden Staat durchsetzen. Außerdem hatten sie keine Lust mehr von einem fremden und ungewollten System zu leben.
Eine "Alternative zur westlichen Konsumgesellschaft" wollten sie darstellen. Das bedeutet, dass sie den Materialismus fürchteten und lieber friedlich und eng ,also menschlich zusammenleben. Sie hatten ja gerade Mut gefasst und sozusagen neue und starke Solidarität errungen.

Was habe ich vergessen, was ist noch erwähnenswert ? Und interpretiere ich irgendetwas falsch?
Und warum hatten sie etwas gegen den Parlamentarismus? (hab ich in einer Quelle gelesen, die eine Form der Revolution beschreibt)
:confused:


2.) Und noch was: Was hat die Transformation von "Wir sind das Volk" zu "Wir sind ein Volk" zu bedeuten?



Byee
 
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1989 , während die "friedliche Revolution" stattfand .
da ahnten ja schon einige die wiedervereinigung.
 
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Hmmh. Wann soll es denn zwischen 1949 und 1990 eine realistische Chance für die Wiedervereinigung Deutschlands gegeben haben?:grübel:

Mir fällt nur das Angebot aus dem Jahre 1952 von Stalin ein, das wohl aber dazu gedacht war, ein Keil zwischen der Bundesrepbulik und den anderen Westmächten zu treiben.

Ohh, ich bin zu spät, du hast ja oben schon 1989 benannt.
 
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Vielleicht wollten sie eine Vereinigung, aber nicht sooo schnell, damit das DDR-Wirschaftssystem nicht zusammenbricht, sondern sich langsamer auf den Wettbewerb unter günstigereren und fairereren Bedingungen einstellen kann?
 
nur mal so ein tipp: ein "bitte" am anfang und ein "danke" am ende wären nicht schlecht... seis drum:

man kann die beiden fragen nicht voneinander lösen:

die "intelligenz", wie man sich im sozialitsichen block gerne nannte, war in der ddr im unterschied zu polen, ungarn oder der cssr staats- und vor allem partetreu. deshalb spielte sie während der wende keine rolle, sieht man mal vom auftritt einiger bei der demo am 4. 11. und dem aufruf "dies ist unser land" ab.

ob "die" bürgerrechtler alle für eine eigenständige ddr waren, mag ich nicht zu beurteilen. etliche sehr schnell auf den gesamtdeutschen zug gesprungen (z.b. eppelmann). auf jeden fall wurden auch sie von den ereignissen überrollt.

womit ich zu deiner zweiten frage käme:
ganz einfach, am anfang ging es den demonstranten darum, der staats- und parteiführung zu zeigen, dass man (so) nicht mehr von ihnen regiert werden wollte. sehr schnell nach dem fall der mauer, wurde mit dem spruch "wir sind ein volk" gezeigt, dass "das" volk keine eigenständige ddr wollte (und somit allen schönen plänen der intellektuellen und bürgerrechtlern den boden entzogen).

bestätigt wurde dies durch das wahlergebnis vom märz 90, als die cdu und ihre partner die absoulte mehrheit bei den volkskamerwahlen erhielten.
 
Es gab ja,und das sollte auch man sehen, nicht nur auf Seiten der DDR-Bürger Vorbehalte gegen eine "Wiedervereinigung", sondern auch bei uns im Westen war nicht alles Freude und Zustimmung, wie uns das Politik und Presse weismachen wollten.Aus gutem Grund gab es hier damals keine Volksabstimmung zu diesem Punkt.
 
Haben sie den nicht gelernt, dass der Sozialismus einfach keine Chance und der Westen sich mit seinem System gut bewährt hat.

Was zum Henker ist das denn für eine Aussage?:motz: Wo hat sich der Westen gut bewährt?
Sozialismus wurde nie erreicht, abgesehen von einigen Elementen.

Diese Reformer sind meist schon vorher für ihre Ideen eingetreten. Es ging in ihren Augen um die Verwirklichung der Theorie mit allen ihren Elementen-> wirklicher sozialistischer Demokratie, u.a. Sie sahen auch die Misstände Und der Großteil der Massen wollte anfangs gar nicht den Anschluss an Westdeutschland, dies kam erst später hinzu. Genauso wie der Umschwung von Wir sind das Volk zu Wir sind ein Volk, deren genauere Umstände anscheinend nie geklärt werden können.


lieber friedlich und eng ,also menschlich zusammenleben.

Was soll das denn bedeuten? Der große Traum von einer Gesellschaft die ohne Ausbeutung( im marx'schen Sinne) funktioniert, war und ist immer präsent

Sie hatten Angst vor dem kapitalistischen System bzw. keine Erfahrung damit
Und wie man Erfahrungen mit sowas hatte. Es gab auch mal eine Zeit vor der DDR und auf dieser Erfahrung basiert die berechtigte Angst.

Der Parlamenarismus und die dazugehörige Gewaltenteilung wurde abgelehnt, weil sie nicht notwendig ist in einer sozialistischen Demokratie. Dort herrscht Basisdemokratie, sprich um es vereinfacht darzustellen weitgehende Autonomie von Räten aller Ressourcen -> Räterepublik


die "intelligenz", wie man sich im sozialitsichen block gerne nannte
Na warum nicht? Als wenn das keine gewesen wäre. In den Geisteswissenschaften war man wirklich herausragend (markov z.b.)
 
Es gab ja,und das sollte auch man sehen, nicht nur auf Seiten der DDR-Bürger Vorbehalte gegen eine "Wiedervereinigung", sondern auch bei uns im Westen war nicht alles Freude und Zustimmung, wie uns das Politik und Presse weismachen wollten.Aus gutem Grund gab es hier damals keine Volksabstimmung zu diesem Punkt.

Ähm, Entschuldigung, wenn ich mich hier einmische: Es gab keine Volksabstimmung in ganz Deutschland über die Wiedervereinigung, weil es rein rechtlich keine "Wiedervereinigung" im besten Sinne des Wortes gab, sondern, die DDR ist der BRD beigetreten. Und über diesen Beitritt brauchten nur wir im Osten abstimmen und das haben wir indirekt in der Volkskammerwahl am 18. 3. 1990 getan.
Seit dem heißt es: Hallo! Hier sind wir.
:winke:
 
@ Riddick:
Woher willst du eigentlich wissen, daß sie (die sogenannte Intelligenz - ich mag das Wort eigentlich nicht so) die Vereinigung nicht wollte?
Und außerdem: man sollte nie verallgemeinern - es gab auch hier ganz sicher unterschiedliche Meinungen.
 
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er meinte bestimmt nicht alle Intellektuellen und Bürgerrechtler der DDR, sondern eben die, die Vereinigung erstmal nicht primär wollten. Darauf bezieht sich auch seine Frage, was waren denn ihre Gründe für die Ablehnung.

Nicht, was dachte der Westen,
nicht, ob der Sozialismus je richtig verwirklicht wurde,
nicht, ob die Geisteswissenschaften im Osten super waren,
nicht, wann die "Volksabstimmung" war, usw.


Ahoi, und LG
lynxxx
 
Hmm, danke erstmal mal für eure Antworten, aber mir erscheinen sie größtenteils oberflächlich und irgendwie nicht meine Fragen betreffend ...


Und wie man Erfahrungen mit sowas hatte. Es gab auch mal eine Zeit vor der DDR und auf dieser Erfahrung basiert die berechtigte Angst.
kannst du mir bitte die tiefer gehenden gründe dafür nennen, warum sie hass gegen den kapitalismus hatten?
wussten sie denn nicht, das dort ein "sozialer kapitalismus" herrschte?

Was zum Henker ist das denn für eine Aussage?:motz: Wo hat sich der Westen gut bewährt?
was zum henker #2 ist das für ne aussage ?
natürlich hatte sich ihr system behauptet oder warum sonst lebten sie in so einem wohlstand , wo man armut und andere missstände kaum kannte?


Woher willst du eigentlich wissen, daß sie (die sogenannte Intelligenz - ich mag das Wort eigentlich nicht so) die Vereinigung nicht wollte?
intelligenz.. hört sich schei*se :grübel:
in einer klausur von mir hatten wir eine quelle, wo die intellektuellen und andere neu formierte gruppen die bevölkerung aufriefen, nicht einfach vom westen aufgesaugt zu werden, sondern ihren eigenen staat ddr wollten, der mit ihren vorstellungen (frieden, soziale gerechtigkeit, freizügigkeit und umweltbeschützung) geprägt war (4.november.1989)


was waren denn ihre Gründe für die Ablehnung.

Nicht, was dachte der Westen,
nicht, ob der Sozialismus je richtig verwirklicht wurde,
nicht, ob die Geisteswissenschaften im Osten super waren,
nicht, wann die "Volksabstimmung" war, usw.
genau.. wobei punkt 1 und 2 auf sehr interessant sind
 
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@Riddick
Wie kommst Du denn zu solchen Aussagen?
Wer wollte was, zu welchem Zeitpunkt?
Vorbehalte gab es doch von allen Seiten(Ost und West, Arbeiter, Intellektuelle, Handwerker...) und jeder hatte seine eigenen Gründe. Von "man" zu reden ist doch ziemlich verallgemeinernd.

DU mußt Deine Fragen präziser formulieren, dann können alle hier präziser antworten.

Dein 2.) ist ganz einfach: erst wurde eigenverantwortlich und selbstbewußt von "Wir sind DAS Volk" gesprochen und dann hat man sich der "Wiedervereinigung" angeschlossen bzw. sie sich gewünscht und von EINEM Volk gesprochen.
 
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in einer klausur von mir hatten wir eine quelle, wo die intellektuellen und andere neu formierte gruppen die bevölkerung aufriefen, nicht einfach vom westen aufgesaugt zu werden, sondern ihren eigenen staat ddr wollten, der mit ihren vorstellungen (frieden, soziale gerechtigkeit, freizügigkeit und umweltbeschützung) geprägt war (4.november.1989)

Ach - 4. 11. ´89 - ich weiß, was du meinst. Da war doch diese Massendemo in Berlin, auf der DDR-Künstler, Pfarrer usw. ihre Forderungen an die damalige Regierung stellte - wurde im DDR-Fernsehen live übertragen - hab ich ich übrigens auch gesehen.
Also dazu muß ich sagen, daß zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch nicht die Forderung nach der Wiedervereinigung gestellt wurde, denn da ging es zunächst mal um die Durchsetzung demokratischer Grundrechte, wie z. B. Reisefreiheit (die Mauer war da ja noch zu) und freie Wahlen usw.
Zu dieser Zeit riefen die Leute noch "Wir sind DAS Volk". Der Hintergrund mag gewesen sein, daß die SED bei irgendwelchen kleineren Demos, die es vor der friedlichen Revolution auch schon vereinzelt gab, immer gern von "aus der BRD eingeschleusten Unruhestiftern" sprach, um so nur nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, das eigene Volk sei unzufrieden und würde demonstrieren. Daher der Spruch "Wir sind das Volk" um genau diesem Argument vorzubeugen. Na ja und die Rufe: "keine Gewalt" brauche ich wohl nicht näher erleutern.
Der Schwenk nach "Wir sind EIN Volk" kam dann erst im Dezember ´89, als H. Kohl die DDR bereiste und seine Reden vor dem Volk hielt und zeigte, daß er sich der Angelegenheit angenommen hat.
 
Ach - 4. 11. ´89 - ich weiß, was du meinst. Da war doch diese Massendemo in Berlin, auf der DDR-Künstler, Pfarrer usw. ihre Forderungen an die damalige Regierung stellte - wurde im DDR-Fernsehen live übertragen - hab ich ich übrigens auch gesehen.
Also dazu muß ich sagen, daß zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch nicht die Forderung nach der Wiedervereinigung gestellt wurde, denn da ging es zunächst mal um die Durchsetzung demokratischer Grundrechte, wie z. B. Reisefreiheit (die Mauer war da ja noch zu) und freie Wahlen usw.

jawoll, du hast es ! genau das meine ich, aber sagten sie sowas nur auf dieser massendemo?
 
Nein, ich erinnere mich, daß es auch noch einen Aufruf "Für unser Land" gab, der bei der Bevölkerung aber kein Gehör fand.
 
Ich habe vor vielen Jahren mal eine Diskussion mit zwei ehemaligen Bürgerrechtlern aus Thüringen verfolgt. Auch die sagten, eigentlich hätten sie sich gewünscht, dass die DDR als Nachbarstaat weiter existiert, aber das System demokratisch verändert worden wäre. Ich denke, für viele Bürgerrechtler stellte sich das Problem, dass sie es waren, die Kritik übten und auf die Straße gingen, dass sie aber keinen Einfluss mehr auf die Neugestaltung der Politik hatten. Und sie konnten auch keine Interessensgruppe, Partei etc. bilden. Zwar wurden viele von ihnen später politisch aktiv, dann aber in "Westparteien" wie der CDU, SPD etc.
Dazu kommt, dass viele Oppositionelle in der DDR gleichwohl Sozialisten waren und es durchaus Befürchtungen wegen der Übernahme des kapitalistischen Systems gab.

Kennst du eigentlich den Film "Good bye Lenin"? Ohne die Entstehungshintergründe zu kennen, befasst er sich meines Erachtens sehr deutlich mit diesem Problem, und im Grunde schafft der Held des Films ja für seine Mutter eine Utopie, eine DDR, die sich von innen heraus verändert hat, aber weiterexistiert.
 
Ich habe vor vielen Jahren mal eine Diskussion mit zwei ehemaligen Bürgerrechtlern aus Thüringen verfolgt. Auch die sagten, eigentlich hätten sie sich gewünscht, dass die DDR als Nachbarstaat weiter existiert, aber das System demokratisch verändert worden wäre. Ich denke, für viele Bürgerrechtler stellte sich das Problem, dass sie es waren, die Kritik übten und auf die Straße gingen, dass sie aber keinen Einfluss mehr auf die Neugestaltung der Politik hatten.


Sie wurden mit diesen Zielen von der Entwicklung einfach überholt, denn aus realpolitischer Sicht war ein Weiterbestehen der DDR - auch wenn sie demokratischer als Westdeutschland gewesen wäre - nicht möglich, denn die Menschen wollten die D-Mark und mit der D-Mark war man auf finanzielle Unterstützung Westdeutschlands angewiesen. Und dann zu sagen: >Wir wollen zwar euer Geld, brauchen es sogar um zu überleben, aber euren Staat wollen wir nicht<, das geht nun mal nicht.
 
Was ich mich immer gefragt habe, ob nicht bei einem möglichen Szenario eines sich demokratisierenden ostdeutschen Staates nicht auch die Vergangenheits- bewältigung evtl schneller und effektiver in Gang gekommen wäre?

Wenn die Ostdeutschen auf sich allein gestellt die Vergangenheit hätten aufarbeiten können - ohne "Besserwessis" und dem Gefühl des Unterlegenen, dem ein anderes System aufgezwungen wird (ich wähle bewußt eine übertriebene Formulierung ;) .

Vor dem Hintergrund der Verbrechen des DDR-Regimes finde ich daher ggwärtige Auswüchse wie "Ostalgie-Shows" (welche ja durchaus Auskunft über den Stand der Vergangeheitsbewältigung geben) schon sehr bedenklich.
 
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