Wer ist der Rheinländer? Und wer ist die Rheinländerin, vor allem die schöne ? Und wer sind wir überhaupt, die wir uns hauptsächlich auf die "Germanen" als unsere Ahnen berufen?
Um es vorweg zu nehmen: Ich denke, wir "Deutschen" sind so ziemlich das kunterbunteste Gengemisch in Mitteleuropa.
Die Römer haben im Zuge ihrer Okkupationen von keltischem Land in Gallien, Rätien, Britannien etc. für die erste multikulturelle Gesellschaft nördlich der Alpen gesorgt. Nicht nur die römische Armee mit ihren Auxiliartruppen , aber auch ihren Legionären als römischen Staatsbürgern aus allen Teilen des Reiches war bereits eine "Multikulti-Truppe", nein, die Römer selbst sorgten dann noch dafür im besetzten Land, daß indigene Volksstämme großzügig umgesiedelt oder auch mal ausgelöscht wurden. Das geschah vor allem unter Caesar und Augustus. Caesar erfand die Begriffe "Gallier" und "Germanen", obwohl v.a. letztere sich kaum als solche sahen, sondern in Stammesdenken verhaftet waren, ähnlich den nordamerikanischen Indianerstämmen des 19. Jh. Germanenstämme östlich des Rheins wurden umgesiedelt auf die Westseite, ebenso Keltenstämme wieder dahin zurückverfrachtet, wo sie urspr. herkamen ( Helvetier z.B.).....
Mit den Römern kamen Menschen aus Spanien, dem heutigen Nahen Osten, vom Balkan, von Afrika nach Mitteleuropa, als Sklaven, als Händler, als Legionäre, als Beamte. Übrigens auch bereits viele Israeliten.
Dort trafen sie dann auf germanische Stämme, die ebenfalls teils Handel mit den Römern trieben, teils als Söldner oder Auxiliartruppen in der röm. Armee dienten.
Man kann sich ausrechnen, daß der ein oder andere "stolze Germane" vielleicht Gefallen an der ein oder anderen hübschen Tochter eines jüdischen Händlers oder spanisch-röm. Legionärs oder Gutsbesitzers fand. Wie auch umgekehrt vllt manche hübsche Germanin sich in einen stolzen röm. Legionär verliebte, der aussah wie George Clooney......
Es entstand also zu dieser Zeit bereits ein bunter Genpool, aus dem sich diese Gesellschaft jahrhundertelang nährte. Die "reinrassigen Germanen" ( und Kelten) dürften nichts anderes als eine Mär sein, die man immer gern auf Tacitus zurückführt. Aber die Realität dürfte so nicht ausgesehen haben und die Germanen bildeten sicherlich nicht DIE geschlossene Gesellschaft, für die so oft gehalten werden.
Die Völkerwanderung mischte dann nochmals alles schön durcheinander, wie auch später noch all die Händler und Soldaten, die durch Deutschlands Regionen marschierten. Ob Schweden im 30j. Krieg, Franzosen in den Erbfolgekriegen und unter Napoleon, Hunnen im 5.-10. Jh., Amerikaner und Briten und Franzosen und Russen im 2. WK.
Nun leben wir wieder in einer römisch angehauchten Multikultiwelt, die Menschen aus aller Herren Länder nach Mitteleuropa "gespült" hat.
Ob wir ein ähnliches Schicksal wie die römische Gesellschaft erleiden werden, steht in den Sternen.............................
PS: Für das Rheinland , Kölner Raum und weiter oben und unten gibt es übrigens ein prima Buch, das die Bevölkerung in vor- und römischer Zeit schildert:
Maureen Carroll : Römer, Kelten und Germanen - Leben in den germanischen Provinzen Roms, Stuttgart 2003, Theiss-Verlag
( mit einer Fallstudie zu Köln: "Kulturelle Beziehungen an der Reichsgrenze")