"Wehrpflicht" bei den Angelsachsen

Aethelthryth

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Hallo allerseits,

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit bin ich derzeit auf der Suche nach Literatur zum Thema Wehrpflicht im Mittelalter (genauer gesagt im 10./11. Jahrhundert). Dabei beziehe ich mich zwar primär auf die Angelsachsen, aber als Vergleichsmaterial wären auch Abhandlungen über die Franken sehr hilfreich.
Besonders interessiert mich hierbei die Länge des Dienstes, den man ab zu leisten hatte, wenn der Herr denn dazu aufrief, sofern dazu eine maximale Länge vorgegeben war.
Kann mir Jemand bei der Literatursuche weiterhelfen? Bisher habe ich C. Warren Hollisters "Anglo-Saxon Military Institutions" genutzt, was mir bislang auch sehr geholfen hat, allerdings berufe ich mich nur ungern immer nur auf ein Werk.

Danke schonmal im Voraus. :)
 
Ich müsste nun ersteinmal in meinem Bücherregal kramen aber so weit ich es gerade im Kopf habe war die Dauer des Dienstes nicht genau festgelegt/definiert. Normalerweise wurden im 10./11. Jahrhundert und auch vorher wie z.b unter Albert I die Heere relativ kurzfristig zusammengestellt /-gerufen, da eine Heereslogistik wie zu römischen Zeiten nicht mehr bestand und die Ernährung deshalb eine große Rolle spielte. Daher versuchte man oftmals den Gegner zu entscheidenen Schlachten zu "zwingen" (z.B Schlacht von Ethandun da man ansonsten selber Gefahr lief durch Hunger und Desertierungen (die meisten Heere bestanden aus Bauern die mit ihrem übergeordneten Than/Thegn Zu Felde zogen und nach einigen Wochen nach ihrer Arbeit sehen wollten). Daher waren längerfristige Kampagnen genau wie ein Berufssoldatentum in dieser Zeit eher selten.

Ich werd aber meine Literatur bei Gelegenheit nach Hinweisen durchforsten
 
Es geht tatsächlich um fyrd duty. Dazu habe ich bislang auch herausgefunden, dass die fyrds im Falle eines Angriffes (wie beispielsweise der dänischen Raubzüge am Ende des 10. und Anfang des 11. Jahrhunderts) zusammengerufen wurden, um das betroffene Territorium zu verteidigen. Kam es nicht zu einer Schlacht, wurde die fyrd dann aufgelöst.
In Hollisters Abhandlung ist zusätzlich ein Beispiel aus dem Jahr 1006 gegeben, als im Sommer eine Armee zur Abwehr der Dänen gesammelt wurde - wo genau habe ich gerade leider nicht im Gedächtnis. Allerdings gingen diese einem Konflikt so lange aus dem Weg, bis die fyrd dann zum Winter hin (vermutlich ab Ende September) aufgelöst wurde. Höchstwahrscheinlich lag dies am nahenden Winteranbruch, nur würde es mich interessieren, ob es in manchen Fällen nicht auch eine Begrenzung des fyrd-Dienstes gab.
Doch selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, würde ich dennoch zum Vergleich gerne Beispiele aus anderen Reichen anführen können.
 
In "Karl der Große: Herrscher des Abendlandes" von Dieter Hägermann wird die Einberufung der "Wehrpflichtigen" bei den Franken zu kriegerischen Auseinandersetzungen immer mal wieder kurz angerissen.

Außerdem könntest du bei deiner Arbeit wohl auch das Wehrbauerntum in den byzantinischen Themen einbauen.
Thema (byzantinische Verwaltung) ? Wikipedia
 
In den angelsächsischen Rechtskodifizierungen von Wesex, die König Ine nach 690 verfassen ließ, steht, dass Wehrdienstverweigerer und Adelige die sie deckten, bestraft werden müssen. Ähnliches stand auch in den Kapitularien Karls d. Gr.
Offensichtlich wollten die Herrscher nicht ohne weiteres die Ablöse der Volksaufgebote durch Gefolgschaften lokaler Potentaten akzeptieren.

Am Ende des 7. Jh. war im Frankenreich die Pflicht zum Heeresdienst THEORETISCH immer noch auf alle Freien gleichmäßig verteilt, in der PRAXIS jedoch, entschieden die Adeligen, wer von ihren Untergebenen einrückte.
Im 9. Jh beispielsweise, verwendeten lokale Grafen ihr Recht, alle Wehrpflichtigen einzuziehen, gerne dazu, vor allem jene Freien einzuziehen, die sich weigerten ihr "allod" aufzugeben und sich nicht in die Abhängigkeit eines Herrn begeben wollten.

Während den Wikingereinfällen, versuchten vor allem im stark betroffenen Westfrankenreich, sich immer mehr Menschen vor dem Militärdienst zu drücken - ergo kam es hier relativ frühzeitig zu einer Professionalisierung --> das Rittertum entstand.
Interessant ist hier nun aber, dass im ebenfalls stark betroffenen England, so eine Professionalisierung nicht einsetzte.
Dort bestand bis 1066 der/die Fyrd weiter.
Einziges Zugeständnis an die Situation war offenbar, dass die Haustruppen der Großen (Huscarls) an Bedeutung gewannen.

Bei der Reconquista Spaniens, spielten übrigens in der Anfangsphase (Eroberung des Ebro-Thals) wehrpflichtige, freie Bauern eine zentrale Rolle.
Sie übernahmen dann auch gleich das von den Mauren zurückeroberte, meist entvölkerte Land.
 
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