Weibliche Freigeister des 18. Jahrhunderts

Hm, kann sein. Vielleicht finde ich ja noch mehr dazu.

Interessant übrigens, dass sich Voltaire nicht zu schade war zumindest eine seiner Erzählungen 1774 als Erstausgabe im Journal des dames zu drucken.
1774: Erzählung Le Crocheteur borgne - Der einäugige Lastträger, EA in der Aprilausgabe des "Journal des Dames", Paris, 12°;
 
Bereits 1854 soll der Historiker Jules Michelet über den Anteil der Frau an der französischen Revolution geschrieben haben.

Kennt ihr das Buch bzw. die Arbeit?

Obgleich der französische Historiker Jules Michelet bereits 1854 seine Studie „Die Rolle der Frau in der Französischen Revolution“ veröffentlichte, beschränkte sich die Mehrheit der Publikationen bis in die Gegenwart auf die Darstellung einer offenbar ausschließlich von Männern gemachten Geschichte. In zahlreichen Überblickswerken zur Französischen Revolution findet sich kaum ein Hinweis auf die Beteiligung von Frauen.8 Lange Zeit musste der Eindruck entstehen, als sei der „Brotmarsch“ nach Versailles im Oktober 1789 das einzige Ereignis, an dem Frauen beteiligt waren.

In der deutschsprachigen Wissenschaft fanden die „vergessenen Töchtern der Revolution“9 erst seit der Entstehung der feministischen Frauenforschung in den 1970er Jahren Beachtung. Seitdem wird die Geschichte der Französischen Revolution unter dem Gesichtspunkt der Gleichstellung der Geschlechter untersucht. Hervorzuheben ist hier die detaillierte Studie über den Marsch der Frauen nach Versailles von Kerstin Michalik.10 Anders als frühere Darstellungen, welche ausschließlich die Forderung nach Brot als ausschlaggebendes Motiv für den Protestzug der Frauen sahen, stellt die Autorin diese Sichtweise in Frage. Michalik untersucht, ob ökonomische oder politische Gründe Anlass für die Ereignisse des 5./6. Oktobers 1789 waren.
 
Wobei ich es besser fände einen eigenen Thread zu den Frauen in der französischen Revolution aufzumachen oder eben diesen hier http://www.geschichtsforum.de/f16/die-rolle-der-frau-der-franz-sischen-revolution-20415/ auszubauen.

:winke: Dieses UF hier reicht ja eigentlich bis 1789.

Hmm. Wobei sich das Thema hier noch häufiger überschneiden wird. Der Logik nach müssten sich die weiblichen Freigeister von der Revolution für die Frau mehr erhofft haben, als dann das Ergebnis war. Sie sollten also mit Recht enttäuscht gewesen sein, sich vielleicht auch als Getäuschte und Verratene empfunden haben?
 
Hmm. Wobei sich das Thema hier noch häufiger überschneiden wird. Der Logik nach müssten sich die weiblichen Freigeister von der Revolution für die Frau mehr erhofft haben, als dann das Ergebnis war. Sie sollten also mit Recht enttäuscht gewesen sein, sich vielleicht auch als Getäuschte und Verratene empfunden haben?
Kann schon sein. Wir heute können natürlich erkennen, dass solche Hoffnungen eigentlich vergebliche sein mussten.

Für die gebildeten Frauen, welche bsw. Mme. Beaumer gelesen hatten, dürfte das aber schon zumindest enttäuschend gewesen sein, was sich dann während der Revolution und dannach vollzog. Vielleicht versteht man daraus auch die Enttrohnung der Frauen, die Vigée Le Brun meinte. Vielleicht hatte man zuvor zumindest noch eine Hoffnung, die dann aber zunichte gemacht wurde.:grübel:
 
Vielleicht versteht man daraus auch die Enttrohnung der Frauen, die Vigée Le Brun meinte. Vielleicht hatte man zuvor zumindest noch eine Hoffnung, die dann aber zunichte gemacht wurde.:grübel:
Gute Frage. Ich denke, die Enttrohnung der Frau geschah in mehr als einem Sinn. Es gibt ja mehrere Beispiele in der Geschichte, dass Frauen rechtliche, finanzielle und/oder berufliche Möglichkeiten mal mehr, mal weniger zugebilligt und eben auch wieder zurückgenommen wurden.

Da ist einerseits von väterlicher oder männlicher (Schutz-)Gewalt die Rede, andererseits im Mittelalter bzw. in einigen Gilden und Zünften von der Herrschaft der Frau über den Haus- und Geschäftsbereich in Abwesenheit des Gatten, selbst von Händerinnen hört man bisweilen, während in späteren Jahrhunderten über die "Unmündigkeit" der Frau gesprochen wird, die ohne Erlaubnis des Gatten keine eigenen Geschäfte tätigen darf. Übrigens erinnere ich mich da eines Bankgrundsatzes, liegt noch gar nicht so lange her, der bei verbindlichen Geschäften und Rechtsangelegenheiten noch immer das Beisein, mindetsnes die nachträgliche Unterschrift des Gatten erforderte.

Zweitens die politischen Salons, die nicht selten von reichen Damen gepflegt und finanziell unterhalten wurden, wobei man sich fragen darf oder muß, ob der Mann hier mehr Nutzniesser, als gleichberechtigter Partner war, oder anders gesgat, ob die gebildete und reiche Bürgerin/Aristokratin hier nicht in Wahrheit nur als Geldgeber, ohne wirkliche Macht und Einflußnahme fungierte. Vor allem Rousseau (ja, kommt noch!) liess sich ja überhaupt gern von der holden Weiblichkeit aushalten und in jeder Hinsicht unter die Arme greifen ... Okay, anderes Thema, nur so viel noch zu seinen Texten über die Rolle und den Charkter der Frau : Achtung und Dankbarkeit sehen anders aus!

Drittens die französische Revolution bzw deren Führer, die die Stimme der Frau wohl zu ihrem Vorteil zu nutzen wußten, indem sie ihre Hilfestellung nur allzugern für sich beanspruchten, im Gegenzug (entgegen der eigenen Schlagworte) jedoch nicht bereit waren, erworbene Rechte mit Schwestern, Gattinnen und Müttern zu teilen.

Vigée Le Brun kann (und wird ?) alle gemeint haben ...
 
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Findet man irgendwo online Näheres zu der im Wikipediaartikel erähnten
ersten Pariser Frauenschule für Malerinnen
in Adélaïde Labille-Guiard – Wikipedia ?

Dass ein paar von ihren Schülerinnen ihrerseits vorzügliche Malerinnen wurden wie Madame Capet (lustiger Name, wenn man an die Revolution denkt) ist ja bekannt.
:grübel:

Interessant ist auf jeden Fall der Einsatz von Labille-Guidard innerhalb der Akademie für eine Gleichberechtigung von Künstlerinnen. Damit ging sie offenbar über ein rein egoistisches Interesse an einem eigenen Fortkommen weit hinaus. Denn sie war ja bereits zu der Zeit eine etablierte, ausgezeichnete Malerin.
:anbetung:
 
@all

"... wie Madame Capet (lustiger Name, wenn man an die Revolution denkt) ist ja bekannt."

Absolut o.t., ob die auch Halsschmerzen hatte. =)

M.
 
Diese Kaiserinnen, die zur Abwechslung auch mal ganz praktische und vor allem offene und eigenständige Politik betrieben, statt nur hinter ihrem Mann stehend, und die teilweise im Briefkontakt z.B. mit Elizabeth I. von England oder Katherina die Große von Russland standen, kennt ihr sicherlich schon:
http://www.geschichtsforum.de/f7/ge...r-weltgeschichte-26422/index4.html#post449705
Sind allerdings noch im 17. Jh. behaftet. Leider stecken die Gender-Studies diesbezüglich noch in den Kinderschuhen, es gibt sicherlich weniger mächtige Frauen, über die man wesentlich mehr weiß, weil mehr geforscht wurde. 150 Millionen Dokumente müssten noch gesichtet, katalogisiert und gelesen werden...
 
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich über osmanische, arabische und asiatische Fürstinnen schlicht zu wenig weiß.

Aber wie mir scheint gab es auch hier eine Wende in der Stellung der Frau, die erst Möglichkeiten häuslicher, kaufmännischer und politischer Einflussnahme hatte, während später das braven Frauchen zum Ideal wurde.

Ich finde es mittlerweile gerade auch als Frau schwierig die tatsächliche Einflussnahme realistisch einzuschätzen. Leider sagt für mich grundsätzliche Einflussnahme nicht viel über deren Qualität aus. Will sagen, ein schwacher Fürst, der ohnehin ungern eigene Entscheidungen fällt, und sich z.B. von seinen Mätressen soufflieren lässt, sagt für mich noch nicht viel über die Stärke der Einflussnehmerin. Nehmt es mit bitte nicht übel, aber erst wenn sich eine starke Frau auch gegen einen starken Gatten, Vater oder Bruder durchsetzt und demzufolge gleichberechtigt agiert, nicht nur reagiert, kann ich sie wirklich bewundern.
Wobei ich damit nichts gegen leise Töne gesagt haben will und eine gekonnte Argumentation, die dem anderen vermittelt, ihre Idee wäre auf seinem "Mist" gewachsen. Gerade das ist ein Talent, das nicht zu unterschätzen ist.

Ein ähnliches Problem habe ich mit den politischen Salons. Es stellt sich für mich nach wie vor die Frage, wieviel Stimmgewalt eine Frau im Alltag tatsächlich hatte oder überhaupt haben konnte, zu einer Zeit, als sie nicht wählen und kein Amt antreten konnte.

Wieviel steckt also wirklich dahinter, wenn eine Grande Dame oder Lady Politiker, Philosophen, Literaten usw. zu Gesprächsrunden einlädt, und dementsprechend als politische Persönlichkeit bezeichnet wird. Ich hab allein schon deswegen ein Problem damit, weil natürlich die Dame des Hauses Einladungen plante und nicht ihr Gatte.

Und es ist wirklich schwierig entsprechende Informationen z.B. aus privaten Briefen zu finden. Denn seien wir mal ehrlich, mündliche und öffentliche Aussagen über diverse Persönlichkeiten entsprechen oft eher der Diplomatie, als der Realität. Weitaus interessanter ist hier, wie diese Persönlichkeiten in privater Korrespondenz wegkamen, und ob sie sich mehr oder weniger offen gegen Gatten, Väter, Brüder und Amtspersonen durchsetzten. Entschieden sie auch gegen den Rat von Vätern und Gatten? Tendierten sie zu einer anderen politischen Partei und unterstützten sie diese? :grübel:

Es gab jedenfalls einige Damen (ich werde mal eine Liste zusammenstellen), die sich zwar zur ersten Heirat verpflichten liessen, den Witwenstatus dann jedoch nicht mehr aufgeben mochten und sich nicht mehr verheiraten liessen, im Gegensatz zu den meisten, die mehrfach verheiratet wurden. Das heisst diese Damen waren erstaunlich selbstbewusst und selbstbestimmt, wobei man auch hier ehrlich sehen muß, dass sich ein solches Selbstbewusstsein nur Frauen leisten konnten, die von Renten, Versicherungen oder anderen Erträgen leben konnten. Nichtsdestotrotz gab es genügend Adlige, die sich dennoch mehrfach "verkuppeln" liessen, auch wenn eine gewisse Eigenständigkeit finanziell möglich gewesen wäre.
 
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Selbst bei den Regentinnen wie Anna Amalie von Sachsen-Weimar wurde auch gern viel im Nachhinein hinein interpretiert und die Erfolge solcher Regentschaften für halbwüchsige Söhne von einer positivistischen Ansicht überbewertet. In Wahrheit war es so wie bei einigen Regentinnen. Man überließ lieber die Entscheidungen einem männlichen Consilium und war bei Reformen eher zurückhaltend, da man wusste, dass die Herrschaft dieser Frau eben auf die Dauer der Regentschaft begrenzt war und der künftige Herrscher leicht alles zurücknehmen konnte.
 
Jedenfalls war Katharina aus Russland (die Große) schon eine ziemlich gewiefte Frau. Hatte grade die Tage nachts auf Phoenix mal wieder ne Doku über sie gesehen, schon beeindruckend die Frau.
 
Hat man Philosophinnen, Dichterinnen, Denkerinnen ect. schon an ihrem Kleidungsstil/Äußeren als solche erkannt oder machten sie sich erst durch ihren Charakter, ihre Interessen und ihren Fähigkeiten verdächtig?

Ich habe mich zwar gerade fleißig durch die Links gearbeitet, fand aber nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage.
 
Hat man Philosophinnen, Dichterinnen, Denkerinnen ect. schon an ihrem Kleidungsstil/Äußeren als solche erkannt oder machten sie sich erst durch ihren Charakter, ihre Interessen und ihren Fähigkeiten verdächtig?

Ich habe mich zwar gerade fleißig durch die Links gearbeitet, fand aber nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage.
Ist mir noch nicht aufgefallen.

Die meisten Philosophinnen, Dichterinnen des 18.Jh., die ich kenne, kleideten sich wie damals üblich.

Cross-dressing gab es zwar schon, aber das war entweder mit bestimmten Festen verbunden oder wirklich auf Ausnahmen wie dem Chevalier d'Eon beschränkt. Es gab auch gelegentlich das Verkleiden auf Reisen.
 
Hat man Philosophinnen, Dichterinnen, Denkerinnen ect. schon an ihrem Kleidungsstil/Äußeren als solche erkannt oder machten sie sich erst durch ihren Charakter, ihre Interessen und ihren Fähigkeiten verdächtig?

Ich habe mich zwar gerade fleißig durch die Links gearbeitet, fand aber nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage.

Denkst du da vielleicht an die "Blaustrümpfe" (Bluestockings)? :grübel:Das ist ja in GB noch immer eine etwas herablassende Bezeichnung für weiblicher Bücherwürmer, und rührt angeblich meines Wissens daher, daß die Damen des Zirkels um Elizabeth Montague anstatt Seidenstrümpfe grobe blaue Strümpfe zu ihren Treffen getragen haben. Blue Stockings Society - Wikipedia, the free encyclopedia

PS.: Sollten die hier schon zur Sprache gekommen sein, Beitrag bitte einfach ignorieren- ich hab' mir nicht alle Beiträge angeschaut. :still:
 
Denkst du da vielleicht an die "Blaustrümpfe" (Bluestockings)? Das ist ja in GB noch immer eine etwas herablassende Bezeichnung für weiblicher Bücherwürmer, und rührt angeblich meines Wissens daher, daß die Damen des Zirkels um Elizabeth Montague anstatt Seidenstrümpfe grobe blaue Strümpfe zu ihren Treffen getragen haben. Blue Stockings Society - Wikipedia, the free encyclopedia
Naja, ich ging jetzt eher von Kleidung aus, die man direkt sieht. Waren die Röcke nicht zu kurz, fielen die blauen Strümpfe ja nicht auf.:winke:
 
Naja, ich ging jetzt eher von Kleidung aus, die man direkt sieht. Waren die Röcke nicht zu kurz, fielen die blauen Strümpfe ja nicht auf.:winke:

Stimmt, da muß man schon etwas kreativ sein um die Strümpfe sehen zu können. :still: :friends:
Die gedankliche Verbindung kam auch daher, daß @ Geschichtsfan nach dem Kleidungsstil fragte, und mir bei 'Bluestocking' sofort etwas achtlos gekleidete Damen einfallen. Nachdem ich nochmal nachgeschaut habe, kann ich nichts darüber finden, daß die Blaustrümpfe schon im 18. Jahrhundert als schlecht gekleidete intelektuelle Damen betrachtet wurden. Der Bezug auf Kleidungsstil, nehme ich an, ist anscheinend neueren Datums.
 
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Ich stieß eben auf zwei einschlägig klingende Buchtitel:

Hat die jemand schon ausgewertet?
Seltsam an dem ersten Buch ist für mich die Auswahl.

Es geht um die Damen:
Henriette Herz (1764-1847)
Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar (1739-1807)
Angelika Kauffmann (1741-1807)
Caroline Schlegel (1763-1809)
Dorothea Schlegel (1764-1839)
Johanna Schopenhauer (1766-1838)
Madame de Stael (1766-1817)
Dorothea Schlözer (1770-1825)
Rahel Varnhagen (1771-1833)
Bettina von Arnim (1785-1859)
Karoline von Günterrode (1780-1806)

Es ist keine Frau dabei, welche in der ersten Hälfte des 18.Jh. eine Rolle spielte.
Immerhin waren Anna Amalia und Angelika Kauffmann schon um die Jahrhundertmitte aktiv in ihren jeweiligen Feldern.
Aber ein Großteil war entweder erst kurz vor 1800 wichtig für das Geistesleben oder gar überhaupt nicht mehr im 18.Jh.(wie Bettina von Arnim).
:fs:
Bei dem Titel hätte ich was anderes erwartet, offen gestanden.
 
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