Welche antiken Wurzeln hat die geografische Bezeichnung 'Ägypten'?

Bisher war ich der Meinung, dass die arabische Sprache im Zuge der Islamisierung in vielen Ländern Nordafrikas und Nahosts übernommen wurde und dass die Bevölkerungszusammensetzung sich nur unwesentlich verändert hat.

Da die islamischen Herrscher ihre Herrschaft auf verschiedenen Stämme aufbauten, wurden diese, oder Teile davon, immer wieder durch die Gegend geschoben. Als z.B. die afrikanischen Zīrīden (Ṣinhāǧa-Berber) als Statthalter der Fāṭimiden in Afrika sich im 11./12. Jahrhundert von diesen lossagten, hetzten diese ihnen die Banū Hilāl auf den Hals, einen arabischen Beduinenstamm,der in Südägypten sein Unwesen trieb. Die Banū Hilāl waren daraufhin über Jahrhunderte eine der wichtigste Kräfte im Maghreb. In al-Andalus hatte es schon einige Jahrhunderte zuvor (8. Jhdt.) Kämpfe zwischen Nord- und Südarabern (Kalbiten und Qaisiten) gegeben.
Will sagen: Die islamischen Herrscher sorgten aus politischen Gründen immer wieder für Bevölkerungsverschiebungen.
 
Ich kann da auch nur, mal wieder ;), auf die 4. Vorlesung hier verweisen:
http://www.geschichtsforum.de/f36/dynastien-namen-und-begriffe-der-isl-welt-14238/#post372256
von 1:09 bis 1:25 die Viertelstunde.

Demnach gibt es kaum direkte Quellen, die von einer Massenkonversion der Kopten zum Islam berichten. Es gab Konversionen, aber eben kaum eine ganze Bewegung, wie in anderen islam. Regionen.
Man muss auch immer die Relation der Gesamtbevölkerung zu der christlichen oder Vorbevölkerung sehen und kennen.
Die Bevölkerungsentwicklung in Ägypten ist nach neueren Thesen wie folgt zu sehen:
Stete Bevölkerungszunahme (der Gesamtbevölkerung) bis ins 11. Jh., dann Einbruch aufgrund von Hungersnöten. Langsame Erholung bis im 14. Jh. verschiedene Pestwellen einen tiefen Einbruch verursachten. Diesen Einschnitt folgte eine nur sehr langsame Erholung.
Zwei Thesen bzw. Faktoren begründen nun, warum das Bevölkerungswachstum bei den Kopten nicht in dem gleichen Maße stark war, wie bei den Muslimen, denn man muss bedenken, dass bei einem Wachstum der Gesamtbevölkerung es durchaus vorkommen kann, dass unterschiedliche Gruppen unterschiedlich schnell wachsen:
1. In Krisenzeiten, erhielten die Klöster Zulauf -> Zölibat, 5-10% der Männer wurden also dem Reproduktionszyklus entzogen, so dass die Vergleichspopulation der Muslime immer schneller sich absetzte.
2. Im vormodernen Ägypten ist belegt, dass effektive Verhütungsmethoden bekannt waren, und diese auch praktiziert wurden. Kopten haben sich in gewisse Nischen in der Verwaltung eingerichtet. Das Überleben der eigenständigen Identität war auch abhängig davon, dass die eigene Gruppe nicht zu groß wurde, sich also zu sehr ausfranzte in andere Bereiche der Gesellschaft. Darum wird überlegt, ob die Kopten nicht bewusst Verhütungsmethoden verstärkter anwandten, um ihren Status in der islam. Gesellschaft zu erhalten.
Diese Thesen sind noch nicht abschließend bestätigt oder widerlegt worden und werden noch diskutiert.
Letztlich ist es aber wohl so, dass anders als z.B. im iran. Raum, durchaus die Zunahme der Muslime weniger durch Massenkonversionen erklärt werden können, als durch die Zunahme Population der Muslime selber, durch Einwanderung und ein anderes Reproduktionsverhalten, im Vergleich zu den Kopten.
 
nö. Nur das diese Kontroverse noch nicht abgeschlossen ist. Davor präsentiert er die bisherigen Thesen, auch die Versuche mit der Methode von Bulliet, also Stammbäume zu untersuchen, die Konversionen zu rekonstruieren.
 
Hm, danke. Da muß ich mal selber kucken, wer sich grad damit beschäftigt. Aus der ganzen arabischen Welt bin ich ziemlich raus seit ein paar Jahren.
 
Selbst viele muslimische Ägypter bestehen darauf, nicht Araber genannt zu werden. Im ägyptischen Sprachgebrauch gibt es auch lustigerweise die Abstufung Ägypter-Araber-Ausländer, also ausländische Araber sind nicht ganz so ausländisch wie andere Ausländer. :p
Ich las vor Kurzem einen Wikipedia-Artikel (wenn ich bloß noch wüsste, welcher!!!) und sah mit Erstaunen, dass es neben einem arabischen Artikel auch einen auf miṣrī gab.
Edit: Es gibt natürlich einen zu Ägypten selbst!


Wenn die Kopten von Arabern in Ägypten sprechen, meinen sie natürlich die Muslime. Ethnisch gesehen dürfte es da nicht so große Unterschiede mehr geben. Vielleicht sind die Kopten ein bißchen mehr unter sich geblieben.
Da schwingt auch immer ein wenig Herrschaftsanspruch mit, genau wie bei den libanesischen Maroniten, welche eine phönizianistische Ideologie vertreten. Wobei die Kopten und Maroniten, was ihre gesellschaftliche Stellung innerhalb ihrer Herkunftsländer angeht, ja überhaupt nicht zu vergleichen sind.
 
Nicht zu vergessen die rd. 200.000 Griechen, die bis in die 1950er Jahre in Ägypten lebten. Bis sie von Nasser, im Zuge seiner Arabisierungspolitik, vertrieben wurden.
 
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