Welche Fremdsprache(n) haben die Schüler in der Sowjetunion gelernt?

Zitat von KoLJA
dass Alle Sowjetrepubliken russisch lernen und sprechen mussten und Ihre eigenen Muttersprachen waren teilweise verboten und teilweise nicht mehr wegen russisch gebräuchlich.

1. Es gab Unionsrepubliken, Autonome Republiken und noch weitere Abstufungen der Autonomie.
2. Russisch wurde als Pflichtfach im Jahre 1938 eingeführt.
3.Verboten wurde zeitweilig deutsch, ob noch eine andere Sprache wirklich verboten wurde, ist mir momentan unbekannt.
4.Es wurden einige Autonome Sowjetische Sozialistische Republiken aufgelöst und die Titularvölker diesen Republiken deportiert.
Zwei von diesen Republiken wurden nicht mehr wiederhergestellt. ASSR der Deutschen an Wolga und ASSR der Tataren im Krim.
5.Viele Sprachen erschienen den Menschen der UdSSR nicht so wichtig, wie russisch und starben/sterben langsam aus.

Als ich in die Schule ging, habe ich ab dem 5 Klasse englisch gelernt, weil in unserer Schule keine Deutschlehrerin arbeitete. (1965, Kasachstan, Stadt Semipalatinsk) Mehr als eine Fremdsprache im Sinne des Pflichtfaches gab es nicht. Es sein denn, fakultativ, keine Ahnung...
In meiner Heimatstadt waren es wahrscheinlich nur deutsch und englisch. An andere Fremdsprachen kann ich mich nicht (mehr!?!:mad:) erinnern.
Ich habe kasachisch in der Schule nicht gelernt. GAR NICHT!
Später wurde es eingeführt, wurde von sehr vielen Menschen, auch von Kasachen nicht ernst genommen.
In anderen Städten der Republik könnte einiges anders sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe kasachisch in der Schule nicht gelernt. GAR NICHT!
Später wurde es eingeführt, wurde von sehr vielen Menschen, auch von Kasachen nicht ernst genommen.
In anderen Städten der Republik könnte einiges anders sein.
Kasachstan ist wirklich ein krasses Beispiel. Dort können viele ethnische Kasachen kaum oder gar kein Kasachisch, sondern sprechen Russisch.
Im benachbarten Usbekistan ist das etwas anders. Da gab es russische und usbekische Schulen; nur in den russischen lief der Unterricht ausschließlich auf Russisch ab. Man merkt sprachlich den Unterschied wohl sehr deutlich zwischen Leuten, die auf eine russische und denen, die auf eine usbekische Schule gegangen sind. Heute gibt es zwar auch in Usbekistan Familien, in denen praktisch nur Russisch gesprochen wird, aber der Anteil ist wesentlich geringer als in Kasachstan. Sprachunterricht hängt und hing immer sehr von der Schule ab, was Qualität und Angebot verschiedener Sprachen betrifft. In Samarkand gibt es z.B. eine Deutsch-Schule und einen Deutsch-Kindergarten. Mir ist es schon passiert, daß eine Marktfrau plötzlich anfing ein deutsches Kinderlied zu singen und dazu zu tanzen.... :D
Intensive und gute Sprachförderung war aber immer irgendwie Elitenausbildung und auf einzelne Schulen beschränkt.
 
Wie @BB schon sagte, war und ist eigentlich Russisch in vielen Teilen der ehemaligen Sowjetunion eine "Fremdsprache".
Sowohl meine Mutter als auch meine Frau hatten (als Russen) aber auch Sprachunterricht in der jeweiligen regionalen Sprache (Azerbajdzan bzw. Tadshikistan). Für beide waren das jeweils auch Fremdsprachen. Zusätzlich hatte zumindest meine Mutter (Jahrgang 1939) Deutsch als Fremdsprache.

hallo sacha, aus der Schulzeit der Eltern meiner Frau kann dieses nur bestätgt werden , daß z.B. in Tadjikistan wärend des Krieges bis 1945 Deutsch als 1. Fremdsprache in einer Unionsrepublik gelehrt wurde, es aufgrund des ehemaligen Schulsystems in der CCCP auch in den anderen Republiken der Fall gewesen sein dürfte. Von der Ukraine weiß ich das definitiv..

Halten wir uns dieses einmal vor Augen. Die Sprache des Todfeindes Stalins als 1. Fremdsprache ?

Ich will mir die Reaktion in einer Deutschen Schule des Jahres 1942 garnicht erst vorstellen, beim Wunsch eines Schülers, russisch lernen zu wollen,
Sicherlich der Reaktion in einer polnischen Schule des Jahres 1945 vergleichbar, wollte ein Schüler dort deutsch lernen.
 
Hi Leute

wie immer bin ich zu spät gekommen.Aber sorry - ich habe erst heute diesen interressanten Forum entdeckt...

ein interessantes Thema! Ich bin in Weißrussland zur Schule gegangen, habe dort meine Matura/Abutur gemacht (1986). Ich bin selbst Weßrussin and habe zwei Muttersprachen (Russisch und Weißrussisch).

Alle Schüller in der UdSSR mussten Russisch lernen, ohne Ausnahmen. Eigene Nationalsprachen aber kamen auch nicht zu kurz dabei (zumindest in den Republiken mit großem Anteil der nichtrussischen Bevölkerung. Bei uns in Weßrussland z.B. hatten wir wöchentlich ca.5-6 Stunden Russisch (Sprache und Literatur separat) Unterricht und ca. 4-5 Weßrussisch (Sprache und Literatur separat) und zwar als Pflicht- und nicht als Wahlfach.
Ich weiß nicht wie es in den Regionen mit kleinen etnischen Gruppen um ihre Muttersprachen bestellt war, aber in 15 "Hauptrepubliken" wurden die Nationalsprachen nicht unterdrückt. Im Gegenteil gab es viele Schulen mit Nationalsprache als Unterrichtssprache und natürlich Russisch als Pflichtfach. Russisch perfekt und akzentfrei zu beherrschen war immer von Vorteil, deswegen haben viele nichtrussische Eltern ihre Kinder zu Schulen mit Russisich als Unterrichtssprachen beherrscht.
Als Wahlfach haben wir in der Schule das Fach "Werke der sowietischen Schriftsteller" gehabt - Kirgise Aitmatow, Georgier Dumbadze, Ukrainer Schevtschenko und andere (wirhaben natürlich Russiche Übersetzungen gelesen).



Ich kann sogar behaupten, dass ein gebildeter Usbeke oder Georgier hat in der UdSSR genauso gut Russisch gesprochen wie ein gebildeter Russe (und besser als ein ungebildeter Russe).

Englisch war zu meiner Zeit eindeutig die Fremdsprache Nr , Deutsch eher Nr 2. In den 30-50er Jahren war Deutsch mehr verbreitet als Fremdsprache (zur Zeit meiner Eltern).
Warum die Bevölkerung (Alter 35+) so selten Fremdsprachen kann ist leicht zu erklären. In der Schule wurde kaum Wert darauf gelegt, dass man fremdsprachen spricht (wozu auch?). Hauptfächer waren Mathe, Russich (Sprache und Litaratur), Nationalsprache, Physik und Chemie - in diesen Fächern haben wir auch Abiturprüfungen abgelegt, in Fremdsprache nicht.

Im letzten Schuljahr haben wir nur EINE(!) Stunde Englisch pro Woche gehabt. In der 5-8 Klassen 3-4 Stunden.

Was Weßrussland betrifft, war es in der UdSSR um die weißrussiche Sprache besser bestellt als jetzt. Der jetzige President kann weder gut Weißrussisch noch Russisch. Er spricht ein Russisch-Weißrussisches Kauderwelsch und zwar mit Fehlern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Rumänien kann ich sagen, dass man auf jeden Fall russisch gelernt hat, aber auch andere Sprachen waren möglich (Englisch und Französisch zum Beispiel, regional sicherlich unterschiedlich). Inwieweit deutsch gelehrt wurde kann ich nicht sagen, allerdings gibt es in Rumänien einige Gebiete in denen Deutsch noch immer in der Bevölkerung weit verbreitet ist (Transsylvanien -> Sachsendeutsche).

Meine Großmutter hat am Lyceum (Gymnasium) in Sibiu Französisch, Russisch und Rumänisch unterrichtet.
 
In Polen wurde uns in den siebziger Jahren berichtet, etwa 60% würden Englisch lernen, 30% Deutsch und 10% Französisch. Russisch war im gesamten Ostblock Pflicht ab Klasse 5.
 
alle mussten auf jeden fall russisch lernen.
in jeder republik, z.b. moldauische sozialistische sowjetrepublik, musste die dortige sprache gelernt werden, also in diesem falle moldawisch/rumänisch. (in regionen mit dialekten z.b. karakalpakien oder gagauisien, wurde auch teilweise der dialekt/,,sprache'' gelehrt)..
ansonsten galt als 3fremdsprache, je nach region unterschiedlich: französisch, englisch und deutsch(vor allem dort, wo die sog. ,,russlanddeutschen'' angesiedelt waren)...
das kam aber nciht nur auf die region, sondern auch auf die schule an...
 
Ein guter Bekannter von mir ist als Nachkomme von Wolgadeutschen in Kasachstan geboren. Die Dörfer in seiner Heimat wurden von Vertriebenen bewohnt, die eine Hälfte der Verwandschaft besteht aus Wolgadeutschen, die nach Kasachstan vertrieben wurden, die andere besteht aus Polen, die aus Galizien vertrieben wurden.

Die Großväter meines Freundes haben in der Roten Armee gekämpft, und
seine Muttersprache ist Russisch, er hat mir erzählt, Kasachisch werde nur von einer kleinen Minderheit noch beherrscht. Die Konfession ist lutherisch wie bei den Vorfahren, die unter Katherina II. nach Russland auswanderten. Sein Name ist Deutsch, Deutschland ist sein "Vaterland", seine Heimat aber Kasachstan. Er ist deutscher Staatsbürger wie seine Frau, doch beide haben Deutsch als Fremdsprache gelernt. In der Familie wurde, ähnlich wie bei den Fontanes, die nach dem Debakel von Jena und Auerstedt aufhörten, Französisch miteinander zu sprechen, seit dem Krieg Russisch gesprochen.
 
also das wichtigste wurde ja bereits schon gesagt...
ich wollte noch anmerken, dass deutsch als fremdsprache meist auch an den schulen unterrichtet wurde, die in den gebieten lagen, wo sich im jahrhundert davor deutsche angesiedelt haben, sogenannte ,,russlanddeutsche''(zusammenfassender begriff)->eigentlich auch den ,,volksdeutschen'' unterzuordnen...

so zum beispiel das wolga-gebiet um die stadt engels etc.,
aber auch die ,,schwarzmeerkolonien'' um und bei odessa bis nach bessarabien(heutiges moldawien, bzw. ,,transnistrien'') und die ukrainische wolhyn.

in großstädten wie moskau oder kiew gab es zudem schulen für die kinder der ,,oberen'' parteigenossen: dort stand ,,deutsch'' auch zur auswahl.

ansonsten sei noch angemerkt, dass russisch immer 1.te sprache war, und als 2.te dann die der jeweiligen republik kam, als 3te dann eben nach speziellen kriterien (wie z.b. region oder besondere kulturelle prägung, z.b. gagausien (im heutigen moldawien) ) zum wählen stand...
 
Hm, ich weiß von meine Freundin, dass in Lettland während bzw. kurz nach der Wendezeit Lettisch und Russisch gleichberechtigt unterrichtet wurde, Deutsch als 1. Fremdsprache und ggfs. Englisch als 2.

Im Russischen gibt es wohl auch viele Wörter die ähnlich bzw. genauso wie deutsche Wörter klingen mit einer ähnlichen bzw. gleichen Bedeutung. Z.B. Stuhl heißt dort irgendwie stool oder stul und meint Stuhl. Versuch das gerade zu lernen bzw. mir beibringen zu lassen. Nicht ganz so einfach! :)
 
Zurück
Oben