Welche Tiere wurden vor 40.000 Jahren gejagt?

Klingt eklig, aber wie sah es mit Insekten aus, z.B. wurden/werden die ja durchaus in Australien gegessen, Jagd ist da vielleicht übertrieben, aber so ein Waldameisenhügel liefert Proteine. Und nunja, Schnecken, meine Sache nicht, aber wers mag. Frösche haben wir als Kinder auch gefangen und gegrillt oder andere Sachen damit gemacht (sie aufgepustet), Regenwürner gab es auch immer, etwas wabblig, aber getrocknet in der Suppe geht es.
 
Insekten werden überall auf der Welt gegessen. Die erste Wahl sind sie aber nicht. Geschmacklich ist nichts an ihnen auszusetzen, aber die gleiche Energie-/Proteinmenge mit Insenktensammeln zu erwirken kostet mehr Aufwand als ein größeres Beutetier zu erjagen. Wildbeuter jagen Tiere, die den größten Ertrag pro Arbeitsaufwand erbringen.
 
Allerdings,Insekten sind eher Notproviant. Beim Jagen gibt es prinzipiell 3 Arten: die Hetz-und Treibjagd,die Pirschjagd und die Fallenjagd.
Letztere fordert den geringsten Energieaufwand, hat allerdings den Nachteil,daß sie nur stationär anwendbar ist.
Die Pirschjagd ist räumlich flexibler bei mäßigem Energieaufwand, setzt allerdings erhebliche Erfahtung der Jäger voraus.
Die Treib-und Hetzjagd bedarf weniger Erfahrung und ist räumlich flexibel, fordert allerdings sehr hohen Energieaufwand und Personaleinsatz (besonders ohne Reittiere und Hunde) bei weniger guten Erfolgsaussichten und ist gegen wehrhaftes Wild auch nur bedingt einsetzbar.

Schon aus diesem Grunde dürften die spektakulären Treibjagden in der Frühzeit eher selten gewesen sein, der Schwerpunkt lag wohl bei der Pirsch- und Fallenjagd.

Was sich bei der Betrachtung auch stellt ist die spannende Frage,ob und wie weit diese frühen Jagdmethoden bei der relativ geringen Bevolkerungsdichte geeignet waren, ganze Tierarten auszurotten ,wie dies u.a. die Overkill-These suggeriert.
 
Was sich bei der Betrachtung auch stellt ist die spannende Frage,ob und wie weit diese frühen Jagdmethoden bei der relativ geringen Bevolkerungsdichte geeignet waren, ganze Tierarten auszurotten ,wie dies u.a. die Overkill-These suggeriert.
Oje, haben wir nicht irgendwo schon eine ausgiebige Diskussion dazu?
Die ethnologisch untersuchten Wildbeuter rotten ihre Beutetiere nicht aus. Wenn es Ressourcenknappheit gibt, killen sie ihre Kinder und Alten.
Für den hier angepeilten Zeitraum vor 40000 Jahren stellt sich die Frage der Ausrottung aber überhaupt nicht.
 
Mir ist eine solche diskussion hier im forum bisher zumindest nicht über den Bildschirm gelaufen ;) :D
aber spannend ist die Frage allemal.schließlich sind ja in der Frühzeit (will mich jetzt nicht auf den Tag genau festlegen) einige Großsäugerarten ausgestorben,fast zeitgleich mit dem Auftreten von Wildbeutergruppen.
 
Wer sagt, dass Insekten zweite Wahl sind? Das ist doch eine kulturelle Vorgabe. Nur weil in unserem Kulturkreis Insekten als "Pfui!" gelten? Dafür lieben wir allerlei Krebsgetier... (Es gab vor einigen Jahren - vielleicht gibt es das noch - in Berlin sogar ein Restaurant, in welchem man Insekten auf der Speisekarte fand, und zwar nicht darüberkrabbelnd!)
 
Wer sich von Fruchtfliegen ernähren will (derzeit ein naheliegender Gedanke) läuft womöglich Gefahr, mehr Energie auf die Jagd zu verwenden, als die Tierchen dann beitragen können. Wer sich auskennt sucht sich fette Maden, Würmer, Käfer u.s.w. In vielen Gegenden der Welt ist das nicht nur üblich sondern eine Leckerei.

Als Kind war ich recht gut im Fangen von Kleintieren. Das hat mir niemand beigebracht, ich habe schnell selbst Techniken entwickelt. Größere Tiere hätten Ärger gegeben. Deshalb habe ich es nicht versucht und kann deshalb dazu nur Vermutungen anstellen. Ich denke, daß die Menschen in prähistorischer Zeit die Jagd in der Regel auch schnell gelernt haben. Für mich war es nur Spiel, für sie überlebenswichtig. Wenn man nicht unnötig wählerisch ist, würde ich als Alltagsbeute Mäuse, Maulwürfe, Fische und Insekten jagen. Kaninchen sind schon um einiges schwieriger zu kriegen. Rehe sind wahrscheinlich noch schwieriger und Wildschweine können arg gefährlich werden. Soweit nur mal so aus dem Gefühl heraus geschrieben auf der Grundlage dessen, was bei uns so rumläuft. Aber Alfs Lieblingsspeise soll übrigens auch gut schmecken und läßt sich erst anlocken und dann erschlagen.
 
Die ethnologisch untersuchten Wildbeuter rotten ihre Beutetiere nicht aus. Wenn es Ressourcenknappheit gibt, killen sie ihre Kinder und Alten.

Soweit ich weiß leben alle "ethnologisch untersuchten Wildbeuter" (sprich alle von modernen Wissenschaftlern untersuchten) schon lange in ihren angestammten Revieren; es gab die Zeit, durch Versuch und Irrtum herauszufinden, was das Revier schädigt und was nicht.

Kamen Wildbeuter in neue, unerschlossene Gegenden sieht die Sache mWn ganz anders aus; sowohl in Amerika als auch in Australien ging das Auftauchen des Menschen mit einem extremen Rückgang der Großwildfaune Hand in Hand. Die Annahme, hier hätten sich Jäger voller Freude durch Herden von praktischen zahmen Beutetieren gemetzelt (die kannten ja keine Menschen), wird zumindest von einigen Wissenschaftlern geteilt.

Ich krieg nicht mehr zusammen, wo ich das her habe, aber letztens las ich von Simulationen zur Besiedlung Nordamerikas, und das Ergebnis (wie gesagt dieser Simulation): Es ist schlecht vorstellbar, dass Menschen nicht für das Verschwinden der nordamerikanischen Großtierfaune verantwortlich ist. Ähnliches schreibt auch Jarde Diamond in Der dritte Schimpanse.
 
Das Problem,das ich dabei sehe ist zum einen die relativ geringe Bevölkerungsdichte im Verhältnis zur Beutepopulation und zum anderen waren Jagdwaffen und -methoden wohl auch nicht unbedingt als "Massenvernichtungsmittel" geeignet. Ein Speer,auch wenn er durch einen atlatl in seiner Wirkung verstärkt wurde hatte nur eine relativ geringe Reichweite und "Kadenz", Steinschleudern waren gegen Großwild nur bedingt wirksam.Der Bogen kam erst später.
Kleintierjagd war wesentlich unproblematischer und einfacher als die Jagd auf Großwild wie Mammuts oder Wollnashörner.
Trotzdem sind es gerade die Großsäuger ,die verschwinden.
 
Nur mal so als Diskussionsvorlage, ohne selbst davon überzeugt zu sein.
In Australien hat der einwandernde Sapiens mithilfe von gelegten Bränden die Jagdbeute getrieben.
Ist Feuer als Jagdhelfer auch in Eurasien und Amerika vorstellbar?
Nachgewiesen wurde es nicht, jedenfalls habe ich es bisher nicht gelesen.
 
Nur mal so als Diskussionsvorlage, ohne selbst davon überzeugt zu sein.
In Australien hat der einwandernde Sapiens mithilfe von gelegten Bränden die Jagdbeute getrieben.
Ist Feuer als Jagdhelfer auch in Eurasien und Amerika vorstellbar?
Nachgewiesen wurde es nicht, jedenfalls habe ich es bisher nicht gelesen.

Hier zwei Links zum Thema:

Die Bedeutung von Feuer in der Evolution des Menschen
Feuerjagd auf Hyänen. • Lexikus

Noch ein Link (aber es stellt sich die Frage, ob er tendenziös ist. Ich poste ihn mal trotzdem)...
[MOD]Link wurde entfernt, da der verlinkte Text geeignet ist, rassistische Vorurteile zu kolportieren![/MOD]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Feuer als Jagdhelfer ist sicher überall vorstellbar,allerdings sind gelegte Brände eine sehr zweischneidige Sache wenn mal plötzlich der Wind dreht .
Wenn dann wäre der Einsatz von Fackeln bei einer Treibjagd sicherlich effektiver.
 
Kleintierjagd war wesentlich unproblematischer und einfacher als die Jagd auf Großwild wie Mammuts oder Wollnashörner.
Trotzdem sind es gerade die Großsäuger ,die verschwinden.

Gerade diese Großsäuger (Mammuts u.ä.) haben aber auch eine verdammt geringe Reproduktionsrate, im Gegensatz zu Wild mit anderen natürlichen Feinden als dem Menschen, Rentieren bspw.

Bei afrikansichen Elefanten bspw liegen zwischen der geburt zweier Kälber durch eine Mutter mindestens fünf Jahre, oft mehr, wenn ich das richtig erinnere. Auch ist die natürlich Reproduktionsrate solcher Tiere, die Jahrmillionen keine natürlichen Feinde kannten, nicht darauf eingestellt, Verluste durch Jagd zu ersetzen; bei anderen Tierarten sieht das wie gesagt ganz anders aus.
 
Die ethnologisch untersuchten Wildbeuter rotten ihre Beutetiere nicht aus. Wenn es Ressourcenknappheit gibt, killen sie ihre Kinder und Alten.
Wie ich schon mal ausgeführt habe (http://www.geschichtsforum.de/443944-post10.html), ist ein nachhaltiger Umgang mit der eigenen Nahrungsgrundlage nicht ein "natürlicher" Zustand, sondern ein kulturell hoch entwickelter.

Der natürliche Zustand ist der, alles aufzufressen, was man kann. Zunächst kann man nicht, so dass die Beutebestände sich wieder erholen können (und die Jäger verhungern). Bei fortschreitender Entwicklung erwischt man (zunächst) mehr Beute, so dass man in der Lage ist, die Beute auszurotten. Der natürliche Zustand ist es, das auch zu tun.

Kulturen, die es nicht schaffen, auf die dadurch entstandene existentielle Bedrohung mit einer kulturellen Fortentwicklung zu reagiereren (entweder : Nachhaltigkeit, oder : neue Ressourchen erschließen), sind entweder ausgestorben oder waren nie in einer solchen Situation. Zu letzteren gehört leider unsere europastämmige Weltleitkultur.

Eigene Leute zur Populationskontrolle umzubringen (oder in Hungerzeiten aufzufressen) ist ein Element einer solchen weiterentwickelten Überlebensstrategie.

Eine Alternative (= Fortentwicklung ?!) wäre es allenfalls noch, wenn eine Hälfte der Bevölkerung die andere zu "Feinden" erklärt und man sich dann gegenseitig umbringt.

Der Effekt ist derselbe, aber diese Variante verlangt weniger moralische Klimmzüge.
 
Reinecke,
nur so ein Grosswild macht den ganzen Stamm wochenlang satt , ein Kleintier reicht da nichtmal für eine Mahlzeit und die Vermehrungsraten der Tiere dürften unsere frühen Vorfahren auch nicht gekannt haben .
Den Fehler die Rescourcen bis zum Kollaps auszubeuten haben ja nicht nur die Jäger gemacht , denkt mal an die Maya , die Harappa, die Khmer oder heute noch an die Massai .
 
Wozu muss der Mensch die Reproduktionsraten kennen? Es geht darum wie leicht eine Mammutherde den Tot eines Mitgliedes ausgleicht und wie schnell eine Rentierherde den Tot von meinetwegen sechsen.
 
Es ging auch darum, ob die Jäger damals bewußt "Jagdquoten" eingehalten haben, um die Tierbestände nicht zu sehr zu dezimieren bzw. ihre Beutetiere nicht auszurotten.
 
Bei heutigen Jäger und Sammlern gibt es Jagdregeln, wie z. B. bei den Khoi-San (Südwestafrika) : "Gehe nie an zwei Tagen in dieselbe Richtung jagen".
Die Wirkung ist sicher auch eine bestandsschonende. Ob sie sich dessen bewusst sind oder ob sie es als religiöse Regel sehen, weiss ich nicht.
 
Kommt darauf an, wie man "bewusst" definiert.
Hatten die Jäger explizite Regeln, die direkt der Schonung der Tierbestände dienten? Wahrscheinlich ja, bei heutigen Wildbeutern ist das auch so.
Haben sie bei diesen Regeln in der Weise an die Schonung der Tierbestände gedacht, wie wir das gerade tun? Nicht zwingend. Regeln mit dem gleichen Zweck-Output können auf rationaler Ebene unterschiedlich begründet werden. Man kann trächtige Mammutweibchen gezielt verschonen, weil man die Reproduktion der Mammuts nicht zu sehr beeinträchtigen will, oder weil man die Geister der Schwangeren nicht verärgern will, oder weil man die bösen Zauber der trächtigen Mammuts fürchtet, oder weil trächtige Mammuts Glück bringen, oder weil das Fleisch trächtiger Mammuts vergiftet ist usw. Jeder dieser bewussten Regeln hat die gleiche Auswirkung auf die Mammuts, aber nur bei einer ist die Sorge um die Tierpopulation die explizite Begründung für die Regel.
 
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