Weltreligionen

El Quijote schrieb:
Nein, Philosophie basiert auf Logik. 'Philosophie' ohne Logik ist nichts weiter als Geschwätz.

Dann sind also Religionen nicht einmal der Philosophie zuzuordnen, denn sie basieren auf keinem Fall auf Logik.
Was die Philosophie anbelangt, muss ich mich erst einmal kundig machen, da passe ich jetzt mal.
 
Das sind ziemlich eurozentrische Ansichten! In manchen anderen Kulturen ist eine Unterscheidung zwischen Religion und Philosophie manchmal gar nicht möglich. Beispiel Konfuzius: Ist es ein Kult? Eine Religion oder eine Philosophie? Soweit ich weiß, benutzen die Chinesen dafür lediglich den Begriff "Schule".
 
Ich denke, es kommt sehr auf die Region an. Die Monostheismen sind eher unlogisch bzw. dogmatisch und nicht mit einer Philosophie zu vergleichen. Gerade die östlichen (Konfuzius, Buddha) haben eher einen philosophischen Hintergrund, sind aber meiner Meinung nach trotzdem Religionen. Der größte Unterschied besteht, denk ich, in den Kulthandlungen der Religionen, die diese im Vergleich zur Philosophie am besten und stärksten abgrenzen.
 
Irene schrieb:
Dann sind also Religionen nicht einmal der Philosophie zuzuordnen, denn sie basieren auf keinem Fall auf Logik.


Vielleicht habe ich einige Anregungen für dich, ein paar Denkanstöße zu später Stunde... ;) Ganz ohne Logik kommt nämlich auch ein theologisches Lehrgebäude nicht aus; ebensowenig, wie die Philosphie ohne Glauben auskommt.

Die Scholastik ist hierfür ein Paradebeispiel. Gekonnt versuchte sie, die Existenz Gottes durch logische Argumentation zu begründen. Spontan kommt mir jetzt als erstes Thomas von Aquin in den Sinn, der die Lehre vom "unbewegten Beweger" von Aristoteles übernommen hat. Hierzu mein Beitrag von vor ein paar Tagen: http://geschichtsforum.de/showpost.php?p=167181&postcount=2

Beim katholischen Christentum ist es jedoch so, dass der Legitimationsversuch durch logische Argumentation erst verzögert einsetzte. Die Religionsstiftung wurde ohne großartige Logik vollzogen (sofern ein Mensch überhaupt für ihn nicht logische Handlungen begehen kann, aber das ist eine andere Frage). Warum das so ist, liegt meiner Meinung nach in der Tatsache begründet, dass Menschen an ein höheres Wesen glauben, um Trost zu finden, oder um ein perfekteres, entäußertes Selbst vor sich zu haben. Dabei handelt es sich um ein menschliches Grundbedürfnis und es bedarf keiner tiefgründigen Überlegung, um sich Befriedigung zu verschaffen. Steigt die Zahl der Anhänger einer bestimmten religiösen Vereinigung zu einer Institution an, ist es notwendig, diese zu legitimieren. Hier greift dann die Theologie auf die Philosophie zurück.

Weiter will ich an die Meditationes de Prima Philosophia von Descartes erinnern - es gibt denke ich kaum einen logisch treffender aufgebauten Versuch, ein göttliches Wesen zu beweisen. Es ist zwar so, dass die Kirche die Thesen Descartes damals angriff, doch ändert das nichts an der Tatsache, dass Descartes ein gläubiger Mensch war.
Logik basiert auf Wissen. Nun ist es so, dass Wissen und Glauben zwei paar Stiefel sind und normalerweise als unvereinbar gelten. Wissen arbeitet mit Quellen, währen Glauben mit Gründen arbeitet. Descartes als Skeptiker bezweifelt zunächst alles und schiebt somit jedes gesicherte Wissen beiseite. Dann beginnt er damit, mit für ihn unanfechtbarem Wissen seine Existenz sowie die Existenz Gottes zu beweisen.

Worauf ich hinauswill ist, dass Descartes sich eine Logikkette zusammengebaut hat, um für sich zu erkennen, dass es Gott gibt. Er empfindet sich also nicht als gläubig, sondern als wissend. Dass seine Theorie nicht wirklich hieb- und stichfest ist, haben spätere Philosophen gezeigt, die sich mit seinem Text auseinandergesetzt haben. Als Ausenstehende würden wir also sagen, dass Descartes nur gläubig war, weil seine Logik Haken hat, während er selbst wusste, dass es Gott gibt. Genauso ist es in meinen Augen auch bei anderen gläubigen Menschen. Sie haben irgendwo in sich drin (nenn es Unterbewusstsein oder Gehirn) eine Logigkette gespeichert, in der sie ihren Glauben als gesichertes Wissen ansehen. Die Logik in den theologischen Vorstellungen des kleinen Mannes also...

(Ich hoffe, ihr schickt mir jetzt nicht die Jungs mit den weißen Turnschuhen vorbei, nachdem ihr meine wirren Gedanken gelesen habt. :fs:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat:"Ich hoffe, ihr schickt mir jetzt nicht die Jungs mit den weißen Turnschuhen vorbei, nachdem ihr meine wirren Gedanken gelesen habt2

keine sorge! die lesen immer mit! ;-)
 
Vadim schrieb:
Welche Glaubensrichtung haben die Tschetschenen? Soweit ich weiß Surfiten oder?

Die Tschetschenen verehrten zunächst Naturgötter. Zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert wurden die Tschetschenen unter dem Einfluss Georgiens zum Christentum bekehrt, das sie mit ihren vorchristlichen Glaubens- und Kulturelementen verbanden.eit Jahrhunderten lebten die Tschetschenen in Dorfgemeinschaften. Ihre soziale Basis bildet bis heute noch der Taip, eine Sippeneinheit, die zwei bis drei Siedlungen umfasst und sich auf einen gemeinsamen Ahnen zurückführt. Sie wiesen eine einzigartige Gesellschaftsstruktur auf, die fast gliederungslos egalitär war und weder Adel noch Fürstenherrschaft kannte. Soziale Organisation beruhte auf Stammes- und Clanstrukturen. Alle familiären und gesellschaftlichen Belange wurden vom Ältestenrat bestimmt. Hierfür war das Adat <tt>-</tt> das kaukasische Sittengesetz <tt>-</tt> die Grundlage. Das Adat enthält Regeln zu Gerichtsbarkeit, Eheschließung, Sippenhaft und Blutrache. Auch regelt es das soziale Verhalten: So verpflichtet es zur Gastfreundschaft, gegenseitiger Hilfe und Achtung der Natur. Seit dem 16. Jahrhundert begann von Dagestan aus die Islamisierung. Durch den Widerstand gegen die russische Kolonialmacht im 19. Jahrhundert wurde der Islam bei den Tschetschenen noch verfestigt. Neben das Adat trat das islamische Gesetz, die Scharia.
In den 30er Jahren wurden offizielle islamische Institutionen weitgehend und nach der Deportation 1944 völlig aufgelöst. Als 1957 die ASSR der Tschetschenen und Inguschen wieder hergestellt wurde, wurde der offizielle Islam auf schmaler Basis wieder eingerichtet. Im Untergrund wuchs der Wirkungskreis islamischer Organisationen um so stärker. Begünstigt wurde dies durch die engen Verbindungen zwischen religiösen Verbindungen und dem Taip. Die Tschetschenen fühlten sich immer stärker ihrer Sippe und ihrer Religionsgemeinschaft verpflichtet als der Patei, selbst wenn sie im russisch dominierten Partei- und Staatsapparat fungierten.
Bei der Neugründung des tschetschenischen Staates spielte die Frage der Religion eine erhebliche Rolle. Die neue Verfassung vom 12. März 1992 wurde mit der Anrufung Gottes eröffnet. Sie enthält aber keinen Hinweis auf den islamischen Staat. Das Parlament lehnte einen Gesetzesantrag ab, nach dem Straftäter nach den Normen der Scharia bestraft werden sollten, und wies dabei ausdrücklich auf den weltlichen Charakter der Staatsgewalt hin. Die Rechtskultur der Tschetschenen wird insgesammt stärker von den Normen des Adat als von der Scharia bestimmt. Die Bevölkerung identifizierte sich in der Vergangenheit stärker mit lokalen Gemeinschaften (Sippe, Dorf, lokale religiöse Glaubensgemeinschaft) als mit der Nation oder der universalen islamischen Glaubensgemeinschaft (Panislamismus).
 
Dariush Kabir schrieb:
Die Tschetschenen verehrten zunächst Naturgötter. Zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert wurden die Tschetschenen unter dem Einfluss Georgiens zum Christentum bekehrt, das sie mit ihren vorchristlichen Glaubens- und Kulturelementen verbanden.eit Jahrhunderten lebten die Tschetschenen in Dorfgemeinschaften. Ihre soziale Basis bildet bis heute noch der Taip, eine Sippeneinheit, die zwei bis drei Siedlungen umfasst und sich auf einen gemeinsamen Ahnen zurückführt. Sie wiesen eine einzigartige Gesellschaftsstruktur auf, die fast gliederungslos egalitär war und weder Adel noch Fürstenherrschaft kannte. Soziale Organisation beruhte auf Stammes- und Clanstrukturen. Alle familiären und gesellschaftlichen Belange wurden vom Ältestenrat bestimmt. Hierfür war das Adat <tt>-</tt> das kaukasische Sittengesetz <tt>-</tt> die Grundlage. Das Adat enthält Regeln zu Gerichtsbarkeit, Eheschließung, Sippenhaft und Blutrache. Auch regelt es das soziale Verhalten: So verpflichtet es zur Gastfreundschaft, gegenseitiger Hilfe und Achtung der Natur. Seit dem 16. Jahrhundert begann von Dagestan aus die Islamisierung. Durch den Widerstand gegen die russische Kolonialmacht im 19. Jahrhundert wurde der Islam bei den Tschetschenen noch verfestigt. Neben das Adat trat das islamische Gesetz, die Scharia.
In den 30er Jahren wurden offizielle islamische Institutionen weitgehend und nach der Deportation 1944 völlig aufgelöst. Als 1957 die ASSR der Tschetschenen und Inguschen wieder hergestellt wurde, wurde der offizielle Islam auf schmaler Basis wieder eingerichtet. Im Untergrund wuchs der Wirkungskreis islamischer Organisationen um so stärker. Begünstigt wurde dies durch die engen Verbindungen zwischen religiösen Verbindungen und dem Taip. Die Tschetschenen fühlten sich immer stärker ihrer Sippe und ihrer Religionsgemeinschaft verpflichtet als der Patei, selbst wenn sie im russisch dominierten Partei- und Staatsapparat fungierten.
Bei der Neugründung des tschetschenischen Staates spielte die Frage der Religion eine erhebliche Rolle. Die neue Verfassung vom 12. März 1992 wurde mit der Anrufung Gottes eröffnet. Sie enthält aber keinen Hinweis auf den islamischen Staat. Das Parlament lehnte einen Gesetzesantrag ab, nach dem Straftäter nach den Normen der Scharia bestraft werden sollten, und wies dabei ausdrücklich auf den weltlichen Charakter der Staatsgewalt hin. Die Rechtskultur der Tschetschenen wird insgesammt stärker von den Normen des Adat als von der Scharia bestimmt. Die Bevölkerung identifizierte sich in der Vergangenheit stärker mit lokalen Gemeinschaften (Sippe, Dorf, lokale religiöse Glaubensgemeinschaft) als mit der Nation oder der universalen islamischen Glaubensgemeinschaft (Panislamismus).

Wenn Du keine eigenen Texte schreibst, reicht ein Link:

http://www.unics.uni-hannover.de/ntr/tschetschenien.html

Auch wenn Du Textauszüge kopierst, solltest Du wenigstens die Quelle angeben.
 
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