zaphodB. schrieb:
So,und bevor wir hier nicht völlig ot abgleiten auch nochmal die Frage an dich als Expertin für die indigenen Völker Nordamerikas, wie Farkas auf diese Geschichte des unbesiedelten West-Virginia gekommen sein könnte.Gibt es aus deiner Sicht dazu irgendwelche Literatur oder irgendwelche urban legends , mit denen möglicherweise die weßen Einwanderer ihr Eindringen in die Gegend gerechtfertigt haben? Solche historische Fiktionen sind ja seit Kadesh nix neues.
In der Literatur ist mir diese Behauptung noch nicht über den Weg gelaufen. Warum ausgerechnet West Virginia ist mir schleierhaft. Es gab auch historisch bedeutend dünner besiedelte Gebiete - West Virginia gehört zum Kulturareal Südöstliches Waldland, dh seßhafte Ethnien, die Feldbau betrieben.
Die von den Einwanderern üblicherweise zur Landnahme (teils bis heute) betriebene Apologetik begrenzt sich auch nicht auf einzelne Regionen, sondern unterstellt den indianischen Völkern in Nordamerika allgemein, sie hätten das Land "nicht richtig genutzt". Davon wird dann der Anspruch abgeleitet, es zu übernehmen und einer richtigen (ggfs auch: gottgefälligen) Nutzung zuzuführen. Sowohl im südöstlichen wie auch im nordöstlichen Waldland war es Usus, Felder mehrere Jahre zu nutzen und das Dorf zu verlegen, wenn die Felder im Umkreis ertragsmäßig nachließen. Häufig wurden so gerade brachliegende Gebiete von Europäern 'übernommen', mit der Rechtfertigung, die Indianer bräuchten diese Ländereien ja nicht.
Im Fall nomadisch lebender Ethnien wurde ebenfalls mit 'Nichtnutzung' argumentiert, aber auch bei seßhaft lebenden Jägern und Sammlern (zb Westküste). Das war sozus business as usual. Warum aber ein Gebiet als tabu gelten sollte, ist mir bisher wie gesagt nicht über den Weg gelaufen. Es ist natürlich auch möglich, daß da jemand zu völlig unangebrachten Schlußfolgerungen in Bezug auf die Geschichte gekommen ist, der erfuhr, daß es im *heutigen* West Virginia zum einen keine Reservationen gibt, zum anderen auch keine von Washington anerkannte indigene Ethnie.
Ohne die Quelle zu kennen, auf die Farkas sich angeblich oder tatsächlich beruft, kann man zu seiner Aussage mehr sagen als: Flachfug, gegen die Faktenlage, überprüfen hält der Autor offenbar nicht für nötig. Naja, das Aufstellen von allerlei Verschwörungstheorien und der Blick in die nahe Zukunft, den der Autor ebenfalls draufhaben will, verdirbt anscheinend die Arbeitsweise und den Umgang mit Fakten.
Was Farkas anbelangt: wenn ein Autor in Verlagen veröffentlicht, die sehr deutlich rechts außen stehen - wie man als Autor ja auch leicht anhand der anderen, dort erscheinenden Autoren und der feilgebotenen Titel feststellen kann -, dürfen wir davon ausgehen, daß sich dieser im genannten Biotop zu Hause fühlt und das, was andere als üblen Gestank wahrnehmen, für gemütlichen Stallgeruch hält. Und ein Mitdiskutant, der es bereits mehrfach verstanden hat, einschlägige Propagandavideos bei youtube aufzuspüren und hier per Link einzustellen sowie auch zuvor schon bedenkliche Lektüre zu diskutieren, darf und kann sich nicht wirklich wundern, wenn dazu Kommentare fallen.
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