Wie erklären sich die Hugonen?

Zum Lautwandel hatte ich da nichts gesagt.
Korrekt, die Verkürzung auf "Lautwandel" ist mein Fehler.

Ich hatte die folgenden Absätze aber schon auf die etymologische Problematik bezogen:

Riothamus schrieb:
Cugerner/Hugonen schrieb ich um den Zusammenhang an jener Stelle zu betonen. Natürlich wurde die zu jener Zeit übliche Version genommen, die eher keine von beiden war.

Und Fragen können durchaus ein Anzeichen sein auf dem richtigen Weg zu sein. Wenn etwas zu elegant passt, ist es oft ein Anzeichen, dass etwas nicht stimmt.

Wenn der letzte Satz sich nicht auf die Etymologie bezieht, sondern allgemein auf geschichtliche Hypothesen, unterschreibe ich den Satz, habe keine Einwände und will nichts gesagt haben.

Wenn der Satz sich aber auf Etymologie/Namenkunde/Sprachwissenschaft bezieht, dann halte ich meinen Einwand aufrecht. Was ich zum Lautwandel gesagt habe, ist (pars pro toto) auch auf alles andere zu beziehen, was dazugehört, auch Formenlehre und Bedeutung.

Nun, bekanntlich können Endungen gestrichen werden, hier '-er' und '-en'. Ebenso werden gerne Silben ersetzt, die angehängt, die Bedeutung näher bestimmen.
Silben werden ebenso wenig beliebig ausgetauscht, gestrichen oder angehängt wie einzelne Phoneme. Auch Endungen haben bestimmte Funktionen, und das Hinzufügen/Weglassen/Austauschen von Suffixen, Partikeln oder was auch immer ist ebenso erklärungsbedürftig wie das Hinzufügen/Weglassen/Austauschen einzelner Laute.


Für all das gilt:
Wenn für alles saubere, lückenlose Erklärungen gefunden werden können, dann hat die Etymologie einen hohen Wahrscheinlichkeitsgrad.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mehrfach wurde von ethnischen, kulturellen und Identitäten Thesen gefaselt. Der Wortwahl ist zu entnehmen, dass es mich mittlerweile nicht mehr amüsiert, wenn sich nicht mal bemüht wird, zu verstehen was geschrieben wird. Das ist enervierend.ich dachte, es läge an mir, daher habe ich ein paar Bekannte gefragt,xdie meinen, dass ich durchaus verständlich schreibe.
Und ich habe schon mehrfach betont, dass die Hugonen in sächsischen Quellen genannt werden. Und da sind wir bei den ingwäonischen Sprachen.
Indirekt fühle ich mich doch angesprochen.
Wenn es nur um eine sprachwissenschaftliche Diskussion gehen würde, hätte ich mich herausgehalten, da bin ich wirklich der Falsche.
Es geht jedoch auch darum zu untersuchen, so verstand ich bisher deine Ausgangsfrage, ob die Ableitung der Hugonen von Cugerner historisch sinnvoll und kohärent zu erklären ist. Da habe ich meine Zweifel.
1. Militärische Tradierung: Du begründest eine historische Plausibilität damit, dass der Name der Cugerner erhalten geblieben wäre, zum Beispiel wäre er in der Notitia dignitatum erwähnt.
Vielleicht habe ich es übersehen: ich fand Auxiliareinheiten, die den Namen der Bataver tradieren, der Salii, und der Brukterer, jedoch keine mit den Cugernern im Einheitennamen. Einzig für eine cohors I Cugernorum in Britannien gibt es Belege aus dem 1./2.Jahrhundert n.Chr.
2.Geographische Tradierung: ich habe doch länger gesucht, und leider keine Civitas-Bezeichnungen für die Provinz Germania Inferior gefunden.
Man kann vermuten, dass sich die die Bewohner der Kölner (CAA) Civitas Agrippienser nannten, einen Beleg, der den Namen der Civitas um Colonia Ulpia Traiana anzeigt, ist mir nicht bekannt. In wikipedia steht nun, was zu überprüfen wäre, dass die Nennung des Namens Cugerner in den Quellen im 2.Jahrhundert ausläuft. Dies führt mich zum 3.Punkt:
3.Beowulf Du führst zurecht kritisch an, dass alle Quellen für Hugonen als älteren Namen für Franken (aus Sicht der Sachsen?) sehr viel jünger sind, dein besonderer Hinweis gilt dem, dass es sächsiche Quellen sind, meine Frage daher, ob diese aus der ersten Quelle (dem Beowolf?), der in einem angelsächsischen Dialekt verfasst wurde (Dialekt der Angeln merzisch?) abgeschrieben haben - da kennst du dich sicher besser aus.
4.spätantike Lücke Der Name Hugonen taucht in spätantiken lateinischen Werken nicht auf, die Franken werden als solche bezeichnet, oder noch einmal unterteilt, wie die Untergruppe der Salier. Beispiel aus Zosimos (Historia nea, 3.Buch, 6.Kapitel, Inhalt der Krieg Julians gegen die Franken 358 n.Chr.) geschrieben um 500 n.Chr.:
" Da nun, so zu sagen, alle Barbaren jener Gegenden ganz die Hofnung aufgaben, und nichts geringeres erwarteten, als daß alle noch Uebrigen gänzlich vertilgt werden, so schickten die Sachsen, die man wegen ihres Muts, ihrer Stärke und Hartnäckigkeit in den Schlachten für die tapfersten der dorten wohnenden Barbaren hielt, die Quaden(nach Ammianus Marcellinus Chamaven), die einen Teil von ihnen ausmachten, in die von den Römern besetzten Länder. 2. Allein die Franken, ihre Nachbarn, die dem Cäsar gerechten Vorwand eines neuen Angriffs zu geben fürchteten, hinderten sie am Übergang. Jene erbauten daher Fahrzeuge, schifften an dem von den Franken besetzten Lande vorbei, griffen das den Römern unterwürfige Gebiet an, landeten in Batavien, das der geteilte Rhein zu einer Insel, und zwar zu einer größeren macht, als alle Flußinseln sind, und vertrieben die Salier, eine Abteilung der Franken, die von den Sachsen in diese Insel aus ihrem eigenen Lande verdrängt worden waren. 4. Diese Insel, vorher ganz den Römern gehörig, war damals von den Saliern bewohnt. 5. Sobald der Cäsar dieses vernahm, rückte er gegen die Quaden aus, und befahl seinem Heere, diese mit aller Gewalt anzugreifen, von den Saliern aber niemanden zu töten, oder sie an dem Übergang in die Römischen Grenzen zu hindern, weil sie nicht als Feinde ins Land kommen, sondern mit Gewalt von den Quaden vertrieben werden. 6. Als nun die Salier diese gütigen Gesinnungen Julians erfuhren, setzten einige von der Insel mit ihrem König in das Römische Gebiet über, andere flohen nach den Grenzen, 7. alle aber stellten sich dem Cäsar als Flehende dar, und ergaben sich mit all’ dem Ihrigen freiwillig." oder aus res gestae von Ammianus XVII (6) geschrieben 390/391:"
Quibus paratis petit primos omnium Francos, eos videlicet quos consuetudo Salios appellavit, ausos olim in Romano solo apud Toxandriam locum habitacula sibi figere praelicenter. cui cum Tungros venisset, occurrit legatio praedictorum, opinantium reperiri imperatorem etiam tum in hibernis, pacem sub hac lege praetendens ut quiescentes eos tamquam in suis nec lacesseret quisquam nec vexaret. hos legatos negotio plene digesto oppositaque condicionum perplexitate ut in isdem tractibus moraturus, dum redeunt, muneratos absolvit."
5.Entstehung derFranken:nach der ersten Nennung der Franken 291 bezieht sich die Bezeichnung auf rechtsrheinisch verortete gegnerische Kriegergruppen - und verbände. Zu dieser Zeit waren die linksrheinischen Cugerner seit fast dreihundert Jahren Teil des imperium romanum.
Erst einhundert Jahre nach den ersten kriegerischen Aueinandersetzungen gelang es diesen Kriegerverbänden sich dauerhafter linksrheinisch anzusiedeln und Fuß zu fassen (s.o.). Auf der Tabula Peutingerana wird das Land der Franken (Abb. ganz oben) rechtsrheinisch abgebildet (ca. 350 AD). Meiner Ansicht nach sind die Traditionskerne der Franken rechtrheinisch in der Germania magna zu suchen. Die Bedeutung der Cugerner für eine Traditionsbildung oder Legendenbildung oder die Namensgebung der Franken ist mir nicht ersichtlich.
 

Anhänge

  • 640px-TabulaPeutingeriana_with_Francia.jpg
    640px-TabulaPeutingeriana_with_Francia.jpg
    134,7 KB · Aufrufe: 603
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt die Hypothese, dass die Vorgängersiedlung der Colonia Ulpia Traiana als oppidum Cugernorum angesprochen wurde. Diese Hypothese hat ein gewisses Eigenleben entwickelt, aber letztlich gibt es keinen Beleg dafür.
 
... einen Beleg, der den Namen der Civitas um Colonia Ulpia Traiana anzeigt, ist mir nicht bekannt.

Es gibt eine fragmentarische Inschrift, auf der die drei Buchstaben "CIB..." zu lesen sind. Das wurde (spekulativ) zu "CIBERNODURUM" ergänzt.

5.Entstehung derFranken:nach der ersten Nennung der Franken 291 bezieht sich die Bezeichnung auf rechtsrheinisch verortete gegnerische Kriegergruppen - und verbände. Zu dieser Zeit waren die linksrheinischen Cugerner seit fast dreihundert Jahren Teil des imperium romanum.
Erst einhundert Jahre nach den ersten kriegerischen Aueinandersetzungen gelang es diesen Kriegerverbänden sich dauerhafter linksrheinisch anzusiedeln und Fuß zu fassen (s.o.). Auf der Tabula Peutingerana wird das Land der Franken (Abb. ganz oben) rechtsrheinisch abgebildet (ca. 350 AD). Meiner Ansicht nach sind die Traditionskerne der Franken rechtrheinisch in der Germania magna zu suchen. Die Bedeutung der Cugerner für eine Traditionsbildung oder Legendenbildung oder die Namensgebung der Franken ist mir nicht ersichtlich.

Wenn ich Riothamus richtig verstehe, geht es nur um eine mögliche geographische Bezeichnung des linksrheinischen Gebiets. Nachdem es fränkisch besetzt worden war, könnte diese Bezeichnung auf die dort residierenden neuen Herren übertragen worden sein. (Ähnlich wie die Preußen ihren Namen von dem baltischen Volk der "Pruzzen" geerbt haben.)

Dazu muss noch keine Traditions- oder Legendenbildung bemüht werden.
 
Um von Cugernern auf Hugonen zu kommen, müsste man ja annehmen, dass k > h wird.
Dafür sehe ich aber keinen Anlass. Im Französischen wird k > ʃ (château, Charles, chanson, chat) oder bleibt k (couture, course). In den germanischen Sprachen bleibt k k oder wird (im Englischen) in bestimmten Umgebungen stumm (Knecht vs. knight; aber: Kern - core, cunt - ndl. cut, cow - Kuh...)
Das k also zu h würde, sehe ich nirgends.
Dann -er- zu -o- (Cugerni/Hugonen): Das würde ein verschleifen des -r- voraussetzen (womit ich noch am wenigsten Probleme hätte, obwohl das -r- hier überhaupt keine obstruktive Rolle einnimmt, das Verschleifen also zu keiner Ausspracheerleichterung führte).
Ich wüsste nicht, wo jemals sonst aus einem -er- ein -o- geworden wäre. Würde also auch das ausschließen. Wenn das -i keinen lateinischen (wahrscheinlicher) sondern einen germanischen (eher unwahrscheinlich) Urhupf hätte, würde die regressive i-Assimilation (die sehr häufig für unsere Umlaute verantwortlich ist) vermutlich dazu geführt haben, dass -e- (Cugerni) zu -i- geworden wäre. Da es sich bei dem -i aber um ein grammatisches Morphem der Übermittlersprache (also des Lateinischen) handelt (Nominativ Plural der o-Deklination: Cugernus), ist eine regressive i-Assimilation hier natürlich eher nicht zu erwarten.

Wahrscheinlich ist der Vorschlag im Laufe dieses Threads bereits gemacht worden, aber ich mache ihn noch mal: Was spricht dagegen, die Hugonen als Dynastie eines Teilstamms zu betrachten, die im Dunkel der Geschichte verloren gegangen sind, die entsprechend der Leitnamenkontinnuität häufiger mal den Namen Hugo trugen?
 
Um von Cugernern auf Hugonen zu kommen, müsste man ja annehmen, dass k > h wird.

Wie ich schon ein- oder zweimal geschrieben habe, ist diese Annahme nicht zwingend. Es könnte auch ein germanisches *h vorliegen, das lateinisch mit "c" transkribiert wurde.
Dasselbe haben wir ja bei den *Hauhōz, die in lateinischen Quellen mal als "Cauchi", mal als "Chauci" auftreten.

Seltsamerweise kommen die Cugerni auch als Cuberni vor. In einer griechischen Transkription auch mit Reibelaut: "Χυβερ[]"
(Die Guberni könnte man noch als Verballhornung durchgehen lassen.)

http://bouwstoffen.kantl.be/tw/facsimile/?page=252
 
Was spricht dagegen, die Hugonen als Dynastie eines Teilstamms zu betrachten, die im Dunkel der Geschichte verloren gegangen sind, die entsprechend der Leitnamenkontinnuität häufiger mal den Namen Hugo trugen?
Aussagen über Dynastien, die "im Dunkel der Geschichte verloren gegangen" sind, lassen sich nicht überprüfen.
Also kann auch nichts dagegen sprechen. ;)
 
Aussagen über Dynastien, die "im Dunkel der Geschichte verloren gegangen" sind, lassen sich nicht überprüfen.
Also kann auch nichts dagegen sprechen. ;)

Im der Quelle La Chanson du pèlerinage de Charlemagne wird ein Roi Hugon durch Angebereien Karls des Großen und seiner Entourage so verärgert, daß er empfindliche Gegenmaßnahmen ergreift.
Da scheint eine Dynastie in Konstantinopel aus dem Dunkel der Geschichte hervorzutreten. - Etwa der Stammvater der Hugonen?

La chanson du pèlerinage de Charlemagne - Persée
 
Im der Quelle La Chanson du pèlerinage de Charlemagne wird ein Roi Hugon durch Angebereien Karls des Großen und seiner Entourage so verärgert, daß er empfindliche Gegenmaßnahmen ergreift.
Da scheint eine Dynastie in Konstantinopel aus dem Dunkel der Geschichte hervorzutreten. - Etwa der Stammvater der Hugonen?

La chanson du pèlerinage de Charlemagne - Persée

Von den Chansons de Geste und dem Konstantinopel-Hugo hatten wir es schon, zuletzt siehe http://www.geschichtsforum.de/772969-post49.html

Du möchtest jetzt aber nicht den Stammvater in Mecklenburg verorten? :still:
 

Wahrscheinlich ist der Vorschlag im Laufe dieses Threads bereits gemacht worden, aber ich mache ihn noch mal: Was spricht dagegen, die Hugonen als Dynastie eines Teilstamms zu betrachten, die im Dunkel der Geschichte verloren gegangen sind, die entsprechend der Leitnamenkontinnuität häufiger mal den Namen Hugo trugen?
Bei der Suche nach den Namen der niedergermanischen Civitas (Mehrzahl?) habe ich eine Dissertation zur frühchristlichen Diozösenaufteilung der Provinz gelesen, der Verfasser benutzte ausdauernd, um die Frankenkleinkönigreiche zu unterscheiden, den Begriff Chlogio-Franken - lautmalerisch dachte dabei schon an Hugo, dies soll aber mein letzter "schlechter" sprachlicher Vorschlag sein.
 
Ich kann mich mangels eigener Kenntnisse nur begrenzt in die Diskussion einbringen, habe aber mögliche interessante Links gefunden:


Reallexikon der germanischen Altertumskunde:
https://books.google.de/books?id=0l...QEQ6AEIPzAF#v=onepage&q=beowulf hugas&f=false

Da hat Reinhard Wenskus noch einmal versucht, die von ihm (und zuvor von Rudolf Much) häufig propagierte Chauken-Hugonen-Gleichung zu retten. Dass die Gleichung lautgesetzlich in mehrfacher Hinsicht nicht hinhaut, wird damit "erklärt", dass "möglicherweise ... besondere Bedingungen ... die das Problem komplizieren" vorliegen könnten.

Eine nicht funktionierende Gleichung mit unerklärten "besonderen Bedingungen" zu "erklären", finde ich wenig überzeugend.

Wenig überzeugend finde ich auch den Hinweis auf Hygelac, der bei Gregor von Tours als "Ch(l)ochilaicus" erscheint. Was soll damit bewiesen sein? Georg Scheibelreiter fragt nicht ganz ohne Grund, ob bei dieser "etwas wüsten Latinisierung" überhaupt von einer "richtigeren Schreibung" die Rede sein könne.




Goffarts Aufsatz hatte ich auch schon in Händen, fand die Argumentation aber ziemlich dünn. Die ersten als Führungspersönlichkeiten bekannten Hugos bei den Franken wären Hugo der Abt und Hugo der Große, dann müsste man den Beowulf ins 10. Jahrhundert datieren (was ja nicht völlig ausgeschlossen ist) und könnte die "Hugas" in der Beowulf-Story als Anachronismus ansehen.
Mir scheint, Goffart hat mit seiner These eher wenig Resonanz gefunden...
 
Bei der Suche nach den Namen der niedergermanischen Civitas (Mehrzahl?) habe ich eine Dissertation zur frühchristlichen Diozösenaufteilung der Provinz gelesen

Hier ist der Link dazu:

http://hss.ulb.uni-bonn.de/2015/3873/3873.pdf

Chlogio wird mit Chlodio gleichgesetzt. Da gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten (bei Wenskus gefunden):
Es könnte sich um zwei verschiedene Namen handeln, die wegen ihrer Ähnlichkeit notorisch verwechselt wurden.
Die Schreibweise könnte sich auch aus dem Romanischen erklären, wo "gi" ähnlich wie "dji" ausgesprochen wurde.

Dass sich plötzlich ein "L" im Namen materialisiert oder entmaterialisiert hätte und aus dem Hugo ein Hlugo geworden wäre (oder umgekehrt), ist wohl auszuschließen.



Die Mehrzahl von civitas heißt civitates.
 
Der Gedanke an dynastische Hintergründe hat durchaus einen gewissen Anhaltspunkt in der Geschichte. Es ist ja nicht bekannt, ob die späteren Merowinger von Chlodio abstammen, oder einem anderen Zweig der Sippe angehörten. In letzterem Fall könnte es eine eigene Bezeichnung gegeben haben.

Es könnte natürlich auch die Namenstorm Chlogio falsch abgeschrieben worden sein. Und aus Chogio könnte Hugio werden, was dann als Hugo interpretiert worden wäre. Oder gibt es für das fehlende i noch andere Erklärungen? Einfacher als die Cugerner wäre die Erklärung.

Und bei der lückenhaften Überlieferung könnte es sogar 2 Personen gegeben haben: 1 Chlodio und 1 Chlogio. Nur um zu zeigen, dass die Gewässer sehr sehr trüb sind.

Natürlich unterliegen schwierigere Lesarten nicht Ockhams Rasiermesser. Aber für Cugerner-Hugonen wäre soviel mehr nötig...

Und natürlich kann sich aus k über ch ein h entwickelt haben. Sollte die Bezeichnung Cugerner auf einen Ortsnamen oder den älteren Namen eines Teilstammes zurückgehen, mag sie die 1. Lautverschiebung noch nicht widerspiegeln. Berühmtes Beispiel wären die Kimbern/Chimbern/Himbern/Himmern. Das erklärte auch die Variante mit ch.

Und für die zweite Silbe habe ich mich nicht auf Sprachentwicklung berufen. Und ich habe schon eine Ahnung, wo ich schauen muss, um das belegen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hygelac

Im "Beowulf" ist Hygelac der König der Gauten. Der unternimmt mit seiner Flotte einen Raubüberfall ins Land der Friesen, kommt dabei aber ums Leben. Sein Neffe Beowulf rächt den Tod des Onkels, indem er seinerseits Daeghrefn (einen der "Hugas") erschlägt.

An einer Stelle werden gleich fünf gegnerische Gruppen erwähnt:
Friesen, Franken, Hugen, Hetwaren und Merowinger.

BEOWULF

Gefaßt nun macht euch
Auf krieg'rische Zeit, wenn die Kunde alsbald
Zu den Friesen und Franken vom Falle des Königs
Sich fernhin verbreitet. Feindschaft besteht
Mit den Hugen schon längst, seit Hygelac einstmals
Mit der Flotte verheerte der Friesen Land,
Wo in heißem Kampfe die Hetwaren ihn
So arg bedrängten mit Übermacht,
Daß des Lindenschilds Träger erliegen mußte,
Der fechtend fiel in des Fußvolks Mitte -
Verlustig gingen des goldenen Lohnes
Die Mannen diesmal -; der Merowinger
Huld ist seitdem uns verhalten worden. -

Nú ys léodum wén
orleghwíle syððan undyrne
Froncum ond Frýsum fyll cyninges
wíde weorðeð· wæs sío wróht scepen
heard wið Húgas syððan Higelác cwóm
faran flotherge on Frésna land
þaér hyne Hetware hilde gehnaégdon·
elne geéodon mid ofermægene
þæt se byrnwiga búgan sceolde·
féoll on féðan· nalles frætwe geaf
ealdor dugoðe· ús wæs á syððan
Merewíoingas milts ungyfeðe.



 
Ich bin überrascht, wie schnell du es gefunden hast, Respekt!
Besonders interessant für das Thema ist Kapitel ab Seite 66 - 75,
"Die Zeit der Eroberung Galliens durch die Franken" -
welche großen Schwierigkeiten es macht, überhaupt die Grenzen der civitates (gelernt!) und Provinz zu bestimmen, fand ich im Artikel Grenzland - aber welches? -eigentlich geht der Text um die Zugehörigkeit des Gebietes der Sunucer zu welcher civitas (Tungrorum oder Ubiorum) - in Zeiten nationalistischer Durchdringung der Geschichte ein Politikum (Aachen belgisch oder deutsch?): Grenzland ? aber welches? Rechtsstatus und Provinzzugehörigkeit des römischen Aachen | Jörg Fündling - Academia.edu
Aber auch dort fand ich für die CUT keine klare Namensgebung in der Spätantike, auszugehen ist natürlich vom Gebiet der Cugerner.
 
Es könnte natürlich auch die Namenstorm Chlogio falsch abgeschrieben worden sein. Und aus Chogio könnte Hugio werden, was dann als Hugo interpretiert worden wäre.

Natürlich kommen Verschreibungen und Verballhornungen vor. In diesem Fall müssen wir aber schon um sehr viele Ecken gehen.

Nehmen wir mal die korrekte Namensform "Chlogio" für die Gründerfigur an.
Nun hat irgendeiner der Abschreiber mal das "L" vergessen, das kann ja mal passieren.
Den weiteren Abschreibern ist aber der Fehler nie aufgefallen. Keiner kannte den korrekten Namen, weder aus mündlicher noch schriftlicher Überlieferung. Stattdessen wurde der Namen immer weiter verschlimmbessert und verunstaltet. Erst hat einer das C weggelassen, so wurde Chogio zu Hogio, dann hat einer aus dem O versehentlich ein U gemacht, so wurde Hogio zu Hugio, und am Ende hat einer noch das I entfernt und aus dem Hugio einen Hugo gemacht.

Dann wäre noch die Frage, wie der Hugo in den Plural gekommen ist. Wir haben ja zwei - vermutlich nicht direkt voneinander abhängige - Formen, die altenglischen Hugas und die sächsischen Hugones.
Die Vorlage für beide Formen kann nur dasselbe Endprodukt - ohne L, ohne C, mit U statt O und ohne I gewesen sein.

Vielleicht denke ich jetzt über zu viele Ecken. Wenn Du eine einfachere Erklärung hast, die alles besser erklärt, dann immer her damit!


Natürlich unterliegen schwierigere Lesarten nicht Ockhams Rasiermesser.
Unters Rasiermesser müssen nicht die Lesarten, sondern die Erklärungen für die Lesarten.


Und natürlich kann sich aus k über ch ein h entwickelt haben.
Natürlich.
Aber solche Entwicklungen vollziehen sich nicht zu jeder beliebigen Zeit in jeder beliebigen Sprache in beliebigen Wörtern, das muss ich Dir ja nicht erklären.

Den Caesar haben die Germanen jedenfalls nach der 1. Lautverschiebung in ihren Wortschatz übernommen, sonst wäre er nicht zum Kaiser, sondern heiser geworden.
Und sie müssen ihn vor der lateinischen Monophthongisierung übernommen haben, sonst wäre er zum "Käser" geworden.

Wann sollen die *Kugernen zu *Hugernen geworden sein?
 
Zuletzt bearbeitet:
Soweit ich mal gelernt habe, wird die Schwierigkeit der Lesart nach der Erklärung beurteilt. Da sich nun mitunter die schwierigere Lesart als richtig herausstellte, ist in diesen Fällen das Rasiermesser widerlegt. Wir können natürlich sagen, dass die einfachere Erklärung plausibler ist, wie ich es ja auch gesagt habe.

Und bei der Überlieferung von Chlodio/Chlogio ist nolens volens der Wurm drin. Es muss da eine heute unbekannte Vorlage gegeben haben, die das verursachte, die dann vielleicht verschlimmbessert, aber zumindest interpretiert wiedergegeben wurde. Eine äußerst unleserliche Stelle steht also fest, wenn man keine 2 Personen annimmt. Die Annahme, dass eine spätere Zeit Chogo las und Hugo interpretierte, oder gleich Hugo las ist doch wirklich nicht komplex. Das Problem, dass man an undeutlichen Stellen Namen zu sehen meint, die einem geläufig sind, dann aber mitunter lange rätselt, kennt jeder, der Namen in alten Schriften transkribieren musste.

Die Cugerner haben sich zum passenden Zeitpunkt als Formwandler erwiesen.

Für K zu Ch die erste Lautverschiebung. Wie wir aus Cäsar und Tacitus wissen, haben sich die alten Laute bei den Römern durchaus tradiert. Dazu habe ich sogar schon die Kimbern genannt. Die haben ja -mal abgesehen davon, ob jene Interpretation stimmt- nicht einfach gesagt, wir finden jetzt Kühe toll. Da mag ein älterer Name übernommen worden sein. Das erklärte dann auch die Variation C/Ch. Für diesen Thread eigentlich unerheblich, beim Ch waren wir ja eigentlich schon. Und das hier Gesagte könnte man schon meinen Posts entnehmen.

Für Ch zu H muss angenommen werden, dass der Beowulf spät genug entstand. Das ist eigentlich offensichtlich.

Insbesondere, wenn zur Kenntnis genommen wurde, dass ich davon ausgehe, dass es sich nicht um eine zeitgenössische Übertragung handelt.

Die Schriftquellen sind dunkel bei den ersten Merowingern. Man las von Asberg. Wer wohnte da früher? Dies müsste dann schon mündlich das H ergeben haben. Schriftlich wäre eher C tradiert worden.

Beide Erklärungen haben, wenn sich meine Vermutung bezüglich der 2. Silbe von Cugerner als richtig herausstellt, den unschlagbaren Vorteil möglich zu sein.

Der Beowulf bietet noch eine Möglichkeit. Da die Feindschaft zu den Franken begründet wird, hat man die Hugas als Franken interpretiert. Auch die Hetware, die Chattuarier (Sieh da, Ch - H, ich hoffe, das i stört nicht.) sind ja ein fränkischer Teilstamm. Doch könnten ja auch Friesen gemeint sein, wo es den Gau Hugmerki gibt. Das hätte man dann schon im Frühmittelalter falsch als Franken interpretiert. Jedenfalls dort, wo man das Epos verstand. Das würde erklären, dass es sich bei den nachfolgenden Quellen, die von Hugo oder Hugonen reden, um Quellen aus Sachsen handelt.

Es geht ja nicht um Franken, Thüringer, Cugerner und Dispargum an sich. Es geht mir darum, warum plötzlich, Jahrhunderte nach den ersten Merowingern, die Hugas/Hugonen auftauchen, was ich auch schon zum Ausdruck brachte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Beowulf bietet noch eine Möglichkeit. Da die Feindschaft zu den Franken begründet wird, hat man die Hugas als Franken interpretiert. Auch die Hetware, die Chattuarier (Sieh da, Ch - H, ich hoffe, das i stört nicht.) sind ja ein fränkischer Teilstamm. Doch könnten ja auch Friesen gemeint sein, wo es den Gau Hugmerki gibt. Das hätte man dann schon im Frühmittelalter falsch als Franken interpretiert. Jedenfalls dort, wo man das Epos verstand. Das würde erklären, dass es sich bei den nachfolgenden Quellen, die von Hugo oder Hugonen reden, um Quellen aus Sachsen handelt.

Es geht ja nicht um Franken, Thüringer, Cugerner und Dispargum an sich. Es geht mir darum, warum plötzlich, Jahrhunderte nach den ersten Merowingern, die Hugas/Hugonen auftauchen, was ich auch schon zum Ausdruck brachte.

Guten Morgen, ich halte diesen letzten Ansatz eventuell für produktiv, Hypothese, dass Hugonen / Hugas ein älterere Bezeichnung der Saxones für die Franken ist. Beowolf spricht dafür, wobei ich doch auch verwirrt bin über den Kampf bei den Friesen gegen ein ganzes Stammesbündnis (Post Sepiola zu Beowulf). Dass das Niederrheingebiet ein Schlüsselgebiet für das Verständnis der nördlichen Wanderungsbewegungen ist, da bekam ich eine Ahnung nach dem Lesen des Textes von Udolph "Sachsenproblem und Ortsnamensforschung". ":
"Ich kann hier das in Rede stehende Problem, von welchen Gebieten aus die mutmaßliche Übersiedlung nach England erfolgt sein dürfte, nicht in seiner Gesamtheit erörtern, aber auf einen Aspekt, der mit einer Korrektur an einer von mir selbst vorgebrachten These verbunden ist, soll noch eingegangen werden. Man darf mit einiger Sicherheit annehmen, daß nicht der direkte Verbindungsweg von Schleswig-Holstein und Dänemark quer über die Nordsee nach England die Regel gewesen ist. Man vergleiche Abbildung 4 in einem Beitrag von T. Capelle und dessen Ausführungen:"Die sicher in zahlreichen großen und kleinen Schüben vollzogene Umsiedlung wird gewiß nicht quer über die Nordsee erfolgt sein, da noch bis in die Wikingerzeit hinein trotz hochseetüchtiger Schiffe der Sichtkontakt mit der Küste nach Möglichkeit beibehalten wurde. Daher sind küstengebundene Fahrten mit nächtlichem Landgang oder zumindest mit Ankerungen in seichten Gewässern vorauszusetzen. War solchermaßen der Ärmelkanal erreicht, so konnte der eigentliche Übergang an der schmalsten Stelle, etwa auf der Höhe von Calais, stattfinden...Aus namenkundlicher Sicht läßt sich diese Meinung nachhaltig stützen. In England sind fast ein Achtel aller Ortsnamen mit dem Grundwort -tun, heute town, in Ortsnamen heute zumeist -ton, gebildet. Man denke an Weston, Eaton, No rton, Hampton, Remington, Horton usw. Typisch für England ist dabei eine erweiterte Bildung aus -ing- + -tun, die heute zumeistals -ington erscheint, man vergleiche etwa Abington, Ablington, Accrington, Addington,Aldington usw. Allerdings - und hierin liegt das eigentliche Phänomen - die kontinentalen Namen wie Albinthon,
Alenthun, Alincthun, Audenthun, Audincthun, Baincthun, Colincthun, Dirlingtun,Florincthun usw.107liegen auf der südlichen Seite des Kanals gegenüber der englischen Südküste und an der engsten Verbindungs stelle auf heute französischem Gebiet. Eine Kartierungzeigt die engen Verbindungen über den Kanal.Bei meiner ersten Behandlung dieses Problems108 hatte ich die bisher geltende Meinung, es
handele sich um Rückwanderer von der Insel, verworfen. Ich möchte dieses revidieren und denke, daß man doch H. Ehmer folgen sollte. Dieser hatte nach einer Durchsicht aller -ingtun-Belege aus den ersten zwölf Bänden der English Place-Name Society zunächst völlig richtig festgestellt, daß es "mit Ausnahme der Gegend von Boulogne ' keine weitere Stelle auf dem Kontinent [gibt], wo wir Ortsnamen auf -ingthun finden. Es ist eine speziell auf England beschränkte Eigentümlichkeit" und daraus gefolgert: " die Ortschaften sind nicht, wie bisher vermutet wurde, sächsische sondern angelsächsische Siedlungen".

Ist die Stelle bei Beowulf vielleicht die Schilderung eines historischen Krieges, den wir nur nicht aus anderen Quellen kennen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben