Wie funktioniert ein Demokratisierungsprozess?

So, jetzt soll Y abhauen und O soll die Übergangsregierung stellen und den Demokratisierungsprozess einleiten. Wie geht das denn nun von statten? Wo fängt man an?

Verfassung ausarbeiten, schauen für genügend Nahrung und Auskommen etc.

Der Haken dabei ist, das Volk hat wohl zuwenig Geduld. Die Änderungen sollten gleich Früchte tragen und das geht nicht.

Hier ein sehr interessantes Interview mit dem mongolischen Präsident Tsakhiagiin Elbegdorj über die Demokratie:

http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/politik/schweiz/art331,72555
 
Zuletzt bearbeitet:
Och mönsch Repo....:weinen:

Aber das trifft es schon ziemlich Ursi.
Ok, Verfassung, ich nehme an, Verteilung der Ämter und Aufgaben - politische Seite. Sicherung der Grundversorgung an Nahrung, Arbeit, Wohnraum, medizinische Versorgung und Bildung - sozialpolitische Seite.

Aber: Woher sollen Ressourcen für die Versorgung des Volkes kommen? Y hat ja alles mitgenommen.

Das Volk ist nicht nur ungeduldig, es ist auch empfindlich gegenüber Strömungen, die ein "schnelleres Glück" versprechen.

Jetzt gibt es natürlich noch die Einmischung von außen. Einerseits denkt man, ohne sachkundige Hilfe von außen geht es nicht, aber kann man aus der Geschichte nicht ablesen, dass die erfolgreich verlaufenen Demokratierungsprozesse immer Bestrebungen aus dem Inneren waren und nicht von außen übergestülpt? Sind die Erwartungen, die wir derzeit an politische und gesellschaftliche Erneuerungen und Umstürze haben überhaupt realistisch, vor dem Hintergrund dessen, was uns die Geschichte lehrt?
 
Verfassung ausarbeiten, schauen für genügend Nahrung und Auskommen etc.

Der Haken dabei ist, das Volk hat wohl zuwenig Geduld. Die Änderungen sollten gleich Früchte tragen und das geht nicht.

http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/politik/schweiz/art331,72555


Das ist das ernste Problem der Demokratie.
In dem Moment, wo es nicht nach Wunsch läuft, kommt ein Rattenfänger daher und versucht sein Glück.

Andererseits waren zB die demokratischen Strukturen der US-amerikanischen und der britischen Kriegswirtschaft denen der deutschen Kommandowirtschaft Speerscher Prägung klar überlegen.
Was wieder Hoffnung macht.
 
Fragen die ich mir auch schon gestellt habe:

Ich denke mal, dass 3 Voraussetzungen gegeben sein müssen:

Grundrechte
Gewaltenteilung
Freie und geheime Wahlen

dann funktioniert es.
Als neuere historische (vor 1989) positive Beispiele fallen mir ein Spanien, Portugal, Griechenland

Och mönsch Repo....:weinen:

Aber das trifft es schon ziemlich Ursi.
Ok, Verfassung, ich nehme an, Verteilung der Ämter und Aufgaben - politische Seite. Sicherung der Grundversorgung an Nahrung, Arbeit, Wohnraum, medizinische Versorgung und Bildung - sozialpolitische Seite.

Aber: Woher sollen Ressourcen für die Versorgung des Volkes kommen? Y hat ja alles mitgenommen.

Das Volk ist nicht nur ungeduldig, es ist auch empfindlich gegenüber Strömungen, die ein "schnelleres Glück" versprechen.

Jetzt gibt es natürlich noch die Einmischung von außen. Einerseits denkt man, ohne sachkundige Hilfe von außen geht es nicht, aber kann man aus der Geschichte nicht ablesen, dass die erfolgreich verlaufenen Demokratierungsprozesse immer Bestrebungen aus dem Inneren waren und nicht von außen übergestülpt? Sind die Erwartungen, die wir derzeit an politische und gesellschaftliche Erneuerungen und Umstürze haben überhaupt realistisch, vor dem Hintergrund dessen, was uns die Geschichte lehrt?


Das ist der Punkt.

Es gibt keine Inseln der Seligen.
Es gibt aber auch, in dem Fall sehr wichtig! keine Inseln der Unseligen!
Selbst die Nordkoreaner wissen, obwohl man es ihnen zu verheimlichen sucht, "die Südkoreaner haben Demokratie, jeder ein Auto, TV und Kühlschrank" und sie wissen "wir haben keine Demokratie, kein Auto, kein TV keinen Kühlschrank"
Die Welt ist, global gesehen, doch sehr profan:fs:
 
Demokratisierung bedeutet für mich, dass nicht nur die Grundrechte (wie z.B. das auf freie Wahlen) umgesetzt werden, es braucht auch eine entsprechende Gefühlslage. So muss "der Bürger" (d.h. ein ausreichend hoher Anteil an der Bevölkerung) Vertrauen in den Staat bekommen und nicht das Heil in Organisationen neben dem Staat suchen.

Da nicht jede politische Frage per Volksabstimmung oder so geklärt werden kann, braucht es Vertreter in der politischen Diskussion. Diese Vertreter müssen Spielregeln akzeptieren, dazu gehört auch die mögliche Abwahl im Falle des verlorenen Vertrauens durch die repräsentierte Gruppe.

Hier im Unterforum Afrika kommt ein wichtiges Kapitel hinzu, was wir im Europa der Nationalstaaten auch erst mühsam (und mit zwei großen Kriegen) lernen mussten: Der Umgang mit Minderheiten. Eine demokratisierende Bevölkerung muss Konzepte entwickeln, wie Minderheiten kulturelle Identitäten behalten können (z.B. religiöse Gruppen) und dennoch staatstragend sind. In einer voll demokratisierten Gesellschaft ist für mich jede Gruppe staatstragend, d.h. strukturelle Änderungen werden nur im Konsens vollzogen und widerstreitende Einzelinteressen von Gruppen unterwerfen sich einer akzeptierten Institution zur Entscheidung.

Solwac
 
Daher vielleicht mal die Frage umformuliert: Welche Vorraussetzungen müssen geschaffen werden, um überhaupt zu einer Demokratie kommen zu können?

@Repo hat 3 Grundbedingungen genannt. Wie wichtig ist die Bildung des Volkes bzw. der Zugang zu Bildung?

Die (zugegeben) jüngere Geschichte hat gezeigt, dass es wohl nicht so einfach ist, wie es manchmal scheint. Die Ursachen dafür dürften genauso vielfältig sein, wie es Geselschaftsformen gibt, aber was nimmt man sich aus solchen Erfahrungen heraus? Was versucht man zu ändern?.

Ich halte zwei Voraussetzungen für esssentiell:
  1. Die Entstehung / das Vorhandensein einer 'kritischen Öffentlichkeit' - sei es die (protestantische?) Tradition der kritischen Kirchenprediger (gut belegt für die großen Hansestädte in Spätmittelalter/ früher Neuzeit), freie Presse/ Medien (19./ 20. Jhd.), oder jetzt die elektronischen Medien einschließlich darauf basierender sozialer Netzwerke. Bildung spielt hier insofern eine Rolle, als sie oft Grundvoraussetzung für Teilhabe an dieser kritischen Öffentlichkeit ist (was hat ein Analphabet von Pressefreiheit?),
  2. "Spielräume" zur Einübung demoklratischer Verhaltensregeln und Prozesse: Hier geht es zum einen um "Schutzräume", die traditionell v.a. von Religionsgemeinschaften geboten werden (z.B. ehemalige DDR, Polen, Südafrika, Lateinamerika), zum anderen auch um konlrete Lernplattformen. Beispiele hierfür sind das deutsche / angelsächsische (basisdemokratische) Vereinswesen, Gewerkschaften (z.B. Solidarnosc/Polen), Kooperativen (aus meiner Sicht eine entscheidender Grund dafür, warum die Demokratisierung in Indonesien so gut geklappt hat - da werden seit mehreren tausend Jahren die Bewässerungssysteme gemeinschaftlich bewirtschaftet), aber auch die Neuschaffung lokaler Selbstverwaltungsmechanismen als 'Vorlauf' für die 'große Demokratisierung' (gut gelaufen in Ghana in den späten 1980ern / frühen 1990ern).
 
Zurück
Oben