Wie sah es in Afrika im Mittelalter (Herrschaftsgebiete) ?

Die Blütezeit des Reiches war spätestens nach dem 6. Jh. vorbei. Grund hierfür nicht zuletzt der Aufstieg des Islam und damit verbunden der Zerfall des Sasanidenreiches, was beides dazu führte, daß Axums Handelseinnahmen zurückgingen.

Waren die Güter aus Axum nicht mehr so angesehen (durch die neuen Herrscher) oder ging es vielmehr darum, dass durch den Zerfall des Sasanidenreiches kein sicherer und fester Abnehmer mehr vorhanden war ?

In Axum wird jetzt zumindest mit weitreichenden Grabungen angefangen, die sich über einen Teil der modernen Stadt erstrecken. Das betreffende Viertel soll abgerissen werden; neue Häuser an anderer Stelle sind im Bau.

Dann werden Erkenntnisse in welcher Form auch immer, nicht mehr lange auf sich warten lassen :)

Diese Reiche hatten nun gleich gar keine Schriftsprache und bauten anscheinend auch nicht in Stein - da ist wenig übriggeblieben und schon gar nichts aus dem Mittelalter.

Schade, aber was will man machen :winke:

Ja, Afrika hat aktuell einen schlechten Ruf :pfeif:, vielleicht sollte die OAU mal einen Imageberater beauftragen, vielleicht hilft ja die Fußball-WM beim Imagewandel, hat in Deutschland doch auch funktioniert. :fs:

Vielleicht, aber der schlechte Ruf besteht wahrscheinlich auch deswegen, weil man im Alltag von Afrika kaum etwas mitbekommt ;) Sei es in den Nachrichten (ob Radio, Fernsehen oder Internet) oder in der Schule...

... und wenn dann hört man von Dikaturen und Massakern etc.
 
Warum nicht, dazu hast du selbst schon ein Beispiel genannt, Karthago, die Phönizier oder auch Venedig stützten Gesellschaft und Wohlstand auf Handel und spezialisiertes Handwerk.

Das mag schon sein, aber vielleicht war ich auch wieder in dem Gedanken gefangen, dass es den Menschen in Afrika genauso schlecht / schlechter als den Bauern in Europa gegangen ist.

Nur nebenbei:

Zu den Phöniziern kann ich leider genauso wenig sagen, wie zu Afrika :winke:
Aber die anderen Beispiele sagen mir was :)

Und außerdem gab´s da auch ´ne Völkerwanderung. :scheinheilig:

Völkerwanderung ?

Ach, warum nicht, mir gefällt deine ergebnisoffene Art an ein so riesiges Thema heranzugehen.:winke:

Es geht mir ja auch nicht um ein Ergebnis (z.B. für ein Projekt), sondern nur ein wenig über Afrika zu erfahren, um wenigstens ein bisschen mir diesen riesigen Kontinent vorstellen zu können :)

Außerdem: warum sich fixieren, wenn das gesamte Unbekannte eine Vielfalt zählt, die dauerhaft Interesse wecken kann ;)

Schönen Abend noch :bye: ich gucke morgen hier wieder vorbei :)

Gruß bibaborsti

PS: Entschuldigung für die vielen Posts...
Ich überschreite immer die Mindestanzahl für Grafiken etc. :-(
Für die nächsten Male werde ich versuchen, weniger zu verwenden ;-)
 
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Handel hat in Afrika eine lange Tradition. Mit der afrikanischen Frühzeit habe ich mich etwas beschäftigt und dabei für Westafrika den Eindruck gewonnen, dass aufgrund der unterschiedlichen Verteilung der Ressourcen in einem Clangebiet, die Spezialisierung großräumiger erfolgte als in Europa. Hirten in den Trockensavannen, Bauern in regenreicheren Gebieten oder an Flussläufen, Fischer an Seen usw und Großhändler für Salz, Gold etc.

Das sehe ich genau so. Ich hatte mich mal intensiver mit der Geschichte Kameruns auseinander gesetzt. Ein Ziel der deutschen Unternehmen, die maßgeblich für die Kolonialisierung des Gebiets verantwortlich waren, war es, zu den Quellen der Ressourcen vorzustoßen. Sie wollten schwer überschaubare Ketten immer neuer Zwischenhändler ausschalten, ein Prozess, der über drei Jahrzehnte lang mit Hilfe der Schutztruppen betrieben wurde und schließlich von der Atlantikküste bis tief ins Landesinnere am Tschad-See führte.
 
Hallo das ist mein erster Beitrag hier.

Sollte man so alte Themen überhaupt ausgraben, oder lieber ein neues auf machen?

Nun jedenfalls möchte ich hier das Buch: Das Königreich Benin von Leonhard Harding empfehlen.

Das Buch geht auf die Geschichte, Kultur und Wirtschaft Benins ein, welches im heutigen Nigeria im Bundesstaat Edostate lag (ung liegt). Nicht zu verwechseln mit dem heutigen Staat Benin.

Zeitraum um 1200-1898 und darüber hinaus (bis heute Existent wenn auch nicht mehr als autonomer Staat).

Leonhard Harding greift hier viel auf Mündliche Überlieferungen zurück, die bis in die Gegenwart, am Königshof weiter gegeben wurden.

Sehr interessant sind vor allem die Kultur, die Verwaltung und die Mystik. Es wird ein verständliches Gesellschaftsbild mit den verschiedenen Beamten (unterschiedlichen Chiefs unter anderem) und weiterem vorgestellt.

Der Oba (König) ist auch sehr interessant. Der Oba ist Garant für den Fortbestand des Staates, er ist (dem Glauben nach) Göttlicher Natur und darf nicht alt werden. Denn das würde seiner Göttlichkeit wiedersprechen. Jeder Oba wurde, falls er ein bestimmtes Alter erreichte, ermordet (bzw. nahm sich selbst das Leben).Dem Volksglauben nach, ging die gesamte Macht und Weisheit des verstorbenen Obas auf seinen Nachfolger über. Der Oba wurde auch nicht als verstorben angesehen, das ginge ja nicht, sondern als entrückt. Zu den Ahnen (oder im Christentum später, ins Paradies) entschwunden, aufgestiegen.
Die Übernahme des Christentums, sicherte dem Oba nicht nur seine Unabhänigkeit von den Europähern, sondern erweiterte interessanter weise seine Macht, dem traditionellen Glauben nach. Denn nun beherrschte er zusätzlich die „Zauber der Weissen“. Der Oba wurde von einem gewissen Zeitpunkt an nicht unbedingt ein Nachkomme, des verstorbenen Herrschers, sondern wurde von einem Gremium von Chiefs gewählt. Zumindest theoretisch. Auch wenn sie teilweise grossen Einfluss gelten machen konnten.

Unverheiratete und Sklaven durften sich nicht bekleiden, waren also nackt. Ausser sie hatten vom Oba eine Sonderbewilligung dafür. Sklaven wurden voneinander unterschieden und anderst behandelt. Dies hing von der Herkunft und der Art der Versklavung ab. Es gab Einheimische Sklaven, die sich eine Schuld zu kommen lassen hatten. Sie wurden am meisten „geschont“. Dann folgen Sklaven anderer Völker.
Hier ist auch der Verwaltungsapparat genauer zu betrachten. Das Königreich von Benin hat zwar viele Kriege geführt und Länder erobert, sie haben aber ihre Kultur den Besiegten nicht aufgezwungen. Oft liessen sie den besiegten ihre Autonomie in grossem Masse. Es stand nun zwar meistens ein Chief von Benin an der Spitze, aber ansonsten ging das Leben wie gehabt weiter. Die eroberten Gebiete waren zu Tributzahlungen und der stellung von Hilfstruppen verpflichtet.

Sehr interessant ist auch eine Drei Jährige „Republick“ um 1500 (das genaue Datum müsste ich raus suchen.). Es war eine Zeit von Wirren und das Volk erhob sich. Was ein unvorstellbarer Affront gegen die Göttliche Macht des Obas darstellte. Leider ist aus dieser Zeit nicht viel überliefert und absichtlich sogar nur schlechtes. Den der Oba wurde zwar besiegt und 3 Jahre herrschte das Volk selbst, doch gab es in der ganzen Zeit kämpfe mit Royalisten. Diese setzten sich schliesslich doch durch und ein neuer Oba bestieg den Thron.

Es sind auch einige Kriegszüge im Buch beschrieben. Jedoch wird über das Militärwesen nichts gesagt. Hier geht es mehr um den Aufbau des Staates und die damit einhergehenden Entwicklungen. Zentren mit mehr Autonomie Einbildung von alten Feinden (die jedoch alle Edos waren) etc.

Ab 1500 wurde Portugal der wichtigste Handelspartner und Verbündete Benins. Es war damals das mächtigste Königreich der Region. Interessant ist, dass wie in Europa manchmal Afrikanische Köpfe auf Wappen und Gebäuden (natürlich nicht korrekt) wiedergegeben wurden. Wurde in Benin bei einigen Adeligen das gleiche mir portugiesischen Köpfen getan. Um die eigene Macht zu demonstrieren, man habe Beziehungen über das Meer hinaus.
Hauptexportartikel waren Pfeffer, Elfenbein und Stoffe, aber natürlich auch bald Sklaven.

Die Armbrust und Disziplin machte die Truppen Benins zu dem wohl gefürchtetsten Heer der Region. Die Armbrustbolzen waren vergiftet. Was eine grausame Wirkung entfalten haben muss. Mit der Aufhebung des Verbotes vom Verkauf von Musketen an nicht Christen, erlangte Benin auch seine ersten Gewehre. Sie bildeten einen ständigen und stetig Wachsenden Anteil am Heer.
Einige Male kämpfen die Portugiesen mit den Truppen Benins gegen nördlichere Feinde.
Die Kunst Benins wurde vor allem durch ihre Bronzetafeln berühmt. Als einige in Europa gezeigt wurden, glaubte man dort nicht, dass diese von Schwarzafrikanern gefertigt hätten werden können. Was natürlich Nonsens ist.

http://www.hamillgallery.com/BENIN/BeninPlaques/BeninPlaques.html
http://www.hamillgallery.com/BENIN/BeninLeopards/BeninLeopards.html

Ich habe einmal zwei Links eingefügt, die Bronzearbeiten aus Bein zeigen.
Beigelegt ist auch eine CD die einige Quellen nennt. Darunter unter anderem Berichte von Zeitgenossen, vor allem Europäern, wie z.B. Händlern, Kapitänen oder Missionaren, die in Benin waren. Auch Verträge mit Europäischen Mächten. Berichte der Kolonialmacht England (ursprünglich war die Kolonisation Benins nicht vorgesehen gewesen). Sowie die erste Darstellung der Geschichte Benins, von Chief Egharevba. Schlussendlich noch Stellungnahmen vom heutigen Oba von Benin und modernen Forschungsergebnissen.
Ich gebe zu das die CD habe ich mir bisher noch nie angehört. Da ich lieber die Bücher selber lese. Aber vielleicht sollte ich das einmal nachholen.
Bilder hat es nur wenige, aber ich denke es ist ok.
Was jedoch schade ist das Buch hat bei mir auch einige Fragen aufgeworfen und nicht beantwortet. Wenn man schon diese Vorzüglichen Quellen hat, sollte man sie doch auch nutzen. So wurde beispielsweise der Grund für die vorgeschriebene Nacktheit unverheiratet nicht erläutert.

Jetzt ist es doch später geworden als Gedacht und auch etwas mehr, darum lass ich es einmal so stehen. Ich hoffe das ist ein halbwegs gelungener Start ins Forum.

Edt: Jetzt sehe ich gerade, dass es vielleicht doch besser in dieses Tehma gepasst hätte: Das vorkoloniale Afrika: Sprachen und Strukturen ?
 
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Hm wie ich auf diese verschiebungs Idee gekommen bin, frag ich mich nun. Ich war wohl doch etwas zu müde.

Auch interessant zum Tehma Benin ist die Königin Mutter.
 
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