Wie sind Person und Regentschaft von Kaiser Wilhelm II. historisch zu bewerten?

Barbarossa

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Zum Anlaß seines 150. Geburtstags habe ich mir nach dem Lesen eines Zeitungsartikels und einer begonnenen Diskussion die Frage gestellt, wie denn nun die Person und die Regentschaft von Kaiser Wilhelm II. zu bewerten sind. In dem betreffenden Artikel stand auch, daß der letzte deutsche Kaiser sehr widersprüchlich war und deshalb auch bei Historikern umstritten ist.

Darum nun meine Frage:

Wie sind Person und Regentschaft von Kaiser Wilhelm II. historisch zu bewerten?
 
Muss die Max-Planck-Gesellschaft nun ne Kniebeuge zu Wilhelms Ehren vor der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft machen?
Letztere ist ihrem Namengeber im Bankrott gefolgt.
 
"Hipp, Hipp - Hurra!"



""Pardon wird nicht gegeben!"

Gerd Fesser | © DIE ZEIT 2000

Die "Hunnenrede" Kaiser Wilhelms II. am 27. Juli 1900 eröffnete einen blutigen Rachefeldzug des deutschen Militärs in China
Als Ende vergangenen Jahres Portugal seine Kolonie Macao an China übergab, stand in einer deutschen Zeitung zu lesen, die Portugiesen seien als erste Europäer nach Asien gekommen und als letzte gegangen. Von den Deutschen nun kann man das Gegenteilige sagen: Sie gehörten zu den Letzten, die kamen - und sie gingen (unfreiwillig) als Erste.

[...]

Da erschien Kaiser Wilhelm II., natürlich in Uniform, mit einem Tschako auf dem Kopf. "SM" erklomm das Monstrum und begann mit schmetternder und weithin hörbarer Stimme zu den Soldaten zu sprechen. Die entscheidende Passage lautete: "Kommt Ihr vor den Feind, so wird er geschlagen, Pardon wird nicht gegeben; Gefangene nicht gemacht. Wer Euch in die Hand fällt, sei in Eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutschland in China in einer solchen Weise bekannt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen."
Hohenlohe und Bülow waren entsetzt. Sie erlebten nicht zum ersten Mal, wie Wilhelm II. von der eigenen Zungenfertigkeit förmlich fortgerissen wurde: Der Kaiser war ein schwungvoller, sich an der eigenen Rhetorik berauschender Redner. Mit der politischen Substanz war es freilich nicht weit her. Das meiste in seinen Reden war hohl tönend, bramarbasierend bis hysterisch, vieles war ganz einfach nur taktlos und manches - wie die zitierte Passage aus der "Hunnenrede" - wirkte geradezu irre.

[...]

Vielen der jungen deutschen Soldaten machten die Gräueltaten, die sie auf Befehl ihrer Vorgesetzten begingen, schwer zu schaffen.

[...]

Alles, was uns in den Weg kam, ob Mann, Frau oder Kind, alles wurde abgeschlachtet. Nun, wie da die Weiber schrien! Aber des Kaisers Befehl lautet: keinen Pardon geben! - und wir haben Treue und Gehorsam geschworen und das halten wir auch. [...]
"
"Pardon wird nicht gegeben!": Die "Hunnenrede" Kaiser Wilhelms II. am 27. Juli 1900 eröffnete einen blutigen Rachefeldzug des deutschen Militärs in China | Nachrichten auf ZEIT ONLINE


"Hipp, Hipp - Hurra!" ...
 
Für die Behauptungen im obigen Artikel würd ich meine Hand nicht ins Feuer legen:

»Dabei war Wilhelm II. keineswegs auf Eroberungen aus. Er versuchte vielmehr 1914 verzweifelt, den Frieden zu erhalten, darüber ist sich die Forschung einig.«

Da hab ich schon ganz andere, gegenteilige Aussagen gehört und gelesen.
Und die Forschung ist sich da ganz bestimmt nicht so einig wie der Autor behauptet, um seine abwegige These zu bekräftigen.
Einen Krieg mit Serbien (»Mit den Serben muss aufgeräumt werden, und zwar bald«) und sogar mit Russland hat ja er offenkundig in Kauf genommen! ÖU dazu zu drängen ein Ultimatum an Serbien zu stellen, ist auch alles andere als pazifistisch. Skepis ist hier also mehr als angebracht.

Einen sehr lesenswerten Artikel dazu, hat der Spiegel: "Seine Schuld ist sehr groß" (soviel zu "Wilhelm, der Moderator") :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Für die Behauptungen im obigen Artikel würd ich meine Hand nicht ins Feuer legen:

»Dabei war Wilhelm II. keineswegs auf Eroberungen aus. Er versuchte vielmehr 1914 verzweifelt, den Frieden zu erhalten, darüber ist sich die Forschung einig.«

Da hab ich schon ganz andere, gegenteilige Aussagen gehört und gelesen.
Und die Forschung ist sich da ganz bestimmt nicht so einig wie der Autor behauptet, um seine abwegige These zu bekräftigen.
Einen Krieg mit Serbien (»Mit den Serben muss aufgeräumt werden, und zwar bald«) und sogar mit Russland hat ja er offenkundig in Kauf genommen! ÖU dazu zu drängen ein Ultimatum an Serbien zu stellen, ist auch alles andere als pazifistisch. Skepis ist hier also mehr als angebracht.

Einen sehr lesenswerten Artikel dazu, hat der Spiegel: "Seine Schuld ist sehr groß" (soviel zu "Wilhelm, der Moderator") :winke:


Das ist richtig, was du schreibst. "Willi" hat allerdings, als die Serben dem Ultimatum zustimmten gesagt, dass damit jeder Kriegsgrund wegfiele. Wilhelm II. war eine widersprüchliche Persönlichkeit und durchaus nicht unbegabt. Er war ein begnadeter Selbstdarsteller, der schließlich seiner eigenen PR zum Opfer fiel, indem er nämlich glaubte, er könne alles. Er war vom nassforschen Stil des Offizierskorps geprägt und konnte gar nicht verstehen, dass ihn die Welt bei seiner Schwadroniererei, seinem Säbelgerassel beim Wort nahm. Ihm fehlte es an Taktgefühl und vor allem an Selbstkritik. Wenn dabei seine Schuld auch groß sein mag, so ist doch festzustellen, dass weite Teile der Eliten aus Adel und Großbürgertum seine Renomisterei und seine Großmachtphantasien mittrugen und ihm zujubelten, wenn er z. B. in voller Gala mit seinen Söhnen unter den Linden flanierte. Dass man einem vorbeiziehenden Wanderzirkus ebenso Beifall geklatscht hätte, wollte er nicht sehen, konnte er nicht sehen. Dass er den Großen Krieg nicht wollte, mag man ihm durchaus glauben, doch hat er ihn auch nicht verhindert, was ihm aus seiner Machtfülle durchaus möglich gewesen wäre. Mit dem Kriegsausbruch rückte er ins zweite Glied und war schließlich nur noch eine Galionsfigur, die Eiserne Kreuze und Pour le Merites verleihen konnte, spätestens unter der 3. OHL unter dem Duumvirat Hindenburg/ Ludendorff war er nur noch ein Statist und das Kaiserreich de facto eine Militärdiktatur.
 
Dass er den Großen Krieg nicht wollte, mag man ihm durchaus glauben, doch hat er ihn auch nicht verhindert, was ihm aus seiner Machtfülle durchaus möglich gewesen wäre. Mit dem Kriegsausbruch rückte er ins zweite Glied und war schließlich nur noch eine Galionsfigur, die Eiserne Kreuze und Pour le Merites verleihen konnte, spätestens unter der 3. OHL unter dem Duumvirat Hindenburg/ Ludendorff war er nur noch ein Statist und das Kaiserreich de facto eine Militärdiktatur.

Wie kam es eigentlich zu dieser de-facto-Militærdiktatur? Ich denke es ist fuer die Bewertung von WillemZwo sicher wichtig, wie und warum er sich das Zepter aus der Hand nehmen liess...

Gruss, muheijo
 
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich Wilhelm II. aus humaner, und nicht aus geschichtswissenschaftlicher, Sicht betrachte und über ihn urteile.

Gewiss hat Wilhelm II. politisch gesehen wohl nur Fehler begangen, aber in den Augen seiner Mutter selbst war er ein einziger Fehler. Was soll man denn da als Kind noch denken?
Dazu bekommt Wilhelm einen Erzieher namens Georg Hinzpeter, der nur Tadel kannte. Wilhelm konnte machen was er wollte, er machte immer das falsche, in den Augen seines Lehrers.

1888 übernimmt Wilhelm II. den Thron und mit diesem bekommt er jemanden: Bismarck.
Auch wenn Bismarcks Ansichten und Meinungen realitätsnah waren; sie und Bismarcks Sturheit waren Gift für Wilhelms Akzeptanz.
Kurzerhand wurde Bismarck gefeuert – endlich keine Mutter, kein Lehrer und kein Minister mehr.
Es lag nun in seiner Hand als Kaiser zu bestehen oder zu fallen.
Er strebte förmlich danach als erfolgreicher Herrscher angesehen und verehrt zu werden damit er die Schmach in seinen Kindertagen vergessen konnte.
Er wollte niemanden mehr der ihn und sein Land in Schranken wies – sei es durch eine Opposition im eigenen Hoheitsgebiet oder durch andere Völker.

Als Politiker hat er versagt, was ich aber zu einem gewissen Teil auf das Konto einiger anderer Leute mit draufrechne. Als Mensch hat er sich behauptet. Er wollte zeigen was er kann, dumm war er nicht und! er hat nie aufgegeben. Er jammerte nicht in Doorn und ich nehme deswegen an, dass er zum Teil ein wenig sein Verschulden einsah.

Und sehts doch mal von ner anderen Seite!
Wenn Wilhelm II. kein schwacher Kaiser gewesen wäre, wäre die Monarchie vielleicht als Staatsform noch heute in Deutschland allgegenwärtig – und das wollt ihr doch nicht.

Das ist meine Meinung und das wird sie immer bleiben; Erkenntnisse hin, Erkenntnisse her.

Am Ende ein Zitat von Goethe:

„Alle menschlichen Gebrechen sühnet reine Menschlichkeit.“
 
Hmmm, ich möchte ehrlich gesagt nicht unbedingt über vergangene Herrscher so urteilen, indem ich ihre Kindheit in entschuldigender Weise für ihre Handlungen heranziehe. Sicher ist die Kindheit wichtig für die Entwicklung der Psyche, aber so könnte man über wahrlich sehr gräuliche Herrscher immer eine Entschuldigung für ihr Tun finden. Erklären ja, entschuldigen nur bedingt.
 
Wie kam es eigentlich zu dieser de-facto-Militærdiktatur? Ich denke es ist fuer die Bewertung von WillemZwo sicher wichtig, wie und warum er sich das Zepter aus der Hand nehmen liess...

Gruss, muheijo


Nun, er selbst hielt sich wohl für einen großen Feldherrn, der in Friedenszeiten die Militärs durch persönliche Einmischungen bei Manövern entsetzte, mit den Gegebenheiten des Krieges, zumal mit dem Stellungskrieg ging die Iniative immer mehr auf die Militärs über. Immerhin hatte Bethmann-Hollweg unter Falkenhayn noch etwas zu sagen, bzw. Falkenhayn respektierte ihn, während die 3. OHL einzig das Primat des Militärs gelten ließen und den Reichskanzler nur noch als Blitzableiter gelten ließen. Der Kronprinz war zwar Chef einer Heeresgruppe, und er setzte sich für einen Abbruch der Verdunoffensive ein, zu melden hatte er aber auch nicht viel und den Ton gab Falkenhayn an.

Unter solchen Voraussetzungen wurden Wilhelm und sein Sohn zu Statisten. Selbst wenn die Deutschen der Politik größeren Vorrang vor militärischen Erwägungen eingeräumt hätten, und sich auf diplomatische Lösungen eingelassen hätten, war Wilhelm II. kaum der Mann solchen Überlegungen Geltung zu verschaffen, zumal die Kriegsziele und Annexionsforderungen immer maßloser wurden.
 
Und sehts doch mal von ner anderen Seite!
Wenn Wilhelm II. kein schwacher Kaiser gewesen wäre, wäre die Monarchie vielleicht als Staatsform noch heute in Deutschland allgegenwärtig – und das wollt ihr doch nicht.

Das ist meine Meinung und das wird sie immer bleiben; Erkenntnisse hin, Erkenntnisse her.

Am Ende ein Zitat von Goethe:

„Alle menschlichen Gebrechen sühnet reine Menschlichkeit.“

Dem kann ich gar nicht zustimmen. Wilhelm der zweite mag ein schwacher Kaiser gewesen sein, aber das war sicherlich nicht der Stein des Anstoßes für die demokratische Bewegung in Deutschland.
Dieser Kaiser war sicherlich nicht das, was man einen Förderer der Demokratie nennen könnte. Er führte die Monarchie einfach fort.
Und ehrlich gesagt, ich glaube, das deutsche Volk war damals noch nicht unbedingt bereit für ein demokratisches System. Zu tief saßen die Wurzeln eben der wilhelminischen Erziehung, totalitäre und militärische Prinzipien waren zu tief in die Gesellschaft integriert.
Der Wille des Volkes ist ja schließlich nicht abhängig von der Stärke des jeweiligen Kaisers oder Königs!
Deine Aussage kommt mir reichlich weit hergeholt vor.
 
Von einer anderen Stelle möchte ich mich selbst zitieren:

Ich glaube, man kann dem Kaiser nicht vorwerfen, daß er nun besonders zur der politischen Lage beitrug, die in die Katastrophe des 20.Jahrhundert führte, als andere Könighäuser oder Politiker anderer Nationen zu dieser Zeit.

Als Beispiel führe ich gern die immer wieder gern erwähnte Flottenpolitik und das Wettrüsten an. Nicht nur in Deutschland wurde der Bau von einer großen Marine in Form von Flottengesetzen beschlossen, in fast allen Nationen, wurden solche Bauprogramme angestrebt. Sicherlich war man in Deutschland sehr gründlich bei der Erfüllung der Planvorgaben, aber aussergewöhnlich war das nicht. Absolute Machtstellung im Zeitalter des Imperialismus, war die Seemacht, die sich nur durch eine Starke Flotte erringen lies. Und jeder wollte ein Stück der Macht, die die Briten an erster Stelle für sich inne hielten.
 
Ob die Hochrüstung sämtlicher europäischer Nationen zwangsläufig in einem Krieg münden musste, ist eine These.
Die Begründung leuchtet mir nicht ein.
Denn der Krieg wurde ja nicht geführt, weil einige Nationen sagten: "Wir sind jetzt so hochgerüstet, da muss einfach mal ein Krieg her!"
Sowohl Amerikaner und Russen waren ja zu Beispiel im Kalten Krieg auch enorm hochgerüstet, aber es kam trotzdem nicht zur kriegerischen Auseinandersetzung!
(Mir ist klar, dass die Situation damals anders war, aber ich denke, man kann nicht pauschalisierend sagen: Rüstung führt stets zu Krieg. Das mag meistens so sein, aber es muss natürlich auch eine Nation damit beginnen. Und ich glaube, das waren in diesem Fall wohl Österreich-Ungarn und das dt. Reich.
 
Letzte Woche kam auf Phoenix eine Dokumentation über Fritz Haber. Darin wurde erwähnt, dass sich Wilhelm in Exil-Zeiten mit Haber getroffen hat und nach dem Stand der Giftgasforschung gefragt hat und ob man inzwischen ganze Städte vergasen könnte. Haber soll erschüttert gewesen sein.
Die Doku ist diese hier: PHOENIX - Fritz Haber - Ein Leben für Deutschland
Vielleicht weiß einer, ob man sich die Doku irgendwo im Netz ansehen kann.
 
Wilhelm II. ist eine Mann voller Widersprüche.
Er war vor allem ein Mann mit ausgeprägten Sendungsbewusstein, tief im evangelischem Glauben verwurzelt und vom eigenen Gottesgnadentum überzeugt.
Im fehlte es vor allem an Pragmatismus, im guten wie im schlechten.

Gerade, dass er den "eisernen Kanzler" Bismarck entließ und die Sozialistengesetze abschaffte, möchte ich ihm hoch anrechnen. Der Pragmatiker Bismarck hatte dafür nicht viel übrig und nannte das eine "Humanitätsduselei". Der Meinung, dass Wilhelms II. Politik aber vor allem durch Gefühlsduseleien geprägt war, bin ich aber auch.
Gerade solche Hysterie wie in der "Hunnenrede" ist durch Gefühlsduselei bestimmt. Diese Form der Propaganda war sicher in keiner Weise nützlich, außer dass sie Wilhelms Wunsch nach Selbstdarstellung befriedigte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hmmm, ich möchte ehrlich gesagt nicht unbedingt über vergangene Herrscher so urteilen, indem ich ihre Kindheit in entschuldigender Weise für ihre Handlungen heranziehe. Sicher ist die Kindheit wichtig für die Entwicklung der Psyche, aber so könnte man über wahrlich sehr gräuliche Herrscher immer eine Entschuldigung für ihr Tun finden. Erklären ja, entschuldigen nur bedingt.


Zumal sich der Stil, in dem wilhelm erzogen wurde, in vielen Fällen kaum von dem anderer Prinzen unterschied. Wilhelm sollte wie seine Mutter sehr vielseitig ausgebildet werden, wobei sie hoffte, dass er sich im Sinne liberaler Ideen entwickeln würde, was allerdings eher dazu führte, dass er durchaus ein breites Spektrum verschiedener Interessengebiete entwickelte, aber kein Fach wirklich gründlich und professionell beherrschte, nicht einmal das eines erfahrenen Militärs und Stabsoffiziers.
 
Kaiser Wilhelm II war eine ziemlich gespaltene Persönlichkeit.
Einerseits war er ein sehr moderner Mann, der den Fortschritt förderte, anderseits war er auch ziemlich reaktionär.
Er gab sich stets als ein selbstbewusster Herrscher, anderseits hatte er wegen seines verkrüppelten Arms auch Minderheitskomplexe.
Wilhelm liebte alles militärische, sah sich aber immer als Friedenskaiser.
Er betonte auch das er froh war, dass seine Frau sich nur mit den drei „K“ beschäftigte.
Für Kinder, Kirche und Küche waren Frauen zuständig, aber in der Politik hatten sie sich rauszuhalten.
Wilhelm bemängelt anderseits aber auch, dass seine Frau nicht gerade geistreich war.
Aber trotzdem konnte man die Ehe wohl als kinderreich und auch einigermaßen glücklich bezeichnen.
Was wohl aber auch daran lag, das Auguste Victoria ihren Mann vergötterte und seine Seitensprünge bewusst nicht wahrnahm.
Sie war wie die ganzen Höflinge.
Sie fanden immer alles toll was der Kaiser sagte (oder taten zumindest so) und bemühten sich nach Leibeskräften sich bei ihn einzuschmeicheln.
Kritikfähigkeit gehörte ja auch nicht gerade zu den Tugenden eines Wilhelms.

Aber wie ist die Gestalt "Wilhelm II" zu beurteilen?
Die heutigen Historiker betrachten ihn eher negativ, allen voran Röhl.
Zugegeben hatte er auch sehr viele negative Eigenschaften.
Taktlosigkeit, Kritikunfähigkeit, Rechthaberei und überhöhte Selbstdarstellung.
Außerdem war er unentschlossen und aufbrausend.
Einer der immer sagt was er gerade denkt, ohne an mögliche Konsequenten zu denken.

Wie aber sahen ihn seine Zeitgenossen?
Einen Mann der einer ganzen Epoche seinen Namen verlieh.
Die wilhelminische Zeit oder auch liebevoll „Die gute alte Zeit“ genannt.
Selten stellte sich eine Epoche so restlos in ihren Monarchen da.
Der Schriftsteller Heinrich Mann schrieb über Wilhelm: „Wilhelm II. hat jedes Mal ungehemmt nur herausgesagt, was im Hintergrunde jedes Bewusstseins war.“
Und Friedrich Neumann sagte 1908 zu den Deutschen: „Dieser Kaiser, über den ihr euch aufregt, ist euer Spiegelbild.“
Das Volk, (insbesondere das Bürgertum) liebte seinen Kaiser, eben weil es sich in ihn wiedererkannte.
Es teilte den Hang zur Uniform und militärischen Pomp (Paraden etc).

Mein Großvater (Jahrgang 1918) erzählte mir, das seine Großeltern ihn oft stolz erzählt haben, dass sie schon mal den Kaiser aus nächster Nähe gesehen hatten und in ihren Wohnzimmer hing ein großes Bild vom Kaiser“.
Der Vater von meinen Opa, der auch Soldat im Ersten Weltkrieg war, hielt dann schon weit weniger von ihm.
 
Mein Großvater (Jahrgang 1918) erzählte mir, das seine Großeltern ihn oft stolz erzählt haben, dass sie schon mal den Kaiser aus nächster Nähe gesehen hatten und in ihren Wohnzimmer hing ein großes Bild vom Kaiser“.

Höre ich die Worte meiner Oma wieder:
Wenn der Kaiser Geburtstag hatte, hatten wir Kinder schulfrei und dann folgte:
Der Kaiser ist ein lieber Mann und wohnet in Berlin,
und wär es nicht so weit von hier, so lief ich heut noch hin
und was ich bei dem Kaiser wollt, ich reicht ihm meine Hand
und reicht die schönsten Blumen ihm, die ich im Garten fand
und sagte dann: "Aus treuer Lieb bring ich die Blumen dir,
und dann lief ich geschwind hinfort und wär bald wieder hier."

Nenn ich mal: Erinnerungen an meine Jugend :winke:

ne hesse
 
Und auch meine Oma, so viele Omas können sich nicht irren.
Natürlich wurde die Zeit vor dem 1. Weltkrieg später auch verklärt.

Dazu paßt auch, dass man auf ganz alten Familienbildern die kleinen Jungs immer in Matrosenanzüge gesteckt hatte.
 
Kaiser Dummkopf

Sorry, vielleicht ist es ein wenig zu platt, und es gibt ja auch gegenteilige Meinungen ....
..... Er wollte zeigen was er kann, dumm war er nicht ......
aber um die ganzen Wilhelme besser auseinander zu halten, und insbesondere auch als Belohnung für seinen Beitrag zur Entwicklung Deutschlands, heißt er bei mir einfach "Kaiser Dummkopf".
 
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