Wie verstanden sich die Indoeuropäer untereinander?

Interessant ist aber, dass der Beginn einer indoeuropäischen Kultur in etwa mit dem Beginn der landwirtschaftlichen Sesshaftigkeit (Getreideanbau) zusammenfällt
Es gibt keine indoeuropäische Kultur (http://www.geschichtsforum.de/f22/indogermanen-konstrukt-oder-wirklichkeit-21353/), einfach mal reinlesen.


Außerdem ist der Beginn des Ackerbaus in den verschiedenen Regionen durchaus zeitlich recht unterschiedlich. So sind die Stufen PPNA/PPNB für die Türkei zu nennen, bis sich dann z.B. in Mitteleuropa die Bandkeramik herausbildet, dauert es eine Weile.
 
Desweiteren spricht der Umstand, dass die Indoeuropäer sehr weit wanderten (bis nach Westeuropa) für den Umstand, dass es ursprünglich Nomaden waren. Als Sesshafte wären solche immense Wanderungen schwer erklärbar, ja ein Widerspruch.

Da sowohl die Herkunft als auch mögliche Wanderwege der Indoeuropäer unbekannt und striitig sind, kann man auch über ihre Gesellschaftsstruktur nur Hypothesen anstellen und Vermutungen äußern.

Eine Forscherfraktion vermutet die so genannte "Urheimat" der Indoeuropäer in Südrussland, eine andere im Raum zwischen Mitteldeutschland und dem Schwarzen Meer, eine andere sieht in Anatolien die Urheimat und wieder andere sind der Meinung, dass es überhaupt keine ethnisch einheitlichen Indogermanen gegeben habe, da ethnisch ganz unterschiedliche Gruppen lediglich durch Kulturkontakte ein indoeuropäisches Idiom angenommen und weitergegeben hätten.

Ein anderes Modell, das u.a. der Archäologe Alexander Häusler in mehreren Publikationen vertritt, zählt die indoeuropäischen Sprachträger zur autochthonen Bevölkerung Europas, die dort ohne größere Invasionen oder Migrationen von außerhalb seit dem Mesolithikum ansässig waren. Die weite Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen wird auch hier lediglich durch die Weitergabe von Kulturkontakten erklärt.

Alexander Häusler, Nomaden, Indogermanen, Invasion. Zur Entstehung eines Mythos. http://www.uni-leipzig.de/~diffint/index.php/diffint/article/viewArticle/36

Eine nicht kleine wissenschaftliche Gruppe vermutet in der Tat, dass sich die Indoeuropäer von ihren ursprünglichen Sitzen nördlich des Schwarzen und Kaspischen Meers sowohl nach Westen Richtung Europa als auch Osten Richtung Iran und Indien ausgebreitet hätten. Angenommen wird eine teilweise nomadische Lebensweise mit rudimentärem Ackerbau sowie ein patriarchalisches Gesellschaftssystem. Da keiner die Ursitze und Lebensform der Proto-Indoeuropöäer anhand archäologischer Funde nachweisen kann, will man solche Hypothesen aus der Rekonstruktion bzw. dem Wortschatz der indoeuropäischen "Grundsprache" herleiten. Auch diese Ergebnisse sind - wie kann es anders sein - höchst umstritten.
 
Eine Forscherfraktion vermutet die so genannte "Urheimat" der Indoeuropäer in Südrussland, eine andere im Raum zwischen Mitteldeutschland und dem Schwarzen Meer, eine andere sieht in Anatolien die Urheimat und wieder andere sind der Meinung, dass es überhaupt keine ethnisch einheitlichen Indogermanen gegeben habe, da ethnisch ganz unterschiedliche Gruppen lediglich durch Kulturkontakte ein indoeuropäisches Idiom angenommen und weitergegeben hätten.

Favorisiert wird innerhalb der Indogermanistik aber immer noch die Theorie, dass die Urheimat der Indoeuropäer in Südrußland zu suchen sei.

Ja. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Genen und Sprache, auch wenn es die eine oder andere Ausnahme gibt, welche aber erklärbar ist (z.B. die Ungaren sprechen eine finnisch-ugrische Sprache, obwohl sie genetisch zu 90 % Indogermanen sind).

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Sprache und Gene. Um ein Beispiel zu nennen. 33% der Bevölkerung in der Türkei hat die Haplogruppe J1 und J2. Was sagt das über die Sprache aus? Und so etwas wie „genetische Indogermanen“ gibt es nicht. Hast ein Beleg für die 90%?

Die Skythen lebten doch um die Zeitenwende und sprachen eine iranische Sprache, folglich konnten sie sich mit den Leuten ihrer Umgebung wahrscheinlich verständigen.
Oder meinst du, dass sie sich mit ihren keltischen, germanischen oder griechischen Zeitgenossen unterhalten konnten?

Mit Sicherheit nicht.

Da es nachweislich keine eingewanderten Träger der idg. Sprache gab und ebenso auch kein Ursprungsgebiet der Idg. gab, ist die Frage so nicht zu beantworten.
Schau doch mal hier rein:

Doch, es gab eigewanderte Träger des Indoeuropäischen, die aber zahlenmäßig schwach waren.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die Frage ist doch in sich unsinnig, wenn wir davon ausgehen, dass nicht geklärt sei, ob die Indogermanen als Gemeinschaft jemals existiert haben. Mit der Annahme, sie hätten existiert, meinen wir doch gerade die Sprachgemeinschaft. Eine Konstruktion à la Belgien oder Kanada, ein Volk, zwei Sprachen, ist eine abstrakt entstandene Konstruktion, nicht etwas gewachsenes.

Ich persönlich halte die Vorstellung, es gebe zwar indogermanische Sprachkennzeichen, diese hätten aber nur mit technologischen Neuerungen und ihrer Übernahme durch andere Völker zu tun, für wenig wahrscheinlich. Es ist ja nun nicht so, dass den indogermanischen Sprachen speziell das Fachvokabular der Land- und Viehwirtschaft gemeinsam wäre. Es ist gerade auch das Vokabular für noch grundlegenderes, wie Mädchen, Tochter, Vater, Mutter. Das beschreibt aber gerade Begrifflichkeiten, die andere Kulturen, die Technik übernommen haben sollen, sicherlich schon hatten. Zudem würde eine reine Vokabularübernahme nicht zur Übernahme grammatikalischer Strukturen führen. Aber gerade Ähnlichkeiten in grundlegenden grammatikalischen Strukturen sind nach meiner Kenntnis durchaus kennzeichnend für indogermanische Sprachen. Eine Übernahme grammatikalischer Strukturen bei Beibehaltung des Wortschatzes mag es zu einem gewissen Teil vom Lateinischen zum Deutschen gegeben haben; bedingt durch normierende Effekte, die von lateinkundigen Geistlichen ausgingen, die die Sprache erstmals in Schriftform gepresst haben. Eine derartige Wirkung halte ich ohne Schriftlichkeit aber für kaum denkbar.

Wenn hier also gefragt wird, wie die Indoeuropäer sich untereinander verständigten, dann würde ich sagen, zunächst ganz problemlos (noch eine Sprachgemeinschaft), mit der Zeit immer stockender (mit abnehmender Häufigkeit der Kontakte) und schließlich war es dann irgendwann kaum noch möglich, ohne die Sprache des anderen als Fremdsprache zu erlernen (nachdem man viele Generationen völlig getrennt voneinander gelebt hatte).
 
Zurück
Oben