Wie war das in der DDR mit den Bananen?

Ich hab's auch mit erlebt. Ich war in den 80ern Kind und Teenager - damals gab's Kuba-Orangen eigentlich immer, nur halt die Navelorangen bloß zu bestimmten Zeiten.
 
Man muss allerdings auch sagen, dass trotz des Mangels an verschiedenen Südfrüchten die DDR-Bevölkerung weder an Unterernährung, Vitaminmangel noch an Hunger litt. Der Mangel ist nur im Vergleich zur Bundesrepublik, nicht aber zu anderen Ländern des Ostblocks, wie z.B. Rumänien zu sehen. Ich habe in den siebziger Jahren in Polen eine Fleischerei gesehen, in der genau zwei Würste hingen. Die DDR war immerhin in der Lage ihre Bevölkerung, fast ausschließlich aus eigener Landwirtschaft zu ernähren und noch landwirtschaftliche Güter, auch in die Bundesrepublik und Westberlin zu exportieren. Ganz so uneffektiv können die landwirtschaftlichen Genossenschaften nicht gewesen sein. Allerdings machten sich Tierseuchen, wie die Schweinepest etc. sofort an der Ladentheke bemerkbar.
Grundsätzlich gebe ich dir recht. Auch wenn man nach Rouladen anstehen musste, war die Versorgung doch im Großen und Ganzen sichergestellt. In dem Zusammenhang sei auch an die Schulmilchversogung erinnert, die dem Staat wichtig war.

Ich kann mich aber auch aus meiner Kindheit erinnern, dass meine Eltern durchaus bemüht waren, sich mit möglichst vielem selbstzuversorgen: Kirschen, Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Kartoffeln, Bohnen, Mohrüben, Erbsen, Rosenkohl, Gurken, Gewürze, Zwiebeln, Stachel- und Johannisbeeren ... Es wurde eingekocht, Marmelade gemacht ... Daneben etliche Weinballons, Obst- und Weinabgabe in der Mosterei/Kelterei, weil Lohnware einfach auch günstiger war. Aus schwarzen Johannisbeeren, Schattenmorellen und Primasprit (ca 95 % Alkohol) wurde Schnaps gemacht.
In einem Jahr fiel dann auf, dass neben den neuen Bohnen noch 30 Gläser vom letzten Jahr im Keller standen ... es gab dann Bohnensuppe, Bohnengemüse, Bohnensalat ... :weinen:

Mitte der 70iger als mein Onkel nebst Familie das 1. Mal aus dem Westen kam, brachten sie etliche Lebensmittel mit und sie waren völlig erstaunt, dass die Versorgung in der DDR nicht dem mitgebrachten Negativbild entsprach.

Grüße
excideuil
 
Ich kann mich aber auch aus meiner Kindheit erinnern, dass meine Eltern durchaus bemüht waren, sich mit möglichst vielem selbstzuversorgen: Kirschen, Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Kartoffeln, Bohnen, Mohrüben, Erbsen, Rosenkohl, Gurken, Gewürze, Zwiebeln, Stachel- und Johannisbeeren ... Es wurde eingekocht, Marmelade gemacht ... Daneben etliche Weinballons, Obst- und Weinabgabe in der Mosterei/Kelterei, weil Lohnware einfach auch günstiger war. Aus schwarzen Johannisbeeren, Schattenmorellen und Primasprit (ca 95 % Alkohol) wurde Schnaps gemacht.
In einem Jahr fiel dann auf, dass neben den neuen Bohnen noch 30 Gläser vom letzten Jahr im Keller standen ... es gab dann Bohnensuppe, Bohnengemüse, Bohnensalat ... :weinen:

Ich glaube auch, dass hier im Westen ein teilweise völlig verzerrtes Bild von der Versorgung in der ehem. DDR vorherrschte. Wir hatten einige Verwandte in "der Zone", die wir regelmäßig mit Care-Paketen beglückten. Jahre später gestanden sie uns, dass die das ganze Zeug gar nicht gebraucht hätten, weil es diese Dinge entweder zu kaufen gab, oder relativ leicht selbst herzustellen waren.
Voller Erstaunen zeigte mir meine Großtante ein Rezeptbuch der selbstgemachten Dinge. Ganz einfach, schnell und kreativ wurden dort Nutella, Ketchup, Pommes usw. usf. selbst hergestellt, in aller Regel weitaus günstiger, gesünder und auch geschmacklich besser, als das, was wir so aus den Regalen zogen.
 
Aus den Erzählungen meiner Großeltern weiß ich, dass die Lebensmittelversorgung in den Anfängen der DDR zum Teil doch recht schwierig war. Die am 28. August 1939 eingeführte Rationierung von Lebensmittel endete in der der DDR erst im Mai 1958; in der BRD endete diese bereits 1950. Und diese 19 Jahre (!) mit Lebensmittelmarken (zumindest auf ausgewählte Produkte) haben in dieser Generation tiefe Spuren hinterlassen. Allerdings lese ich gerade, hatte auch Großbritannien bis 1953/54 Lebensmittelmarken. Ansonsten gab es auch Kohlen in den 50er Jahren im Prinzip nur auf Bezugsschein; dabei wurde sich an den alten Bestellmengen orientiert.
 
Ich bin Jahrgang 69 und kann mich nicht an leere Regale erinnern.
Leer waren die Regale nicht. Es stand halt über ganze Reihen das Gleiche drin. In unserer Stadt gab es einen Obst-und Gemüseladen, da stand über einem Schaufenster Säfte, in dem Fenster standen aber nur ganze aufgestapelte Pyramiden mit Himbeersirup oder an einem anderen Tag Rhababersaft. Über dem nächsten Fenster stand Konserven, es war voll mit enigeweckten Möhren. Das Fenster Südfrüchte war natürlich mit der allgegenwärtigen Kubaorange gefüllt. Wenn die einmal fehlten waren es Zitronen (die gab es sonderbarerweise fast immer) Also direkt leer waren die Läden nicht aber die Qual der Wahl brauchte man nicht zu fürchten.
Außerhalb der Saison waren Gurken, Tomaten und Paprika nicht erhältlich( was ich persönlich nicht schlimm fand, denn im Winter schmeckt das Zeug ohnehin nach nichts).
1982 gab es einige Wochen eine ziemliche Lebensmittelkrise. Besonders tierische Produkte wie Fleisch, Wurst und Butter waren da Mangelware. Nach offizieller Aussage lag das an einer Tierseuche. Ob das die wahre Ursache war ist mir nicht bekannt.
 
Aus den Erzählungen meiner Großeltern weiß ich, dass die Lebensmittelversorgung in den Anfängen der DDR zum Teil doch recht schwierig war. Die am 28. August 1939 eingeführte Rationierung von Lebensmittel endete in der der DDR erst im Mai 1958; in der BRD endete diese bereits 1950. Und diese 19 Jahre (!) mit Lebensmittelmarken (zumindest auf ausgewählte Produkte) haben in dieser Generation tiefe Spuren hinterlassen. (...)

Meine Großmutter hatte einen Schwerbeschädigten-Ausweis, und bekam so statt Magermilch 1 L lose Vollmilch in der Kanne. Die Milch bekamen wir Enkel.
 
Bevor hier weiter diskutiert wird, eine ernsthafte Frage! Wer der diskutierten hat den Zeitabschnitt live erlebt? Ich fange an und sage: ICH!

Als Kind bis 1954.
Später, ab 1985 wieder als VIP-Bundesbürger, 1/2 jähriges Visum, das jedes halbes Jahr automatisch verlängert wurde, letztmalig bis Januar 1990. Das Visum galt für den unbeschränkten Aufenthalt in allen Bezirken der DDR, also nicht nur Leipziger Messe, incl. Berlin (Ost) und ohne Zwangsumtausch.
 
Meine erste Banane bekam ich 1954 im Flüchtlingslager Berlin-Marienfelde.
Sie schmeckte mir überhaupt nicht, die Äpfel aus Opas Garten hatten wenigstens Geschmack.
 
Geschäftsideen gab es auch in der DDR genügend. So wurden z.B. Obst und Gemüse von Kleingärtnern, hochsubventioniert von Gemüseläden aufgekauft. Der Lieferant bekam mehr Geld als das Zeug im Laden kostete. Also brachten viele Kleingärtner ihre Produkte in den Laden, bekamen Geld dafür und die Ehefrau kaufte es vorn im Geschäft wieder billig zurück. So hatten sie ihre Ernte wieder und noch etwas Geld dazu. Das wiederholten sie in mehreren Läden, wenn das nicht kapitalistisch gedacht war...
Vllt. einmal ein paar Zahlen zu den Kleingärten und deren Bedeutung für die Versorgung der Bevölkerung am Beispiel von Hoyerswerda.

1975 gab es in Stadt und Umland 63 Gartensparten mit über 4000 Mitgliedern.

Bereits in den 60iger Jahren wurden Lieferverträge zwischen Gartensparten und Kaufhallen abgeschlossen. So lieferten die Kleingärtner 1961 44,6 t Obst und Gemüse, 1964 bereits 207 t. 1974 lieferten die Kleingärten 162 t Obst und 138 t Gemüse. Ende der 80iger Jahre brachten die Kleingärten ca. 30 % des Bevölkerungsbedarfs an Obst und Gemüse auf. Bezeichnend war die Tatsache, dass die Aufkaufpreise deutlich über den Verkaufspreisen lagen. (Aus den Zahlen geht natürlich nicht hervor, wie oft manches Kilo Obst nach dem von Galeotto angedeuteten Muster angekauft wurde.)

Auch Kleintierzüchter und Imker spielten eine Rolle. 1975 wurden 2,9 t Weißfleisch angekauft, 1988 bereits 20 t. Bei Honig waren es 1975 1,7 t, 1986 8 t.

Mit der Wende ist ein Rückgang der Kleingärten zu verzeichnen, gemessen am Bevölkerungsrückgang allerdings noch marginal. Gab es 1989 noch 4100 Gärten, waren es 2010 noch 3854. Einige bereits leer stehende Gärten wurden seit 2008 für einige Jahre als Tafelgärten vergeben. Der "Verein zur beruflichen Föederung von Frauen" stellte Arbeitskräfte, Saatgut, Pflanzen und Dünger zur Verfügung. Die Erzeugnisse kamen der Hoyerswerdaer Tafel zugute.

Eine Studie hat ergeben, dass der Bedarf an Gärten im Jahr 2020 nur etwa bei 1000 liegen wird. Spürbar ist schon jetzt der Preisverfall. So ist es problemlos möglich, einen Garten mit voll ausgebauter Laube (Strom, Wasser, Küche, Bad ...) für um die 100 Euro zu erwerben.

Quelle: Elke Roschmann, Kleingärten in Hoyerswerda, in: Neue Hoyerswerdaer Geschichtshefte, Nr. 14, 2011, Seiten 23-26

Grüße
excideuil
 
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