Wie wissenschaftlich ist die Formel "vor/nach Christus"?

Der Kommunismus wird heutzutage als Sozialismus oft genug verharmlost
Wieso heutzutage, den Kommunismus hat es nie gegeben. Die Ostblockstaaten bezeichneten sich alle selbst als sozialistisch, im offiziellen Sprachgebrauch "das sozialistische Lager" . Der Kommuniismus galt, nach Marx als Ziel, das nach der Übergangsphase des Sozialismus erreicht werden sollte. In der DDR wurde es als "der real existierende Sozialismus" bezeichnet .
 
gewiß - allerdings sind Kilometer, Liter, Celsius, Hertz, Watt etc. nun nicht gerade denglische Wortungetüme...


aber cineastisch ist das ein Glücksfall, man denke an den herrlichen Dialog von Vincent und Jules über Quarterpunder contra Royal-mit-Käse in pulp fiction :yes:
Spaß beiseite: sind die amerikanischen Maßeinheiten nicht ehemalige europäische Importe?

Mir ging es auch nicht (nur) um Eurozentrismus, sondern darum, dass Leute anderen Leuten ihre Maßstäbe aufdrücken (wollen), und dass die das zu Petitessen erklären , solange sie "oben" sind, sind sie aber "unten" reagieren sie säuerlich.
 
Auch wenn schon angeklungen ist, dass das Thema auch von katholischer Seite verbissen gesehen wurde - vielleicht trägt es etwas zur Weitung des Horizonts bei
http://de.wikipedia.org/wiki/V._u._Z.

Davon abgesehen verweigern sich die Orthodoxen bis heute der katholisch-gregorianischen Zeitrechnung und die Protestanten haben sich auch erst nach Jahrhunderten gebeugt.
 
Es gibt immer verschiedene Skalen. Dazu zählt auch für mich die Zeitrechnung. Verschiedene Kulturen verwenden verschieden Rechnungen. Und warum sollte man sich nicht in der Wissenschaft auf eine Grundlage einigen, von der man weiter rechnen kann.
Oder nehmt als Beispiel die Temperatur, hier gibt es noch heute verschiedene Skalen, die von unterschiedlichen Punkten ausgehen. Die Skala des Herren Celsius, ein Schwede übrigens, nahm als Fixpunkte für seine Skale den Gefrierpunkt des destillierten Wassers und den Siedepunkt des Wassers auf Meereshöhe.
Der Herr Fahrenheit, welcher aus Deutschland kam, benutzte eine andere Flüssigkeit für seine Skala.
Die Kelvin-Skala basiert im Grunde auf der Celsiusskala, nur das hier der Nullpunkt der absolute Nullpunkt ist. Und trotzdem kann man die eine Skala in die andere umrechnen.
Also warum die Aufregung wie welches Kalenderformat genannt wird? Oder ist dies ein Anflug von political correctnes?

Apvar
 
Wenn ich immer schauen würde was jemanden beleidigen würde, würde ich nie die Klappe aufmachen (wäre häufig auch besser).

Nehme aber auch kaum was persönlich.
 
Ich glaube für den persönlichen Gebrauch werde ich auf den Altisländischer Kalender ? Wikipedia wechseln. Dann hätten wir jetzt das Jahr x nach der Schlacht von Buxtehude (gab's da eine?) oder das Jahr y der Kanzlerschaft von Merkel.=)

Vielleicht gibbet noch einen niederrheinischen Regionalkalender aus der Zeit der alten Franken.:S



Also warum die Aufregung wie welches Kalenderformat genannt wird? Oder ist dies ein Anflug von political correctnes?

Apvar

Das erscheint mir so.

PC Police is watching you!

gewiß - allerdings sind Kilometer, Liter, Celsius, Hertz, Watt etc. nun nicht gerade denglische Wortungetüme...


aber cineastisch ist das ein Glücksfall, man denke an den herrlichen Dialog von Vincent und Jules über Quarterpunder contra Royal-mit-Käse in pulp fiction :yes:

Damit stimme ich überein - ein ganz hervorragender Film! Habe allerdings beim ersten Sehen gedacht, der wäre falsch zusammengeschnitten=)



Wenn ich immer schauen würde was jemanden beleidigen würde, würde ich nie die Klappe aufmachen (wäre häufig auch besser).

Nehme aber auch kaum was persönlich.

Das kenne ich...:cool::red:
 
@ Sozialismus/Kommunismus: Nur das heute oft so getan wird, als ob es da einen Unterschied gäbe.
Den gibt es. Der Sozialismus hat nie richtig funktioniert, den Kommunismus wird es nie geben. Der setzt den "Mensch neuen Typs" voraus, der nur aus Bewusstsein um die Notwendigkeit, ohne Geld freiwillig arbeitet. Eine klassenlose Gesellschaft, die Bedingung für den Kommunismus wäre, gab es im Sozialismus zu keiner Zeit.
 
Ich wundere mich über die Irrungen und Wirrungen des Threads. (Zu diesen Irrungen und Wirrungen ein Hinweis: Ulbricht hat in seinen Reden häufig genug Sozialismus und Kommunismus deckungsgleich verwendet.)


Um die Frage so zu beantworten, wie sie im Threadtitel steht: Wissenschaftlich ist die Formel v./n. Chr. sicher nicht, in dem Sinne, dass bei der mittelalterlichen Berechnung des Geburtsjahrs Fehler unterlaufen sind (u.a. der, dass die bekannten Daten nicht ausreichen, um ein sicheres Datum zu finden, sicher ist nur, dass Jesus einige Jahre v. Chr geboren sein muss =)).
Ersetzte man sie v./n. u. ZR. (unserer Zeitrechnung) würde sich nichts ändern: Sie würde nur von einer christlichen bzw. traditionellen Zeitrechnung zu einer kryptochristlichen Zeitrechnung. Im Übrigen ist die Zeitrechnung so etabliert, dass man sie auch in nichtchristlichen Kontexten findet:

17231121.jpg
Vereinige Arabische Emirate:
1989 AD - 142_ AH - keine Daten - 1989 - 1409

chinese_coins.gif
Chinesische Yuan Renminbi

csm_50-Dinars-Irak-Hussein-1980-z_1a01b1ce40.jpg
Iraq
m1980 - h1400

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Marokkanische Münzen zeigen die westarabischen Ziffern.

14512f.jpg
Sogar die kommunistische Mongolei, die auch niemals (wenn auch nur in Teilen) eine europäische Kolonie war, operiert mit der Zeitrechnung n.Chr.
 
In der angelsächsischen Archäologie wird gerne die Terminologie BP verwendet: Before Present. Das liegt an zwei Dingen: Zum einen an der Allergie mancher Archäologen gegen geschichtswissenschaftliche Datierungen, zum anderen auch an dem ideologischen Wunsch, die christliche Zeitreichnung zu eliminieren. Mir ist nun schon häufiger aufgefallen, dass andere Autoren, wenn sie sich auf Autoren beziehen, die nach BP datieren, hier Fehler machen, weil sie BP - Before Present als BC - Before Christ wiedergeben. So wird etwa aus einem 10.000 BP (entspräche 8.000 v. Chr.) ein 10.000 BC/v.Chr., sprich aus ideologischen Gründen wird unnötigerweise eine mögliche Fehlerquelle in Kauf genommen. Positiv gewendet: Nachdenken müssen hält den Geist frisch.
Je kürzer die Zeiträume werden, desto unbrauchbarer ist die BP-Datierung, da die Zeit ja nun mal fortschreitet...
 
Meine einfache Frage lautet: Warum ist es in wissenschaftlichen Kreisen, zu denen ja auch die Klientel dieses Forums zu rechnen ist, nicht allgemein üblich, auf die tendenziöse Formulierung "vor Christus" und "nach Christus" (in der Regel mit v.- bzw. n.Chr. abgekürzt) zugunsten einer neutralen Terminologie zu verzichten? Seit der Französischen Revolution gab es Bestrebungen, Datierungen religionsneutral zu formulieren. Die zu Beginn des 19. Jh. aufkommende Formulierung "vor/nach der Zeitrechnung" entstand in jüdischen Kreisen und hat sich als nichtchristliche bzw. atheistische Formel etabliert (abgekürzt "vuZ"/"(n)uZ").
Ich finde die Formulierung "vor/nach unserer Zeitrechnung" schon sprachlich arg verunglückt: "Vor/nach Christi Geburt" bezieht sich auf einen Zeitpunkt (dass Jesus nicht wirklich genau damals geboren wurde, ändert nichts daran, dass es ein Zeitpunkt ist), und etwas kann sich vor oder nach einem bestimmten Zeitpunkt ereignen, ein Jahr kann vor oder nach einem bestimmten Zeitpunkt liegen. "Vor/nach Christus" ist schon unpräzise, weil mit "Christus" eigentlich seine gesamte Lebensspanne gemeint sein müsste. Aber "vor/nach unserer Zeitrechnung"? "Zeitrechnung" ist weder ein Zeitpunkt noch ein Ereignis, vor oder nach dem etwas sein kann, sondern ein System, eine Methode, eine Vorgangsweise. Wie kann etwas davor oder danach stattfinden?
 
Hi zusammen.

Meine einfache Frage lautet: Warum ist es in wissenschaftlichen Kreisen, zu denen ja auch die Klientel dieses Forums zu rechnen ist, nicht allgemein üblich, auf die tendenziöse Formulierung "vor Christus" und "nach Christus" (in der Regel mit v.- bzw. n.Chr. abgekürzt) zugunsten einer neutralen Terminologie zu verzichten? Seit der Französischen Revolution gab es Bestrebungen, Datierungen religionsneutral zu formulieren. Die zu Beginn des 19. Jh. aufkommende Formulierung "vor/nach der Zeitrechnung" entstand in jüdischen Kreisen und hat sich als nichtchristliche bzw. atheistische Formel etabliert (abgekürzt "vuZ"/"(n)uZ").

..

Es ist praktisch.
Wie alt ist die Oma gleich wieder? (jedes Jahr anders..)
Am besten man merkt sich das Geburtsdatum.
:D

Wir könnten uns auch auf die islamische Zeitrechnung einigen, deren Zeitmarke die Hidschra ist.
Wär das praktisch?
 
Wir könnten uns auch auf die islamische Zeitrechnung einigen, deren Zeitmarke die Hidschra ist.
Wär das praktisch?

Nicht wirklich, weil wir mit Sonnenjahren operieren und die Muslime mit Mondjahren. Auf 97,x Sonnenjahre kommen 100 Mondjahre, daher verringert sich einerseits der Abstand zwischen der christlichen und der muslimischen Zeitrechnung, aber man muss das immer kompliziert umrechnen.
Die Hiǧra war 622, im islamischen Kalender haben wir jetzt aber das Jahr 1435. Wenn die Kalender parallel liefen (also beide Sonnenkal. oder Mondkal.), müssten die Muslime jetzt das Jahr 1392 haben, da sich der Abstand nicht verringern würde.
 
Dann können wir vielleicht die römische Jahreszählung, seit der Gründung Roms, wieder aufnehmen :D. Schliesslich haben sich die Römer ans Sonnenjahr gehalten.
Geschrieben im Jahre 2767 a.u.c.

Apvar
 
Ich finde die Formulierung "vor/nach unserer Zeitrechnung" schon sprachlich arg verunglückt: "Vor/nach Christi Geburt" bezieht sich auf einen Zeitpunkt (dass Jesus nicht wirklich genau damals geboren wurde, ändert nichts daran, dass es ein Zeitpunkt ist), und etwas kann sich vor oder nach einem bestimmten Zeitpunkt ereignen, ein Jahr kann vor oder nach einem bestimmten Zeitpunkt liegen. "Vor/nach Christus" ist schon unpräzise, weil mit "Christus" eigentlich seine gesamte Lebensspanne gemeint sein müsste. Aber "vor/nach unserer Zeitrechnung"? "Zeitrechnung" ist weder ein Zeitpunkt noch ein Ereignis, vor oder nach dem etwas sein kann, sondern ein System, eine Methode, eine Vorgangsweise. Wie kann etwas davor oder danach stattfinden?

Wenn "n. Chr." strenggenommen nicht "nach Christus", sondern gemäß dem "ab incarnatione Domini Iesu Christi" des Dionysius Exiguus eigentlich "nach Christi Geburt" heißen sollte, so sollte man das "u. Z." genau wie "Chr." auch als Genitiv denken. Dann hätte man für "n. u. Z.": "nach unserer Zeitrechnung Beginn" bzw. "nach Beginn unserer Zeitrechnung". Dann hätte man auch hiermit einen Zeitpunkt beschrieben (- wenn auch einen sehr abstrakten Zeitpunkt, der sich durch nichts anderes definiert als dadurch, dass man mit ihm scheinbar willkürlich die Jahreszählung beginnt).
 
Weiß jemand, wie die Jahreszählung in arabischen/iranischen/japanischen... Kulturen gehandhabt wird? Ich vermute, dass in Saudi-Arabien die Bezeichnung "Christus" nicht verwendet wird. Gibt es dort auch ein paralleles Zeitsystem?
Für Saudi-Arabien weiß ich das jetzt nicht, aber in iranischen und den meisten arabischen Wissenschaftspublikationen werden v./n. Chr. und Hidschra-Jahr nebeneinander verwendet. Auch im Alltagsleben spielt die westliche Zeitrechnung eine mehr oder weniger große Rolle. Es geht doch darum, sich allgemein verständlich auszudrücken und eine gemeinsame Bezugsgröße zu verwenden.
 
Dann können wir vielleicht die römische Jahreszählung, seit der Gründung Roms, wieder aufnehmen :D. [...]
Geschrieben im Jahre 2767 a.u.c.

Apvar

Wenn man die varronischen anni ab urbe condita (entgegen Varro) mit dem 1. Januar beginnt, wie das ja üblich wurde, dann könnte man auf diese Jahreszählung gut zurückgreifen. Hieße natürlich für uns, sich ziemlich umgewöhnen zu müssen, bis wir solche Jahre der Stadt gedanklich genauso flott in den Lauf der Geschichte einordnen können. Und davon, dass die Epoche dieser Jahreszählung historisch noch unsicherer ist, als die Epoche der christlichen Jahrrechnung, müsste man halt absehen.

Schliesslich haben sich die Römer ans Sonnenjahr gehalten.
Bei einigen alten Chronologen wie z. B. Sethus Calvisius begegnet einem immer mal wieder die Jahreszählung ab der Einführung des julianischen Kalenders bzw. ab dem ersten echten julianischen Jahr. Die Epoche dieser sogenannten anni Iuliani ist also der 1. Jan. 45 v. Chr. (Als Beispiel: anno XLIIII. Iuliano = im Jahre 2 v. Chr.)
Mittlerweile hat sich nun halt die Ära des Dionysius durchgesetzt und ich will sie gewiss nicht eintauschen, aber die anni Iuliani wären für mich auch eine annehmbare Alternative gewesen. Denn diese Zählung der Jahre "verherrlicht" nicht eine Stadt bzw. ein Reich oder eine Großmacht und hat auch nicht irgendein legendäres Datum zur Epoche, sondern sie fußt auf dem chronologisch sicher bestimmbaren, historischen Ereignis der Einführung eines ziemlich 'wissenschaftlichen' Kalenders, den wir (mit wenigen Modifikationen) bis heute verwenden. Dass jenes historische Ereignis, das als Epoche der anni Iuliani dient, nicht irgendeine Schlacht oder der Regierungsbeginn irgendeines Machthabers ist, sondern ein für die Geschichte des Kalenders und der Zeitrechnung wichtiges, macht diese Jahreszählung besonders attraktiv. Aber wie gesagt, das ist nur mal so gesponnen. Ich bleibe gerne bei der Ära des Dionysius.
 
(- wenn auch einen sehr abstrakten Zeitpunkt, der sich durch nichts anderes definiert als dadurch, dass man mit ihm scheinbar willkürlich die Jahreszählung beginnt).


Wie die hispanische Ära, die der Zeitrechnung Anno Domini um 38 Jahre voraus war. Da gibt's auch bloß wage, nicht wirklich überzeugende Thesen, wie diese zustande kam. Belegt zwischen dem 5. und 15. Jhdt. in allen iberischen Königreichen, häufig auch in Paralleldatierung mit der christlichen Zeitrechnung (wobei die Era Hispanica einzeln überwiegt).
 
Dieter hat im Übrigen als einziger richtig geschrieben v./n. der Zeitenwende.

Aber gehoppst, wie gesprungen, ob man nun v./n. Chr. datiert oder v./. d. Zeitenwende, das Datum bezieht sich auf die falsch errechnete Geburt Christi.
 
Ich finde es ist egal, ob man es "vor Christus" oder "vor unserer Zeit" nennt, da das Denotat (also das, was real gemeint ist ;)) das selbe bleib: die Geburt Jesu. Was anderes ist da ja nicht passiert.

Wonach will man denn sonst datieren? Irgendwo muss man ja anfangen.

Ab Urknall? Zu unsicher, wann das war...
Ab urbe condita. Wäre cool. :cool:
Oder ab wann denn sonst? Hmm, manchen Zeitgenossen würde es vermutlich reichen, wenn man 1900 anfängt zu zählen, weil alles davor ohnehin "uninteressant" ist. =)

Also mir erscheint es so wie es ist schon ganz passend. Wenn wir so wie die Juden oder Muslime datieren würden, wäre es noch komischer, weil das ja für uns noch weiter hergeholt wäre, als nach dem Christentum zu gehen, oder?

Eigentlich ist die Festlegung schon ziemlich willkürlich und naja, man geht halt danach, was grade "in" ist.
 
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