Wiederbelebung der spanischen Inquisition im 18. Jhdt.?

FoxP2gen

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Ich weiß, dieses Thema fällt eigentlich in die Rubrik "Neuzeit" allerdings ist hier im Mittelalter die Rubrik "Inquisition" eingegliedert und da es mir genau darum geht, denke ich, dass diese Frage am besten hierher passt :D wenn nicht, würde ich einen der Moderatoren bitten, sie in die entsprechende Rubrik zu verschieben :D


Ich habe mir vor kurzem einen sehr guten Film angesehen... "Goya's Ghosts" von Milos Forman. Ich weiß, dass dieser Film größtenteils ein Hollywoodspektakel darstellt, dennoch stellte sich mir die Frage, ob es tatsächlich im ausgehenden 18. Jahrhundert ein Wiederaufleben der spanischen Inquisition gab und vor allem in diesem Ausmaß.

In dem Film wird mehr oder weniger gezeigt, dass die Inquisition, angestachelt durch grausame Stiche des Künstlers Goya, zurückkehrt zu "mittelalterlichen" Foltermethoden (hochnotpeinliche Befragung), um "Judaisierer" und "Ketzer" auszufiltern. Dabei geht die Inquisition sehr willkürlich vor, nahezu jeder beliebige Mensch, der sich nicht der allgemeinen "Verhaltensnorm" entsprechend benimmt - im Film handelt es sich um eine junge Frau, die in einem Lokal ablehnt, Schweinefleisch zu essen - wird verdächtigt, ein "Judaisierer" zu sein, der die Christen unterwandern will.

Des Weiteren wird vehement gegen Freunde der Aufklärer (Schriften Voltaires in Bibeleinbänden werden als Beispiel genannt) vorgegangen.

Inwiefern kann ich mir den Film als im weitesten Sinne "authentisch" vorstellen? Ist alles Fiktion, oder gab es tatsächlich Ende des 18 Jahrhunderts ein neues Aufflackern der spanischen Inquisition?


LG Foxy
 
Ich habe mir vor kurzem einen sehr guten Film angesehen... "Goya's Ghosts" von Milos Forman. Ich weiß, dass dieser Film größtenteils ein Hollywoodspektakel darstellt, dennoch stellte sich mir die Frage, ob es tatsächlich im ausgehenden 18. Jahrhundert ein Wiederaufleben der spanischen Inquisition gab und vor allem in diesem Ausmaß.

Des Weiteren wird vehement gegen Freunde der Aufklärer (Schriften Voltaires in Bibeleinbänden werden als Beispiel genannt) vorgegangen.
Hm, also ich würde sagen, das war immer noch die Heilige Inquisition und nicht wieder. Wenn Du mal ein paar Bücher zum 18.Jh. liest, wirst Du sehen, dass die Inquisition immer noch Thema war und erst mit der Zeit eingestellt wurde.
Die Aufklärer selbst haben viel in der Hinsicht verfasst. In Deutschland wäre Christian Thomasius (1655-1728) ein wichtiger Name, was nicht heißt, dass mit ihm sogleich die Hexenprozesse geendet hätten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus dem Thread Spielfilme angesiedelt im 18. Jh.:

Demnächst läuft in deutschen Kinos der Film Goyas Geister an, dessen Handlung zwischen 1792 und 1808 angesiedelt ist. Laut Vorankündigung geht es in diesem Film um Goya, dessen Geliebte Inés (N. Portman) und einen Inquisitor (der großartige Javier Bardem, wenigstens ein echter Spanier!) als Gegenspieler Goyas.

Allerdings scheint mir der Film den historischen Stoff recht frei zu verarbeiten, denn Goyas Frankreich-Exil wird in der Spielzeit des Filmes angesetzt, welches er eigentlich erst knapp 20 Jahre später antrat und Inés scheint mir auch eher erfunden, denn real zu sein - was jetzt nicht auf das Aussehen der bemerkenswerten Natalie gemünzt ist.

Milos Forman ist ja genau für diese, zumeist sinnlosen, da filmerisch unnötigen, Ungenauigkeiten bekannt. "Amadeus" und "Valmont" gelten nicht umsonst, als die eher schwächeren Filme zum Thema 18.Jh.. Das Gruselkabinett (kostümtechn. Beispiele aus "Amadeus")
Ich schau mir dennoch vermutlich "Goyas Geister" an, zumal ich mich mit Goya noch nicht sonderlich beschäftigt habe und recht unvoreingenommen rangehen kann, außer halt durch Forman als Regisseur.

Zur Spanischen Inquisition: Diese wurde erst mit den Verfassungsprojekten im 19. Jahrhundert abgeschafft, war allerdings seit langem nicht mehr so aktiv, wie noch im 16. und 17. Jahrhundert.
 
@ El Quijote

Jetzt gelingt es Dir ungewollt, mich auf dem falschen Fuß zu erwischen. :red: Ich habe den Film leider doch nicht angeschaut, sonst hätte ich auch eine kurze Kritik dazu geschrieben.
Ich glaube in "Goya oder der arge Weg der Erkenntnis" einem Film von Konrad Wolf von 1971 war die Inquisition auch Thema. Den habe ich zumindest angeschaut und fand ihn auch recht ordentlich, auch wenn ich mich en detail nicht mehr daran entsinnen kann.

Ansonsten überlasse ich lieber das Feld Kennern der spanischen Geschichte und der Geschichte der Inquisition. Was ich von Seiten der Forschung zum 18.Jh. im Besonderen beisteuern kann, werde ich mal schauen.:winke:
 
Ähm... also entweder ich hab den Film jetzt fünf Male gesehen und wesentliche Kapitel übersprungen, oder du irrst dich, El Quijote :D Inès ist nicht Goyas Geliebte, sondern die Tochter eines reichen Kaufmanns, der mit Goya befreundet ist... dennoch danke für die Antwort...

Also kann ich den Film getrost in die Schublade: gut, aber nicht historisch verwertbar schieben :D

Vielen Dank euch beiden :)
 
Ähm... also entweder ich hab den Film jetzt fünf Male gesehen und wesentliche Kapitel übersprungen, oder du irrst dich, El Quijote :D Inès ist nicht Goyas Geliebte, sondern die Tochter eines reichen Kaufmanns, der mit Goya befreundet ist... dennoch danke für die Antwort...

Ich habe den Film zwar sehen wollen, bin aber genauso wie Briso nicht dazu gekommen. Zudem habe ich nicht behauptet, dass Inés die Geliebte von Goya sei, sondern:

Laut Vorankündigung geht es in diesem Film um Goya, dessen Geliebte Inés (N. Portman) und einen Inquisitor (der großartige Javier Bardem, wenigstens ein echter Spanier!) als Gegenspieler Goyas.
 
Ich habe mir vor kurzem einen sehr guten Film angesehen... "Goya's Ghosts" von Milos Forman. Ich weiß, dass dieser Film größtenteils ein Hollywoodspektakel darstellt, dennoch stellte sich mir die Frage, ob es tatsächlich im ausgehenden 18. Jahrhundert ein Wiederaufleben der spanischen Inquisition gab und vor allem in diesem Ausmaß.

Ohne den Film gesehen zu haben und ohne deshalb etwas zum Film selbst sagen zu können, eine grundsätzliche Anmerkung zum historischen Kontext: nein, ab etwa 1730 ist ein Rückgang der Verurteilungen zu verzeichnen.
Vgl. dazu bspw. Planet Wissen - Inquisition - Die spanische Inquisition

In dem Film wird mehr oder weniger gezeigt, dass die Inquisition, angestachelt durch grausame Stiche des Künstlers Goya, zurückkehrt zu "mittelalterlichen" Foltermethoden (hochnotpeinliche Befragung), um "Judaisierer" und "Ketzer" auszufiltern. Dabei geht die Inquisition sehr willkürlich vor, nahezu jeder beliebige Mensch, der sich nicht der allgemeinen "Verhaltensnorm" entsprechend benimmt - im Film handelt es sich um eine junge Frau, die in einem Lokal ablehnt, Schweinefleisch zu essen - wird verdächtigt, ein "Judaisierer" zu sein, der die Christen unterwandern will.

Einige Fehlsichten:
1. Die peinliche Befragung ist zu Beginn des Inquisitionsprozesses im Hochmittelalter die Hauptvernehmung des Angeklagten; erst später - v.a. dann in der Frühen Neuzeit - ist diese mit der Folter identisch. Falsch ist ebenso, daß diese prinzipiell willkürlich eingesetzt werden konnte; dafür gab es nämlich feste Vorschriften.
2. Die letzten Verurteilungen von Juden sind mW für 1710/25 belegt; bereits während dieser Zeit und vor allem danach wandte sich die Spanische Inquisition hauptsächlich gegen Gotteslästerer, Bigamisten, aber auch gegen Protestanten, Humanisten u.ä.
3. Die Spanische Inquisition ist deutlich von der Inquisition des Hochmittelalters zu unterscheiden!
4. Goyas Bilder haben die Spanische Inquisition keinesfalls "angestachelt", noch grausamer gegen "Abweichler" vorzugehen, sondern sind im Kontext antispanischer und antiklerikaler/antikatholischer Motivation zu sehen.

Einige Links zum Überblick noch dazu:
Inquisition - Ökumenisches Heiligenlexikon (vorletzter Textabschnitt)
Inquisition - Spanische Inquisition - Wikipedia
Peinliche Befragung - Wikipedia

Des Weiteren wird vehement gegen Freunde der Aufklärer (Schriften Voltaires in Bibeleinbänden werden als Beispiel genannt) vorgegangen.

Das hingegen dürfte zutreffend sein, denn die spanische Inquisition hatte im 18. Jh. durchaus Humanisten und Aufklärer (und damit garantiert auch deren Sympathisanten) im Visier.

Inwiefern kann ich mir den Film als im weitesten Sinne "authentisch" vorstellen? Ist alles Fiktion, oder gab es tatsächlich Ende des 18 Jahrhunderts ein neues Aufflackern der spanischen Inquisition?

Nach den genannten Punkten würde ich die Authentizität des Filmes auch i.w.S. zumindest mit einem Fragezeichen versehen... :fs:

Ich weiß, dieses Thema fällt eigentlich in die Rubrik "Neuzeit" allerdings ist hier im Mittelalter die Rubrik "Inquisition" eingegliedert und da es mir genau darum geht, denke ich, dass diese Frage am besten hierher passt :D wenn nicht, würde ich einen der Moderatoren bitten, sie in die entsprechende Rubrik zu verschieben :D

Ich habe eine andere Idee: da das Thema als epochenübergreifend, aber regional anzusehen ist, verschiebe ich es in die Weltgeschichte ins Unterforum Südeuropa (wozu Spanien nach meiner Einschätzung zumindest geographisch gehört) :fs:
 
Danke dir timotheus :)

Ich hab mich schwer getan, da die passende Rubrik zu finden... ebenfalls vielen Dank für die Links, ich werd mich da jetzt mal reinlesen... ich ahne schon, dass ich wieder eine schlaflose Nacht vor mir habe :D also vorher noch schnell nen Liter Kaffee machen :D :D
 
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