Wiederherstellung der konfessionellen Einheit Frankreichs - Hugenottenpolitik

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Gast

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Hallo,
Welche Maßnahmen gab es für die Wiederherstellung der katholischen Einheit in Frankreich?
 
Hallo,
Welche Maßnahmen gab es für die Wiederherstellung der katholischen Einheit in Frankreich?
Ein umfangreiches Thema hast Du da. Hast Du Dich schon mit den Religionskriegen des 16. und 17.Jh. befasst?

In Biographien zu Louis XIII und Louis XIV dürftest Du einiges dazu finden. Leider ist gerade Ersterer lange Zeit unbeachtet geblieben, weshalb man teilweise eher etwas mit dem Umweg über Richelieu findet. Speziell zu den Geschehnissen im 17.Jh. wäre wohl das Edikt von Nantes und dessen Aufhebung interessant.
 
Eine Maßnahme war wohl gewaltsame Unterdrückung der Protestanten, obwohl ich glaube,dass das eher ineffektiv,wenn nicht sogar kontraproduktiv war!
 
Bekannt ist ja vor allem die Bartholomäusnacht. Die anschließende Verfolgung war meiner Kenntnis zufolge alles andere als ineffektiv, doch ich muss mich erst mit Infos eindecken...
 
Eine Maßnahme war wohl gewaltsame Unterdrückung der Protestanten, obwohl ich glaube,dass das eher ineffektiv,wenn nicht sogar kontraproduktiv war!


Dazu fielen mir auch spontan die 'Dragonnaden' ein, die meines Wissens nach in erster Linie Ende des 17. Jahrhunderts angewendet wurden, entweder schon kurz vor, aber ganz bestimmt nach der Aufhebung des Edikt von Nantes. So weit ich weiß, wurden anfangs Dragoner bei Hugenotten einquartiert, und so wie ich mich erinnere, späterzur gezielteren Verfolgung eingesetzt. Müsste ich nochmal nachlesen, ist jetzt gerade aus dem Gedächtnis. Und dann wäre es noch zu erwähnen, daß verschiedene Hugenotten als Galeerenhäftlinge im Mittelmeer dienen mussten. Ob und wie effektiv das vor Ort war, darüber lässt sich sicher einiges sagen- leider nicht von mir :rotwerd:-, aber so wie es auf der anderen Seite des Ärmelkanals in GB ankam, war der Effekt in erster Linie der, daß es die protestantischen Bevölkerungen in anderen Ländern gegen Frankreich aufgebracht hat.
 
Hui, die Aussagen kann ich etwas präzisieren. :)

Die Dragonnaden, auch "gestiefelte Missionare" genannt, wurden etwa ab 1680 bei den hugenottischen Familien einquartiert, um diese so zu "bekehren". Die Dragonnaden waren auf Grund ihrer Gewaltanwendung im übrigen sehr "erfolgreich".
Das Edikt von Fontainebleau folgt ein paar Jahre später (1685) und dürfte zu dem Zeitpunkt auf Grund der bereits stattgefundenen Verfolgung keine Überraschung mehr gewesen sein.
Diese begann unter Ludwig XIV. aber schon wesentlich früher.
Ab den 1660er wurden diverse Verbote erlassen, um die Hugenotten in der Ausübung ihrer Religion zu unterdrücken.

Was die Auswanderung betrifft so wurde im Edikt von Fontainebleau festgeschrieben, dass die hugenottische Geistlichkeit in 14 Tagen das Land zu verlassen habe, sollte diese nicht konvertieren. Der übrigen Bevölkerung wurde dagegen eine Auswanderung verboten, da man den Aderlass hier doch fürchtete.
Gefängnisstrafen und Todesurteile, sowie der bereits genannte Zwangseinsatz auf den Galeeren waren die Folgen wurde man z.B. bei der Flucht aufgegriffen.

Inwiefern sich die Auswanderung auf die Wirtschaft auswirkte, so habe ich an verschiedenen Stellen gelesen, dass diese nicht so sehr ins Gewicht fiel wie es noch die ältere Forschung meint. Allerdings kann ich zu diesem Punkt nichts weiter sagen.

Auf jeden Fall scheint die Wirkung des Edikts von Fontainebleau auf die hugenottische Geistlichkeit enorm gewesen zu sein.
Ein Klagelied verdeutlicht dies auch:

"Man hat alle unsere Pfarrer verjagt.
Sie sind aus Frankreich verbannt.
Alle unsere Pfarrer sind gegangen,
Und die Schafe sind verwirrt.

Es sind allerdings einige geblieben,
Die sind dort unten in den Cevennen;
Sie begeben sich in die Wälder,
Um dort die heiligen Gebote zu lehren." [1]

Eine Jahreszahl lässt sich leider nicht finden, aber die Anspielung auf die Cevennen ist doch interessant.

[1] Gagg, Robert P.: Kirche im Feuer. Das Leben der südfranzösischen Hugenottenkirche nach dem Todesurteil durch Ludwig XIV., Zürich/Stuttgart 1961, S. 10f.
 
Mit ineffizient und kontraproduktiv meinte ich,dass die Unterdrückung den Widerstand der Protestanten noch weiter angeheizt hat,da sie sich dadurch zum Teil in ihrer Überzeugung bestätigt sahen!
Hierzu zitiere ich mal das (im Geschichtsforum) wenig geliebte Wikipedia:
"Aber der Protestantismus ließ sich nicht ausrotten, weil die verfolgten und bestraften Protestanten als Märtyrer verehrt wurden."
 
Mit ineffizient und kontraproduktiv meinte ich,dass die Unterdrückung den Widerstand der Protestanten noch weiter angeheizt hat,da sie sich dadurch zum Teil in ihrer Überzeugung bestätigt sahen!
Hierzu zitiere ich mal das (im Geschichtsforum) wenig geliebte Wikipedia:
"Aber der Protestantismus ließ sich nicht ausrotten, weil die verfolgten und bestraften Protestanten als Märtyrer verehrt wurden."

So habe ich das auch in Erinnerung. Ich glaube, im Bezug auf die Hugenotten in London auch gelesen zu haben, daß diese Anstrengungen unternommen haben an die Leiden der Verfolgungen zu erinnern und sich dadurch bis Ende des 19. Jahrhunderts, trotz der Generationen die nach langem Exil schon lange eingebürgert waren sich noch immer als französische Hugenotten ansahen, anstatt als 'einge-englischte' Hugenotten.
 
Dazu fielen mir auch spontan die 'Dragonnaden' ein, die meines Wissens nach in erster Linie Ende des 17. Jahrhunderts angewendet wurden, entweder schon kurz vor, aber ganz bestimmt nach der Aufhebung des Edikt von Nantes. So weit ich weiß, wurden anfangs Dragoner bei Hugenotten einquartiert, und so wie ich mich erinnere, späterzur gezielteren Verfolgung eingesetzt. Müsste ich nochmal nachlesen, ist jetzt gerade aus dem Gedächtnis. Und dann wäre es noch zu erwähnen, daß verschiedene Hugenotten als Galeerenhäftlinge im Mittelmeer dienen mussten. Ob und wie effektiv das vor Ort war, darüber lässt sich sicher einiges sagen- leider nicht von mir :rotwerd:-, aber so wie es auf der anderen Seite des Ärmelkanals in GB ankam, war der Effekt in erster Linie der, daß es die protestantischen Bevölkerungen in anderen Ländern gegen Frankreich aufgebracht hat.


Genau daran musste ich auch denken, die französische Sprache kennt heute noch das Wort "dragonnade". Tatsächlich waren diese "gestiefelten Missionare" sehr effektiv, und mancher, der sie einquartiert bekam fand danach wieder in den Schoß der wahren Kirche zurück. Diese Erfahrungen müssen sehr traumatisierend gewesen sein. Einige Landesfürsten gewährten Emigranten aus Hugenottenfamilien das Privileg, dass sie selbst und ihre Nachkommen von Einquartierung befreit wurden.

In Hessen Kassel waren Hugenotten prinzipiell von Einquartierung aus genommen, ein Privileg, dass sonst nur für die Residenz Kassel galt. Das sorgte teils für Unmut in der Bevölkerung, die gegen Sonderrechte der Einwanderer, bzw ihrer Nachkommen protestierten.
 
So habe ich das auch in Erinnerung. Ich glaube, im Bezug auf die Hugenotten in London auch gelesen zu haben, daß diese Anstrengungen unternommen haben an die Leiden der Verfolgungen zu erinnern und sich dadurch bis Ende des 19. Jahrhunderts, trotz der Generationen die nach langem Exil schon lange eingebürgert waren sich noch immer als französische Hugenotten ansahen, anstatt als 'einge-englischte' Hugenotten.
Eine Datei zu den Hugenottischen Einwanderern
The Huguenot Settlements in Ireland - Google Buchsuche

Dabei darf man nicht vergessen, dass die Franzosen schon immer einen ausgeprägten Nationalstolz hatten. Franzosen sehen in erster Linie ihre Wurzeln, und erst dann ihren Lebensbereich. Auch der französische Weltbürger ist in erster Linie Franzose. :winke:

Viele der englischen und irischen Hugenotten blieben unter sich, was ihre Eheschließungen miteinbezieht. Antoine Lefroy kam 1587 nach England. Anthony Lefroy, ein Nachkömmling heiratete 17...(ich weiß nicht mehr in welchem Jahr) eine Langlois-Tochter Namens Elizabeth. Anthony war der Vater von Thomas Langlois Lefroy, genannt Tom, der sich in Irland gegen das Wahlrecht der Katholiken aussprach.
 
Dabei darf man nicht vergessen, dass die Franzosen schon immer einen ausgeprägten Nationalstolz hatten. Franzosen sehen in erster Linie ihre Wurzeln, und erst dann ihren Lebensbereich. Auch der französische Weltbürger ist in erster Linie Franzose. :winke:


Das kann man nur unterstreichen.
Hat Fontane mit seinen Eltern nicht noch franz. gesprochen?
In Württemberg gibt es heute noch etliche Flecken mit franz. Namen, Perouse fällt mir gerade so mal ein.

Ist zum Thema OT, aber den Einfluss auf die jeweiligen Aufnahmeländer darf man nicht unterschätzen.

Max Dortu war übrigens auch einer.
Er hat dem Prinzen Wilhelm von Preussen und nachmaligem Deutschen Kaiser den Ehrennamen "Kartätschenprinz" verliehen.
 
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Das kann man nur unterstreichen.
Hat Fontane mit seinen Eltern nicht noch franz. gesprochen?
In Württemberg gibt es heute noch etliche Flecken mit franz. Namen, Perouse fällt mir gerade so mal ein.

Ist zum Thema OT, aber den Einfluss auf die jeweiligen Aufnahmeländer darf man nicht unterschätzen.
Das hat aber viel damit zu tun, dass der kulturelle Bürger französisch sprach, wie es auch DIE Sprache bei Hofe war.
Auch ich habe zum Bürgersteig noch Trottoir gesagt, zum Liegesofa Chaiselonge und der Geldbeutel ist ein Portemonnaie. ;)

Ach ja, und das ältliche Fräulein war eine Mamsell ...
 
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Das hat aber viel damit zu tun, dass der kulturelle Bürger französisch sprach, wie es auch DIE Sprache bei Hofe war.
Auch ich habe zum Bürgersteig noch Trottoir gesagt, zum Liegesofa Chaiselonge und der Geldbeutel ist ein Portemonnaie. ;)

Ach ja, und das ältliche Fräulein war eine Mamsell ...


Kann ja sein, der Schwabe, per se gebildet,:devil: geht heute noch auf dem Trottwar, macht seinen Mittagsschlaf auf dem Schäslo und wohnt wisavie von seinem Nachbarn.
Den Botschamber hat er aber inzwischen abgeschafft.:)

Aber die Mamsell kenne ich nicht, dafür wird eher der Ausdruck Schempmär gebraucht.:devil:


Nichtsdestotrotz hätten uns die Franzosen noch ein paar Kerls wie Max Dortu schicken können. Gab leider zu wenige.
 
Das kann man nur unterstreichen.
Hat Fontane mit seinen Eltern nicht noch franz. gesprochen?
In Württemberg gibt es heute noch etliche Flecken mit franz. Namen, Perouse fällt mir gerade so mal ein.

Die Familie Fontane unterhielt sich untereinander Französisch, jedenfalls bis zum Debakel bei Jena und Auerstedt 1806. Danach sprach man aus Solidarität mit Preußen Deutsch. So schreibt Fontane selbst jedenfalls in seiner Autobiographie "Meine Kinderjahre".
 
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