Wiedervereinigung / Einigungsprozess

nkontrast

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich soll ein Referat zur Wiedervereinigung halten, also über den Prozess von den Montagsdemonstationen in Leipzig bis zum Einigungsvertrag zwischen Bundesrepublik und DDR.
Meine Frage an euch wäre nun, wie ihr das Referat gliedern würdet.

Ich hab mir vorgestellt, dass ich mit der Vorgeschichte anfange, also mit bisherigen Versuchen die "deutsche Frage" zu lösen ( Adenauers Magnet-theorie und Hallstein-Doktrin und; Willy Brandts Annäherung, um durch Diplomatie die WV zu erreichen)

Dann würde ich mit den äußeren Umständen anfangen (Gorbatschows Glasnost) und danach zu den Vorgängen in Deutschland was erläutern (also Montagsdemonstrationen, wirtschaftl. Situation in DDR und am Ende den Einigungsvertrag. Fehlt an der Stelle was wichtiges? )

Wie findet ihr diese Gliederung? In Klammern hab ich grob geschrieben, was ich zu den einzelnen Punkten schreiben will, fehlen da "wichtige Stichwörter" die auf jeden Fall rein müssen in das Referat?

Ich bedanke mich schon mal im voraus für alle Antworten! :winke:
 
Fehlt an der Stelle was wichtiges?

Ja, die eigentliche Frage, wie der Zusammenbruch zu erklären ist. Denn der Zusammenbruch ist nicht einfach durch wirtschaftliche Aspekte zu erklären, sondern durch ein komplexes Zusammenspiel von internen und externen Einflussgrößen.

Zumal bis kurz vor dem Zusammenbruch die Systeminstablität der DDR nicht systematisch im "Westen" thematisiert wurde, sondern der Prozess die "Fachleute" überrascht hatte.

Und zusammgebrochen sind zwei politische Systeme, die zwar eng verzahnt waren, aber nicht zwangsläufig, wie beispielsweise die DDR als Staat, hätten untergehen müssen.

1. Die SED als Träger der politischen Herrschaft in der DDR

2. Die DDR als eine eigenständige politische Einheit

Zielten die Proteste im Rahmen der Demonstrationen eindeutig auf die SED ab, so ist nicht damit zu erklären, wieso es eine "Wende innerhalb der Wende" gab, die dann auch die DDR als Staat eleminierte (vgl. beispielsweise zu dieser Frage Joas & Kohli)

Der Zusammenbruch der DDR: Soziologische Analysen - Google Books
 
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Bei der Vorgeschichte würde ich die KSZE und die Vorgönge in den anderen Ostblockstaten (Solidarność in Polen, Liberalisierungen in Ungarn und der CSSR ) nicht vergessen .
 
Zielten die Proteste im Rahmen der Demonstrationen eindeutig auf die SED ab, so ist nicht damit zu erklären, wieso es eine "Wende innerhalb der Wende" gab, die dann auch die DDR als Staat eleminierte (vgl. beispielsweise zu dieser Frage Joas & Kohli)

Na das kann ich Dir ganz einfach beantworten.
Mit dem Zusammenbruch des massiven Grenzsystems, welches die Existenzgrundlage der DDR bildete, war auch das Ende der DDR besiegelt.
Die Bevölkerung hatte ihre Freiheit wiedererlangt und ein Großteil der Bevölkerung, wäre bei einem Versuch die DDR zu reformieren und als neuen Freien Deutschen Staat weiterhin zu etablieren, in die Bundesrepublik ausgewandert.
Zulange hatte in der DDR Diktatur den Menschen alle persönlichen Rechte beraubt und das System, die SED stand als Führungsregie für die DDR ein, somit konnten sich nur beide Auflösen.
 
Das sehe ich ähnlich wie Köbis17.
Hier sollte man den Zeitaspekt berücksichtigen und den Frust der Menschen der sich da entwickelt hatte.

Wir diskutierten damals in meinen Kollegenkreisen so...
Wir sind auf dem besten Weg zu einer solchen Situation zu kommen, wo man von unten nicht mehr will und von oben nicht mehr kann.
Und da gebe ich Thane Recht, nämlich ein „komplexes Zusammenspiel von internen und externen Einflussgrößen.“

Extern spielte Glasnost eine Rolle und die wachsend politische, ideologische und ökonomische Labilität, teilweise sogar Handlungsunfähigkeit der Länder des RGW untereinander.
Hinzukommend auch der Einfluss des Westfernsehens, der Rentner (sollte man nicht unterschätzen!) und der verwandtschaftlichen Beziehungen zur Bundesrepublik (z.B. Reisen von West nach Ost und auch die wenigen Reisen von Ost nach West).

Externe Einflussfaktoren.

Beim Bürger kam das so an...
1 Beispiel von Hunderten:
Die haben ja nicht mal mehr Melonen zur Sommerzeit. Rumänien, Bulgarien schafft dies lieber ins NSW, um dafür ein paar Devisen zu bekommen.

In den Betrieben (z.B. Baubetrieb) kam dies so an...
1 Beispiel von sehr, sehr vielen:
Lasst uns ja mit den polnischen Baumaschinen in Ruhe.
Wenn ein Hochbaukran vom Typ Mostostal wieder mal ankam, wurde er oft erstmal in Barleben bei Magdeburg so hergerichtet, das man dieses Gebilde gemäß den Vorschriften der TÜ (Ost TÜV) verwenden konnte und auch durfte. Musste oft komplett nachgeschweißt werden.
Noch ein anderes Beispiel:
Wir kauften, muss so um 1986 gewesen sein, ein paar Betontranporter von den Tschechen.
Das Fahrzeug war ein Tatra, der komplette Aufbau war Liebherr.
Hier wurde den Menschen ganz deutlich gezeigt, dass westliche Technik (Liebherr aufbau) der östlichen meilenweit überlegen ist.

Thane sagt, Zusammenspiel der externen und internen Faktoren.

Die externen Faktoren waren im hohen Maße mit bewusstseinsbildend bei den Menschen und das lief nicht im Sinne der Führung.

Hinzukommend die internen Faktoren.

Hier kann man wegen der Komplexität auch nur ein paar Gedanken äußern.

Eine Reform der DDR unter den Bedingungen der Aufgabe der führenden Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei?

Vielleicht Meinungsfreiheit, vielleicht Reisefreiheit (mit welchen Geld?), vielleicht durch Auflösung der Nationalen Front selbstständige Parteien...
Durchaus, das liegt im Bereich des Möglichen.

Dringender aber als all dies, wäre eine Reform des Wirtschaftssystems erforderlich gewesen.
Wie sollte ein solches reformiertes Wirtschaftssystem denn aussehen, so das es auch funktioniert?

Sich hierüber den Kopf zu zerbrechen bringt wenig.

In der langen Geschichte des Sozialismus gab es da einiges herumbasteln. Siehe auch Jugoslawien.

Eine leistungsfähige Wirtschaft war aber nirgends entstanden.
Klar hätte man es vielleicht mal ohne der zentralen staatlichen Planung und der führende Rolle der AK und ihrer M/L Partei probieren können.
Dieser Zug war aber m.E. abgefahren, dass hätte man viele, viele Jahre früher erkennen und probieren müssen.
Da war kein Vertrauen mehr da, das hatte man verspielt.
Jedenfalls war es richtig und in unserem Fall auch zwangsläufig, das man die deutsche Widervereinigung über Beitritt regelte und nicht über eine Förderation.
Dies war allerdings der schwerere Weg für alle, aber der einzig richtige.
 
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Thane sagt, Zusammenspiel der externen und internen Faktoren.

Thane sagt gar nichts, weil er es gar nicht beurteilen kann, sondern mich lediglich auf die Expertise von entsprechenden Sozialwissenschaftlern beziehe.

Ich hatte mir nur den bereits zitierten Reader zum Zusammenbruch der DDR angesehen und die Beiträge gelesen und war auf differenzierte Antworten der entsprechender Studien zur Stabilität, zur Art des Protestes und der "Abwicklung der DDR", der "Wende in der Wende" gstoßen.

Eine Reform der DDR unter den Bedingungen der Aufgabe der führenden Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei?

Bitte nicht ganz so rhetorisch, da diejenigen, die die Proteste anfangs mit initiert haben, durchaus nicht in jedem Fall in die BRD "abgewickelt" werden wollten. Da sollte man schon genau hinsehen, wer zu welchem Zeitpunkt, welche Forderungen gestellt hat und welche Ziele verfolgt wurden.

Und beispielsweise Meuschel (Revolution in der DDR. Versuch einer sozialwissenschaftlichen Interpretation, S. 93, vgl. Joas und Kohli) führt die nicht vorhandene Erfahrung mit der Ausbildung intermediärer sozialer und politischer Organisationen und die damit verbundene Nicht-Bereitstellung alternativer - zur SED - politischer Eliten als wesentlichen Grund an, für die Bereitschaft, sich in die BRD zu integrieren.

Es konnten nach dem Zusammenbruch der DDR keine leistungsfähigen neuen politischen Strukturen aufgebaut werden. Und das war einer der zentralen Unterschiede beispielsweise zu Polen.
 
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Das ist richtig.
Und auch das was Du da von Joas und Kohli schreibst.

Und weil wir dies nicht hatten, ging es eben nicht anders.

Es braute sich da etwas so beginnt ab 1988 in der DDR zusammen, wo keiner so recht wusste, was soll den das nun werden.
Und man dachte auch, was sich da in der Nicolaikirche entwickelt, wird man schnell wieder in Griff bekommen.
Aus den „in Griff bekommen“ wurde ja nichts, es breitete sich aus mit wachsender Dynamik, einhergehend mit Veränderungen in den Forderungsinhalten.
Man war ja auf alles vorbereitet, sagte wohl der Chef der Stasi in Leipzig, Genosse Hummitzsch, nur nicht auf Kerzen.

Und noch ein Gedanke zur Abwicklung.
Diese „Abwicklung“, das hat auch in meiner Familie tiefe Spuren hinterlassen und auch Wirkungen auf die Familienzusammengehörigkeit. Man könnte dazu viel schreiben.
Aber eine weiterhin eigenständige DDR (gleich wie man sie nennt), da habe ich meine Zweifel und frage mich, ob das funktioniert hätte.

Ich habe zum Beispiel in Litauen erleben können das man dort abwickelte und da war kein Beitritt zu verzeichnen.
Daran schuld waren die Wirtschaftsstrukturen innerhalb des RGW.
Ein Beispiel...
Die Litauer saßen auf ihrer Fernsehproduktion (Standort Siauliai), die im hohen Maße in den Norden von Russland, sowie angrenzenden Ländern (Lettland und Estland, wohl auch Weisrussland) zu Sojuszeiten ging.

Bei einer Förderation bei uns hätten die Wirtschaftsstrukturen der DDR verändert werden müssen.
Ohne Veränderung stellt sich doch die Frage, wer kauft die Produkte und wie wettbewerbsfähig sind diese Produkte.
Man hätte vielleicht über den Preis verkaufen können, aber kommt man damit weiter?
Eine erforderliche Veränderung hätte ein gewaltiges Investitionsprogramm ausgelöst und erforderlich gemacht.
Hätte die damalige Bundesregierung diesem neuen Gebilde die dafür erforderlichen Kredite gegeben?
 
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Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, der absehbare Zusammenbruch des RGW, und das Auslaufen des letzten Rahmenplanes zum 31.12.1990.

Jedem, der halbwegs mit Sachverstand Anfang 1990 an die Lage heranging, musste die Tragweite dieser Entwicklung für die exportlastige DDR klar sein: Dominoeffekte, die in der Binnenwirtschaft nicht mehr beherrschbar sein würden.

Die Modrow-Regierung begann noch mit der Umwandlungs-VO mit der Privatisierung der Betriebe, ohne Liquiditätsversorgung gewährleisten zu können, und mit Eigenkapitalbeständen, die in Folge der bevorstehenden Entwicklung schnell schmelzen würden. Im Juli/August 1990 kam es zu einer Kettenreaktion - der Zahlungsverkehr zwischen den Betrieben brach nahezu vollständig zusammen: Ausgangspunkt war nicht die DM-Umstellung, auch nicht die vergebenen "Liquiditätskredite" der Treuhand, sondern in einer Kettenreaktion das Stocken der Forderungszahlungen aus dem Ausland sowie der zusammenbrechenden Exporte. Während noch Löhne und Gehälter auch aus den Liquiditätskrediten gezahlt werden konnten, lief zwischen den Unternehmen abrupt so gut wie nichts mehr, als Dominoeffekte aus den Betrieben mit hohem Exportanteil rückwärts in die Binnenwirtschaft krachend.

Das war ohne Stützung nicht mehr beherrschbar. Der Exportteil RGW brach dann ab 1.1.1991 vollends auf nahe Null ein.

Politische Handlungsoptionen bedingen erst einmal Spielräume, hier vor allem ökonomische Mindestvoraussetzungen. Die wurden durch diese externen Effekte, die sich außerhalb der Steuerungsmöglichkeiten der DDR 1990 befanden, restlos vernichtet. Und dieser Prozeß lief vorhersehbar in einigen wenigen Monaten ab.


Nachtrag:
http://library.fes.de/fulltext/fo-wirtschaft/00323001.htm
 
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Diese richtig verallgemeinerten Sätze kann ich mit dem Beispiel meines Unternehmens belegen.
Wobei wir es geschafft hatten dabei nicht unter zu gehen; wir waren allerdings auch kein Unternehmen im Wirkungsbereich der Treuhand. Die Treuhand hatte zu uns keinen Zugriff.

Zu DDR Zeiten belieferte dieses Unternehmen die GHG’s.
Mit der Währungsumstellung wurden diese zwar noch weiterbeliefert, aber es zeichnete sich deren Zahlungsunfähigkeit ab (sieh silesia – Kettenreaktion).
Was tun sprach Lenin... :grübel:
Es wurde zunächst der Marktverkauf organisiert und ein billiges Fahrzeug angeschafft. Damit wurde zu den Wochenmärkten im Umfeld von Erfurt gefahren.
Und dann zu einigen Handelshäusern in Hessen. Das war nicht einfach da einen Termin zu bekommen, sowie deren Bereitschaft zur Listung unserer Ware.
Stichworte: Vertrauen, Qualität, Menge, Preise, Qutfit, Verpackungsqualität usw.

Probeweise fing man an uns zu listen und gestattete, dass wir unsere Ware in die Märkte einliefern konnten, die diese Handelshäuser im Osten aufgekauft hatten.
Es klappte, unsere Ware blieb nicht liegen.

Mal am Rande, hier lernte ich sehr schnell wie man Preise verhandelt, wenn man das nicht hinbekommen hätte, dass wäre tödlich gewesen.

Ebenso musste eine völlig neue Lieferantenstruktur aufgebaut werden.
Teilweise gab’s die alten DDR Lieferanten gar nicht mehr.
Komischerweise kamen wir mit den Holländern und Franzosen am besten klar. Fast 80ig Prozent unseres Material bezogen wir anfangs aus Holland und aus Frankreich.

In der weiteren Folge gab’s dann den großen Dammbruch, und die Ware der Firma platzierte sich fest in den Märkten.
Für mich persönlich war jedenfalls die Zeit nach 90ig die interessanteste Zeit meines Berufslebens.
 
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Nach mal zurück zum Eingangsbeitrag und seiner Aufgabenstellung: NKontrast, du schreibst, dein Referat soll bei den Montagsdemos beginnen und beim 3. Oktober enden. Es wäre damit sinnvoll, nicht vor dem Mai 1989 (Kommunalwahlen in der DDR!!!) als Auslöser der Montagsdemos zu beginnen. Ich nehme mal an, dass du nicht der einzige bist, der einen Vortrag zu halten hat und Mitschüler von dir ggf. andere Themen zu referieren haben?
 
An dieser Stelle schon einmal vielen Dank für die Antworten, es ist auch schön, dass mir ein ehemaliger DDR-Bürger hilft, trotz der DDR Abkürzungen bist du mir eine große Hilfe Ralf-M :) Aber auch an alle anderen vielen Dank. Ich fasse nochmal eure Aussagen kurz zusammen

Ich soll beachten:
- Zusammenbruch war unvorhergesehen, SED als politischer Machthaber und DDR als eigenständiger Staat brachen zusammen
@Thanepower: Was genau meinst du mit Wende in der Wende? Der Link zeigt nicht wirklich Inhalte des Buches.

-Vorgeschichte: Ich soll die KSZE (wahrscheinlich Helsinki-Schlussakte, oder?) beachten.
Glasnost und Perestroika bau ich auch ein, zudem die daraus folgenden Entwicklungen (mach ich aber nur grob!) in Ungarn und Polen
-Zusammenbruchs des Grenzsystems -> Zusammenbruch der DDR

Es gibt externe und interne Einflussfaktoren
EXTERNE:
-Glasnost und Perestroika, Reformen in Ungarn und Polen
-Wirtschaftliches Desaster aller Ostblockstaaten, Handlungsunfähigkeit in der Wirtschaft, Unterlegene Wirtschaftsgüter (dem Westen gegenüber) -> Zusammenbruch der RGW-> Dominoeffekte, die die Binnenwirtschaft zerstörten
-Bessere Lebensumstände der Westdeutschen v.A. langlebige Konsumgüter (Autos, Fernseher, etc. )
An der Stelle, sind das wirklich alle externen Einflussgrößen, mein Lehrer ist sehr auf Vollständigkeit bedacht?
INTERNE:
-Ausbleibende Wirtschaftsreform seitens SED
-Ausbleibende Zugeständnisse bei Meinungs-, Reisefreiheit; Mehrparteiensystem.

Ralf-M, ich hab richtig verstanden, dass du mit deinem Melonen und Kranbeispiel betonen wolltest, dass die RGW wirtschaftl. am Ende ist?
El Quijote, du hast Recht, also sollte ich bei den Kommunalwahlen anfangen, das Problem ist nur, das mein Lehrer Zusammenhänge erwartet, ich weiß grad auch nicht, was alles dazu zählt, ich werde noch recherchieren.
Silesia, die Wirtschaft werde ich mir jetzt gleich auch noch genauer angucken! Danke, ich versuch jetzt aber erstmal eine Struktur festzusetzen!
Danke! Wäre über weitere Hilfe sehr erfreut, ihr hilft mir wirklich alle sehr, gibt es vielleicht noch Zusammenhänge, die nicht fehlen dürfen?
 
Ich denke ich fange erstmal mit der Situation 1989 in der DDR an, also die Wirtschaftssituation, da dachte ich mir, dass halt die Probleme der Wirtschaft zeige und dann die Problemlösungsansätze (z.B. NÖSPL, Reformversuche 1989/1990). Glaubt ihr, dass das vom Thema zu entfernt ist?
 
Mein Beitrag war so zu verstehen, dass NKontrast sich auf das Wesentliche reduziert. Es handelt sich schließlich nicht um eine umfassende Arbeit sondern um einen Vortrag von einem Schüler für Schüler.

Die verfehlte Wirtschaftspolitik der DDR mag zwar einiges zur Unzufriedenheit beigetragen haben, aber der eigentliche Auslöser war doch, dass man im Mai '89 erstmals dokumentieren konnte, was man schon lange aufgrund der unglaubwürdigen Zustimmungszahlen wusste: Das im großen Stil Wahlfälschung betrieben wurde.

Das Referat wird ja nicht völlig aus dem Kontext gerissen gehalten werden und wir müssen wohl auch unterstellen, dass es weitere Referate gibt, sprich, je weiter die von NKontrast gezogenen Kreise sind, desto wahrscheinlicher die Überschneidungen zu den Referaten der Mitschüler und desto früher Ermüdungserscheinungen.
 
Danke Silesia für die Links, der Link der Friedrich-Ebert-Stiftung war nicht wirklich brauchbar, da es da hauptsächlich um die Zeit nach der Wende ging.
El Quijote, ich hab verstanden was du meinst, kannst du vielleicht kurz erläutern, welche punkte für das, was alles unter "das Wesentliche" fallen, auf das ich mich beschränken sollte? Ich werde mich natürlich nicht nur auf die Wirtschaft versteifen, aber ich hab gerade noch nicht so wirklich Ahnung von der Zeit zwischen Kommunalwahlen Mai 89 und Mauerfall, kann mir da jemand mit Links behilflich sein?
 
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...
Die verfehlte Wirtschaftspolitik der DDR mag zwar einiges zur Unzufriedenheit beigetragen haben, aber der eigentliche Auslöser war doch, dass man im Mai '89 erstmals dokumentieren konnte, was man schon lange aufgrund der unglaubwürdigen Zustimmungszahlen wusste: Das im großen Stil Wahlfälschung betrieben wurde.
...

Wie Du schon sagst, war das ja keine Neuigkeit.
Es könnte aber dennoch als "Auslöser" betrachtet werden.

Was aber wirklich neu war: 1988 wird der "Sputnik" in der DDR verboten.
Damit fällt die Vorstellung der Besatzung in sich zusammen..
und plötzlich ist nicht mehr die fremde Macht für Unterdrückung verantwortlich, sondern die eigene Führung.
Ein ungeheuerlicher Vorgang: Die DDR verbietet eine Zeitschrift der UDSSR und wirft ihr vor reaktionär zu sein.
Mit einem Male vertauschen sich die Rollen und der Chef der KPDSU wird als Heilsbringer der Freiheit von Herzen jubelnd begrüßt.
Die Welt steht nun wirklich Kopf.
 
Danke hatl, so hatte ich das nicht mit der Sputnik gesehen, stimmt, wahrscheinlich war das der Punkt, an dem sich die Leute bewusst machten, dass ihre eigene Führung sie unterdrückt!
 
Danke hatl !
Das sehe ich ähnlich.
Ich will nicht streiten, liegt mir auch nicht.
Aber die Wahl…???
07.05.1989...
Wahl ist da schon mal der völlig falsche Begriff.
Richtig heißt es: „Stimmabgabe für die Kandidaten der Nationalen Front“.
Und die hatten immer, so lang ich denken kann, 99,.. %.
Und man konnte froh sein, dass im Komitee (mir fällt kein besserer Begriff ein :)) keine saßen, die auch > 100 % für ein Bekenntnis zur ... hielten.

Hingegen Nicolaikirche...
Friedensgebete gab’s da schon lange.
Allerdings ende 1988 stieg die Besucherzahl sehr stark an.

Die Fälschung der Ergebnisse zur Stimmabgabe mag das Fass zum Überlaufen gebracht haben, aber die Ursachen des Untergangs liegen in der Verkettung äußerer und innerer Einflussfaktoren.

Der Prozess der Hoffnung auf Veränderung entstand m.E. so um beginnend 1986.
Diese Hoffnung nahm wieder reale Gestalt an, als man hier wahrnahm, in der UdSSR hat man einen uns völlig unbekannten Mann nach dem Ableben von Tschernenko (1985 – war auch nur 1 Jahr Generalsekretär der KPdSU) an die Spitze der KPdSU gestellt.
Es kamen dann Informationen erstmals im Westfernsehen und was viel wichtiger ist, Kurt Hager (Ideologe des Politbüros der SED) rückte von der Losung ab: „Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen“.
Das war für uns eine völlig neue Situation!!!
Wir lasen auf einmal recht intensiv ein Büchlein, was bis dahin keiner haben wollte; es war recht informativ geworden.
Das Büchlein war „Der Sputnik“, ich glaube den gab’s 1mal pro Monat.
Das da in der Sowjetunion was passiert sein muss, war uns dann schlagartig klar als Kurt Hager diese Broschüre verbot.
Vieles was da in der Sowjetunion passierte bekamen wir übers Westfernsehen mit. Dirk Sager (ZDF) war hier sehr beliebt.

Für mich war das dann der Beginn des physischen Untergangs, er nahm dann seinen Lauf.
Da änderte auch Honis Chip :) nichts mehr, den er Gorbi präsentierte.

Die politische, ideologische und wirtschaftliche Krise innerhalb der Länder des RGW nahm Formen an, die auch „Otto – Normal“ nicht mehr verborgen blieben.
Das bisschen Reisefreiheit was wir hatten, wurde ja auch von Jahr zu Jahr erschwert und finanziell eingeschränkt.

Das rennen nach Devisen (freikonvertierbare Währung) nahm immer größere Formen an, darunter litt auch der Warenverkehr innerhalb der RGW – Länder.
Der DDR schmiss man dabei immer vor, sie, die DDR nehme ja Geld (Westgeld) täglich ein, ohne einer entsprechenden Gegenleistung.

In dieser Atmosphäre des Beginns der Destabilisierung schöpften die Menschen vorsichtige Hoffnungen.

Mal noch zur Erinnerung ein Beispiel der „freundschaftlichen“ Beziehung der Bruderländer untereinander.
Rumänien 1979:
„Kein Benzin für DDR Bürger“, Benzin nur gegen Devisen, sprich Westmark!

Tausende DDR Urlauber lagen in Rumänien fest. Die Ausreise wurde erst dann erlaubt, als die DDR Rumänien die geforderten Divisen zahlte.
Ich war mit meiner Familie auch gerade in Rumänien.
Am Kiosk fiel mir die Zeitung, das Zentralorgan der KP Rumäniens - „Scinteia“ - mit einer besonders auffälligen Schlagzeile auf.
Ich kaufte diese Zeitung. Meine Frau beherrscht die rumänische Sprache und nachdem sie mir diesen Artikel übersetzt hatte, sind wir Hals über Kopf über die Grenze in die Ukraine. Das war 1 Tag vor der Grenzschließung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für eure Hilfe, @Ralf-M deine Beiträge sind wirklich sehr interessant zu lesen, ich kann mir das alles gar nicht als relativ junger "Wessi" vorstellen, danke für diesen Einblick!
Und natürlich nochmal danke an alle anderen, thanepower kannte ich noch von meinem alten Referat, aber alle anderen Beiträge von euch halfen mir wirklich auch sehr, ich werde eure Punkte auch auf jeden Fall einbauen. Wirklich beachtlich wie schnell hier in diesem Forum geantwortet wird und vor allem wie engagiert hier die Leute sind :) Ich muss das Referat heute noch halten, also ist dieser Thread, falls niemand mehr was einzubringen hat "beendet".
 
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