Prinzipiell wäre ein Thread über die Einschätzung der belgischen Armee und der Zivilbevölkerung in Belgien von Seiten des deutschen Offizierskorps interessant, wobei da gleich mit dem Threadtitel anzufangen wäre. Gewisse Elemente von Hochmut, von Abscheu gegen angebliche "Franctireurs" und weibliche Kombattanten als es gegen die Pariser Commune ging, zogen sich durch Berichte deutscher Offiziere und ähnliche Narrative wiederholten sich in Belgien. Nach heutigem Kenntnisstand war die Franctireurbedrohung ein Mythos, es gab militärischen Widerstand, aber keine Greueltaten von belgischen Freischärlern gegen deutsche Soldaten, diese Meldungen wurden aber als Rechtfertigung für deutsche Greueltaten gegen Zivilisten.
Die freilich gab es zweifellos, und sie wurden dann wiederum übertrieben in der alliierten Kriegspropaganda in Form von angeblich wahren Begebenheiten von belgischen Kindern, denen die "Boches" oder die "Huns" die Hände abgehackt haben sollten bis zu einem 1915 in Flandern gekreuzigten Kanadier.
Übergriffe deutscher Militärs gegen belgische Zivilisten gab es in großer Zahl, ob diese aber tatsächlich rassistisch motiviert war, gilt es zu hinterfragen. Die Deutschen hatten sich für den Bruch der belgischen Neutralität entschuldigt und Belgiens Souveränität versprochen nach dem Krieg wiederherzustellen und militärische Notwendigkeiten geltend gemacht, so als würden sie nur mal einen Vorgarten betreten. Belgien und seine Armee wurde verspottet als "Praliné-Soldaten. Der äußerst heftige und zähe Widerstand der belgischen Truppen überraschte und verbitterte viele deutsche Offiziere. Es kam zu Todesfällen durch "friendly fire", und die deutschen Militärs reagierten nervös und brutal, es wurden Zivilisten deportiert und exekutiert. Das waren sicher Kriegsverbrechen, und Belgiens staatliche Souveränität wäre bei einem deutschen Siegfrieden trotz Versprechen 1914 in großer Gefahr gewesen. Das Vorgehen deutscher Militärs in Belgien, die Zerstörung von Löwen und die zahlreichen willkürlichen Erschießungen von Zivilisten waren zweifellos Kriegsverbrechen, barbarisch im höchsten Maß, ob sie aber aus rassistischen Motiven verübt wurden wie es der Threadersteller als Tatsache unterstellt-das ist meiner Meinung nach problematisch. Im 1. Weltkrieg wurden in Belgien, Serbien und Galizien Massaker an Zivilisten verübt, es gab Maßnahmen, die ethnischen Säuberungen glichen erinnerten und im Schatten des Krieges wurde der Völkermord an den Armeniern verübt.
Ein Rasse- und Vernichtungskrieg wie es der deutsch-sowjetische Krieg 1941-45 gewesen, war der Krieg gegen Belgien 1914-18 nicht und auch rassistische und rassenbiologische Deutungsmuster spielten keine überragende Rolle.