Wikingerzeit

Es wurde ja schon darauf hingewiesen, daß die Eingrenzung der Wikingerzeit von Lindisfarne bis Stamford Bridge die britische Sichtweise widerspiegelt (und die ist hier nicht unberechtigt, weil eben England diese ganze Zeit über ein Hauptziel der Wikinger war).

Ergänzend möchte ich auf zwei Punkte hinweisen:

Es ist ja eigentlich eine interessante Frage, warum die Skandinavier "plötzlich" auf die Idee gekommen sind, in größerem Maßstab Raubzüge à la Lindisfarne zu starten. Die Jahrhunderte vorher waren sie wohl auch nicht friedlich im Umgang untereinander, ließen den Rest der Welt aber doch ziemlich in Ruhe.
Dazu gibt es die Theorie (leider weiß ich nicht mehr, von wem), daß die Wikingerzüge eine Reaktion waren auf die Sachsenkriege Karls des Großen. Daß sich also die heidnischen Germanen (Sachsen, Dänen, Schweden etc. ...) sich von den christlichen Reichen im Süden bedroht und angegriffen sahen und wegen des religiösen Charakters des fränkischen Angriffs eben auch bevorzugt Klöster und Kirchen als Angriffsziele wählten.
Es gibt wohl keine echten Belege für diese Theorie (kann es wohl angesichts der dünnen Quellenlage kaum geben) - aber interessant und plausibel ist diese Idee schon.

Was das Ende der Wikingerzeit betrifft: Die letzte "Wikingerschlacht" ist eigentlich nicht Stamford Bridge, sondern Dyrrachium 1081.
Da kämpften auf der einen Seite Normannen, auf der anderen Seite bei den Byzantinern Waräger. Darunter auch viele Angelsachsen, die wegen der normannischen Eroberung Englands ins Exil gegangen waren.
Es ist anzunehmen, daß auf beiden Seiten Männer kämpften, die schon bei Hastings gegeneinander gekämpft hatten!
 
Es ist ja eigentlich eine interessante Frage, warum die Skandinavier "plötzlich" auf die Idee gekommen sind, in größerem Maßstab Raubzüge à la Lindisfarne zu starten. Die Jahrhunderte vorher waren sie wohl auch nicht friedlich im Umgang untereinander, ließen den Rest der Welt aber doch ziemlich in Ruhe.
Dazu gibt es die Theorie (leider weiß ich nicht mehr, von wem), daß die Wikingerzüge eine Reaktion waren auf die Sachsenkriege Karls des Großen. Daß sich also die heidnischen Germanen (Sachsen, Dänen, Schweden etc. ...) sich von den christlichen Reichen im Süden bedroht und angegriffen sahen und wegen des religiösen Charakters des fränkischen Angriffs eben auch bevorzugt Klöster und Kirchen als Angriffsziele wählten.
Es gibt wohl keine echten Belege für diese Theorie (kann es wohl angesichts der dünnen Quellenlage kaum geben) - aber interessant und plausibel ist diese Idee schon.
Das halte ich für komplett abwegig. Diese "Theorie" setzt bei den beteiligten Völkern eine zusammenhängende Denkweise voraus, die es wohl kaum gab. Die Wikingerüberfälle waren auch viele Jahrzehnte lang viel zu vereinzelt und unorganisiert, um sie als gezielten Gegenschlag und "Rachefeldzug für die unterdrückten heidnischen Brüder" interpretieren zu können. Ich glaube auch gar nicht, dass sich die verschiedenen Nordgermanen und Sachsen als "Glaubensgemeinschaft" sahen, denn in ihren Religionen gab es schon massive Abweichungen.
Dass bevorzugt Klöster und Kirchen angegriffen wurden, wird daran gelegen haben, dass es dort einfach am meisten an Wertgegenständen zu holen gab, aber die Mönche und Priester kaum Widerstand leisten konnten.

Was das Ende der Wikingerzeit betrifft: Die letzte "Wikingerschlacht" ist eigentlich nicht Stamford Bridge, sondern Dyrrachium 1081.
Da kämpften auf der einen Seite Normannen, auf der anderen Seite bei den Byzantinern Waräger. Darunter auch viele Angelsachsen, die wegen der normannischen Eroberung Englands ins Exil gegangen waren.
Es ist anzunehmen, daß auf beiden Seiten Männer kämpften, die schon bei Hastings gegeneinander gekämpft hatten!
So wahrscheinlich ist das auch wieder nicht, zumal bei Stamford Bridge die Norweger ziemlich vollständig aufgerieben wurden.
 
[...] Dazu gibt es die Theorie (leider weiß ich nicht mehr, von wem), daß die Wikingerzüge eine Reaktion waren auf die Sachsenkriege Karls des Großen. Daß sich also die heidnischen Germanen (Sachsen, Dänen, Schweden etc. ...) sich von den christlichen Reichen im Süden bedroht und angegriffen sahen und wegen des religiösen Charakters des fränkischen Angriffs eben auch bevorzugt Klöster und Kirchen als Angriffsziele wählten.

Wenn es denn so wäre, dann hätten konsequenterweise fränkische Gebiete das Hauptziel sein müssen und nicht englische.
Ich kann das folglich auch nicht so recht glauben, die Logik dahinter erschlösse sich mir nicht so ganz. Ich denke, dass die zeitliche Koinzidenz mehr oder weniger Zufall war.
 
Anfang und Ende der Wikingerzeit

Die Experten streiten, die Laien wundern sich :grübel:: Wann ging datt nu los mit die Wikingers und wann war datt nu rum? Vor allem aber, watt schall datt mit der Plünnerei?
Spaß beiseite: der Beginn der Wikingerzeit wird häufig mit der Plünderung des Klosters von Lindisfarne am 8.Juni 793 gleichgesetzt. Richtiger wäre vom Beginn der "Welttournee" der Wikinger zu sprechen. Ausgiebige Raubzüge der Dänen und Norweger führten sie auf die Britischen Inseln und in das Frankenreich, sie griffen sogar die Iberische Halbinsel und Nordafrika an. Im 9. Jhd. errangen sie die Herrschaft über die Orkney- und die Shetland Inseln und über den größten Teil der Hebriden, eroberten einen Großteil Englands und errichteten Stützpunkte an der irischen Küste, von wo aus sie Angriffe gegen das Landesinnere und über die Irische See hinweg führten. In den letzten Jahren des 10. Jhd. begannen sie mit der Kolonisierung Grönlands und erkundeten Nordamerika. Andere Skandinavier, vornehmlich Svear, betätigten sich auf vergleichbare Weise wie ihre dänischen und norwegischen Zeitgenossen, im Osten.

Das Jahr 1066 wird häufig als das das Ende der Wikingerzeit betrachte. Bis Wilhelm, Herzog der Normandie (Wilhelm, der Eroberer) tatsächlich die Gefahr erneuter Überfälle durch die Wikinger und sogar einer erneuten Invasion gänzlich abwenden konnte, sollten noch einige Jahre vergehen.
Mehrere englische Großgrundbesitzer waren nicht bereit ihn, Wilhelm, als König anzuerkennen und unterstützten den Anspruch des dänischen Königs Sven Estidssen. Dieser erschien 1070 auf dem Humber, konnte aber von Wilhelm abgewehrt werden. 5 Jahre später setzte eine dänische Flotte unter Führung eines Sohnes Sven´s, Knut, die Segel um einen Aufstand gegen Wilhelm zu unterstützen. Bedauerlicherweise :)weinen: aus Sicht der Dänen) traf sie aber zu spät ein und der Aufstand war bereits niedergeschlagen. Damit sich der Ausflug wenigstens einigermaßen gerechnet hat, wurden schnell noch York und das Umland geplündert und dann ging es wieder ab nach Hause. Im Jahre 1085 plante Knut, inzwischen König der Dänen, erneut die Eroberung Englands. Wilhelm nahm diese Gefahr sehr ernst und bereitete sich entsprechend vor. Aus Gründen die aus heutiger Sicht nicht klar belegbar sind, wurde Knut allerdings bei dem Versuch seine im Limfjord im Norden des Landes liegende Flotte zu erreichen, in Südjütland aufgehalten. Die Flotte zerstreute sich, die Anführer versprachen zwar, sich binnen Jahresfrist erneut zusammenzufinden, dazu kam es allerdings nicht mehr: Knuts unzufriedenen Untertanen quälten ihn in der Kirche von Odense am 10.Juli 1086 zu Tode :vermoebeln:!
Knuts Scheitern markierte das Ende des Wikinger - Zeitalters.
Es kam zu keinen weiteren Plünderungen oder Invasionen Britanniens, Frankreichs oder Deutschlands mehr. Die klassische Beschäftigung der Wikinger jedoch - Überfälle, Plünderungen, Tributeinforderungen und sogar die Eroberungen ganzer Königreiche, sämtlich normale Formen auswärtiger Beziehungen - hörten im Ostseeraum nicht auf.

Was hat unsere skandinavischen Freunde aber vor bummeligen 1300 Jahren dazu bewogen den Rest Europas mit ihrer Anwesenheit zu beglücken?

Vielfach wird die Ansicht vertreten, eine wachsende Bevölkerung und die daraus resultierende Landknappheit sei eine der wesentlichen Ursachen. Wenn überhaupt, mag dies nur für Westnorwegen gegolten haben. Die meisten Angehörigen der ersten Wikingergenaration suchten schlichtweg Reichtum, kein Land! Ein wesentlicher Faktor beim Ausbruch der Piraterie, nichts anders waren die Anfänge der Überfälle der Wikinger, war die Handelsexpansion in Nordwesteuropa. Skandinavien und die Ostseeländer wurden schnell von dieser Entwicklung berührt, erfreuten sich doch die Produkte der Region, besonders Pelze, Bernstein, Häute, Daunen und Wetzstein, großer Beliebtheit in Westeuropa. Diese Handelsverbindung zwischen Nord- und Westeuropa hatten Folgen, die ihrerseits den Raubzügen der Wikinger den Weg bereiteten.
1. Vertrautheit mit westeuropäischen Segelschiffen und, damit verbunden, der Übernahme des Segels
2. Durch die Kontakte mit Westeuropäern erfuhren die Skandinavier vom Reichtum Europas.
3. Jedes Handelsschiff in der Ostsee war eine Gelegenheit für Piraten, die mit der Zeit immer stärker in Versuchung gerieten ihre Unternehmungen auf die Nordsee auszudehnen.
Nun ja, der Rest ist bekannt (Lindisfarne usw.)

Und jetzt gibt es einen Kaffee:fs:!
 
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Anfang und Ende der Winkingerzeit ist eigentlich genauso verschwommen, wie der Begriff Wikinger selbst. Daran klammern sich nur diejenigen fest, die alles statisch sehen und das Leben nur in Schwarz und Weiß unterscheiden.

Die Wikinger waren nicht nur plündernde Krieger, es waren vor allem auch Händler und der größte Teil saß sowieso zu Hause und betrieb Landwirtschaft oder widmete sich dem Handwerk. Jeder Däne sträubt sich gegen diese Pauschalisierung des Begriffes als plündernde Krieger ;).

Wie schon von Ragnar geschrieben, trieb ganz einfach das Streben nach Reichtum die Wikinger in die Welt und dafür mussten sie sich überhaupt erstmal die Voraussetzungen schaffen, hatten sie ja schließlich kein großes Heer zur Verfügung. Das ist auch der Grund, warum die Wikinger nicht schon vorher großes Aufsehen erregen konnten. Sie mussten erstmal ihre schlanken segelführenden Kriegsschiffe, sowie die großen selgelführenden Handelsschiffe konstruieren und bauen, um eine Chance zu haben. Das machte sie außerordentlich flexibel und überhaupt erst fähig, ihre Blitzangriffe in Gegenden, in denen niemand mit ihnen rechnete, zu führen. Da war sicher kein politisches, als viel mehr strategisches Kalkül hinter verborgen.

Das Ende der Wikinger ist im Prinzip auch nicht mit einem festen Datum verbunden, sondern viel mehr mit der immer stärkeren Einfluss der katholischen Kirchen auf Skandinavien. Viele Dänen sehen sich ja heute noch als Wikinger ;).

Hilsen fra Danmark
Hina
 
Äääh....1066 ist das 11...Jahrhundert......tschuldigung....
Ich denke schon, dass diese Eingrenzung ganz gut passt, weil sie ja nicht auf die generelle skandinavische Kultur dieser Zeit abzielt, sondern tatsächlich auf die Raubzüge.
Ich denke, jede konkrete Zahlennennung ist diskutabel. Irgendein Vorgängerindiz oder eine nachträgliche Aktion ist immer drin.

Es gibt ja z.B. tatsächlich begründete Argumente, die den "Ersten Weltkrieg" erst 1945 enden lassen, da sie die Vorgänge in Europa 1914-45 als zusammengehörig sehen.

Ich denke, dass die "Wikingerzeit", kulturell betrachtet, die Vendel-Zeit im 7./8.Jh. beinhalten sollte. Das Ende wäre für mich graduell mit der Christianisierung der Skandinavischen Herrscherhäuser...nur meine zwei Öre....
Thomas


Ohje... sicher,das 11. Jh. ! ;-)
 
Ottar

Hallo,

kann mir jemand eine deutsche, norwegische oder englische Übersetzung bzw. Ausgabe der Reisebeschreibung des Ottar nennen?

Vielleicht bin ich blind, aber ich finde keine.

Ich brauche sie für eine meiner historischen Novellen.

Nun schon erst einmal danke

Sandbakken
 
Die Wikinger waren nicht nur plündernde Krieger, es waren vor allem auch Händler und der größte Teil saß sowieso zu Hause und betrieb Landwirtschaft oder widmete sich dem Handwerk. Jeder Däne sträubt sich gegen diese Pauschalisierung des Begriffes als plündernde Krieger ;).
Hina
Die Händler und bauern zu Hause waren keine Wikinger. Das ist vielmehr ein Phantasiekonstrukt des 18. und 19. Jh. Den Zeitgenossen, die den Begriff prägten, wäre eine solche Ausdehnung des Wikingerbegriffs als Hohn vorgekommen. Der Begriff "Wikinger" wurde niemals auf Händler und Bauern bezogen.
 
Dann wird es Zeit, den dänischen Historikern mal ordentlich auf die Finger zu klopfen, dass sie nicht so viel Unsinn in die Bücher schreiben sollen ;).
 
Dann wird es Zeit, den dänischen Historikern mal ordentlich auf die Finger zu klopfen, dass sie nicht so viel Unsinn in die Bücher schreiben sollen ;).
Welchen meinst du konkret? Im übrigen ist diese romantisierende Ausweitung des Wikingerbegriffs durchaus skandinavischen Ursprungs: Als im Zuge der Nationalromantik eine eigene Volksidentität gesucht wurde, hat man zunächst in Schweden sich auf die Wikinger besonnen und sie als etwas tumbe, aber grundehrliche, wenn auch manchmal im Stil der damaligen Zeit etwas rabaukenhafte Träger der eigenen Kultur betrachtet. Der schwedische Gelehrte Olof Rudbeck (1630-1702) bezeichnete die Wikinger als "unsere starken, kriegerischen, ehrbaren, heidnischen und primitiven Vorfahren." Damit ging's los. Diese "Rehabilitierung" setzte sich dann bis in die Neuzeit fort. Sie hat mit den Quellen nichts am Hut. Auf die gesamte seefahrende Bevölkerung Skandinaviens den Wikingerbegriff anzuwenden, hat wohl Konrad von Maurer begonnen. Die zeitgenössischen Quellen geben das nicht her. Schließlich hat der inzwischen emiritierte Professor an der Sorbonne Régis Boyer den Gipfel dieser Richtung in seinen populären und auch auf deutsch übersetzten Büchern über die Wikinger erreicht: Er hat sehr wohl bemerkt, dass die Quellen diesem freundlichen Wikingerbild entgegenstehen. Deshalb wischt er sie zunächst einmal alle bei Seite, um für sein Phantasiekonstrukt freie Bahn zu bekommen: Die angelsächsischen Chroniken gehören samt und sonders in die Tonne, weil sie von christlichen Mönchen geschrieben wurden und daher parteiisch sind (Gerichte werden Augen machen, dass die Zeugnisse von Opfern nicht verwertbar sind!), Runensteine gelten nicht; denn sie sind nur Zeugnisse einer kleinen Oberschicht. Die Sagas gelten nicht, denn sie sind zu spät geschrieben usw. Wie er dann aller Quellen ledig dicke Bücher schreiben kann, verdient schon Bewunderung.

Wir haben es hier mit einer romantischen Modeerscheinung zu tun, der sich auch die meisten Historiker kaum entziehen können, wenn sie Leser finden wollen.
 
Ich verstehe schon, was Du meinst :). Das ist sicher wirklich eine Romantisierung, die nicht zuletzt auch ihren Usprung in der nicht geklärten Etymologie des Begriffes hat. Man geht auch davon aus, dass nicht alle Wikinger pausenlos raubend und plündernd unterwegs waren, sondern durchaus auch auf Schollen anzutreffen waren.
Auf jeden Fall sind hier bei uns in Dänemark die Schulbücher mit derartigen "Beschwichtigungen" voll ;).
 
"Wikinger" ist ja nicht ein ethnischer Begriff, sondern bezeichnete Skandinavier, die einen bestimmten Lebensstil pflegten, nämlich zur See zu fahren und dabei oft andere Völker heimzusuchen.
 
Ich verstehe schon, was Du meinst :). Das ist sicher wirklich eine Romantisierung, die nicht zuletzt auch ihren Usprung in der nicht geklärten Etymologie des Begriffes hat. Man geht auch davon aus, dass nicht alle Wikinger pausenlos raubend und plündernd unterwegs waren, sondern durchaus auch auf Schollen anzutreffen waren.
Richtig. Anfänglich waren Wikinger Leute aus guten Familien, die in jungen jahren abenteuernd ausführen und sich plündernd Reichtümer verschafften. In höherem Alter kauften sie sich davon einen Bauernhof und wurden sesshaft. Egill Skallagrim ist ein typischer Vertreter. Später aber - und das ist die in den Quellen beschriebene Schreckenszeit - kamen sie nicht mehr zurück. Sie waren in der Heimat nicht mehr integrierbar. Das hing auch mit der Christianisierung und der Erstarkung der Königsmacht, die den Fernhandel durch die Räuberei gefährdet sah. Einen Wendepunkt sieht man in der Geschichte von Rollo, der das Verbot, im eigenen Lande zu plündern, missachtet hatte und verbannt wurde. Wahrscheinlich ist es der gleiche, der sich später in der Normandie niedergelassen hat.

"Eigenes Land" war ja ursprünglich nur das eigene Thing-Gebiet. Erst die übergreifende Königsmacht dehnte den Begriff überörtlich auf den königlichen Machtbereich aus. Diesen Vorgang hatte Rollo wohl verpennt.

In den vorchristlichen Zeiten bezog sich der Menschenrechtsbegriff und der Rechtsfriede (eigentlich überall) nur auf die Angehörigen der Sippe. Der Fremde war rechtlos, hatte keinen Anteil am Rechtsfrieden. Deshalb war die Plünderung und das Morden im Ausland durchaus akzeptiert.

Das Trinken "til árs oc til friðar" (für das Jahr und den Frieden) bezieht sich im ersten Teil auf die Fruchtbarkeit (Kornwachstum und Fischfang), im zweiten Teil auf die Sippe und die Familia im römischen Sinne (also mit Knechten und vieh und allem Lebenden, das dazu gehörte) und keineswegs auf außenpolitische Konflikte.
 
"Wikinger" ist ja nicht ein ethnischer Begriff, sondern bezeichnete Skandinavier, die einen bestimmten Lebensstil pflegten, nämlich zur See zu fahren und dabei oft andere Völker heimzusuchen.
Nicht nur Skandinavier.
Herkunft der Namen von Wikinger und Goten
von Christoph Masur, 26. August 2010
Das erste nachgewiesene Vorkommen findet sich nicht im nordeuropäischen Raum, sondern im Altenglischen, und zwar im 7. Jh. in der Form wīcingsceaðan (akk. sg.); Dieser Beleg hat mit den skandinavischen Wikingern noch gar nichts zu tun, sondern findet sich in der von Alfred dem Großen besorgten Orosius-Übersetzung und bezieht sich auf Seeräuberei im
Mittelmeerraum.
Ein Angelsachse nannte jede Art von Piratentum als Wikinger, egal wo und wann.
Ausgerechnet die beiden ersten Erwähnungen des Wortes beziehen sich nicht auf Nordmänner sondern auch Mittelmeerpiraten vergangener Zeitalter.
 
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Nicht nur Skandinavier.
Herkunft der Namen von Wikinger und Goten
von Christoph Masur, 26. August 2010

Ein Angelsachse nannte jede Art von Piratentum als Wikinger, egal wo und wann.
Ausgerechnet die beiden ersten Erwähnungen des Wortes beziehen sich nicht auf Nordmänner sondern auch Mittelmeerpiraten vergangener Zeitalter.
Ich weiß nicht, ob die Datierungen der Quellen - insbesondere zum altenglischen Widsith - in dieser Seminararbeit absolut richtig sind: Widsith, wiewohl erst im 10. Jh. im Exeter Buch schriftlich überliefert, wird ins 6.-7. Jh. datiert.

Seeräuber hatten zeitweilig verschiedene Namen erhalten: in der Spätantike an der Nordseeküste "saxones", später "wicigum" und auch "nor(d)manni" - eine ethnische Zuordnung ist je nach Quelle nicht ganz einfach. Im altengl. Widsith sind wohl Skandinavier gemeint.
 
...Seeräuber hatten zeitweilig verschiedene Namen erhalten: in der Spätantike an der Nordseeküste "saxones", später "wicigum" und auch "nor(d)manni" - eine ethnische Zuordnung ist je nach Quelle nicht ganz einfach. Im altengl. Widsith sind wohl Skandinavier gemeint.
"Widsith" weiß ich jetzt nicht, aber die übrigen Bezeichnungen lassen sich ganz gut einordnen:
"saxones" waren seefahrende Sachsen, die, wie du bereits schriebst, in der Spätantike die Küsten Galliens unsicher machten.
"wicigum" waren die Wikinger, also Skandinavier, die erstmals 793 an der englischen Küste auftauchten.
und "nor(d)manni" waren die Normannen - die Nachkommen der Wikinger, die sich in der Normandie angesiedelt hatten und sich dort schnell anpaßten, in dem sie die christliche Religion und die französische Sprache annahmen.
 
… und "nor(d)manni" waren die Normannen - die Nachkommen der Wikinger, die sich in der Normandie angesiedelt hatten und sich dort schnell anpaßten, in dem sie die christliche Religion und die französische Sprache annahmen.
Nö, das Wort "Nordmanni" wird in den lateinischen Quellen auch für Skandinavier benutzt.
 
und "nor(d)manni" waren die Normannen - die Nachkommen der Wikinger, die sich in der Normandie angesiedelt hatten und sich dort schnell anpaßten, in dem sie die christliche Religion und die französische Sprache annahmen.
eine der Quellen für das Wort "nor(d)manni" ist das Abecedarium Nor(d)mannicum, welches auf ungefähr 825 datiert wird. Ob man für das 9. Jh. schon von den späteren Normannen der Normandie sprechen kann? Wohl eher nicht - aus dem etwas älteren Begriff nor(d)manni wurde dann später die Bezeichnung für die französischen Normannen. Zuvor dürften nordmanni, wicingum, varjagi mehr oder weniger synonym gewesen sein, d.h. je nach Region wurde einer dieser Begriffe auf die marodierenden Bootfahrer verwendet.

ob die saxones, die an der Loiremündung lagerten, die die gall. und brit. Küste unsicher machten und deretwegen der Litus saxonicus errichtet wurde, mit den "Sachsen" identisch ist, scheint nicht gesichert zu sein (vgl. M. Springer, Die Sachsen, Kohlhammer Verlag) - diese Seeräuber der Spätantike können durchaus ständig sich wandelnde polyethnische Gruppen gewesen sein.
 
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