Wikipedia-Artikel über Tyr/Tiwaz/Zio...

Was vom linguistischen Standpunkt aus fehlt, ist die Unterscheidung zwischen zwei Wortstämmen. Diese sind zwar etymologisch miteinander verwandt, waren aber bereits auf der Stufe des Ur-Indoeuropäischen in Laut und Bedeutung verschieden.

Diese Verschiedenheit läßt sich auch an den Tochtersprachen ablesen:

Sanskrit:
devah = "Gott", nicht zu verwechseln mit dyauh = "Himmel" - davon Dyaus pitah" = "Himmelsvater"

Latein:
deus = "Gott", nicht zu verwechseln mit dies = "Tag", altlatein "Diouis", davon "Iuppiter".

Die altisländischen "tivar" gehören offensichtlich in die Wortgruppe "devah"/"deus" und leiten sich nicht von der Gruppe "Dyaus pitah" / "Iuppiter" / "Zeus" ab.
 
Latein:
deus = "Gott", nicht zu verwechseln mit dies = "Tag", altlatein "Diouis", davon "Iuppiter".
Täusche ich mich, oder ist hier: Jupiter-Der römische Gott - Referat
den Leuten dem zur Folge ein Fehler unterlaufen?
- antiker Name Diespiter was sich aus Dios (= Zeus, Gott) + Pater (=Vater) zusammensetzt
:grübel:

Hier: Meyers Konversationslexikon: Band 9, Seite 322: von Junot bis Jupiter (Gott)
sieht das jedenfalls ganz anders aus...
Meyers Konversationslexikon schrieb:
(Juppiter), der höchste Himmelsgott der italischen Völker, wie der griechische Zeus (s. d.), mit dem er nicht bloß das Grundwesen, sondern auch den Namen gemeinsam hat; denn J. ist zusammengezogen aus Jovis (ältere Form Diovis) pater, Zeus umgewandelt aus Djeus (ind. djaus, "der lichte Himmel").
 
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Täusche ich mich, oder ist hier: Jupiter-Der römische Gott - Referat
den Leuten dem zur Folge ein Fehler unterlaufen?



Hier fehlt vor allem der Hinweis auf das Wort die Bedeutung des Wortes "dies" = "Tag". Die Form "Diespiter", in der die Ableitung von "dies" (und eben nicht von "deus" = "Gott") ganz klar ersichtlich ist, ist allerdings korrekt, es handelt sich um eine seltenere Nebenform von "Iuppiter".

Was Meyers Konversationslexikon schreibt, ist korrekt.
 
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Hallo Leute,
in meinem neuen Buch habe ich gerade etwas gelesen, über das ich ins grübeln geraten bin:
Handbuch der Germanischen Mythologie-Wolgang Golther schrieb:
Müllenhoff glaubte die zugrunde liegenden Namen des Gottes als Ingvaz der Ankömmling,
Ermnaz der Erhabene, Istvaz der Verehrungswürdige (nach Scherer der Gott des Herdfeuers, nach Hoffory der Flammende) erklären zu dürfen. Die Ingävonen, Erminonen, Istävonen seien Kultgenossenschaften, Völker, die gemeinschaftlich einen Gott unter diesen Namen anbeteten und sich gemeinsamer Abkunft von ihm rühmten. ln lngvaz und Ermnaz erkannte er denTius, in Istvaz den Wodan, während Hoffory auch diesen auf Tius bezog. Nach Laistner sind die Ingävonen die Einheimischen, die Erminonen das Großvolk, die Istävonen die Echten, Vollbürtigen.
Welcher Deutung man auch beipflichte, die Hauptfrage bleibt sich gleich, was für Götter sind mit den Stammvätern gemeint. Leicht ist die Entscheidung für die Erstgenannten. Die Ingävonen wohnten auf der deutschen Halbinsel zwischen Ost- und Nordsee, ihr gemeinsamer Kult galt der Nerthus, deren Heiligtum auf einer Insel der Nordsee sich erhob. Die Angeln lind Sachsen gehörcn zu den Ingävonen. "Ing war zuerst bei den Ostdänen den Menschen erschienen; später zog er ostwärts über die Wogen; sein Wagen rollte ihm nach."Mit Ing, dem Begründer ihres Volkes, fuhren die Angeln aus ihrer alten schleswigschen Urheimat nach Britannien. Ingwine, Freunde des Ing heigen die Ostdänen (Beowulf 1045, 1320). Ing war ihr erster König, an ihn knüpften die Genealogien ihrer Herrscher an. Bei den norwegischen
Skalden heißen die Könige der Schweden Ynglingar, Nachkommen des Yngvi; der Gott Freyr wird auch Yngvi oder Yngvifreyr genannt. Freyr ist aber sicher der Himmelsgott Tiuz. Freyr und Nerthus gehören zusammen als die Hauptgötter der Ingävonen. Sollte auch die nordische Zusammenstellung von Yngvi und Freyr erst später erfolgt sein, so dachten doch jedenfalls die Ingävonen ihren Ingvo oder Ingvio als Sohn des herrschenden höchsten Gottes, und der kann zur Entstehungszeit der Sage nur
Tius gewresen sein, noch nicht Wodan. Man erkennt mit Hilfe dieser Zeugnisse den eigentlichen Sinn der Genealogie des Tacitus. In Gedichten wurde der Adel der Ingväonen gepriesen, die Könige und Stämme dieses Bundes rühmten sich gemeinsamen Ursprungs.
Tius in Menschengestalt war herabgestiegen, lngvio war sein Sohn und erster König, das Königtum ist vom höchsten Gotte eingesetzt. Auf denselben Mythos geht die schöne später ausgebildete anglische Sage von Skéaf zurück, nur ist sie auf den Stamm der Angeln beschränkt, wie ja auch die Ostdänen den Ing für sich allein in Anspruch nehmen. Den Anfang des Königtums und der Kultur knüpften sie an die wundersame Ankunft eines geheimnisvollen Fremdlings. In steuerlosem Schiff, auf einer
Garbe schlafend, kam ein hilfloses Kind ans Land geschwommen. Von den Bewohnern wurde es wie ein Wunder aufgenommen und sorgfältig erzogen. Sie legten ihm den Namen Skéaf bei, nach dem Getreidebündel (angl. skéaf, nds skôf, ahd. scoup, mhd. Schoup), auf, auf dem er geschlafen hatte. Skéaf wurde zum König der Angeln erwählt und wuchs an Macht und Ehren. Als er aber aus dem Leben schied, da trugen die Männer ihn wieder zum brandenden Ufer; wie er gebeten. Dort lag sein Schiff zur Ausfahrt bereit, und wieder trieb der tote Held hinaus auf die Wogen. Niemand weiß, woher er kam, wohin er entschwand. Aber eine edle Königssippe stammte von ihm ab. Es war der Himmelsherrscher selber gewesen, der in Menschengestalt zu seincm Volke herabstieg und ihm die Segnungen gesicherten Ansiedelns und Wohnens, den Ackerbau und das Leben und Besitz schirmende Königtum verlieh. Der Himmelsgott an der Spitze von Stammtafeln, als Begründer menschlicher Einrichtungen wird uns auch sonst begegnen, im nordischen Freyr und Heimdall. Mit Irmino ist ebenfalls Tius gemeint. Denn für diese Völker ist in ältester Zeit der Himmelsgott der Höchste, so im uralten Semnonenwald, so bei den nach dcm Süden gewanderten Stämmen der Schwaben, Markomanncn und Quaden. Bei den Hermunduren steht allerdings bereits Wodan neben Tius. Widukind berichtet von einem um 530 bei Scheidungen an der Unstrut befindlichen Göttermal, einer Säule, der Irminsûl Hirmen ...
Mars dicitur, Irmino ist Tiu, sagt Widukind. In Westfalen auf dem Eresberg war ein Heiligtum, ein Hain und ebenfalls eine solche Irmensul, welche Karl der Große 772 zerstörte. Er ist Tiu unter anderem Namen, und die Irmensul muss also auf den Himmelsgott bezogen werden. Irmineswagen heißt freilich nach später Überlieferung (Leibnitz scr. I, 9) das Sternbild.
Schwieriger ist es, über den Stammvater der Istävonen ins Reine zu kommen. Während Ingävonen und Erminonen sicher auf Tius ihr Geschlecht zurückführen, während Namen mit Ingvio und Irmino zusammengesetzt noch lange fortleben, ist Istvio verschollen. Unter den Istävonen sind die Bewohner der Rheinlande gemeint. Da bei ihnen Wodan aufkam, liegt es nahe, Abstammung von Wodan ihnen zuzuschreiben. Aber die Erwägung hält kaum stand. Die Lieder, in welchen die Völker gemeinsamer Abkunft sich rühmen, reichen in graues Altertum.
Die gemeinschaftlichen Namen scheinen in der Römerzeit bereits in Auflösung begriffen, neue Bundesgenossenschaften erstehen.
Der Wodandienst, dem freilich in der Römerzeit die Istävonen anhingen, ist für die den Liedern zugrunde liegenden Verhältnisse nicht notwendig vorauszusetzen, damals war er vielleicht noch gar nicht vorhanden. Die drei Stammväter als Brüder gedacht ordnen sich einer Einheit unter, die Westgermanen, obwohl unter sich in verschiedene Guppen eingeteilt, fühlten wohl dereinst ihre Zusammengehörigkeit, wenigstens geht ein solcher Gedanke durch das Gedicht, dem jene Sage entstammt, hindurch. Wenn zwei der einander gleichgestellten Brüder auf den Himmelsgott weisen, wird auch der dritte keinem andern zuzuteilen sein. Tius, aus dem Himmel unter die Menschen herabsteigend, ward der Vater der westgermanischen Hauptvölker.
»Die einzelnen Völkerschaften eines Stammes, wie eine große Familie und Blutsverwandtschaft sich betrachtend, vereinigten sich jährlich zu einer gemeinsamen Feier und erneuerten ihre Gemeinschaft bei einem blutigen Opfer; den Gott sahen sie für ihren Vater und den Gründer ihres Geschlechtes an, die Göttin für ihre Mutter; beide, da jener des Himmels waltete, diese die Erde segnete, für ihre Ernährer, Herrscher und Beschützer. »Das Bundesheiligtum der Ingävonen war die Nerthusinsel, das der Erminonen der Semnonenwald. Bei den Istävonen waren vermutlich die Marser Pfleger des Heiligtums der Göttin Tanfana, das Germanicus 14 n. Chr. zerstörte, wodurch auch Volk und Name der Marser vernichtet wurden.
Könnte das möglich sein? Ingvaz/Freyr, Ermnaz, Istvaz, die Irminsûl - alles Abkömmlinge des Tiwaz/Zio/Tyr, der hier Tius genannt wird?
Könnte das möglich sein? Ingvaz/Freyr, Ermnaz, Istvaz, die Irminsûl - alles Abkömmlinge oder sogar identisch mit Tiwaz/Zio/Tyr, der hier Tius genannt wird?
 
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Traut sich wohl keiner ran?

Jetzt habe ich noch ein weiteres Problem.
Ich habe gerade versucht ein Übersetzungsprogramm für Latein-Deutsch zu finden, aber keines gefunden. Kann mir jemand die offensichtlich lateinischen Wörter, die ich dick markiert habe, im folgenden Text übersetzen?

>>Auf einer ostsächsischen Stammtafel wird >Saxnéat< (=Mars) ebenso als Sohn des Woden bezeichnet, wie auch >Gesecg< (=Symmachus - ?), >Andsecg< (=Antimachus - ?), >Sveppa< (=einer, der Getümmel anrichtet), >Sigefugel< (=siegverkündendes Zeichen), sowie
>Hedca< und >Bedeca< (viri caedis et stragis - ?). Alle diese Namen werden in diesem Fall als Beiwörter ein und des selben Wesens bzw. Gottes angesehen. Die Momente der Schlacht sind als Söhne des Kriegsgottes dargestellt.<<
 
Symmachus und Antimachus sind Namen.

"Vir caedis et stragis" bedeutet "Mann des Niederhauens und Verwüstens", kann wohl auch sinngemäß ein Mann für "Mord und Totschlag" bedeuten.


Als ich bei der Anzeige neuer Beiträge von Deinem "neuen Buch" gelesen habe, habe ich das Thema sofort angeklickt, mußte dann aber schmunzeln, als ich den Namen Golther las. Das Buch ist, insofern er sich auf alte Quellen bezieht, sicher auch heute noch brauchbar, aber mir über die ganzen Spekulationen von Anno Tobak den Kopf zu zerbrechen, ist leider nicht so mein Metier.
 
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Ok. Danke erst mal.

Na gut, Wolgang Golther ist zwar schon 1945 gestorben, aber mir liegt hier eine überarbeitete Ausgabe von 2004 vor, so daß wohl auch neue Erkenntnisse eingearbeitet sind - so kommt es mir beim Lesen jedenfalls vor.
Aber bei Freyr=Tius, da weiß ich doch nicht so recht.
 
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