WK-1: "Deutschland trug zweifellos große Schuld am Kriegsausbruch"

Es ist die sehr persönliche Sicht von Geppert zu dem Thema. Er benennt sicherlich richtig, dass die Debatte "emotional" geführt wird und die Teilnehmer polarisiert. Nicht zuletzt deshalb, weil es nicht einfach nur um Forschungsergebnisse geht, sondern um die Lancierung von Ergebnissen der historischen Forschung als Teil des deutschen Geschichtsbildes.

In diesem Sinne ist es vor allem ein politisches Problem, das Geppert benennt. Bei der Bewertung der politischen Dimension ist zudem irritierend, dass andere Arbeiten von renomierten Forschern, die deutlich stärker die mehrheitlich von Historikern akzeptierte aktuelle Sichtweise zur Juli Krise darstellen, nicht in das Deutsche übersetzt werden und nicht zur Meinungsbildung in Deutschland zur Verfügung stehen. Wie beispielsweise die Arbeit von MacMillan (The War that ended Peace, 2013), oder die Studie von Otte (July Crisis. 2014). Um nur zwei zu nennen, die man probemlos erweitern könnte.

Mein persönliches Resumee aus dieser ganzen Diskussion ist: Deutschland liegt auf deutsch eine deutlich reduzierte und gefilterte Sicht zu historischen Ereignissen vor. Für mich persönlich ein nicht akzeptabler Zustand.

Aus meiner sehr subjektiven Sicht sind die "neutralsten" Darstellungen in Deutsch zur Juli-Krise das Buch von Krumeich - ein Anti-Fischerianer! - und das populärwissenschaftliche Buch von Mombauer. Dabei tendiere ich eher zu Krumeich, da er sauberer die Literaturbasis referiert.

G. Krumeich: Juli 1914. Eine Bilanz. 2013
A. Mombauer: Die Julikrise. Europas Weg in den Ersten Weltkrieg. 2014

Im Gegensatz zu GB, Frankreich und Belgien, mit Einschränkung trifft es auch auf die USA zu, ist das Interesse am 1. Weltkrieg in Deutschland deutlich geringer, der 2. Weltkrieg mit seinen noch schlimmeren Auswüchsen und der Frage nach "Schuld", "Mitwisserschaft" "Kollektivschuld" Kollektivscham; "Tätervolk" etc. hat die Erinnerung an den 1. Weltkrieg und die Frage nach der Verantwortung am Ausbruch des 1. Weltkriegs überlagert. Die Fischerkontroverse in den 60ern wie der Historikerstreit in den 1980ern scheint weniger Interesse gefunden zu haben, als Clarks "Schlafwandler"

Dabei würde ich vermuten, dass die wenigsten Clarks Werk gelesen haben, sondern eher Rezensionen dazu. Die wenigsten Leute sind regelmäßige, systematische Leser und noch weniger sind imstande, sich selbstständig eine eigene Meinung bilden zu können, Thesen angemessen im historischen Diskurs einzuordnen, und viele Medien sind mainstreamgesteuert. Wirkliche Differenzierung und Kontroverse findet kaum noch statt, es sind immer die gleichen Gesichter, die gleichen Sprechblasen, die dem "mündigen Bürger" den Islam, den Euro, die Finanzkrisen und die Demokratie erklären.



Das plötzliche Interesse am 1. Weltkrieg und Christopher Clarks "Schlafwandlern" steht meiner Meinung nach auch in Zusammenhang, mit einem neu erwachten Nationalbewusstsein und dem Erstarken der Neuen Rechten. Im Gegensatz zum 2. Weltkrieg, kann man über den Anteil der Schuld/ Verantwortung am Ausbruch des 1. Weltkriegs durchaus streiten, und im Gegensatz zum Holocaustleugner David Irving, ist Clark ein seriöser Wissenschaftler, der zitierfähig ist und aus einer Nation der "Siegermächte" stammt. Clarks Thesen werden häufig verkürzt in revisionistischer Weise wiedergegeben. Es geht in die Richtung der Comunis opinio ante Fischer: den 1. Weltkrieg wollte eigentlich keiner, die Großmächte sind hineingestolpert wie Schlafwandler, imperialistisch, nationalistisch waren sie alle, das deutsche Kaiserreich war nicht schuldiger, als alle anderen, eher weniger, im Vergleich mit den anderen schneidet es nicht schlecht ab, und ohne einen Diktatfrieden hätte es auch keinen NS gegeben. "Wir Deutschen" sollten stolz darauf sein, und endlich sagt das auch ein Historiker der "Siegermächte", es wird Zeit, dass Deutschland wieder stolz ist, und "Siegergeschichtsschreibung" revidiert wird..
 
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Das plötzliche Interesse am 1. Weltkrieg und Christopher Clarks "Schlafwandlern" steht meiner Meinung nach auch in Zusammenhang, mit einem neu erwachten Nationalbewusstsein und dem Erstarken der Neuen Rechten. Im Gegensatz zum 2. Weltkrieg, kann man über den Anteil der Schuld/ Verantwortung am Ausbruch des 1. Weltkriegs durchaus streiten, und im Gegensatz zum Holocaustleugner David Irving, ist Clark ein seriöser Wissenschaftler, der zitierfähig ist und aus einer Nation der "Siegermächte" stammt. Clarks Thesen werden häufig verkürzt in revisionistischer Weise wiedergegeben. Es geht in die Richtung der Comunis opinio ante Fischer: den 1. Weltkrieg wollte eigentlich keiner, die Großmächte sind hineingestolpert wie Schlafwandler, imperialistisch, nationalistisch waren sie alle, das deutsche Kaiserreich war nicht schuldiger, als alle anderen, eher weniger, im Vergleich mit den anderen schneidet es nicht schlecht ab, und ohne einen Diktatfrieden hätte es auch keinen NS gegeben. "Wir Deutschen" sollten stolz darauf sein, und endlich sagt das auch ein Historiker der "Siegermächte", es wird Zeit, dass Deutschland wieder stolz ist, und "Siegergeschichtsschreibung" revidiert wird..

Das bedeutet im Umkehrschluss, wer historische Erkenntnisse aus der bisherigen Tradition der Ereignisse heraus hinterfragt oder anzweifelt, ist ein Nazi oder zumindest ein Nationalist der alten Schule?
 
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"Wir Deutschen" sollten stolz darauf sein, und endlich sagt das auch ein Historiker der "Siegermächte", es wird Zeit, dass Deutschland wieder stolz ist, und "Siegergeschichtsschreibung" revidiert wird..

Dieses Resumé halte ich denn doch für etwas übertrieben, zumindest in dieser Verallgemeinerung. Clark erteilt den Deutschen ja keine Absolution, sondern reiht sich lediglich in das Heer von Historikern ein, die sehr sorgsam und abwägend die Schuldanteile der Großmächte anhand eines gewaltigen Quellenfundus geprüft haben.

Nationalistische Töne habe ich in diesem Zusammenhan bislang nicht gehört und wo sie vielleicht erschallten, handelt es sich um kleine Grüppchen - ein rechter Bodensatz, mit dem alle europäischen Staaten leben müssen und der gerade in Deutschland erstaunlich klein ist.
 
Das plötzliche Interesse am 1. Weltkrieg und Christopher Clarks "Schlafwandlern" steht meiner Meinung nach auch in Zusammenhang, mit einem neu erwachten Nationalbewusstsein

Das ist sicherlich korrekt und führt zu der Frage, die ich persönlich mir so häufig gestellt habe: "Warum Clark und warum zum jetzigen Zeitpunkt". Und warum bekommt er so ein irres Medieninteresse, das andere Historiker, die sicherlich genauso gute Studien publiziert haben, nicht erhalten?

Eine Beantwortung führt vermutlich in den Bereich der politischen Kultur von Deutschland und verweist auf den sehr kleinen Kreis von Personen, die mittlerweile große Teile der Medienlandschaft beeinflussen können. Zudem, es waren die Ideen eines konservativen Michael Stürmers, der die Identitätsstiftung - sprich Nationalismus oder Patriotismus - in Deutschland durch Geschichte in den Vordergrund gerückt hat. Und in dieser Rolle wird die Geschichtswissenschaft plötzlich wieder zur "Magd" des staatsbürgerlichen Unterrrichts und Ihre Aussagen werden in dieser Rolle primär an der politischen Opportunität gemessen.

Von ihm wurde erstaunlich offenherzig die Blaupause formuliert, wie gezielt ein bestimmtes historisches Weltbild "erzeugt" werden soll.

Michael Stürmer ? Wikipedia

Stellt sich die Frage, warum wir ein ein "neues" Geschichtsbewußtsein in Deutschland im Moment brauchen und warum setzt man dabei am WW 1 an?

Vermutlich benötigt Deutschland für die Zukunft ein Geschichtsbild, das neben dem Fussball (Deutschland stellte eindeutig die beste Mannschaft des Turniers!), auch eine narrative Dimension bekommt und Nationalismus und Patriotismus positiv auflädt.

Wozu Deutschland dieses benötigt, ist eine interessante Frage, die man wohl am ehesten durch die aktuellen Nachrichten beantwortet bekommt, um nicht zu sehr in aktuelle Themen abzugleiten.
 
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Ich weiß nicht, ob es das angeblich erwachte Nationalbewußtsein ist, was Clark so erfolgreich macht.

Es ist möglicherweise auch ganz simpel, ganz profan, nämlich, dass das deutsche Publikum es "schlicht satt hat", für vieles Übel im 20.Jahrhundert verantwortlich gemacht zu werden. Und nun kommen seriöse Historiker und weichen von der bisher allgmein akzeptierten Erkenntnis ab und liefern dafür entsprechende Belege. Und sie betrachten mal zur Abwechselung nicht nur das Deutsche Reich oder Österreich-Ungarn, sondern eben auch die anderen europäischen Großmächte. Und das verändert dann einiges.

Teile meiner Verwandtschaft, die zumindest den 2. der großen Kriege miterlebt hat und mit Teilnehmern des 1. sich austauschen konnte, haben mir gegenüber das jedenfalls so schon vor 35 Jahren so beschrieben.
 
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Und sie betrachten mal zur Abwechselung nicht nur das Deutsche Reich oder Österreich-Ungarn, sondern eben auch die anderen europäischen Großmächte. Und das verändert dann einiges.

Das ist m.E. so nicht richtig. Es gab für die anderen Länder, auch ausgelöst durch die Arbeiten von Fischer zum Deutschen Reich, durchaus Studien, die den Anteil der anderen Länder an den Ursachen des WW 1 untersucht haben.

Die bekannteste Serie zu diesem Thema ist wohl "The Making of the 20th Century". Und in dieser Reihe hat beispielsweise Steiner & Neilson bereits 1988 die Rolle von GB am Zustande kommen des WW I untersucht. Diese bahnbrechende Studie, weil sie das erste Mal auf bisher geheime Akten zugreifen konnte, wurde nie ins Deutsche übersetzt.

Ebenso D.C.B. Lieven: Russia and the Origins of the First World War. 1983. Ebenso ein "Klassiker", auf den sich Clark genauso wie auf Steiner bezieht. Und auch diese Arbeit wurde nicht in das Deutsche übersetzt.

Ein Umstand, der vermutlich die These von Scorpio unterstützen würde, dass das Interesse am WW 1 ein relativ neu entflammtes Interesse in Deutschland ist.

Es gab somit bereits vor Clark eine ausgesprochen umfangreiche Literatur zu dem Thema, welche Rolle andere Länder für den Ausbruch des WW 1, neben dem WW 1, gespielt haben.

Clark hat im Rahmen der "Schlafwandler" relativ wenig inhaltliches "Neuland" betreten- sieht man beispielsweise von seinen Betrachtungen zu der Rolle Serbiens ab -, sondern sich im wesentlichen auf "internationale" Historiker bezogen, die vorher nicht ins Deutsche übersetzt worden sind! Und diese dann neu interpretiert, wie beispielsweise im Fall von Lieven.

Das schmälert nicht die Leistung für dieses gute historische Buch, das neuere Geschichte vielleicht populärer gemacht hat. Aber dennoch bleibt die Frage, warum Clark?
 
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Ein Umstand, der vermutlich die These von Scorpio unterstützen würde, dass das Interesse am WW 1 ein relativ neu entflammtes Interesse in Deutschland ist.
Rezeptionsverhalten kann auch Modeströmungen unterliegen, mit anderen Worten: das Interesse an WW 1 Schuldfragendiskussion kann auch ein kurzfristiges sein. Als die Fernsehreihe "roots" ins deutsche Fernsehen kam, gab es für ca ein halbes Jahr ein großes allgemeines Interesse an der Geschichte der Sklaverei in Nordamerika, allerdings ebbte das dann auch wieder ab.
Ich halte für sinnvoller, eine Weile abzuwarten: sollte sich abzeichnen, dass der "WW 1 Hype" abflaut (was zu erwarten ist), dann bedarf es keiner voreiligen "wehret-den-Anfängen"-Mahnungen.
Einen plötzlichen deutschen Patriotismusbedarf, der sich ausgerechnet an einer historisch-wissenschaftlichen Kontroverse entzünden soll, herbeizureden, kommt mir etwas verwegen vor.
 
thanepower schrieb:
Das ist m.E. so nicht richtig. Es gab für die anderen Länder, auch ausgelöst durch die Arbeiten von Fischer zum Deutschen Reich, durchaus Studien, die den Anteil der anderen Länder an den Ursachen des WW 1 untersucht haben.

Das weiß das "durchschnittliche" Publikum aber wohl eher nicht.
 
Das bedeutet im Umkehrschluss, wer historische Erkenntnisse aus der bisherigen Tradition der Ereignisse heraus hinterfragt oder anzweifelt, ist ein Nazi oder zumindest ein Nationalist der alten Schule?

nein, das bedeutet es nicht, und ich empfinde es als ungerecht, wenn Forianer wie @turgot, der sich in vielen Beiträgen kritisch zum Kaiserreich geäußert hat und das Forum seit vielen Jahren mit aktiven Beiträgen bereichert hat, eine patriotisch-nationale Geschichtsbetrachtung attestiert wird.
 
und ich empfinde es als ungerecht, wenn Forianer wie @turgot, der sich in vielen Beiträgen kritisch zum Kaiserreich geäußert hat und das Forum seit vielen Jahren mit aktiven Beiträgen bereichert hat, eine patriotisch-nationale Geschichtsbetrachtung attestiert wird.
eigentlich hier in diesem Faden etwas off-topic (im Faden "Bewertungen" ging es hoch her zu diesem Thema, so sehr, dass dort zwischenzeitlich moderativ für Abkühlung gesorgt werden musste) -- was du ansprichst, ist nicht nur ungerecht(fertigt) sondern auch in der Sache falsch. Denn nirgendwo sind von @Turgot patriotisch-nationale Verlautbarungen zu lesen, sondern im Gegenteil kenntnisreiche und besonnene Beiträge.

in diesem etwas vom Thema wegführenden Kontext:
Einen plötzlichen deutschen Patriotismusbedarf, der sich ausgerechnet an einer historisch-wissenschaftlichen Kontroverse entzünden soll, herbeizureden, kommt mir etwas verwegen vor.
dass neue Fachliteratur über die Ursachen des WW I und über die Rolle(n) der ursächlich beteiligten Großmächte auch außerhalb historischer Fachkreise auf Resonanz stößt, ist primär erfreulich und nicht a priori patriotisch-national.
 
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Das plötzliche Interesse am 1. Weltkrieg und Christopher Clarks "Schlafwandlern" steht meiner Meinung nach auch in Zusammenhang, mit einem neu erwachten Nationalbewusstsein und dem Erstarken der Neuen Rechten. Im Gegensatz zum 2. Weltkrieg, kann man über den Anteil der Schuld/ Verantwortung am Ausbruch des 1. Weltkriegs durchaus streiten, und im Gegensatz zum Holocaustleugner David Irving, ist Clark ein seriöser Wissenschaftler, der zitierfähig ist und aus einer Nation der "Siegermächte" stammt. Clarks Thesen werden häufig verkürzt in revisionistischer Weise wiedergegeben. Es geht in die Richtung der Comunis opinio ante Fischer: den 1. Weltkrieg wollte eigentlich keiner, die Großmächte sind hineingestolpert wie Schlafwandler, imperialistisch, nationalistisch waren sie alle, das deutsche Kaiserreich war nicht schuldiger, als alle anderen, eher weniger, im Vergleich mit den anderen schneidet es nicht schlecht ab, und ohne einen Diktatfrieden hätte es auch keinen NS gegeben. "Wir Deutschen" sollten stolz darauf sein, und endlich sagt das auch ein Historiker der "Siegermächte", es wird Zeit, dass Deutschland wieder stolz ist, und "Siegergeschichtsschreibung" revidiert wird.
Das bedeutet im Umkehrschluss, wer historische Erkenntnisse aus der bisherigen Tradition der Ereignisse heraus hinterfragt oder anzweifelt, ist ein Nazi oder zumindest ein Nationalist der alten Schule?
nein, das bedeutet es nicht, und ich empfinde es als ungerecht, wenn Forianer wie @turgot, der sich in vielen Beiträgen kritisch zum Kaiserreich geäußert hat und das Forum seit vielen Jahren mit aktiven Beiträgen bereichert hat, eine patriotisch-nationale Geschichtsbetrachtung attestiert wird.


Ich habe jetzt nochmal alles aufgeführt und ich habe auch nicht auf irgendeinen User hier abgezielt, schon gar nicht auf Turgot.
Aber deine Meinung zu dem Thema ist doch sehr eindeutig, wie kommst Du jetzt darauf, diese Meinung nun um zudrehen?


Ps: Hervorhebung durch mich.
 
Dieses Resumé halte ich denn doch für etwas übertrieben, zumindest in dieser Verallgemeinerung. Clark erteilt den Deutschen ja keine Absolution, sondern reiht sich lediglich in das Heer von Historikern ein, die sehr sorgsam und abwägend die Schuldanteile der Großmächte anhand eines gewaltigen Quellenfundus geprüft haben.

Nationalistische Töne habe ich in diesem Zusammenhan bislang nicht gehört und wo sie vielleicht erschallten, handelt es sich um kleine Grüppchen - ein rechter Bodensatz, mit dem alle europäischen Staaten leben müssen und der gerade in Deutschland erstaunlich klein ist.


Es gehört ja nun auch wirklich nicht jeder, der den Anteil der Verantwortung der Ententemächte und ihrer Vertreter am Ausbruch des Weltkriegs kritisch sieht und in der Beurteilung des deutschen Kaiserreichs dessen positive Errungenschaften höher bewertet, als seine Schattenseiten, den Militarismus, Antisemitismus und Untertanengeist, zum "rechten Bodensatz".


Es war Deutschland die stärkste, dynamischste europäische Großmacht, nicht nur auf den Gebieten von Forschung und Technologie, auch auf dem Gebiet der Literatur, Philosophie und Musik haben Deutsche herausragende Werke hervorgebracht. Ein Nobelpreis nach dem anderen ging an deutsche Künstler und Wissenschaftler. "Der Alte Fritz, der kategorische Imperativ und unser Exerzierreklement damit hammer´s geschafft in der Welt" schwadroniert der (jüdische) Uniformschneider Wormser in Zuckmayers "deutschem Märchen Der Hauptmann von Köpenick"


Einige Beiträge in Threads zum deutschen Kaiserreich habe ich als sehr unkritisch wahrgenommen und häufig wurde relativiert im Sinne "Die anderen Großmächte waren auch nicht besser" und häufig wird Clark als Autorität vorgeschoben, wobei es manchmal den Anschein hat, dass es sich um "namedropping handelt
 
Ich habe jetzt nochmal alles aufgeführt und ich habe auch nicht auf irgendeinen User hier abgezielt, schon gar nicht auf Turgot.
Aber deine Meinung zu dem Thema ist doch sehr eindeutig, wie kommst Du jetzt darauf, diese Meinung nun um zudrehen?


Ps: Hervorhebung durch mich.

Wie deku schon sagte, ging es im Bewertungsthread heftig zur Sache. Vom historischen Standpunkt stehe ich auf der Seite von @thane, dessen Beiträge und Zitierweise wohl von allen Mitgliedern die wissenschaftlichste ist, und der in vielen Beiträgen den Forschungsstand und die Meinungen der maßgeblichen Historiker zusammenfasst.

Er hat sich auch schon einiges anhören müssen, intellektueller Hochmut wurde ihm einmal attestiert. Thane pflegt aber auch schon mal einen scharfen, manchmal sarkastischen Stil, und turgot hat einen Seitenhieb abbekommen, den er meiner Meinung nach nicht verdiente.

Aber Schluss damit, es sollte man so etwas unter alten Forianern per private Nachrichten klären, und es ist auch kein guter Stil von mir, mich öffentlich über Forianer auszulassen.
Der Beitrag kann von mir aus gelöscht werden.
 
Wie deku schon sagte, ging es im Bewertungsthread heftig zur Sache. Vom historischen Standpunkt stehe ich auf der Seite von @thane, dessen Beiträge und Zitierweise wohl von allen Mitgliedern die wissenschaftlichste ist, und der in vielen Beiträgen den Forschungsstand und die Meinungen der maßgeblichen Historiker zusammenfasst.

Er hat sich auch schon einiges anhören müssen, intellektueller Hochmut wurde ihm einmal attestiert. Thane pflegt aber auch schon mal einen scharfen, manchmal sarkastischen Stil, und turgot hat einen Seitenhieb abbekommen, den er meiner Meinung nach nicht verdiente.

Aber Schluss damit, es sollte man so etwas unter alten Forianern per private Nachrichten klären, und es ist auch kein guter Stil von mir, mich öffentlich über Forianer auszulassen.
Der Beitrag kann von mir aus gelöscht werden.

Ich verstehe jetzt ehrlich gesagt nicht, warum Du jetzt hier das Thema auf die zurückliegende Unstimmigkeit zurückgeführt wird.

Ich habe mich nur auf deine Meinung aus deinem Beitrag #683 bezogen und eine Frage dazu gestellt. Warum sollte ich das innerhalb einer Diskussion per PN machen?
 
und turgot hat einen Seitenhieb abbekommen, den er meiner Meinung nach nicht verdiente.

Du hast Recht mit Deiner Kritik. Meine Äußerungen an Turgot waren vermutlich zu scharf formuliert. Und dafür will ich mich gerne öffentlich bei ihm entschuldigen.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass die differenzierte Beurteilung des Kaiserreichs eigentlich mittlerweile konsensual ist. Es gibt viele Ähnlichkeiten in den Positionen und man sollte ähnlich differenziert auch die Positionen der anderen Länder beschreiben.
 
Rezeptionsverhalten kann auch Modeströmungen unterliegen, mit anderen Worten: das Interesse an WW 1 Schuldfragendiskussion kann auch ein kurzfristiges sein. Als die Fernsehreihe "roots" ins deutsche Fernsehen kam, gab es für ca ein halbes Jahr ein großes allgemeines Interesse an der Geschichte der Sklaverei in Nordamerika, allerdings ebbte das dann auch wieder ab.
Ich halte für sinnvoller, eine Weile abzuwarten: sollte sich abzeichnen, dass der "WW 1 Hype" abflaut (was zu erwarten ist), dann bedarf es keiner voreiligen "wehret-den-Anfängen"-Mahnungen.
Einen plötzlichen deutschen Patriotismusbedarf, der sich ausgerechnet an einer historisch-wissenschaftlichen Kontroverse entzünden soll, herbeizureden, kommt mir etwas verwegen vor.

Das Schicksal von Kunta Kinte und seinen Nachfahren- viele meiner Schulkameraden durften das nicht sehen, erregte nicht nur in den USA großes Aufsehen und führte trotz Plagiatsvorwürfen an Alex Haley zu einer Diskussion über Sklaverei und Rassentrennung, doch so spannend die Handlung, war es eben kein "deutsches Thema" wie die Serie Holocaust, die u. a. Meryl Streep zum Durchbruch verhalf.

Der 1. Folge folgte eine vielbeachtete Fernsehdiskussion, und es hat die Serie geschafft, was die akademische Forschung nie geschafft hätte, nämlich eine Diskussion weit über akademische Kreise hinaus. Schulen veranstalteten Projekte, es interessierte viele Leute, denn die Opfer hatten ein Gesicht bekommen, waren nicht mehr reines Statistikfutter. In vielen Gemeinden forschten Laien und Akademiker nach dem Schicksal der heimischen Juden. Dabei stieß man aber noch in den 80ern auf eine Mauer des Schweigens. In vielen Gemeinden gab es gar keine Juden mehr, nur jüdische Friedhöfe. Als ich Mitte der 80er recherchierte nach den Novemberpogromen 1938 wollte mir niemand Auskunft geben. Die Juden waren alle ausgewandert so hieß es. Nur eine alte Dame, ehemalige Lehrerin war bereit, Informationen weiterzugeben. Ihre Oma wohnte neben der Synagoge und sie bekam alles mit. Von den Juden meiner Heimatregion haben nur wenige überlebt. Von den meisten ist als letzte Lebensstation das Ghetto Isbica in Polen überliefert und das endgültige Schicksal unklar.
 
Ich verstehe jetzt ehrlich gesagt nicht, warum Du jetzt hier das Thema auf die zurückliegende Unstimmigkeit zurückgeführt wird.

Ich habe mich nur auf deine Meinung aus deinem Beitrag #683 bezogen und eine Frage dazu gestellt. Warum sollte ich das innerhalb einer Diskussion per PN machen?


Lies mal den Thread "War das deutsche Kaiserreích ein demokratischer Rechtsstaat" vielleicht verstehst du besser, was ich meine.
 
... und häufig wurde relativiert im Sinne "Die anderen Großmächte waren auch nicht besser" ...

Wenn ich diesen Thread durchforste, scheint es einige respektable Historiker zu geben, die durchaus dieser Meinung sind.

Warum also solltenm User diese Auffassung nicht vertreten? :grübel:
 
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