Wo blieben die Germanen?

Ich würde denn Bedeutungswandel des Barbarenbegriffs nicht als geringfügig betrachten.
Nur Völker, die deutsch/theodisc sprachen, galten für Einhard als Barbaren, also auch er selbst und sein Kaiser. Die slawische Völker und Awaren nennt Einhard trotz ihrer im Verlgleich primitivieren Lebensweise und ihres angeblichen "Dämonenkultes" keineswegs Barbaren.
Sein Funktion als universeller Sammelname für alle Völker, denen römische oder griechische Bildung geht verloren. Für inhard ist er nicht einmal ein Schimpfwort! (Kommt aber alles wieder.)

Zu Niklot und den Elbslawen:
Eine scharfe Abgrenzung zwischen den Völkern slawischer und germanischer Sprache, liegt beim antiken Germani-Begriff und dem mittelalterlichen Germania begriff keineswegs vor.
Der Kern des Heiligen Römischen im hohen und späten Mittelalter war die Germania. Dort war auch Mainzer Erzbischof und Kurfürst der Kanzler von Germanien. Das dort neben Teutschen auch Wenden und Welsche leben, hat offenbar niemanden gestört. Germani kannte man zu der Zeit nicht.
Allerdings Teutonen.;)
Niklot war weder Teutscher noch Teutone, wohl aber ein Fürst in Germanien.
 
Zuletzt bearbeitet:
Niklot war weder Teutscher noch Teutone, wohl aber ein Fürst in Germanien.

Ein solcher Satz erweckt völlig falsche Vorstellungen.

Niklot war weder Reichsfürst noch gehörte sein Herrschaftsgebiet zum Heiligen Römischen Reich. Er war Fürst der heidnischen Abodriten, im Wendenkreuzzug 1147 auf Seiten der heidnischen Gegner und - je nach Lage - mal Verbündeter mal Gegner Heinrichs des Löwen und Adolfs II. von Schauenburg-Holstein.

Erst nach dem Tode Niklots näherten sich dessen Nachkommen dem Heiligen Römischen Reich, sodass Heinrich der Löwe 1167 Niklots Sohn Pribislaw mit dem väterlichen Erbe - außer der Grafschaft Schwerin - belehnte. Damit wurde er allerdings zum Stammvater des mecklenburgischen Fürstenhauses.
 
Ich würde denn Bedeutungswandel des Barbarenbegriffs nicht als geringfügig betrachten.
Nur Völker, die deutsch/theodisc sprachen, galten für Einhard als Barbaren, also auch er selbst und sein Kaiser. Die slawische Völker und Awaren nennt Einhard trotz ihrer im Verlgleich primitivieren Lebensweise und ihres angeblichen "Dämonenkultes" keineswegs Barbaren.
Sein Funktion als universeller Sammelname für alle Völker, denen römische oder griechische Bildung geht verloren. Für inhard ist er nicht einmal ein Schimpfwort! (Kommt aber alles wieder.)...


Goldig...!

... Ist das so zu interpretieren, dass Einhard die deutschsprachigen Völker als die einzig wirklichen und echten Barbaren betrachtete und andere Völker es nicht einmal ansatzweise zum Barbarentum gebracht haben?

Du könntest ja auch einmal deine Sichtweise zu diesem Begriffswandel darlegen. Dann wären wir jetzt bestimmt schon weiter.

MfG Jürgen
 
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Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen, die Siedlungskontinuität in Norddeutschland ist für Überraschungen gut. Stefan Flindt hat in dem Magazin Archäologie in Deutschland 6-2008 einen interessanten Bericht über die Ausgrabungen in der Lichtensteinhöhle (Osterode/Harz) veröffentlicht. In dieser Höhle wurden Bestattungen aus dem 9. / 8. Jahrhundert v. Chr. geborgen. Die Knochenreste wurden genetisch untersucht. Mit den ermittelten genetischen Profilen wurde dann Gendaten der dort lebenden Bevölkerung verglichen. Und - eine echte Überraschung -
Die Nachfahrenschaft der beiden in Sichtweite der Lichtensteinhöhle lebenden Männer zur Familie um dem Mann 1 gilt als praktisch erwiesen ...
. Mehr als 100 Generationen später leben also noch Nachfahren eines der in der Lichtensteinhöhle Bestatteten am selben Ort. Man darf sich die Völkerwanderung (zumindest für Norddeutschland) nicht so vorstellen, als wären die Stämme geschlossen aufgebrochen. Ein Teil ist ihrer Heimat treu geblieben und wurde dann in dem Stamm der Zuwanderer integriert.
 
Wir haben dieses Thema auch hier im Forum besprochen:

http://www.geschichtsforum.de/f318/gentest-beweist-verwandtschaftsbeziehungen-nach-3000-jahren-2260/

In der Diskussion haben sich auch zwei Biologen zu Wort gemeldet, welche die Aussagekraft dieser Ergebnisse ziemlich relativieren mussten.

Zudem ist es uns natürlich nicht möglich, so früh überhaupt von Germanen zu sprechen. Die sind linguistisch erst einige Jahrhunderte später fassbar. Und mancher Skeptiker würde noch dazu fragen, ob die Ausgräber mit den Knochen geredet hätten.
 
... Ist das so zu interpretieren, dass Einhard die deutschsprachigen Völker als die einzig wirklichen und echten Barbaren betrachtete und andere Völker es nicht einmal ansatzweise zum Barbarentum gebracht haben?
Leider, nein. Ich habe noch einmal die Karls-Vita durchsucht und eine Stelle gefunden, wo auch slawische Stämme Barbaren genannt werden. Also sind eben nicht nur die deutsch-sprachigen Völker barbarisch. (Welch ein Irrtum meinerseits.) Als barbarisch gilt aber weiterhin auch die deutsche Sprache, die Kaiser Karl so liebevoll pflegte und das Wort Germani beutzt Einhard einfach nicht.
Zumindest bleibt es dabei, dass Barbar erstmal kein Schimpfwort in jenen Zeiten war. Ein ausgeprägtes Schimpfwort ist hingegen "Hunne", sie im althochdeutschen Hildebrands Lied: Hadubrand schimpft Hildebrand "einen alten Hunnen".
Sobald ich die Zeit und Muße gefunden habe, werde ich ein eigenes Thema zu den Sammelnamen und weiteren Begriffen der lateinischen Vita Karls des Großen eröffnen.
 
Leider, nein. Ich habe noch einmal die Karls-Vita durchsucht und eine Stelle gefunden, wo auch slawische Stämme Barbaren genannt werden. Also sind eben nicht nur die deutsch-sprachigen Völker barbarisch. (Welch ein Irrtum meinerseits.) Als barbarisch gilt aber weiterhin auch die deutsche Sprache, die Kaiser Karl so liebevoll pflegte und das Wort Germani beutzt Einhard einfach nicht.
Zumindest bleibt es dabei, dass Barbar erstmal kein Schimpfwort in jenen Zeiten war. Ein ausgeprägtes Schimpfwort ist hingegen "Hunne", sie im althochdeutschen Hildebrands Lied: Hadubrand schimpft Hildebrand "einen alten Hunnen".
Sobald ich die Zeit und Muße gefunden habe, werde ich ein eigenes Thema zu den Sammelnamen und weiteren Begriffen der lateinischen Vita Karls des Großen eröffnen.

Also..., allmählich interessiert es mich auch, wie Einhard den Begriff Barbaren gewertet-, oder was er darunter verstanden hat.

Das passt so gar nicht zu meinen bisherigen Vorstellungen zur Verwendung der Bezeichnung - "Barbar".

Bin gespannt, was du da noch herausfindest.

MfG Jürgen
 
Zuletzt bearbeitet:
@ El Quijote

Zudem ist es uns natürlich nicht möglich, so früh überhaupt von Germanen zu sprechen. Die sind linguistisch erst einige Jahrhunderte später fassbar. Und mancher Skeptiker würde noch dazu fragen, ob die Ausgräber mit den Knochen geredet hätten.
Danke für den Link. Ich werde dort noch schreiben - zu einer weniger späten Stunde.

Aber das ist ein guter Hinweis. Jörg Biel schreibt in seinem Buch Die Kelten in Deutschland, keltisch sei weniger eine Sache der ethnischen oder sprachlichen Zusammengehörigkeit als eine kulturell-religiöse Klammer gewesen. Auch für die Germanen könnte man so etwas postulieren, wenn sich die genetischen Beweise verdichten sollten. So könnten aus Kelten Germanen geworden sein, Germanen sich in Romani verwandelt haben und vormals keltische Romani wurde zu Bajuwaren oder Alamannen. Wie es dann weiterging hat Zuckmayer in seinem "Des Teufels General" so wunderbar aufs Papier gebracht, wie es die Wissenschaft wohl nie können wird.
 
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