Wir kommen dem Sachverhalt sowieso nur bei, wenn wir die germanischen Stämme, die nach Britannien einwanderten bzw. dort Land nahmen, nicht auszudifferenzieren versuchen, sondern die germanische (Neu-)Bevölkerung als ausgesprochene Mischbevölkerung der eingewanderten Stämme (Angeln, Sachsen, Jüten, Friesen, Niederfranken) betrachten. Bereits die Klassifikation als Angelsachsen - gebildet nach den wahrscheinlich zahlenmäßig am stärksten vertretenen Stämmen (Angeln und Sachsen) - ist zwar sinnvoll, zeigt jedoch diesbezüglich keine endgültige Exaktheit; vielmehr ist von einem Verband auszugehen, der zwar großteils aus Angeln und Sachsen bestand, jedoch in nicht geringem Maße eben zudem Jüten sowie daneben auch (vgl. oben) Friesen und Niederfranken umfaßte.
Archäologisch ist das Ganze zusätzlich nicht so einfach: einerseits nivellieren sich die diesbezüglichen Unterschiede zwischen den Stämmen, wie sie noch auf dem Kontinent vorherrschten, nach der Landnahme bzw. Siedlung; andererseits zeigen die Spuren dennoch eindeutig genug, daß verschiedene Stammestraditionen ihre Einflüsse hinterlassen haben (Beispiel: Ortsnamen u.ä.).
Vgl. dazu auch
Geschichte Englands von den Anfängen ... - Google Bücher
Wie dem auch sei: aufgrund der sprachlichen Einflüsse, welche die einzelnen Stämme auf das Altenglische bzw. die Dialekte des Altenglischen ausgeübt haben, läßt sich eine starke und zudem eindeutige Korrelation hinsichtlich des Dialekts
Kentisch - gesprochen in Kent und auf der Isle of Wight sowie z.T. auch in Hampshire (im südlichen Teil) - ausmachen. Dieser Dialekt läßt sich demnach (wegen leider nur fragmentarischer Überlieferung entsprechend der Methodik der vergleichenden Sprachwissenschaft) als
Jütisch-Kentisch (zum Westgermanischen zu zählen; deswegen nicht
Jütisch, da dies
Jütländisch ist, was zum Nordgermanischen gehört) klassifizieren.
Vgl. dazu auch
Vorwort Altenglisch