Wo sind die Jüten geblieben?

Haetius

Aktives Mitglied
Es heißt Angeln, Sachsen und Jüten besiedelten England. Angeln und Sachsen sind aufgrund der auch nach ihnen benannten Königreiche leicht nachweisbar. Die Jüten sollen Kent gegründet haben. Archäologische Funde weisen aber darauf hin, dass Kent von Friesen und Franken besiedelt wurde. Wo sind nun die Jüten geblieben? :grübel:
 
Wir kommen dem Sachverhalt sowieso nur bei, wenn wir die germanischen Stämme, die nach Britannien einwanderten bzw. dort Land nahmen, nicht auszudifferenzieren versuchen, sondern die germanische (Neu-)Bevölkerung als ausgesprochene Mischbevölkerung der eingewanderten Stämme (Angeln, Sachsen, Jüten, Friesen, Niederfranken) betrachten. Bereits die Klassifikation als Angelsachsen - gebildet nach den wahrscheinlich zahlenmäßig am stärksten vertretenen Stämmen (Angeln und Sachsen) - ist zwar sinnvoll, zeigt jedoch diesbezüglich keine endgültige Exaktheit; vielmehr ist von einem Verband auszugehen, der zwar großteils aus Angeln und Sachsen bestand, jedoch in nicht geringem Maße eben zudem Jüten sowie daneben auch (vgl. oben) Friesen und Niederfranken umfaßte.
Archäologisch ist das Ganze zusätzlich nicht so einfach: einerseits nivellieren sich die diesbezüglichen Unterschiede zwischen den Stämmen, wie sie noch auf dem Kontinent vorherrschten, nach der Landnahme bzw. Siedlung; andererseits zeigen die Spuren dennoch eindeutig genug, daß verschiedene Stammestraditionen ihre Einflüsse hinterlassen haben (Beispiel: Ortsnamen u.ä.).
Vgl. dazu auch Geschichte Englands von den Anfängen ... - Google Bücher

Wie dem auch sei: aufgrund der sprachlichen Einflüsse, welche die einzelnen Stämme auf das Altenglische bzw. die Dialekte des Altenglischen ausgeübt haben, läßt sich eine starke und zudem eindeutige Korrelation hinsichtlich des Dialekts Kentisch - gesprochen in Kent und auf der Isle of Wight sowie z.T. auch in Hampshire (im südlichen Teil) - ausmachen. Dieser Dialekt läßt sich demnach (wegen leider nur fragmentarischer Überlieferung entsprechend der Methodik der vergleichenden Sprachwissenschaft) als Jütisch-Kentisch (zum Westgermanischen zu zählen; deswegen nicht Jütisch, da dies Jütländisch ist, was zum Nordgermanischen gehört) klassifizieren.
Vgl. dazu auch Vorwort Altenglisch
 
Ja genau. Aber wo sind die Jüten des Festlandes geblieben?
Frag das mal einen Dänen, da haben die Jüten den Ruf wie unsere Ostfriesen. :rofl:
Da Dänemark bereits zur Zeit Karl des Großen die heutige Ausdehnung (und darüber) besaß, werden sie danisiert worden sein.
 
kann man in Dänemark verschiedenen Dialekte feststellen wie in Deutschland oder Schweden mit den Gauten?
 
Im vergangenen Jahr war ich in Dänemark und dann weiter nach Norwegen. Irgendein Norweger meinte, Dänisch sei keine Sprache sondern eine Halskrankheit.
=)

Interessant war dabei, daß man bei einer Bestellung von der Speisekarte bei jedem Wort die Hälfte verschlucken mußte, damit die Kellnerin es verstand. Aber zum Glück können viele Dänen auch Deutsch.
;)
 

Anhänge

  • 1976-Jute.jpg
    1976-Jute.jpg
    21,2 KB · Aufrufe: 680
)) Die Dialekte Dänemarks scheinen aber nicht so weit auseinanderzufallen, dass man von verschiedenen Stämmen sprechen könnte. aber man kennt ja auch von den Jüten meiner Ansicht nach keine Sprachdenkmäler.

Übrigens sprechen die Norweger, weil sie von Dänemark so lange besetzt waren, nicht mehr das alte Norwegisch, sondern quasi eine Variante des Dänischen.)) Das Dänische klingt etwas ungewohnt, weil das d fast zu einem l wird und es Stoßlaute im Dänischen gibt.))
 
)) Die Dialekte Dänemarks scheinen aber nicht so weit auseinanderzufallen, dass man von verschiedenen Stämmen sprechen könnte. aber man kennt ja auch von den Jüten meiner Ansicht nach keine Sprachdenkmäler.

Übrigens sprechen die Norweger, weil sie von Dänemark so lange besetzt waren, nicht mehr das alte Norwegisch, sondern quasi eine Variante des Dänischen.)) Das Dänische klingt etwas ungewohnt, weil das d fast zu einem l wird und es Stoßlaute im Dänischen gibt.))

Im nordgermanischen Sprachgebiet wäre ich sowieso vorsichtig, was die Entwicklung der verschiedenen Einzelsprachen - und dementsprechend auch der Dialektvielfalt bzw. Sprachvarietäten - betrifft, von der man so eigentlich erst ab dem Spätmittelalter sprechen kann.
Ich erlaube mir, mich dazu selbst aus einer anderen Diskussion zu zitieren:
Altnordisch wurde von etwa 800 bis etwa 1500 in Dänemark, Schweden und Norwegen sowie auf den Orkneys, Shetland, Färöer, Island und Grönland gesprochen (dazwischen kurzzeitig auch in Teilen Schottlands, Irlands und Englands); sein Vorläufer ist das vom 1. bis 8. Jh. höchstwahrscheinlich in Dänemark, Schweden und Norwegen gesprochene Urnordisch.
Die unter Altnordisch gefaßten Altostnordisch (mit Altdänisch, Altschwedisch und Altgutnisch) Altwestnordisch (mit Altnorwegisch, Altisländisch und Altfäröisch) unterschieden sich zumindest bis ins 13. Jh. nicht stark voneinander; die Weiterentwicklung der Nordgermanischen Sprachen setzte wohl erst ab dem Spätmittelalter ein, wobei sich Isländisch und Färöisch am wenigsten vom Altnordischen weg entwickelten...
Vgl. http://www.geschichtsforum.de/281877-post36.html
 
ja ab 1380 ist Norwegen bis 1815 mit Dänemark zusammen gewesen. Einige sehen das Isländische als das Altnorwegische an, was sich dann unter dänischem Einfluss in Norwegen an das Dänische anpasste.

Die Dänen sollen übrigens aus Südschweden nach Dänemark eingewandert sein.
 
Zurück
Oben