Zu dem, was Scorpio schrieb:
1)
Wen meinst Du mit der Obrigkeit? Ich meine doch, die meisten Reichsfürsten waren doch gegen Preußen im Krieg begriffen oder verhielten sich zumindest neutral. Von daher ging ich eher von einer illegalen Werbung durch die Preußen im mit Preußen verfeindeten Reichsgebiet aus.
Ich hatte hingegen gelesen, dass die Preußen regelrechte Feldzüge mit kleineren Abteilungen unternahmen, um im Feindesland Kontributionen einzutreiben und zu "rekrutieren".
2)
Ich meine das Rekrutieren in Feindesland wie es Friedrich II. scheinbar sehr exessiv schon im 1. Schlesischen Krieg betrieb. Der Kreis Olmütz allein musste neben 100.000 Gulden noch 1023 Rekruten während des Feldzuges in Mähren von 1742 stellen.
3)
1757 sollen sich 3 sächsische Bataillone aus der preußischen Armee geschlossen von Guben, Lübben und Cottbus bis in die Hauptstadt Warschau ihres Kurfürst-Königs durchgeschlagen haben.
Es wurden ja nicht nur die Reste der kursächsischen Armee, welche sich auf 17.000 Mann beliefen, mit der Kapitulation vom 16.Oktober 1756 in die preußische Armee gesteckt, sondern obendrein 9075 Rekruten von Kursachsen gefordert.
Schlimmer als Sachsen traf es aber wahrscheinlich Mecklenburg-Schwerin, das mit Österreich verbündet war und 16.000 Rekruten angeblich zu erbringen hatten, woraufhin eine Landflucht eingesetzt haben soll.
In Guben stationierte das 2 - te Batallion des Regiments von Loen,
Die Mannschaften bestanden weitgehend aus den ehemaligen Soldaten
des sächsischen Regiments "Prinz Friedrich August" sowie Rekruten, die
in Guben und in der Umgebung ausgehoben wurden - allein die Stadt
Guben stellte 52 Mann. Während des Ausbildung muss es zu schweren
Mißhandlungen der sächsischen Rekruten gekommen sein, so daß der
Friedrich persönlich eingegrifen hat und einen der Leutnants von seinem
Posten entfernte - " sein Platz wäre eher im Schlachthaus".
Am 28 März 1757 bekam die Einheit Marschbefehl. An einer der Kreuzungen, kurz hinter der Stadt ertönten plötzlich Rufe - "Es lebe König von Polen, gehen wir zu ihm". Offiziere wurden bedroht, einer ist angeschossen worden. Letztendlich waren sie gezwungen zu flüchten. Soldaten plünderten die Regimentskasse und marschierten in Richtung
polnischer Grenze. Unterwegs - auf dem preußischen Gebiet - unternahmen preußische Bauern, Forstbeamte und örtliche Adlige mehrere Versuche die Fahnenflüchtigen aufzuhalten. Bei diesen Scharmützeln töten die Soldaten etwa 20 - 30 der bewaffneten Bauern, 6 Sachsen sind gefallen.
Am 29 März erreichte das Batallion die polnische Grenze und in einigen
Tagen Warschau.
Ähnlich verlief die Flucht des ersten Batallions, stationiert in Lübben,
Diese Einheit ereichte die polnische Grenze am 1.4.1757.
In Cottbus und Peiz lag das erste Batallion des Regiments von Brevern,
seine Mannschaften bestanden aus ehemaligen Soldaten des sächsischen
Regiments "Prinz Xsawer", und waren am 29 März unterwegs in Richtung
Schlesien als die Nachricht über die Fahnenflucht
der Soldaten aus Lübben und Guben das Batallion erreichte. Der Oberst von Brevern
vesuchte die Stimmung zu beruhigen, es wurde zusätzlicher Sold ausgezahlt.
Als man jedoch am nächsten Tag versuchte, die ausgegebene Munition
einzuziehen kam es zu Schiesserei. Einer der Offiziere wurde verletzt,
Es wurde auch auf den Oberst geschossen. 500 Sachsen machten sich
anschliessend auf den Weg nach Polen. 150 Soldaten blieben beim Regimentskommandeur. Die Fahnenflüchtigen erreichten die Grenze
ohne größere Zwischenfälle. Ledeglich 2 Soldaten wurden verletzt, als
die Einheit kurz vor der Grenze beschossen wurde.
Fast zeitgleich ist eine Schwadron, bestehend aus ehemaligen "Rutkowski
Dragonern" aus Forst und Pförten in Richtung Mähren desertiert.
Davor - noch im Winter - sollten zwei Schwadrone nach Böhmen übergelaufen sein. (hierzu fehlen mir die genauen Angaben)
Nach der Kapitulation in Pirna wurden die sächsischen Truppen etweder
auf die preußischen aufgeteilt - betraf die Regimenter, die sich
geweigert haben das Eid auf den König von Preußen abzulegen,
oder komplett mit preußischen Offizieren in die Armee des Friedrichs
eingegliedert. (Infanterieregimenter)
Die sächsischen Regimenter sollten folgende Nummer erhalten
Nr. 50 Wietersheim
Nr. 51 Wylich
Nr. 52 Blanckensee
Nr. 53 Manstein
Nr. 54 Saldern
Nr. 55 Hauss
Nr. 56 Loen
Nr. 57 Jung-Braunschweig-Bevern
Nr. 58 Flemming
Nr. 59 Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen
Mit den Grenadierbatallionen:
Nr. 52/55 Kahlenberg
Nr. 50/58 Bähr
Nr. 51/59 Bornstädt
Nr. 53/57 Diezelsky
Nr. 54/56 Köller
De facto kam dazu nicht.
Zwei Jahre später - 1758 - existierten nur noch zwei von den
geplanten Regimentern ( welche - ????)
Das Regiment von Loen ( Guben) ist aufgelöst worden, allerdings
habe ich gelesen, daß es erst später erfolgte. Es sieht so aus
als ob man diese Einheit erneut aufgestellt hat, denn als Grund
für die Auflösung ist ist die Fahnenflucht der kompletten Manschaft,
während des östrerreichischen Vorstoßes nach Berlin....Und dieser
hat viel später stattgefunden als die in "Gubner Chronik" geschilderten
Ereignisse.
Die sächschischen Rekruten brachten dem Friedrich nicht allzuviel
Nutzen. Es muß auch eine Episode in Zusammenhang mit der Belagerung
von Schweidnitz gegeben haben. Die Österreicher sollten die Festung
hauptsächlich dank der Mitwirkung der sächsischen Soldaten
aus den Reihen der Verteidiger erobert haben
gruß