Würdet ihr Napoleon den Namen "der Große" zusprechen?

Im 19. Jhdt. war die Zeit der "Großen" auch schon vorbei. Friedrich der Große war der letzte europäische Herrscher, der so genannt wurde. Außerhalb Europas gab es danach nur noch Kamehameha I. der Große, König von Hawaii 1795-1819, und Rama IX. der Große, König von Thailand seit 1946. Bei Letzterem bleibt auch abzuwarten, ob der Beiname seinen Tod überlebt ...
 
Ich denke Russland und Leipzig haben ihn damals um den Titel "der Grosse" gebracht, das wog damals vermutl. mehr als etliche vorherige und nachtrægliche Siege.

Da mag was Wahres dran sein. Alle mit dem Attribut "groß" versehenen, die mir durch den Kopf gehen, sind nicht so gescheitert. Im übrigen gibt's gar nicht so viele davon, betrachtet man nur die, wo sich "groß" übernational durchgesetzt hat.
 
Wie schon beim bewussten "Kaiser Wilhelm der Große": Durch staatliche Verordnung lässt sich das nicht erreichen. Entweder bildet sich das im Verlauf von etwa 100 Jahren (oder länger) durch den Volksmund heraus - oder aber nicht! Wodurch ein Herrscher einen solchen mystischen Glanz im Volk erhält, ist nicht immer klar.
Es hätte ja nicht verordnet werden müssen, aber es hätte wohl besser mit einer positiven Haltung dem gegenüber von oben bedurft.

Die enorme Abscheu in weiten Kreisen im Ausland hätte aber wohl eine internationale Würdigung Napoleons als "der Große" sowieso verhindert. Eine Benennung, die nur national funktioniert, wie sie bei "Louis le Grand" gewissermaßen erfolgte, verläuft doch über die Jahre, wie mir momentan scheint, leicht im Sande. Sogesehen: man sah ihn wohl auch weltweit zu zwiespältig, um Napi einen solchen Beinamen zuzugestehen. Vielleicht hätte sich ein solcher in Anführungsstriche gesetzt am ehesten eingebürgert.:D
 
Da mag was Wahres dran sein. Alle mit dem Attribut "groß" versehenen, die mir durch den Kopf gehen, sind nicht so gescheitert. Im übrigen gibt's gar nicht so viele davon, betrachtet man nur die, wo sich "groß" übernational durchgesetzt hat.
Ein sinnvoller Aspekt.

In Spanien gefallen, einen Nachfolger fest im Sattel möglichst aus dem gleichen Hause und die Chancen wären wohl bessere gewesen.
 
Hier einmal eine kleine Liste von nicht so bekannten "Großen":

Simeon der Große - bulgarischer Zar 913-927
Peter Kresimir der Große - kroatischer König 1058-1074
Stefan Uros der Große - serbischer König 1243-1276
Konrad der Große - Markgraf von Meißen 1123-1156
Waldemar der Große - Markgraf von Brandenburg 1308-1319
Gerhard der Große - Herzog von Schleswig 1326-1329, Graf von Holstein-Rendsburg
Albrecht der Große - Herzog von Mecklenburg 1348-1379
Edzard I. der Große - Graf von Ostfriesland 1492-1528
Arnulf der Große - Graf von Flandern 918-964
Wilhelm II. der Große, 1002-1003 Herzog in Thüringen, 963-1003 Graf von Weimar
Wilhelm der Große - Herzog von Aquitanien 790-806
Wilhelm V. der Große - Herzog von Aquitanien 995-1029
Gradlon Mur der Große - König von Cornouailles bis 505
Peter der Große - König von Sizilien 1282-1285, König von Aragon 1276-1285
Hugo der Große - Markgraf der Toskana 961-1001, Herzog von Spoleto und Camerino
Amadeus V. der Große - Graf von Savoyen 1285-1323
Karl Emmanuel I. der Große - Herzog von Savoyen 1580-1630
Atenulf der Große, Fürst von Capua 887-910 und Benevent 900-910.
Vytautas der Große - Großfürst von Litauen 1401-1430
Mstislaw I. der Große - russischer Großfürst 1125-1132
Iwan III. der Große - russischer Zar 1478-1505
Ludwig der Große - König von Ungarn 1342-1382, König von Polen 1370-1382
Alfons III. der Große - König von Asturien 866-910, Kaiser von Spanien
Ferdinand I. der Große - König von Leon 1038-1065, König von Kastilien 1029-1065
Ramon Berengar der Große - Graf von Barcelona 1096-1131, Graf der Provence
Sancho der Große - König von Navarra 1000-1035
Theobald I. der Große - König von Navarra 1234-1253
Phaya Tak der Große - König von Thailand 1767-1782
Rama IX. der Große - König von Thailand seit 1946
Akbar der Große - Moguln-Schah 1556-1605
Tigranes der Große - König von Großarmenien 95-55
Aschot I. der Große - König von Armenien 885-890
Leon II. der Große - König von Kleinarmenien 1196-1219
Alexander I. der Große - König von Georgien 1412-1442
Sejong der Große - König von Korea 1418-1450
Mithridates II. der Große - Partherkönig 123-88
Abbas I. der Große - Schah von Persien 1587-1629
Kamehameha I. der Große - König von Hawaii 1795-1819

Heinrich IV. von Frankreich wird von den Franzosen auch gerne "le Grand" genannt.

Erwähnt werden sollte auch, dass es auch einige Nicht-Herrscher gibt, die den Beinamen erhielten, z. B. der Gelehrte Albert der Große. Der portugiesische Entdecker Afonso de Albuquerque wird auch "Afonso der Große" genannt.

Und dann gibt es da natürlich auch noch den DJ Fedde le Grand ...:D

Es gibt genug Träger, die ihren Beinamen nicht gerade zu Recht führen. Nehmen wir Antiochos III.: Abgesehen von seinem legendären Ostfeldzug hatte er eigentlich nur Misserfolge zu verzeichnen. (Anzumerken bleibt allerdings, dass bei ihm die Bezeichnung "der Große" eigentlich daher rührt, dass er den Titel "megas basileus", also Großkönig, annahm, doch scheint das irgendwie in Vergessenheit geraten zu sein.) Der oströmische Kaiser Leo I., der auch manchmal "der Große" genannt wird, war zwar, verglichen mit etlichen anderen römischen Kaisern seiner Zeit, nicht übel, aber "groß" war er auch wieder nicht. An Justinian I. wiederum war eigentlich nur sein glückliches Händchen bei der Personalauswahl groß.
 
In Spanien gefallen, einen Nachfolger fest im Sattel möglichst aus dem gleichen Hause und die Chancen wären wohl bessere gewesen.

Das wære doch alles (noch) viel zu profan gewesen, oder nicht?
Wenn der Russland-Feldzug gelungen wære, dann hætte es sicher geklappt mit dem Titel.

(selbst wenn er spæter auf dem Weg nach Indien irgendwo gescheitert wære) :D

Gruss, muheijo
 
Es gibt genug Träger, die ihren Beinamen nicht gerade zu Recht führen. Nehmen wir Antiochos III.: Abgesehen von seinem legendären Ostfeldzug hatte er eigentlich nur Misserfolge zu verzeichnen. (Anzumerken bleibt allerdings, dass bei ihm die Bezeichnung "der Große" eigentlich daher rührt, dass er den Titel "megas basileus", also Großkönig, annahm, doch scheint das irgendwie in Vergessenheit geraten zu sein.) Der oströmische Kaiser Leo I., der auch manchmal "der Große" genannt wird, war zwar, verglichen mit etlichen anderen römischen Kaisern seiner Zeit, nicht übel, aber "groß" war er auch wieder nicht. An Justinian I. wiederum war eigentlich nur sein glückliches Händchen bei der Personalauswahl groß.
Zur Strafe ( =) ) fielen solche dann aber auch, im Großen und Ganzen, einer gewissen Vergessenheit anheim. Nicht umsonst bezeichnest Du sie selber als
nicht so bekannten "Großen"
und auch zu Recht.

Man könnte bei den "nicht so bekannten Großen" mal deren Wirken auf das Weltgeschehen untersuchen.
Bei dem Großen Kurfürst bspw. ist das ja auch eher eine Bezeichnung, wenngleich sehr im deutschen Sprachraum eingebürgert, welche sich aus der innerpreußischen Geschichte erklären lässt. Für die Grundsteinlegung für Preußens Großmacht tat er fiel - und sein Glanz war um so größer, um so mehr Spätere seinen Vorgänger und Nachfolger als Totalausfälle abstuften. Welthistorisch allerdings sind auch seine Errungenschaften eher bescheiden, wenngleich für Brandenburg und wohl auch für Dtl. nicht zu unterschätzen.
 
Man könnte bei den "nicht so bekannten Großen" mal deren Wirken auf das Weltgeschehen untersuchen.

Die Ostfriesen sind z.B. stolz auf Edzard den Großen (1461-1528). Unter ihm entwickelte sich Ostfriesland politisch, kulturell und wirtschaftlich vorteilhaft und erreichte seine größte Ausdehnung.

Aber weltgeschichtlich ist da nichts und das wird bei den anderen lokalen "großen" auch so sein.
 
Das wære doch alles (noch) viel zu profan gewesen, oder nicht?
Wenn der Russland-Feldzug gelungen wære, dann hætte es sicher geklappt mit dem Titel.

(selbst wenn er spæter auf dem Weg nach Indien irgendwo gescheitert wære)
Für uns Heutige vielleicht. Aber all die Ruhmesdenkmäler wurden schon nach 1806 gebaut und da existierte schon vollauf eine (nahezu) perfekte Selbststilisierungen. Er stellte sich dabei ganz allein quasi als Schöpfer dieses neuen Frankreichs hin.
Place Vendôme ? Wikipedia

Vielleicht sehen wir das Ganze, wie Dieter schon richtig andeutete, zu sehr mit den Augen der Nachgeborenen. Wir vermengen gleich Napoléon mit seiner Niederlage in Russland oder auch mit dem Ziel Russland zu bezwingen, wenn du so willst.

Meine Überlegungen rühren im Gegensatz dazu eher von dem Respekt, den Napoleons Ruhm nach Austerlitz und Tilsit international einflößte.
 
Hier einmal eine kleine Liste von nicht so bekannten "Großen":

Anhand dieser Liste kannst du sehen, wie wenige "große" sich wirklich überlokal oder gar übernational durchgesetzt haben. Da bleiben - von Alexander über Peter und Katharina sowie Louis - nur sehr wenige übrig. Auf meinen Edzard den "Großen", seines Zeichens ostfriesischer Fürst, wies ich bereits hin.
 
Anhand dieser Liste kannst du sehen, wie wenige "große" sich wirklich überlokal oder gar übernational durchgesetzt haben. Da bleiben - von Alexander über Peter und Katharina sowie Louis - nur sehr wenige übrig. Auf meinen Edzard den "Großen", seines Zeichens ostfriesischer Fürst, wies ich bereits hin.
Ein schönes Beispiel sozusagen in eigener Sache (*): Der große Stättmeister Georg Friedrich Seufferheld - Stättmeister der Reichsstadt Hall in der zweiten Hälfte des 17.Jh..

* weil auf der Veranstaltung in Wackershofen mein "Vorbild"
 
Hier einmal eine kleine Liste von nicht so bekannten "Großen":
Eine wunderbare Liste, vielen Dank!

Ich hatte nämlich auch schon zu Grübeln angefangen, welche Herrscher denn überhaupt diesen Beinamen verpaßt bekamen.
Und ein unbekannter "Großer" ist eigentlich kein echter solcher ...

Und dann kann man eigentlich eher sagen, daß dieser Beiname bei wichtigen Herrschern sehr selten ist (und dann ist es auch nicht verwunderlich, daß Napi ihn nicht gekriegt hat).

Nach kurzer geistiger Sammlung fallen mir eigentlich nur ein: Alexander, Konstantin, Karl, Alfred, Otto, Peter, Katharina und Friedrich.

Und ich schreibe bewußt keine weiteren Angaben hin, weil bei denen jeder sofort weiß, wer gemeint ist ;-)
 
Ich denke, es hat nie einen Grund gegeben, Napoleon diesen Beinamen zu geben.

Zu Wirkungszeiten war er Napoleon, es gab nur ihn. Sicherlich gab es Napoleon II. aber eher in der Theorie. Wenn von Napoleon gesprochen wurde, dann wusste jeder, wer gemeint war. Das galt natürlich auch, als die Dynastie 1815 abtreten musste. Wer konnte zu diesem Zeitpunkt auch nur ahnen, dass es einen dritten geben würde. Niemand. Und so findet sich in der zeitgenössischen Literatur immer der Name Napoleon. Sicherlich finden sich in der Beurteilung viele Adjektive aber als Beiname waren sie nicht nötig.

Als die Bourbonen nach einem knappen Jahr fliehen müssten, war er wieder Napoleon. Im Volk, wie muheijo richtig sagt, "der kleine Korporal". Wie hätte es denn geklungen, wenn jemand gesagt hätte: "Unter Napoleon dem Großen war alles besser!" Passt doch gar nicht. Es gab daher gar keinen Grund, ihm den Beinamen zu geben.

Ich denke nicht, dass Napoleon III. den I. erhöhen konnte, hätte er doch dann eingestanden, dass seine Herrschaft "kleiner" wäre.

Nun endete Napoleon III. auch im Desaster. Kann man es nationale Depression nennen? 2 Mal hat die Familie Bonaparte Frankreich an den Abgrund geführt. Ich denke, kein Grund, um mit großen Beinamen zu hantieren.

Grüße
excideuil
 
Ich denke nicht, dass Napoleon III. den I. erhöhen konnte, hätte er doch dann eingestanden, dass seine Herrschaft "kleiner" wäre.

Ich möchte nochmals darauf hinweisen: Das Attribut "der Große" wurde nicht verliehen, sondern hat sich im Verlauf von 100 Jahren und mehr autonom entwickelt. Verleihungen seitens einer Staatmacht bewirken gar nichts, auch nicht bei "unserem geliebten großen Führer" Kim Jong Il.
 
Im 19. Jhdt. war die Zeit der "Großen" auch schon vorbei. Friedrich der Große war der letzte europäische Herrscher, der so genannt wurde. Außerhalb Europas gab es danach nur noch Kamehameha I. der Große, König von Hawaii 1795-1819, und Rama IX. der Große, König von Thailand seit 1946. Bei Letzterem bleibt auch abzuwarten, ob der Beiname seinen Tod überlebt ...


Wilhelm II. bestand durchaus darauf, seinem Großvater Wilhelm I. historische Größe zu verleihen, und das national- konservative Bürgertum, einschließlich der meisten Historiker hatte dagegen offenbar wenig einzuwenden und sprach lobhudelnd- gehorsam von "Wilhelm dem Großen" in amtlichen Dokumenten der wilhelminischen Zeit wird man diese Titulatur häufig wenden.

Ein prominenter Gegner dieser ebenso eigenwilligen wie eigenmächtigen Geschichtsinterpretation war Ludwig Quidde, der sich in "Caligula- eine Studie zum Cäsarenwahn" darüber auslässt.

Eine Äußerung "von einem Wilhelm dem Großen zu sprechen, mache nur Sinn, ihn von einem künftigen "Wilhelm dem Kleinen" zu unterscheiden, kostete Quidde schließlich 3 Monate Gefängnis in Stadelheim wegen Majestätsbeleidigung, und Quidde, der später mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, erhielt im wilhelminischen Deutschland keinen Lehrstuhl mehr und wurde von vielen Historikerkollegen geschnitten.
 
Ich würde sagen Jein.Napoleon war auf falsche Art ein "großer Mann"

Punkte die für einen Großen Mann sprechen sind:

  • schützt die Rheinbundstaaten und damit die Errungenschaften der Revolution

  • Setzt altes Recht im Reich außer Kraft.Das neue Recht zielt nämlich nicht auf ständische sondern auf die Freiheit der Person.
die Falsche Art:

  • Der Rheinbund diente nur als Pufferzone,den die Rheinbundstatten hatten militärisch gesehen keine Wahl
  • Er gefährdete die Stabilität im gleichberichtigten Konzert der Mächte
 
Egal wie man zu Napoleon und seiner geschichtlichen Rolle steht - ein Beiname "der Große" ist nicht nötig. Wer von Napoleon ohne Zusatz schreibt oder spricht, meint eigentlich immer Bonaparte und nicht den Verlierer von 1870/71. Der Name ist, ganz im Gegensatz zu den vielen Karls, Friedrichs, Franzen, Ludwigs etc. pp. (fast) einmalig.
 
Ich schließe mich dem an und meine, Napoleon braucht den Zunamen "der Große" nicht. Es genügt ja schon zu sagen, der Korse, wenn man von dieser Zeit spricht. Da weiß jeder, der sich in dieser Epoche ein wenig auskennt, Bescheid. Kaum einer ist unverwechselbarer als er.
Allerdings ist er auch jemand, der letztendlich an seiner Unruhe oder endlosen Gier gescheitert ist. Sozusagen eine tragische Figur, ein Gescheiterter. Jemand, der auf einer kleinen Insel im Südatlantik starb. Diese Ruhe, das muss Horror für ihn gewesen sein.
 
Es sind schon kleinere......

als Napoleon Ier in die Geschichte als "Große" eingegangen.
Ich denke, die Franzosen als einzige haben das Recht, dies zu entscheiden. Dass sie es nicht getan haben, aber der Epoche den Namen "Grand Empire" gaben, ist dem zu recht bekanntesten Protagonisten dieser Zeit Ehre genug getan.

Schließlich nennt man die negativen Protagonisten dieser Zeit auch nicht "größter Verräter", sondern nur schlicht Verräter.;)
 
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