Zähneputzen

ekket

Mitglied
Hi!

Wie haben sich die Römer eigentlich die Zähne gepflegt?

Die Zahnbürste war ja noch nicht erfunden und meine Zahnärztin hat gesagt, dass nach drei Tagen ohne putzen Entzündungen entstehen.

Gruß,

Ekket
 
Zähneputzen mit Froschwasser
In der Steinzeit haben sich die Menschen nicht die Zähne geputzt. Trotzdem hatten sie keine Löcher. Woran das lag? Sie haben nur Fleisch und Pflanzen gegessen. In ihrer Nahrung gab’s kaum Zucker, der die Zähne hätte kaputt machen können.

Aber die Menschen wurden schon bald zu Schleckermäulern. Vor allem die Römer hatten oft Zahnschmerzen. Sie kamen auf besonders seltsame Einfälle, ihre Zähne zu schützen: Frösche wurden in Essig gekocht. Mit der Brühe spülten sich die Römer den Mund aus. Es gab sogar den Aberglauben, dass der Urin von kleinen Jungen gut für die Zähne wäre.

Auch die Germanen waren so manchem Hokuspokus verfallen. So hieß es in einer Volksweisheit:

"Schneide aus der Rinde eines Holunderbaums einen Splitter. Mit diesem stochere dein Zahnfleisch blutig. Stecke den Splitter dann an der gleichen Stelle zurück in den Baum. Wenn er wieder festgewachsen ist, dann werden auch deine Zahnschmerzen vorbei sein."

Das Rumstochern in den Zähnen war überhaupt sehr verbreitet: In manchen Gegenden hat man dazu sogar Zähne von Verstorbenen benutzt. Aber auch Zahnstocher aus seltenen Hölzern waren beliebt.

http://www.br-online.de/kinder/fragen-verstehen/wissen/2005/00873/

War das erstbeste, was ich dazu gefunden habe.
 
Ich habe einen alten Artikel aus G-Geschichte gesucht (und auch gefunden) der sich mit der Geschichte der Zahnhygiene beschäftigt.

Der komplette Bericht ist wesentlich länger, aber einige Auszüge werden vielleicht schon weiterhelfen.

Aus G-Geschichte 02/2003:

"In Kulturnen, wo Sauberkeitsriten Bestandteile der Religion waren, schenkte man den Zähnen mehr Aufmerksamkeit.
In Indien empfahlen das Gesetzbuch von Manu (600 v. Chr.) und die nach dem Arzt Susruta benannten medizinischen Texte (400 n. Chr.) die Reinigung der Zähne mit Bürste und Paste: fasrig gekaute Zweige dienten als Zahnbürste, ein Gemisch aus Honig, Ingwer, Zimt, Salz, Muskatnuss und Sesamöl als Zahnpasta.
Da den Hindus der Mund als Tor zum Körper galt, achteten sie streng auf Sauberkeit. So putzte die Piesterkaste der Brahmanen vor Sonnenaufgang eine Stunde lang die Zähne und sprach dabei Gebete.

Auch im arabischen Kulturbereich war die Zahnpflege religiös motiviert. Zu den im Islam vorgeschriebenen fünf rituellen Waschungen am Tag gehörte jeweils auch das dreimalige Ausspülen des Mundes. Als Reinigungsgerät diente die „Miswak“, meist ein Zweig des Arakbaumes oder eines anderen aromatischen Gehölzes. Der Zweig musste 24 Stunden im kalten Wasser liegen, bevor sich die Fasern lösten und pinselartig auffächerten.

Der Westen hinkte in der Zahnpflege hinterher. Die griechisch-römische Kultur hatte auf dem Sektor Mundhygiene keine wesentlichen Neuerungen beigetragen. Antike Autoren wie Ovid empfahlen das Abreiben der Beißer mit Myrrhe, Minzesaft, Bimstein, zerriebenen Rosenblättern oder einem Stoffläppchen, zum Mundausspülen verwendete man klares Wasser, Wein und auch Urin, dessen Bestandteil Ammoniak reinigende Wirkung besaß."
 
Ich hab mal nen Film gesehen, da haben die einige Zahnpflegetechniken gezeigt. Ich kann mich nur noch an zwei erinnern. Einmal wurden Knochen in Alkohol verbrannt und mit der entstandenen Asche die Zähne eingerieben. Das zweite war dass die sich den Mund einfach nur mit Wein ausgespühlt haben.
 
in Essig gekochter Frosch

Heute abend kam auf ZDF aus der Reihe Terra X ein Beitrag mit dem Titel "Ein Tag im alten Rom" über das Leben eines Feuerwehrmanns in der Kaiserzeit:

https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/ein-tag-im-alten-rom-102.html

(der Beitrag kann über die Mediathek noch abgerufen werden. Ansonsten wird die Folge auch wiederholt: Terra X Folge 199: Ein Tag im alten Rom

Bei Minute 4:30 wird berichtet, dass zur Zahnpflege Salbeiblätter benutzt wurden. Zur Vermeidung von Mundgeruch verwendete man in Essig gekochten Frosch (sic!).

Ich habe noch hier etwas dazu gefunden: (S. 63 im Viewer bzw. S. 55 des Buches): https://archive.org/stream/zhneundzahnbeha00grawgoog#page/n61/mode/2up/search/essig

Als Quelle dazu wird Plinius XXXII 7,26 genannt.
 
Aus eigener Anschauung: In Ostafrika wurden kleine Hölzer benutzt, runde gerade Stücke von Zweigen in handlicher Länge. Das Holz faserte perfekt auf am Ende (entsprach im Härtegrad etwa einer "medium"-Zahnbürste). Sehr praktisch und angenehm zu benutzen. Leider weiß ich natürlich nicht wie lange so was schon gebräulich ist.
 
Getrocknete Süßholzwurzel könnte beim antiken “Stöckchenkauen“ mit zahn- wie rachenreinigendem Effekt evtl. als Verdächtiger in Frage kommen.
Als Heilplanze hat Süßholz in Mesopotamien, Ägypten, Griechenland und im Römischen Reich wegen ihrer entzündungshemmenden und krampflösenden Wirkung verschiedentlich Verwendung gefunden, vornehmlich zur Behandlung von Erkältungen, Asthma und sonstiger Erkrankungen der Atemwege, auch zur Linderung von Sodbrennen sowie zur Behandlung von Geschwüren und bei Verwundungen.
Zudem soll getrocknete Süßholzwurzel zur Standardausrüstung der Legionäre gehört haben, in diesem Fall angeblich als Durstlöscher, eine Anwendung die heute im arabischen Raum noch verbreitet sein soll. Dieser Hinweis ist sowohl bei Wikipedia zu finden wie auch auf pharmakologischen Seiten, einen Quellenbeleg konnte ich allerdings jeweils leider nicht finden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zudem soll getrocknete Süßholzwurzel zur Standardausrüstung der Legionäre gehört, in diesem Fall angeblich als Durstlöscher, was heute im arabischen Raum noch verbreitet sein soll. Dieser Hinweis ist sowohl bei Wikipedia zu finden wie auch auf pharmakologischen Seiten, einen Quellenbeleg konnte ich allerdings jeweils leider nicht finden.

Zur enstprechenden Wirkungsweise: Plinius Maior, NH, Lib. XXI Von Legionären steht dort jedoch nichts. Nur von Wassersüchtigen (hydropicis).
 
:grübel:Ich wundere mich, dass Lukullus nichts zum in Essig eingelegten Frosch sagt, nun ich kann es mir nicht vorstellen als Mittel gegen Mundgeruch, da fehlt mir die Fantasie.
Stöckchenkauen und Zerfasern als Zahnbürstenersatz ja, dass bekommt man auch bei uns z.B. mit Weidezweigen hin - kann ich mir vorstellen und ist praktisch naheliegend - ich habe es einmal bei einem experimentiellen Archäologieszenario im Neolithikum gesehen, müsste ich noch einmal nachschauen, ob dies explizit nach Funden nachgestellt wurde. Süßholz, soweit ich mich erinnere fördert es den Speichelfluß, mir hat es geschmeckt und Spaß gemacht Süßholz zu kauen - Frage ist halt, ob die Süße nicht eher kariesförderlich ist, der Hauptsüßstoff ist zwar kein Kohlehydrat, sondern ein Glykosyd, bei wiki steht, dass jedoch auch Polysaccharide enthalten sind.
 
:grübel:Ich wundere mich, dass Lukullus nichts zum in Essig eingelegten Frosch sagt, nun ich kann es mir nicht vorstellen als Mittel gegen Mundgeruch, da fehlt mir die Fantasie.
Stöckchenkauen und Zerfasern als Zahnbürstenersatz ja, dass bekommt man auch bei uns z.B. mit Weidezweigen hin - kann ich mir vorstellen und ist praktisch naheliegend - ich habe es einmal bei einem experimentiellen Archäologieszenario im Neolithikum gesehen, müsste ich noch einmal nachschauen, ob dies explizit nach Funden nachgestellt wurde. Süßholz, soweit ich mich erinnere fördert es den Speichelfluß, mir hat es geschmeckt und Spaß gemacht Süßholz zu kauen - Frage ist halt, ob die Süße nicht eher kariesförderlich ist, der Hauptsüßstoff ist zwar kein Kohlehydrat, sondern ein Glykosyd, bei wiki steht, dass jedoch auch Polysaccharide enthalten sind.

Der Saft von in Essig gekochten Fröschen wurde laut Terra X (s. meinen obigen Beitrag) verwendet. Im Film hieß es, dass man heute weiß, dass Froschhaut antibakteriell sei.

In dem Link, den ich oben genannt habe (ein Werk aus dem frühen 20. Jahrhundert) wurde auch auf Plinius (XXXII 7,26)verwiesen. Allerdings habe ich mir noch nicht die Mühe gemacht, den Text zu suchen.
 
:grübel:Ich wundere mich, dass Lukullus nichts zum in Essig eingelegten Frosch sagt, ...

Nun ja, die Vorstellung sich vorab in Essig gebadet zwischen übelriechendem Gaumen und Zäpfchen wiederzufinden muss meiner einer erstmal gründlich verdauen. :nono:

Von Ekel geschüttelt drängt sich mir just die Vermutung auf, dass die Redewendung “Einen Frosch im Halse zu haben“ auf diese eigenwillig anmutende plinianische Rezeptur gegen Mundgeruch zurückzuführen sein könnte...

Jedenfalls scheint dies sichtlich ein Fall von “Andere Zeiten andere Sitten“ zu sein, wo Minze, wenngleich auch nicht in der uns heute vetrauten Kultivierungsform, doch recht problemlos zu haben war.
Sich vorzustellen, wie Gaius in die Falten seiner Toga greift um ein Gefäß mit gesäuerten ranae zu zücken und Valeria zu fragen: “Auch nen Frosch?“ bevor sie sich küssen wollen, das hat schon was - “tic tac“ bzw. “wrigleys“ auf altrömisch. Bei den diversen Froscharten war wohl was für jede Rachengröße dabei...
Jetzt paddel ich flugs auf Tauchstation, damit ich nicht wegen OT gefroschschenkelt werde. :abtauch:
 
Wem, wie mir, der Froschessig zur Mundspülung nicht behagen sollte, kann alternativ auf eine angeblich bei Hippokrates überlieferte ähnlich geschmackvolle Essenz zurückgreifen:
Die Asche verbrannter Mäuseköpfe, abgekochter Hundezähne sowie den Knöcheln frisch geschlachteter Ziegen mit Minzsaft in Weißwein rühren und damit gurgeln.

Findet sich nebst weiteren Tips zur “Mund- und Zahnpflege annodazumal“ auf dieser Seite:
Schön dank Myrte, Myrrhe und Mastix | zm-online
 
...
Von Ekel geschüttelt drängt sich mir just die Vermutung auf, dass die Redewendung “Einen Frosch im Halse zu haben“ auf diese eigenwillig anmutende plinianische Rezeptur gegen Mundgeruch zurückzuführen sein könnte...

Off topic:
I trockenen Gegenden/Zeiten neigen gerade Amphibien dazu, jede feuchte Stelle aufzusuchen. Wem schon mal in einem Buschrestaurant eine Kröte aus der Toilette (diese altmodischen Steh-klos) entgegen kam weiß das.

Ich würde also eher vermuten, dass Frösche ihren sprichwörtlichen Ruf als Verstopfer von Leitungen auf solche Weise erworben haben.
 
Die Bedeutung von einen Frosch im Hals haben:
"Ein heiserer Mensch erinnert ja mitunter wirklich an einen quakenden Frosch, und wenn er sich selbst auf die Schippe nimmt, macht ihn das sympathisch. Vermutlich geht die Redewendung jedoch nicht auf diese Ähnlichkeiten erkälteter Menschen mit Amphibien zurück, sondern hat ihren Ursprung im medizinischen Fachjargon: Als "ranula" bezeichnet der Hals-Nasen-Ohren-Arzt eine Geschwulst im Bereich von Hals oder Zunge.
Bei der Benennung haben sich die Mediziner wohl von der Natur inspirieren lassen, denn der Begriff leitet sich ab von rana, dem lateinischen Wort für Frosch. Ranula ist die Verkleinerungsform, bezeichnet also in etwa ein "Fröschlein". Dem entsprechend wird die schmerzlose Geschwulst, die meist in einer Operation entfernt werden muss, auch "Froschgeschwulst" genannt. Sie ist mit eingedicktem Speichel gefüllt und kann Bohnen- bis Walnussgröße erreichen.
Eine Ranula verursacht Beschwerden beim Schlucken und Sprechen und gleicht damit in gewisser Weise dem Stimmversagen, das von Heiserkeit oder Aufregung verursacht wird."
wissen.de
matze007, deine Herleitung ist natürlich wesentlich inspirierender, obwohl mich noch keine Kröte aus dem Klo angestarrt hat. Reiher haben ja auch manchmal einen Frosch im Hals, vielleicht hat der dicke Hals eines Reihers auch dazu inspiriert, wenn man einen dicken Hals hat , muss man ja manchmal beim Frosch im Hals auch würgen bevor man reihert...). Hm, nicht besonders appetitlich....
 
Zurück
Oben