Zeitzeugenerlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg

Scorpio

Aktives Mitglied
Im Thread "eisernes Kreuz" hat sich ja eine lebhafte Diskussion entwickelt, wobei @balticbirdie vorgeschlagen hat, einen eigenen Thread zum Thema "Kriegserlebnisse" aufzumachen. Die Generation dieser Zeitzeugen ist im Aussterben begriffen, und viele Berichte liefern durchaus interessante mentalitätshistorische Informationen.

Ich hoffe daher auf rege Bteiligung!
 
Eine Begebenheit an der Ostfront hat meinen Großvater bis ins hohe Alter erregt, die sich im Winter 1942/43 an der Ostfront bei Rjev abgespielt haben muss. Die Wehrmacht hielt dort seit 1942 einen schlauchartigen abschitt, der sich tief in nordöstlicher Richtung in die gegnerischen Linien vorwölbte. Dort versuchte die Rote Armee mit aller Gewalt durchzubrechen und setzte dazu eine Vielzahl an Panzern ein, von denen viele im deutschen Minenfeld explodierten, wo Dutzende ausgebrannter Panzer lagen.

Gegen die deutschen Truppen mobilisierte die sowjetische Armeeführung ein Strafbataillion, dem Pardon versprochen wurde, wenn sie den deutschen Graben eroberten. Aus Aussagen von überlebenden Gefangenen ließ sich das Ganze rekonstruieren. Das waren oft Leute, die wie in deutschen Strafbataillionen wegen gerinfügiger Vergehen, etwa, weil sie zu spät zur Arbeit erschienen waren. Sie beobachteten die Deutschen und bekamen bald heraus, dass am Abend die halbe Grabenbesatzung abgezogen wurde, damit sich die leute ausschlafen konnten. Die Rotarmisten robbten bis nahe an die deutschen Stellungen heran, ließen sich einschneien und setzen im Morgengrauen überraschend zum Angriff an. Sie überraschten die Deutschen sozusagen im Schlaf, die meisten kamen gar nicht dazu, auch nur einen Schuss abzugeben, und viele Deutsche wurden im Bunker wie Füchse erwischt.

Sie postierten sich am Ausgang.

"Nemski, kommt raus!"
Sie warfen Handgranaten in die Luftschächte, und wer herauskam, wurde mit Gewehrkolben, Spaten und Faschinenmessern regelrecht abgeschlachtet.

Die Soldaten der Kompanie meines Großvaters, die den Gegenangriff organisierten, taten dann das Gleiche. Ein erbeutetes 7,62 cm Geschütz zwang die Rotarmisten in Deckung. Als man sie aus den Gräben herausholte, hieß es dann, "Ivan komm raus", und es blieben nicht viele Rotarmisten übrig, die dann als Gefangene beim Regiment verhört wurden. Ein Unteroffizier, der die Gefangenen abzuliefern hatte, erzählte, er habe gesehen, wie sie Erdlöcher als Gräber ausheben mussten, ehe man sie als "Partisanen" erschoss.

Bald darauf kam die SS- division Großdeutschland zur Unterstützung, die ungeheure Verluste erlitt, ebenso Wehrmachtseinheiten, die wie das
Regiment meines Großvaters bis auf sechs oder sieben Mann aufgerieben wurden.

Im März 1943 wurde dann der frontvorsprung um Rjev aufgegeben und die deutsche Front bis nach Wjasma zurückgenommen.
 
Eine Begebenheit an der Ostfront hat meinen Großvater bis ins hohe Alter erregt, die sich im Winter 1942/43 an der Ostfront bei Rjev abgespielt haben muss. Die Wehrmacht hielt dort seit 1942 einen schlauchartigen abschitt, der sich tief in nordöstlicher Richtung in die gegnerischen Linien vorwölbte....................

Mensch, Scorpio, wo hast du das denn abgeschrieben?
Wenn ich jetzt noch ein altes Landserheft von meinem Vater raussuche, steht da das gleiche.:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Das liegt wohl daran, dass sowohl Scorpios hier vermittelter Großvater den Krieg aus der Froschperspektive erlebte und die Landserheftchen den Krieg eben aus dieser Froschperspektive erzählen. Der grundlegende Unterschied liegt wohl darin, dass in einem Landserheftchen nie gestanden hätte, dass Wehrmachtssoldaten Kriegsgefangene zu Partisanen umdeklarierten und somit das Standrecht aushebelten.
 
Zeitzeugenerlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg

So heisst wohl das Thema.
Jetzt muss man erst mal rausfiltern, was man unter Zeitzeugen versteht.
Für mich ist die Wiedergabe von Opas Berichten da nicht mehr relevant. Eher das, was ich selber erlebt habe. Und dazu wird sich hier kaum noch jemand finden.
 
Man sollte zu diesen erschütternden Berichten auf zwei Bücher hinweisen, die sich mit dem Wahnsinn des Ostkrieges aus der "Froschperspektive" beschäftigen:

Mir selber seltsam fremd. Die Unmenschlichkeit des Krieges. Russland 1941-44. Willy Reese/Stefan Schmitz

Ich will raus aus diesem Wahnsinn. Deutsche Briefe von der Ostfront 1941 - 1945. Aus sowjetischen Archiven. Golovchansky/Osipov/Prokopenko



Mein Großvater war ebenfalls im Osten, er hat nicht viel darüber erzählen wollen. Die Fotos mit üblen Kriegsbildern aus dem Vormarsch 1941 hat meine Großmutter nach seinem Tod vernichtet. Aus dem Gedächtnis sind mir nur die Erzählungen über die Gefangennahme erinnerlich, die glimpflich abging. Aus der Gefangenschaft trug er körperliche Schäden davon, wobei er es als Koch im Arbeitslager eines Salzbergwerkes noch recht gut hatte. Der andere Großvater hatte in Rotterdam eine Kriegsverletzung erlitten, wonach er zum RAD kam.
Kindheitstrauma meiner Mutter war der Bombenangriff auf Magdeburg (wohl Jan45). Sie standen im gestoppten Eisenbahnzug vor der brennenden Stadt. Der Vater hat als Kind die Flüchtlingstrecks in Schlesien Richtung Glatzer Bergland mitgemacht.
 
Und wie ging es dann mit dem Großvater weiter?


Er hat immer eine Scheiße überlebt, um die nächste nicht zu verpassen. Er hat 1943 den Rückzug über Orel und Brjansk mitgemacht und 1944 den Rückzug von den Pripjetsümpfen bis nach Ostpreußen. Er sollte mit seiner Einheit von der Wilhelm Gustloff evakuiert werden, doch gab man Zivilisten den Vorrang und kam auf ein anderes Schiff, ich weiß nicht mehr, ob es die Robert Ley war. Es hieß, wer bis Mitternacht nicht auf der Höhe von Bornholm war, sollte in sowjetische Kriegsgefangenschaft kommen, doch setzte sich der Kapitän darüber hinweg. In Kiel wurden sie von den Briten gefangengenommen und sollten zum Arbeitseinsatz nach Frankreich gebracht werden. Mein Großvater ist allerdings mit einem Bekannten vom Zug abgesprungen und hat sich in die Büsche geschlagen.
 
Von Opa kann ich nix Persönliches aus dem Krieg erzählen, der eine liegt in Ostpreußen, der andere war in Berlin ein "kleiner strammer Blockwart" und nicht im Feld. Aber von meinem Vater. Er bei bei Kriegsende 13 und, wie alle in dem Alter, bei der Hitlerjugend. Die letzten Wochen verbrachte er in einem Lager auf dem Lande, wo man den Pimpfen noch so "sinnvolle Tätigkeiten" wie Panzerfaustschiessen beibrachte. Der ganze Spuk löste sich Ende April 1945 auf, er tingelte die 20 km zu Fuß nach Hause und hatte dabei noch die "angenehme Erfahrung" machen dürfen, als Einzelperson Tieffliegerbeschuss zu erleben.

Am 2. Mai 1945 war es soweit. Wismar wurde kampflos von Kanadiern besetzt und die Russen standen am östlichen Stadtrand. Papa, immer noch in HJ-Uniform, schnappte sich mit ein paar Kumpels eine Panzerfaust und zog damit Richtung Bahnhofsstrasse. Da die deutschen Truppen, in dem Bestreben um jeden Preis nicht den Russen in die Hände zu fallen, alles in den Straßengraben warfen und sich dann den Westalliierten ergaben, lagen Waffen und Munition haufenweise herum. In dem Vorsatz, den ersten Sherman-Panzer abzuschiessen, legten sich die Jungs auf die Lauer. Ein beherzter Bürger sah das, kam beizeiten heraus, verteilte ein paar ordentliche Backpfeifen und schickte sie zu Muttern.

Die Stadt war beim Einmarsch ein Fahnenmeer. Bettlaken, aber auch viele Schwedenfahnen (Wismar war bis 1903 schwedisch). Nun ging es los. Hausdurchsuchungen der Kanadier nach Waffen und versteckten Soldaten. Anders als beim Russsen waren die Frauen, Fahrräder und Armbanduhren sicher - nicht aber typische "German Kleinigkeiten" wie Silberbesteck, Porzellanfiguren und Naziorden (möglichst mit Hakenkreuz).
Fortsetzung folgt...(falls erwünscht).
 
Zuletzt bearbeitet:
Zeitzeugenerlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg

So heisst wohl das Thema.
Jetzt muss man erst mal rausfiltern, was man unter Zeitzeugen versteht.
Für mich ist die Wiedergabe von Opas Berichten da nicht mehr relevant. Eher das, was ich selber erlebt habe. Und dazu wird sich hier kaum noch jemand finden.

Das ganze nennt sich Oral History und ist eine Methode der Geschichtswissenschaft. Oral History ist die Befragung von Zeitzeugen, dazu gehören diese Berichte die hier aufgeschrieben wurden und hoffentlich auch noch werden.

Oral History ist die Aufzeichnung von subjektive Erfahrung einzelner Menschen. Meist geschehen diese Aufzeichnungen via Interview. Man lässt die Zeitzeugen einfach mal sprechen. Danach wird es verarbeitet.
 
Das ganze nennt sich Oral History und ist eine Methode der Geschichtswissenschaft. Oral History ist die Befragung von Zeitzeugen, dazu gehören diese Berichte die hier aufgeschrieben wurden und hoffentlich auch noch werden.

Oral History ist die Aufzeichnung von subjektive Erfahrung einzelner Menschen. Meist geschehen diese Aufzeichnungen via Interview. Man lässt die Zeitzeugen einfach mal sprechen. Danach wird es verarbeitet.

Du musst mich da nicht belehren. Ich weiss sehr wohl, was Oral History bedeutet.
Trotzdem bleibe ich dabei. Einer erzählt hier etwas nach, was sein Opa ihm mal erzählt hat und jede Generation dichtet da noch ein Wort hinzu.
Das, liebe Ursi, hat mit Oral History nichts mehr zu tun.
Entschuldige.
 
Du musst mich da nicht belehren. Ich weiss sehr wohl, was Oral History bedeutet.
Trotzdem bleibe ich dabei. Einer erzählt hier etwas nach, was sein Opa ihm mal erzählt hat und jede Generation dichtet da noch ein Wor hinzu.
Das, liebe ursi, hat mit Oral History nichts mehr zu tun.
Entschuldige.

Und wo dichtet die nächste Genaration (hier meinst du ja Scorpio) was dazu?
 
Und wo dichtet die nächste Genaration (hier meinst du ja Scorpio) was dazu?

Du verstehst mich immer noch nicht.
Wenn ich einen Zeitzeugenbericht haben will, frage ich den, der dabei war und nicht seinen Enkel, der das mal von Opa gehört hat.

So hast du mir das übrigens hier irgendwann mal verklickert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Von Opa kann ich nix Persönliches aus dem Krieg erzählen, der eine liegt in Ostpreußen, der andere war in Berlin ein "kleiner strammer Blockwart" und nicht im Feld. Aber von meinem Vater. Er bei bei Kriegsende 13 und, wie alle in dem Alter, bei der Hitlerjugend. Die letzten Wochen verbrachte er in einem Lager auf dem Lande, wo man den Pimpfen noch so "sinnvolle Tätigkeiten" wie Panzerfaustschiessen beibrachte. Der ganze Spuk löste sich Ende April 1945 auf, er tingelte die 20 km zu Fuß nach Hause und hatte dabei noch die "angenehme Erfahrung" machen dürfen, als Einzelperson Tieffliegerbeschuss zu erleben.

Fortsetzung folgt...(falls erwünscht).

Aber ja, gerne!

Bei einem Tieffliegerangriff ist in den letzten Kriegstagen mein Urgroßvater getötet wurden, der mit einigen Kindern Schutz unter einer Brücke gesucht hatte.

Einen Bericht von der "Heimatfront" verdanke ich einer Zeitzeugin, die zu den wenigen gehörten, die über die Novemberpogrome von 1938 sprechen wollte. Mit dem BDM sollten sie alliierte Flugblätter einsammeln. Sie hatte übrigens eins aufbewahrt, ich hatte nie zuvor so ein Ding gesehen. Dabei wurden sie von einem Tieffliegerangriff überrascht, wobei sie sagte, dass sie niemals vergessen wird, wie ihr ein Soldat zurief, sie solle um Himmelswillen ihr buntes Kopftuch abnehmen.
 
Ich sehe es so. "Zeitzeugenberichte" sind genau das, was der Name suggeriert. Das hat m.E. nix damit zu tun, ob der Betreffende selbst noch am Leben ist und das Ganze selbst ausformuliert hat. Man gibt wieder, was man von einem direkt Beteiligten selbst gehört hat. Das dabei Missverständnisse aufkommen können, liegt in der Natur des Menschen. Die Wiedergabe des Gehörten erfolgt nicht immer objektiv und manches ist in der Erinnerung der Jahrzehnte verblasst.
Spielbergs "Shoah-Projekt" basiert letztendlich auch auf diesem Prinzip.

Wenn wir dies nicht akzeptieren, müssten wir die gesamte Geschichtsüberlieferung von 1930 an abwärts in die Tonne treten und dieses Forum schließen. Gerade die antiken Autoren überlieferten Ereignisse oft erst Generationen später.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du verstehst mich immer noch nicht.
Wenn ich einen Zeitzeugenbericht haben will, frage ich den, der dabei war und nicht seinen Enkel, der das mal von Opa gehört hat.

So hast du mir das übrigens hier irgendwann mal verklickert.


Nur dass die Zeitzeugen bereits ausgestorben oder im Aussterben begriffen sind. Gerade Soldaten an der Ostfront wollten wenig bis nichts über ihre Erlebnisse berichten, weshalb ich der Anregung von balticbirdie gefolgt bin und den Thread eröffnet habe. Der Vergleich mit Landserheftchen ist nun wirklich Quatsch, zumal diese Geschichte nun wirklich keine heroischen Taten überliefert. Ich halte diesen Bericht für sehr authentisch, zumal sich bei Recherchen die Angaben meines Großvaters verifizieren ließen und ich bei Google Earth sogar den Ort (Grishino nördlich Rjev) gefunden habe.
 
Nur dass die Zeitzeugen bereits ausgestorben oder im Aussterben begriffen sind. Gerade Soldaten an der Ostfront wollten wenig bis nichts über ihre Erlebnisse berichten, weshalb ich der Anregung von balticbirdie gefolgt bin und den Thread eröffnet habe. Der Vergleich mit Landserheftchen ist nun wirklich Quatsch, zumal diese Geschichte nun wirklich keine heroischen Taten überliefert. Ich halte diesen Bericht für sehr authentisch, zumal sich bei Recherchen die Angaben meines Großvaters verifizieren ließen und ich bei Google Earth sogar den Ort (Grishino nördlich Rjev) gefunden habe.
Ja, ich habe es ja nun begriffen.
Entschuldigt, ich war mir da wohl mit den Begrifflichkeiten nicht so sicher.
Am besten gar nichts schreiben, wenn man keine Ahnung hat. (damit meinte ich mich)
 
Fortsetzung folgt...(falls erwünscht). @Scorpio: Aber ja, gerne!
Fortsetzung von post 9:
Haussuchung durch die Kanadier, kurz zuvor hat Uropa Papas Lieblingsspielzeug, einen alten Kavalleriepallasch, in der Werkbank zerbrochen. Es kommen 1 Sergeant und 4 Gemeine ins Haus - und mein dämlicher Alter hat noch die HJ-Uniform an. Er stand in eine Ecke gedrückt da, die ganze Zeit stand einer der Soldaten mit MPI im Anschlag, den Lauf auf Tuchfühlung auf die Brust, vor ihm aufgebaut. Papa hat sich vor Angst wortwörtlich eingep...

Nun ging das Palaver zwischen dem Sergeanten und Uropa los. Einer konnte kein Deutsch, der andere kein Englisch. Irgendwie verständigte man sich doch. Hilfreich waren Uropas WK I-Auszeichnungen und ein Bild an der Wand, das entfernte Verwandte vor ihrem Häuschen in Iowa zeigte. Nach einer halben Stunde kam der Sergeant mit Uropa zu Papa (Uropa als Nichtraucher mit einer Zigarette, die zuvor angeboten wurde). Der Sergeant zerrte kräftig an Vaters Braunhemd und deutete auf die Feuerstelle im Küchenherd. So schnell wie dann ist mein alter Herr vermutlich nicht mal später in der Brautnacht aus seinen Klamotten gekommen...:D

EDIT: Ich weiß nicht, wie oft ich die Geschichte früher hören musste. Mein Bruder und ich haben uns dann angesehen und die Augen verdreht. Heute sehen wir das beide anders.
 
Zuletzt bearbeitet:
Am besten gar nichts schreiben, wenn man keine Ahnung hat.

Ach so ein Quatsch! Im Grunde hast du ja nicht Unrecht, es ist eben doch ein Unterschied, ob Opa hier seine Geschichte niederschreibt oder sein Enkel diese Erzählung hier wiedergibt. Bei beiden ist natürlich noch die Subjektivität zu berücksichtigen. Das gilt selbstverständlich auch für Tagebücher, welche nicht schlicht wiedergeben, was gewesen ist, sondern das, wie der Schreiber etwas erlebt hat.
 
Mein anderer Großvater war Kradmelder, und als er im Sudetenfeldzug eine Kolonne überholen wollte, kam ihm ein Lastwagen entgegen, und er wurde am Hals so übel verwundet, dass er Zeit seines lebens eine Kanüle tragen musste. Im Lazarett in Salzburg hatte man ihn quasi aufgegeben, was man auch meinem Urgroßvater schrieb.

Der machte sich darauf in seiner Bauerntracht auf den Weg in die "Ostmark" und legte sich mit der Wehrmachtsverwaltung an. Offenbar war er ziemlich überzeugend, denn er konnte ihn nach Marburg mitnehmen, wo mein Großvater noch einmal operiert werden mußte. Operateur war ein Professor, der schon vor dem Krieg eine chirurgische Kapazität war, sich aber absolut nicht mit den Nazis verstand, weshalb er nur den Rang eines Unterarztes hatte, den sonst Medizinstudenten bekamen.

Der fragte, welcher Idiot ihn operiert habe. Einige Wochen später kam ein Oberstabsarzt, der sofort verlangte, dass ein Großteil der Verwundeten wieder diensttauglich geschrieben wurde.

"Das ist er!"

schrieb mein Großvater auf eine Tafel, denn er konnte ja noch nicht sprechen. Er trug dann wegen seiner Verletzung ein Halstuch, weshalb ihn viele für einen Ritterkreuzträger hielten und eifrigst salutierten.

In Marburg lernte er dann meine Oma kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete.
 
Zurück
Oben