Zielsetzung der RAF

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RAF

Hallo...
da ich mich seit längerem mit der RAF beschäftige, stellt sich mir nun die frage, nach ihren genaueren zielen. klar war der Auslöser der Vietnamkrieg, aber wir formulierten sie die zeile?
 
Es gibt ein Manifest der Baader-Meinhof-Gruppe. Ich habe es grade nicht
parat, aber es ist zugänglich.

Wir haben es vor 5 Jahren in meiner Schule im Philosophieunterricht gelesen.

Jedenfalls sind in diesem Manifest die Ziele definiert.
 
Die RAF hatte während ihres etwa 30-jährigen Bestehens immer mal wieder die Ziele geändert und es gab mehrere Manifeste, Grundsatzpapiere etc. Es gibt ein ganzes Buch, dass Materialien und Dokumente enthält, heißt: Rote Armee Fraktion - Texte und Materialien zur Geschichte der RAF. (Hrsg. Martin Hoffmann, 1997).

Für die erste Generation um Baader und Meinhof ist aber sicher am wichtigsten die Schrift:

"Rote Armee Fraktion: Das Konzept Stadtguerilla" von 1971
Zu finden etwa hier:

http://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtguerilla+RAF/RAF/brd+raf/004.html
Link repariert Mercy

Die frühe RAF ging darin davon aus:

- dass der bewaffnete Kampf gegen den Staat "gerecht" ist
- aufgrund dessen, dass die BRD die Drittweltstaaten ausbeute und den "US-Imperialismus" unterstütze
- die RAF sah sich als logische Folge der Studentenbewegung, die aber keine "ihren Zielen angemessen Praxis entwickelt" habe.
- sie sah sich selbst als "Avantgarde", die nur durch die Aufnahme des bewaffneten Kampfes die Arbeiterschaft um sich vereinen könne. (Primat der Praxis).
- die Organisierung der politischen Arbeit der Gruppe müsse gleichzeitig legal und illegal sein
- der Kampf werde "offensiv" geführt.


Gerade diese erste Schrift enthielt - unter dem Eindruck erfolgreicher Rebellen-Bewegungen in der dritten Welt - besonders weitgesteckte Ziele, die die RAF mit ihrer letztendlich doch kleinen Unterstützerzahl sich nie erfüllen konnte, weshalb in den "Generationen" der RAF die Ziele später immer wieder neu modifiziert wurden.

Als erstes fiel als einer der wichtigsten Punkte der Grundsatz, quasi einen Kampf an der Spitze einer revolutionären Arbeiterschaft zu führen - die RAF schaffte es nie, größere Teile der Arbeiterschaft zu werben oder überhaupt anzusprechen.

Ebenso entwickelte sich auch kein bedeutender "legaler" Arm der RAF, anders als etwa bei der ETA oder der IRA, und weder die erste noch spätere Generationen verfolgten die Schaffung eines solchen ernsthaft, was aufgrund der ständigen Lebens im Untergrund auch gar nicht möglich war.

Womit die RAF etwas "punkten" konnte, war das Prinzip des "Primats der Praxis". Zumindest in der extremen Linken wurden die RAFler tatsächlich als etwas besonderes angesehen, weil sie eben den bewaffneten Kampf, die "Praxis" aufnahm, und aus Sicht dieser damit den sehr theoretischen Gruppen wie K-Gruppen, Maoisten, Trotzkisten etwas "voraus" hatte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Tja, da hab ich doch eine Leerstelle zuviel mit nettem Nebeneffekt gemacht: so, wie der Link jetzt da steht, kommt man in ein übergeordnetes Verzeichnis, und da findet sich auch das PDF von jenem Buch, dass ich oben genannt habe.
 
Hallo!

Irgendwie habe ich keine Rechte, im Unterforum "Schulprojekte" ein Thema zu eröffnen... Deswegen packe ich das mal hier rein.

Es geht mal wieder um eine meiner tollen GSLs (Referat das wie eine Klassenarbeit zählt). Diesmal mit dem Thema "Rote Armee Fraktion". Ich bin so gut wie fertig, hätte jetzt aber doch noch eine Frage.

Und zwar habe ich zwar versucht, aus "Das Konzept Stadtguerilla" und "Die Rote Armee aufbauen" die Zielsetzung der RAF herauszufiltern. Die enstandene Aufzählung scheint mir aber irgendwie... unvollständig...

Könntet ihr vielleicht mal einen Blick drauf werfen und eventuell verbessern beziehungsweise ergänzen? Hier die Liste:

Code:
1. Kampf gegen den (amerikanischen) Imperialismus, auch mit Gewalt
2. Destruktion und außer Kraft Setzung des staatlichen Herrschaftsapparats
3. Zerstörung des Mythos der Allgegenwartigkeit und Unverletzbarkeit des Systems
4. Infragestellung der Macht des Staates über das Individuum
5. Anschluss an andere kommuninistische Guerilla-Gruppen, wie z.B. in Südamerika

Wäre wirklich nett von euch!

Dank schon mal im Voraus,
Gruß
Bookworm

P.S. Ich fänd es natürlich auch sehr nett, wenn sich jemand mit Ahnung vom Thema RAF sich mal mein ganzes Geschreibsel ansehen und auf Fehler überprüfen könnte. Wenn sich jemand bereit erklärt, möge er mir eine E-Mail oder eine PN schreiben ;):D
 
Hallo,
ich habe hier eine etwas ausführlichere Zusammenfassung über die RAF aller 3 Generationen verfasst: Geschichte im berblick: RAF

1. Kampf gegen den (amerikanischen) Imperialismus, auch mit Gewalt
2. Destruktion und außer Kraft Setzung des staatlichen Herrschaftsapparats
3. Zerstörung des Mythos der Allgegenwartigkeit und Unverletzbarkeit des Systems
4. Infragestellung der Macht des Staates über das Individuum
5. Anschluss an andere kommuninistische Guerilla-Gruppen, wie z.B. in Südame
* Kampf gegen die Bourgeoisie
* Abschaffung des kapitalistischen Systems
* Der viel genannte Bewaffnete Kampf sollte genannt werden
(das deckt sich insoweit mit deinen Punkten, nur waren das die gebräuchlicheren Begriffe)
*Anschluss anderer Guerilla-Gruppen, z.B. Frankreich oder Italien. Verbindungen in Südamerika sind mir unbekannt -> Zielsetzung: Aufbau einer Anti-Imperialistischen Front in Europa.

Vor allem musst du betonen, dass die RAF kein Konzept für das "Danach" hatte. Ziel war allgemein, die "Abschaffung des kapitalistischen Polizeistaats", ein Konzept oder eine genauere Vorstellung wie es danach weiter gehen könnte, hatten sie allerdings nicht - anders als manch 68er.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wegen der Verbindungen nach Südamerika: Sowohl RAF als auch die Bewegung 2. Juni waren wohl an die Tupamaros aus Uruguay angelehnt ;)
Und die "antiimperialistische Front", d.h. die Kooperation mit Action Directe (Frankreich) und den Brigate Rosse kam doch erst mit der Dritten Generation, oder?
 
Wegen der Verbindungen nach Südamerika: Sowohl RAF als auch die Bewegung 2. Juni waren wohl an die Tupamaros aus Uruguay angelehnt ;)
Und die "antiimperialistische Front", d.h. die Kooperation mit Action Directe (Frankreich) und den Brigate Rosse kam doch erst mit der Dritten Generation, oder?

Ja, ich wollte nur auf deine Kooperation eingehen, die RAF baute ihre Logistik auch auf Grundlage der „Terror-Fibel“ von dem brasilianischen Revolutionsführer Carlos Marighella auf:
M – Motorisierung
G – Geld
W – Waffen
M – Munition
S – Sprengstoff
Nachträglich betrachtet war ein Guerilla Kampf in Deutschland nicht wie in Argentinien umsetzbar.

Wenn du die Zielsetzung der RAF erörerst, dann wirf doch auch einen Blick auf die Auflösungserklärung:
http://www.rafinfo.de/archiv/raf/raf-20-4-98.php
http://student.org.uni-hamburg.de/juko/out/raf9.htm
Die RAF der 3. Generation macht einen Rückblick und betrachtet ihren "vergeblichen" Kampf, ein Wort des Bedauerns für ihre Opfer hatte dort kein Platz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe die Auflösungserklärung bereits gelesen, trotzdem danke ;)
Wenn du willst, schicke ich dir mal meine schriftliche Ausarbeitung.
 
Kannst du gerne machen, ich schaue dann mal drüber.
Am liebsten wärs mir per Email :winke:

P.S. Du hast vorgeschrieben "Angelehnt" in deinem Zitat steht aber:
"5. Anschluss an andere kommuninistische Guerilla-Gruppen, wie z.B. in Südame"
Müsstest du ggbf. ändern, ist eher irreführend.
 
Irgendwie habe ich keine Rechte, im Unterforum "Schulprojekte" ein Thema zu eröffnen... Deswegen packe ich das mal hier rein.

Die Schulprojekte sind ein abgeschlossenes Projekt einer Schulklasse mit dem Geschichtsforum, daher können darin zur Zeit nur von Mods Themen eröffnet werden, es kann aber auf alle Themen geantwortet werden - vorausgesetzt, man hat Schreibrechte für die schreibrechtsbeschränkten Foren. Wenn man keine Schreibrechte hat, dann packt man einen neune Thread ma besten ins den Fragen und Antworten-Bereich. Da Du aber m.W. die Schreibrechte hast, gehört ein Thema rund um die RAF (solange nicht die Royal Air Force gemeint ist) natürlich in das Forum BRD | DDR, wohin ich das Thema jetzt verschoben habe. Solltest Du keine Schreibrechte haben, reicht eine PN an einen Mod (ich bin gleich weg!), der das Thema dann in den Frage- und Antwortbereich verschiebt.
 
Also ich fasse jetzt mal zusammen, was ich hier noch an Informationen gewissen konnte:

Ziele der RAF schrieb:
1.Bewaffneter Kampf gegen den (amerikanischen) Imperialismus
2.Destruktion und außer Kraft Setzung des staatlichen Herrschaftsapparats
3.Zerstörung des Mythos der Allgegenwärtigkeit und Unverletzbarkeit des Systems
4.Infragestellung der Macht des Staates über das Individuum
5.Kampf gegen die Bourgeosie
6.Abschaffung des kapitalistischen System, Einführung des Kommunismus
7.Anschluss an andere kommuninistische Guerilla-Gruppen, wie z.B. in Südamerika (z.B. Tupamaros in Uruguay)
 
7.Anschluss an andere kommuninistische Guerilla-Gruppen, wie z.B. in Südamerika (z.B. Tupamaros in Uruguay)

Hierbei handelt es sich mE nicht um ein Ziel, sondern um eine Methode, die gesetzten Ziele zu erreichen, nämlich über die Zusammenarbeit mit anderen sogen Befreiiungsbewegungen. Außerdem meine ich, daß der Begriff 'Anschluß' im Hinblick auf diese Zusammenarbeit viel zu weitführend bzw nicht korrekt ist. [NB: der Fipptehler im Wort 'kommunistische' muß noch raus...]

Du solltest für das Referat noch klären, welcher kommunistischen Strömung die RAF zuzurechnen war (Revolution durch eine Avantgarde für/im Namen der 'Massen').
 
Gut, dann werde ich den siebten Punkt einfach ganz streichen. Ein Ziel im eigentlichen Sinne ist es ja wirklich nicht, mehr ein Mittel zum Zweck.

Du solltest für das Referat noch klären, welcher kommunistischen Strömung die RAF zuzurechnen war (Revolution durch eine Avantgarde für/im Namen der 'Massen').
Eigentlich wollte ich Politik so weit wie es geht aus dem Referat heraushalten und mich auf eine Ereignishistorie beschränken, weil ich ohnehin schon einen äußerst engen Zeitplan habe (das ganze Thema RAF in 45 Minuten - ein Akt der schieren Unmöglichkeit)...
 
Eigentlich wollte ich Politik so weit wie es geht aus dem Referat heraushalten und mich auf eine Ereignishistorie beschränken, weil ich ohnehin schon einen äußerst engen Zeitplan habe (das ganze Thema RAF in 45 Minuten - ein Akt der schieren Unmöglichkeit)...

Sorry wg der ungenauen Formulierung: für die anschließende Diskussion solltest du das schon draufhaben, nicht ins Referat aufnehmen.
Die gängige Sprachregelung in den 70ern in Medien, Politik etc war, die RAF als 'Anarchisten' zu bezeichnen. Wenn ich dein Lehrer wäre, würde ich dazu dann in der Diskussion eine Frage stellen, ob dies zutrifft, teilweise, oder gar nicht. Wenn die vom Lehrer angepeilte Note und das Referat gut sind, kann die Frage durchaus gestellt werden.

Wie lautet dein Thema denn genau? Die Eingrenzung auf reine Ereignishistorie ist je nach Thema möglicherweise geboten, kann aber auch nach hinten losgehen.
 
Das Thema lautet schlicht und ergreifend "RAF". Habe ich mir selber so ausgesucht, als ich keine Ahnung hatte wie viel das ist. Meine Lehrerin meinte, ich müsse dann eben vor dem Referat sagen, auf was genau ich mich beschränke.

Ich wage außerdem zu bezweifeln, dass ein Kolloquium stattfindet. Bei den bisherigen GSLs gab es das nämlich auch nicht.
Sonst zur Frage: Ich würde sagen, die RAF als Anarchisten zu bezeichnen trifft es nur teilweise. Einerseits lehnten sie ja die Macht des Staates über das Individuum ab, andererseits orientierten sie sich ja auch ziemlich an kommunistischen System wie dem China unter Mao Tse-tung.
 
Das Thema lautet schlicht und ergreifend "RAF". Habe ich mir selber so ausgesucht, als ich keine Ahnung hatte wie viel das ist. Meine Lehrerin meinte, ich müsse dann eben vor dem Referat sagen, auf was genau ich mich beschränke.

Hmmm, ein bißchen ungünstig, wenn du das Thema so breit läßt. Es wäre vorteilhaft, wenn gleich aus dem Titel hervorgeht, was im Referat behandelt wird.

Ich wage außerdem zu bezweifeln, dass ein Kolloquium stattfindet. Bei den bisherigen GSLs gab es das nämlich auch nicht.
Na denn. Hoffentlich lags nicht nur daran, daß die anderen Themen so langweilig waren.

Sonst zur Frage: Ich würde sagen, die RAF als Anarchisten zu bezeichnen trifft es nur teilweise. Einerseits lehnten sie ja die Macht des Staates über das Individuum ab, andererseits orientierten sie sich ja auch ziemlich an kommunistischen System wie dem China unter Mao Tse-tung.
Es trifft gar nicht. Wollte die RAF den Staat komplett abschaffen oder durch einen anderen ersetzen? Wie ist es gerade im Hinblick darauf, daß die RAF sich als revolutionäre Avantgarde sah, die die Revolution machen wollte, egal was die Bevölkerung davon hielt?
 
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