Zitatesammlung zum Thema: Verhältnis Muslime und Nichtmuslime im Osmanischen Reich

lynxxx

Aktives Mitglied
Hallo,
da immer wieder ähnliche Fragen in diversen Threads auftauchen, möchte ich hier mal die im Forum verstreuten Zitate und Linktipps bündeln, um künftig nur noch auf diesen Thread verweisen zu können, statt lange im Forum nach meinen Beiträgen zu suchen.

Es geht um das Verhältnis der Muslime und Nichtmuslime im Osmanischen Reich, um Gruppenbewusstsein, Identität, Nationenbildung und damit Herausformung neuer Identitäten, Islamisierung und Turkisierung, und alles was im weiteren Sinne damit zusammenhängt.



Nationbuilding / Nationenbildung / Identitäten


  • "Dennoch beharren manche bulgarische Autoren weiterhin auf der Ansicht, daß die Osmanen die christliche Bevölkerung des Imperiums islamisieren wollten, um diese schließlich vollständig absorbieren zu können. [...] Dieser Gedanke, in dem sich der Wunschtraum moderner Nationalstaaten widerspiegelt, war in der Gedankenwelt der politischen Lenker der Pax Otomanica schlicht nicht vorhanden. Die Vorstellungen bulgarischer Autoren diesbezüglich resultieren aus dem unreflektierten Übertragen von Handlungs- und Denkmustern, die für die europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts des öfteren typisch waren, aber nicht für das vormoderne Reich der Osmanen. Für das gesamte vormoderne Europa, für die Politikgestalter am Bosporus übrigens bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert, sind solche Kategorien wie Sprache oder ethnische Zugehörigkeit oder gar die Gleichsetzung zwischen kulturellen und staatlichen Grenzen politisch völlig irrelevant gewesen." Dissertation: Religiöse Identität im Zeitalter des Nationalismus - Die Pomakenfrage in Bulgarien

  • Brockhaus, Artikel Nation: "In unserem Bewusstsein ist die »Nation« fest verankert - und dabei wird allzu oft übersehen, dass sie keine zeitlose Konstante in der Geschichte der Menschheit ist und mithin auch kein Raster darstellt, das die Menschen seit jeher in große übersichtliche Gruppen einteilt. Die Nation als Solidarverband gibt es nicht »seit Urzeiten«, ]wie dies vor allem von den Protagonisten nationalen Denkens überall behauptet wird. Das Gegenteil ist der Fall. Die Nation ist eine moderne Erfindung. Sie ist gerade einmal zweihundert Jahre alt." "Nationalbewusstsein wird durch Erziehung im weitesten Sinne vermittelt. Dabei wird meist das hervorgehoben, was die Angehörigen der Nation angeblich gemeinsam haben: Sprache, Kultur, Religion, politische Ideale, Staatsform, Geschichte. Nationalbewusstsein bzw. eine nationale Identität wird aber auch gern durch Abgrenzung von den anderen Nationen oder durch Vergleiche mit ihnen definiert. In der Auseinandersetzung mit dem Fremden - der anderen Sprache oder Religion, den anderen Sitten und Lebensformen, dem anderen politischen System - wird sich eine soziale Gruppe, eine »Schicksalsgemeinschaft«, ihrer eigenen engen Beziehungen bewusst und ihrer Gemeinsamkeiten, aufgrund derer sie leichter miteinander kommunizieren können als mit den »Anderen«, den »Fremden«. Man kann den Sachverhalt zugespitzt ausdrücken: Eine Nation braucht Feinde, weil das offenbar die Suche nach der eigenen Identität erleichtert."

  • " Die Erfindung der Balkanvölker: Identitätspolitik zwischen Konflikt und Integration : "Diese vergleichende Analyse von zehn Konfliktherden in Südosteuropa (u.a. Bosnien-Hercegovina, Kosovo, Republik Makedonien) belegt, dass die beteiligten ethnischen Identitäten das Resultat unserer Moderne sind. Mit Hilfe der Methode der Dekonstruktion zeichnet das Buch deren Entstehungsgeschichte nach und diskutiert dabei die Konfliktdimension ethnischer Proporzsysteme."
    • Viele heutige Staaten SO-Europas haben im Nationenbildungsprozess erst Standardsprachen z.T. künstlich erschaffen
    • Philologen wurden von Politikern ignoriert, die nachweisen konnten, dass schon im 14. Jh. auf dem Balkan die Sprache nicht als Abgrenzung von "Kulturen"/"Ethnien" dienen konnte. So konnte man z.B. albanische Stämme nicht von den slavischen Stämmen, d.h. heutige bosnischen, serbischen, montenegrinischen, bulgarischen, makedonischen Stämmen unterscheiden. Danach war der Sprach- und Identitätswechseln schon im Mittelalter Normalität, wodurch alle heutigen Versuche zum Scheitern verurteilt sind, die eine Blutsverwandschaft oder Abstammung von den sprachlichen Verhältnissen ableiten wollen.
    • bulgarische und serbische Reiche waren keine rein slavischen Reiche, wie auch heute noch aufgrund der Benutzung der slavischer Schriftsprache behauptet wird, sie sind Vielvölkerreiche. Sogar die Herrscher selbst können keiner ethnischen Gruppe zugeordnet werden.
    • Erst Ende des 19. Jh. entwickelten die Völker des Balkans ein gemeinsames Sprachbewusstsein, damit auch Konfliktpotential, vorher war die Identität vor allem auf die Relgion begründet.
    • Zu den Freiheitskämpfern des griechischen Freiheitskampfes gehörten auch albanisch- und bulgarisch-sprachige Orthodoxe. Erst der Identitätswechsel Griechenlands von einer orth. Konfessionsnation hin zur sprachlichen und Abstammungsnation bewirkte eine Aufspaltung der Christen u.a. nach Sprachen.
    • Eine entscheidende Rolle in der Identitätsbildung kam von aussen, von west-/mitteleuropäischen Kartographen, die das Modell der Kulturnation aus West-/Mitteleuropa übernehmend nach dem Vorbild mittelalterlicher Reiche "Serbien", "Makedonien", "Bulgarien", "Albanien" einzeichneten, die es noch gar nicht gab. Die Mehrzahl der ethnischen Identitäten hat demnach ihren Ursprung in West-/Mitteleuropa und ist nicht von den Trägern des des betreffenden Identitätsbewußteins selbst hervorgebracht worden.
    • Ethnisches Bewusstsein wurde politisiert und mit dem Aufdruck "Nationale Identität" zum Ausdruck gebracht
    • Wer kulturelle Differenzen innerhalb einer Landesbevölkerung sucht, kann sie aufgrund der vielfältigen Geschichte mit seinen religiösen, sprachlichen, staatlichen Umformungsprozessen fast nach Belieben konstruieren. Die Eliten haben in den Balkankriegen der 90er gezielt Gruppenidentitäten verbreitet, die nicht nur auf aktuellen Identitäten beruhten, sondern konstruiert wurden.

  • Von der Sprachgemeinschaft zur Nation.

    1. Kulturelles „Erwachen“ in Südost- und Mittelosteuropa. Ein Überblick.
    1.1. Südosteuropa
    1.2. Sprache und Nation in Mittelosteuropa
    2. Sprache und Gemeinschaft in Südosteuropa
    3. Die Wiedergeburt der Sprachgemeinschaften?
    4. Fragen und Aufgaben.
    5. Primärliteratur

    Link: 8. Lerneinheit

  • Riedel, Sabine, Sprach- und Nationalstaatsbewusstsein in den Balkanländern im 19. und 20. Jahrhundert, in: Jürgen Elvert (ed.), Der Balkan. Eine europäische Krisenregion in Geschichte und Gegenwart, Stuttgart 1997, S. 49-57.: "Im Falle des Namensstreits zwischen Griechenland und der Republik Makedonien geht es sogar um die Interpretation von historischen Ereignissen, die mehr als 2 000 Jahre zurückliegen. Damit einher geht ganz offensichtlich eine Sprachpolitik oder Politik mit der Sprache, die nach innen gerichtet, d.h. die eignen ethnischen Minderheiten betreffend, oftmals repressiv wirkt und den Nachbarstaaten gegenüber meist feindlich gesinnt ist. Nicht zuletzt erlebt dadurch im gesamten Balkanraum ein Sprachnationalismus seine Renaissance, wie er bereits bei der Staatsgründung der Balkanländer im 19. Jahrhundert Pate gestanden hat." "Zu diesem Mechanismus des Zusammenwirkens von Sprachnationalismus und Nationalstaatsbewußtsein lassen sich eine ganze Reihe von Beispielen aus den aktuellen Ereignissen auf der Balkanhalbinsel herausgreifen. Besonders interessant ist darunter das erneute Aufflammen der Diskussion um die Existenz einer makedonischen Schriftsprache." "Die Tatsache, daß die Schaffung neuer Standardsprachen Ausdruck politischer Willensentscheidungen ist, zeigt das Beispiel des Zerfalls Jugoslawiens bzw. der serbokroatischen Schriftsprache." "Resümierend läßt sich also feststellen, daß der Nationalstaat auf dem Balkan heute eine Renaissance feiern kann, wobei er den Nationsbegriff über die Köpfe von Minderheiten hinweg stillschweigend nicht als eine politische Gemeinschaft sieht, sondern sie als eine, wie auch immer ethnisch geprägte Schicksalsgemeinschaft zusammenfaßt. Dabei wird auch, wie im Falle des Serbokroatischen oder Kroatoserbischen selbst eine gemeinsame Standardsprache als Verständigungs- und Kommunikationsmittel bewußt aufgegeben, um eine Identität zwischen Staat, Nation und Standardsprache herzustellen. Ob dieses Sprach-und Nationalstaatsbewußtsein zu einer Friedensregelung in Südosteuropa beitragen kann, möchte ich hier bezweifeln. Denn die Vereinigung einer Sprachgemeinschaft auf einem Staatsterritorium ist in der Praxis nur mit kriegerischen Mitteln zu realisieren."

  • "Wenn wir unter einer Nationalbewegung das gemeinschaftliche Vorhaben verstehen, dass ein Volk seine politische Bestimmung in einem Staat finde, dessen Institutionen in seiner Sprache und an seinen Wertvorstellungen, und dessen Grenzen an seinem angestammten Siedlungsgebiet ausgerichtet sind, so setzt dies ein entsprechendes Bewusstsein einer Gruppe von Menschen voraus, sich in diesem Sinne als Gemeinschaft zu begreifen. In der östlichen Mittelmeerwelt war dieses Bewusstsein anfangs jedoch recht schwach und die Voraussetzungen mussten erst geschaffen werden, das nationale Bewusstsein einer Bildungselite zu einem grossen Strom werden zu lassen. Eine ähnliche Erfahrung wie Fallmerayer sollte noch sehr viel später der amerikanische Missionar Jenney Ende des 19. Jhds. machen, als er mit der Sprachenvielfalt auf dem Balkan konfrontiert wurde. Seiner Beobachtung zufolge waren viele Menschen dort ausserstande, ihre Nationalität eindeutig zu bestimmen. Denn es gab ebenso hellenisierte Bulgaren wie bulgarisierte Griechen. “Serben, Vlachen, Albaner und andere haben sich fast unentwirrbar vermischt.”287" Michael KREUTZ: Modernismus und Europaidee in der Östlichen Mittelmeerwelt, 1821-1939.

"HOBSBAWN nennt 3 Stadien bei der Schaffung einer nationalen Identität:
1) Im ersten Stadium befasst sich eine kleine Gruppe von großteils apolitischen Wissenschaftlern und Amateuren mit extensiven Literaturstudien und Folklorestudien.

2) Im zweiten Stadium verwendet eine hochgradig politisierte Gruppe die akkumulierten Untersuchungen, oft in einer sehr ideosynkretischen Art. Sie konstruiert ein politisch-nationales Programm, eine nationalistische Ideologie oder einen Mythos. Dieser wird zum Brennpunkt einer intensiven politischen Agitation.

3) Im letzten Stadium wird dieses nationalistische Programm in großem Stil propagiert. "

aus: http://www.univie.ac.at/ksa/html/inh/stud/studmate_files/zentralas_0607/GesamtversionNewZas1_7.pdf



Zitat Hyokkose:

"1. Genetische Verwandtschaft ist nicht gleich sprachliche Verwandtschaft.
2. Ethnische Verwandtschaft ist nicht gleich genetische Verwandtschaft.
3. Sprachliche Verwandtschaft ist nicht gleich ethnische Verwandtschaft.

Der Begriff "ethnische Verwandtschaft" ist schwammig, denn "ethnische Zusammengehörigkeit" ist ein soziales, kulturelles, politisches Gefüge, das mit Sprache nur mittelbar und mit Genetik fast gar nichts zu tun hat.
Der Begriff "genetische Verwandtschaft" ist relativ, denn alle Menschen sind miteinander genetisch verwandt. Der Satz "Die Filipinos sind genetisch nicht mit den Koreanern verwandt" ist also kompletter Käse; der Satz "Die Filipinos sind nach den Untersuchungen Cavalli-Sforzas genetisch näher mit den Griechen als mit den Koreanern verwandt" ist korrekt.
Der Begriff "sprachliche Verwandtschaft" hat auch seine Tücken, ist jedoch einigermaßen definierbar, da man bei Beziehungen zwischen Sprachen immerhin zumeist unterscheiden kann zwischen a) Verwandtschaft nachweisbar und wissenschaftlich anerkannt und b) keine Verwandtschaft nachweisbar bzw. wissenschaftlich umstritten. Darüber hinaus lassen sich bei nachgewiesener Verwandtschaft die Verwandtschaftsverhältnisse oft näher bestimmen, z. B. ist das Englische unstreitig mit dem Deutschen näher verwandt als mit dem Polnischen.
Die Sprachen der Menschheit lassen sich in Sprachfamilien mit klar definierten Grenzen einteilen, es gibt z. B. keinen fließenden Übergang zwischen Indoeuropäisch und Baskisch oder zwischen Türkisch und Indoeuropäisch.
Andererseits haben wir es auf der genetischen Landkarte (abgesehen von Inseln) ausschließlich mit fließenden Übergängen zu tun. Daß sich hier keine Deckungsgleichheit mit den scharfen Sprachgrenzen herstellen läßt, leuchtet ein. Wenn man es aber einerseits mit den Sprachgrenzen nicht so genau nimmt, andererseits die Tatsache nützt, daß angesichts der fließenden genetischen Übergänge irgendwelche "genetischen Grenzen" relativ willkürlich gezogen werden können, läßt sich ohne weiteres eine "Übereinstimmung im Groben" ("generally correlate") herstellen und behaupten. Im Detail stimmt es dann natürlich vorn und hinten nicht.
Die indoeuropäischen Schweden sind sind selbstverständlich genetisch mit den uralischsprechenden Finnen viel näher verwandt als mit ihren sprachverwandten Brüdern und Schwestern Indiens, die ihrerseits genetisch der dravidischen Nachbarbevölkerung viel näher stehen."

Forts. folgt.
 
Verhältnis Muslime - Christen - Juden

Exemplarisch aus einem Standardwerk: D. Quataert: The Ottoman Empire. Cambridge 2005:
Rezension auf deutsch: SEHEPUNKTE - Rezension von: The Ottoman Empire 1700-1922 - Ausgabe 8 (2008), Nr. 10
Zitat: "...wird eine unverzichtbare Lektüre im Schul- und Universitätsstudium werden"


  • "Peaceful relations among Ottoman subjects were the norm over most of the period and the Ottoman system worked relatively well for almost all of its history. "
ad hoc Übersetzung und Zusammenfassung:
Das friedliche Zusammenleben der osmanischen Untertanen war die Norm über die meiste Zeit und das osm. System arbeitete relativ gut für fast seine gesamte Geschichte.

Nochmals, da es offenbar nicht oft genug betont werden kann:

  • "Despite all stereotypes and preconceptions to the contrary, inter-Ottoman group relations during most of Ottoman history were rather good relative to the standards of the age. "
"Thus, the issue of nationalism, on which there is profound confusion among scholars and the general public, takes center stage. In an older view, nationalism – sentiments of uniqueness, superiority, and the claim for independence – preceded and gave birth to the nation state. Persons felt they were part of an oppressed national group that had been and was being deprived of its economic, political, and cultural rights. And so they demanded the right to a state independent of Ottoman domination. In more recent arguments, the state is said to have come into being first; with nationalism emerging only subsequently. That is, the new state, to preserve itself, sponsored and created national identity formation within its borders.3"

"One popular myth – that now has been debunked – had it that the Balkan economies were dying under oppressive Ottoman misadministration and needed freedom to survive. In fact, recent scholarship has shown the exact opposite to have been true;"
In Bulgarien z.B. im der Mitte des 19. Jh.; weiter: " Generally, it turns out, the Balkans on the eve of their separation witnessed growing not declining prosperity." "... the period following independence brought economic decline" "Hence, we can no longer use economic decline to explain the emergence of separatist movements.4"

Noch zur Identität:
"One’s religion – as Muslim, Christian, or Jew – was an important means of differentiation in the Ottoman world. Indeed, ethnic terms confusingly often described what actually were religious differences. "
"Stereotypes present distorted and inaccurate pictures of Ottoman sub- jects living in sharply divided, mutually impenetrable, religious commu- nities called millets that date back to the fifteenth century. In this incorrect view, each community lived apart, in isolation from one another, adja- cent but separate. "
" Recent scholarship shows this view to be fundamentally wrong on almost every score."
"In the first quotation are the words of Bulgarian émigré intelligentsia who were seeking to promote a separate Bulgarian nation state and break from Ottoman rule.1 To justify this separation, they invented a new past in which the Ottomans had abruptly ended the Bulgarian cultural renais- sance of the medieval era, destroying its ties to the West and preventing Bulgaria from participating in and contributing to western civilization. And yet, hear two other Bulgarian Christian voices speaking distinctly differently about Bulgarian Muslims, the first during the period just be- fore formal independence in 1908 and the other a few years later:

Turks and Bulgarians lived together and were good neighbors. On holidays they exchanged pleasantries. We sent the Turks kozunak and red eggs at Easter, and they sent us baklava at Bayram. And on these occasions we visited each other.2 In Khaskovo, our neighbors were Turks. They were good neighbors. They got on well together. They even had a little gate between their gardens. Both my parents knew Turkish well. My father was away fighting [during the Balkan Wars]. My mother was alone with four children. And the neighbors said: “You’re not going anywhere. You’ll stay with us . . . ” So Mama stayed with the Turks . . . What I’m trying to tell you is that we lived well with these people.3

Thus, as the various quotations demonstrate, some Bulgarian Christian writers emphasize the differences between “Bulgarians” and “Turks” while others stress the everyday, friendly relations existing between two sets of neighbors"
" The overwhelming majority of Ottoman subjects were not seeking separation or withdrawal."
"Let me begin with the assertion that there was nothing inevitable about these conflicts – all were historically conditioned, that is, produced by quite particular circumstances that evolved in a certain but not unavoidable manner. Other outcomes historically were possible but did not happen because of the way in which events unfolded. Nor, it is important to repeat, are these struggles ancient ones reflecting millennia-old hatreds. Rather, each can be explained with reference to the nineteenth and twentieth centuries, through the unfolding of specific events rather than inherent animosities of an alleged racial or ethnic nature. But because these contemporary struggles loom so large and because we assume that present-day hostilities have ancient and general rather than recent and specific causes, our understanding of the Ottoman inter-communal record has been profoundly obscured."
"In sum, the vast majority of Ottoman subjects in 1914 – of whatever religion and ethnicity – were not seeking to break away but instead retained their identities as Ottoman subjects."
"Differences among subjects always existed but only sometimes, as seen, did these lead to conflicts and violence. But, as in all societies, communal bigotry, intolerance, and violence flared intermittently for different economic, social, and political reasons. Thus, after Greek Uniates left Greek Orthodoxy and established their own church in 1701, the “hostility of the Orthodox Christians towards these perceived renegades degenerated into threats, persecution and riots in which members of one Christian sect burned down the churches of another rite.”7 In another example, Orthodox Christians in Damascus, in 1840, found the mutilated bodies of a high-ranking cleric of the Spanish monastery and his servant near some Jewish homes. And so local Christians whipped up charges of the blood libel, saying that Jews needed Christian blood for their religious rituals, forcing the arrest and torture of some wealthy Jewish merchants. Similarly, when a Greek child drowned in a river near Izmir at Easter time, local Greeks blamed the Jews and began assaulting them. Both the scale and the frequency of violence among Ottoman communal groups increased during the nineteenth century."
"Peaceful relations among Ottoman subjects were the norm over most of the period and the Ottoman system worked relatively well for almost all of its history. These statements, true as they are, will be passionately rejected by many. Images of the “Terrible Turk,” the “Bulgarian horrors” and the Armenian massacres resonate powerfully today, both in the historical imagination and the politics of the early twenty-first century. My goal here is to demystify the violence of the nineteenth-century Ottoman Empire, which certainly had its share of inter-communal strife, by placing it in its wider historical context. Overall, this violence should be understood as part of a global process that has given birth to nation states everywhere, including the Middle East, Europe, the United States, and east and south Asia. By contextualizing this violence, I do not seek to minimize or justify it."
"Ottoman Muslims had no monopoly on bringing death to their neighbors. As early as the 1840s, Maronite Christians and Druze in the Lebanon and Syrian regions began fighting one another. During the initial phases of the Greek war of independence, Orthodox Christian Greeks in 1821 slaughtered Ottoman Muslims in the city of Tripolis. In 1876, Christians in Bulgaria murdered 1,000 Muslims and triggered the Muslim slaughter of 3,700 Christians, the so-called “Bulgarian horrors” when the European press focused on Christian suffering but ignored that of Muslims. Further, Middle East violence was not confined to the nineteenth century. ... Likewise, the pages of American and European history are soaked in the blood of innocent, civilian, victims."
"In the more than thirty countries that now exist in territories once occupied by the Ottoman Empire, the Ottoman past until recently has been largely ignored and/or considered in extremely negative terms. With some exceptions, this remains the situation today in the former Balkan provinces. ... Given the presence of the Ottoman Empire in many of these successor states for five to six centuries – an extraordinarily long period of time – the overall lack of public awareness and debate at first seems remarkable."
"In the former imperial lands, some nationalists continue to wax elo- quent about the cultural destruction wrought by the Ottomans. This is ironic, for the heterogeneous variety of cultures, customs, and lan- guages that presently exist in the successor states in fact is powerful testimony to the light hand of the Ottoman state on society. That is, the very fact that peoples who were speaking Bulgarian or Greek and professing Christianity at the moment of the Ottoman conquest still retained those languages and religion many centuries later following the departure of the Ottomans, speaks to Ottoman tolerance of linguistic and religious difference."


"Ottoman Rule in the Bulgarian Lands

The vigorous but self-righteous Christians of the Victorian era created the impression that their co-religionists under Ottoman domination had suffered continual persecution for 500 years. It was not so. Ottoman history is certainly not free from terrible incidents of hideous outrage, but in Europe these were occasional. Many, if not most, followed acts of rebellion and if this does not excuse the excess it perhaps goes some way to explain it. Other outbursts were spontaneous, localised and random, the result usually of a peculiar combination of personal, political, social or economic factors. It would be unwise to imagine the Ottoman empire as some form of lost, multi-cultural paradise, but on the other hand it would also be wrong to deny that at some periods in its history the empire assured for all its subjects, irrespective of religion, stability, security and a reasonable degree of prosperity." aus: Crampton, R. J.: A Concise History of Bulgaria. Cambridge 1997. S. 30.


Bernard Lewis: Stern, Kreuz und Halbmond. 2000 Jahre Geschichte des Nahen Ostens. München 1997. S. 162 ff.:
"In der früheren Konfrontation [zwischen dem OR und seinen christlichen Nachbarn] waren Beflügelung und Dogmatismus auf beiden Seiten und größere Toleranz auf türkischer Seite zu finden. Während des 15. und 16. Jahrhunderts zogen die Flüchtlinge -jene, »die mit den Füßen wählten«, [...] - von Westen nach Osten und nicht, wie in unserer Zeit, von Osten nach Westen. Die Flucht der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden in die Türkei ist gut dokumentiert, aber sie war keineswegs ein Einzelfall. Andere Flüchtlingsgruppen - etwa abweichlerische Christen, die von der in ihren Ländern tonangebenden Kirche verfolgt wurden - fanden in den osmanischen Ländern Zuflucht. [...] Die Flüchtlinge waren nicht die einzigen europäischen Nutznießer der osmanischen Oberhoheit. Auch das Schicksal der Bauern in den eroberten Provinzen verbesserte sich erheblich. Die osmanische Reichsregierung brachte Einheit und Sicherheit in Gegenden, in denen vorher Konflikte und Chaos geherrscht hatten, mit wichtigen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Im Laufe der Eroberungskriege war ein großer Teil des alten grundbesitzenden Erbadels vernichtet worden, und seine herrenlosen Güter gingen als Lehen an osmanische Soldaten über. [...] Es war nicht mit Erbrechten oder einer feudalherrschaftlichen Rechtsprechung verknüpft. Die Bauern dagegen verfügten in der Regel über einen erblichen Besitztitel, der gemäß osmanischem Brauch sowohl vor Zerstückelung als auch vor Eigentumskonzentration geschützt war. Damit hatten sie auf ihren Höfen größere Freiheit als unter den früheren christlichen Herrschern. Ihre Steuern wurden auf niedrigem Niveau festgesetzt und - verglichen mit den Praktiken der ehemaligen und auch der benachbarten Regime - auf humane Weise eingetrieben. Wohlstand und Sicherheit trugen erheblich dazu bei, die Bauern mit anderen, weniger attraktiven Aspekten der osmanischen Herrschaft zu versöhnen, und waren weitgehend für den langen Frieden in den osmanischen Provinzen verantwortlich, bis nationalistische Ideen aus dem Westen für eine Explosion sorgten. Noch im 19. Jahrhundert äußern sich europäische Balkanbesucher positiv über das Wohl und die Zufriedenheit der Bauernschaft, gemessen an den Verhältnissen in Teilen des christlichen Europa. Noch auffälliger war der Kontrast im 15. und 16.Jahrhundert, also im Zeitalter der großen europäischen Bauernaufstände. [...] Unterdrückte Bauern [christlicher Nachbarreiche der Osmanen] richteten ihre Hoffnung auf die Feinde ihrer Grundherren. Martin Luther warnte in seiner im Jahre 1541 veröffentlichten »Vermahnung zum Gebet wider den Türken«, daß die von habgierigen Fürsten, Grundeignern und Städtern ausgebeuteten Armen vielleicht lieber unter den Türken als unter solchen Christen leben würden. Sogar die Verteidiger der etablierten Ordnung waren von der politischen und militärischen Leistungsfähigkeit des türkischen Reiches in seiner Glanzzeit beeindruckt. Ein beachtlicher Teil der umfangreichen europäischen Literatur über die türkische Bedrohung behandelt die Vorzüge der türkischen Ordnung und empfiehlt, ihr nachzueifern."


  • die Serben in Serbien waren im 19. Jh. anfangs nur zu 1-20% autochtone Serben. Der Rest sind serb. Immigranten, die im Laufe des 19. Jh. in Serbien einströmten. (lt. EI, Artikel Sirb).
 
Suraiya Faroqhi: Kultur und Alltag im osmanischen Reich. Vom Mittelalter bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. München 1995.:
"Besonders in den nordafrikanischen Provinzen, aber auch in Istanbul, gab es außerdem Spanier, Italiener, Franzosen und Ungarn, die sich den Osmanen aus freien Stücken angeschlossen hatten10 Das Motiv konnte religiöse Verfolgung im Heimatlande sein, wie etwa im Falle der kalvinistischen Ungarn, die im Habsburgerreich der Gegenreformation zahlreichen Repressalien ausgesetzt waren.11 Auch die Serben, die nach 1683 unter habsburgische Oberhoheit gerieten, zogen es oft vor, unter dem Sultan zu leben, weil dieser nicht versuchte, sie von ihrem orthodoxen Glauben zum Katholizismus zu bekehren. In Nordafrika geschah es häufiger, daß schlecht verpflegte und nicht bezahlte spanische Soldaten der dortigen Festungen (presidios) sich den örtlichen Janitscharen anschlössen. Auch waren besonders in den nordafrikanischen Provinzen, wo das Militär und die Besatzungen der Korsarenschiffe weitgehend aus Zugewanderten bestanden, die Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs bedeutend größer als in den rigiden ständischen Gesellschaften des frühneuzeitlichen Europa.12 "

die Encyclopaedia of Islam (=EI): im Abschnitt: Balkan: "During the 10th/16th century the Balkan peninsula enjoyed one of the rare periods of peace and prosperity in its history; everywhere new lands were brought under cultivation, the population increased (5 million about 1535), cities developed, as we can observe in the regular Ottoman land and population surveys, defters, preserved in the Turkish archives. After Greek, Turkish became a common language of civilisation in the Balkans. ..."


Der Grad der Organisationsfähigkeit lässt sich vielleicht auch anhand der Schriftstücke der Staatskanzlei indizieren: weit über 3000 Schriftstücke wurden jährlich (im 16.Jh.) verfasst. Weit mehr als alle europäischen Reiche (Ausnahme: päpstliche Kanzlei erreichte auch in etwa diese Stückzahlen)

Cardini, Franco: Europa und der Islam: Geschichte eines Mißverständnisses. München: Beck, 2000.:
"Den Türken jedoch eilte ein ganz besonderer Ruf voraus. Sie galten als tapfere, tüchtige und disziplinierte Kämpfer. Verglichen mit dem desolaten Zustand der korrupten und ungeordneten europäischen Truppen des 16. und 17. Jahrhunderts war das Heer des Sultans ein Musterbild an Ordnung, Mäßigung und Disziplin. Die Türken galten zwar als grausam, man schrieb ihnen aber nicht jene barbarische Zerstörungswut zu, die die Europäer vor den Militärreformen des 18. Jahrhunderts an den Tag legten. Bald gab es nicht nur Chronisten aus dem militärischen Fach. Diplomaten, Kaufleute, Reisende und Gläubige – alle waren sich in einem Punkt einig: Die Türken, in der Schlacht so furchterregend und unerbittlich, in der Unterdrückung und in der Anwendung des Rechts so hart und streng, erwiesen sich im alltäglichen und privaten Leben als loyal, ehrenhaft, aufrichtig, mildtätig, bescheiden und gastfreundlich. Zahlreiche Berichte und Schilderungen von und über Renegaten popularisierten diese positiven Eigenschaften der Türken in einer Weise, daß der Übertritt vom Christentum zum Islam als nahezu plausibel und gerechtfertigt erschien. «Türke werden» – sei es aus Verzweiflung, aus Enttäuschung oder aufgrund äußerer Lebensumstände – wurde zu einem Leitmotiv der europäischen und mediterranen Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts."

"Offensichtlich - das war nicht allein die Selbstsicht der Sultane, sondern auch die Sicht christlicher Zeitgenossen - hatte Gott den Osmanen die Waffenerfolge des 14. und 15. Jhs. verliehen und sie zu den legitimen Nachfahren nicht allein der arabischen Kalifenreiche sondern ausdrücklich auch Ostroms gemacht."
aus: Osmanisch-europäisches Erbe auf dem Balkan

D. Quataert: S. 28: "The weakening or end of Byzantine central control in Anatolia and the Balkans often had meant the rise of Byzantine feudal or feudal-like lords who imposed brutally heavy tax burdens. Under the Ottomans, these trends were reversed; Ottoman officials took back under central state control many of the lands and revenues which had slipped into the hands of local lords and monasteries. Overall, the new Ottoman subjects found themselves rendering fewer taxes than they had to the officials of rulers preceding the Ottomans."



to be continued...
 
Ich habe eine Frage.

In vielen Artikeln und Kommentaren wird der Türke/Osmane als Unterdrücker, Barbare, Vergewaltiger, usw. dargestellt oder dies als Tatsache gesehen und Ereignisse damit begründet. Wie ist dieses Image zu erklären?
 
Ich habe eine Frage.

In vielen Artikeln und Kommentaren wird der Türke/Osmane als Unterdrücker, Barbare, Vergewaltiger, usw. dargestellt oder dies als Tatsache gesehen und Ereignisse damit begründet. Wie ist dieses Image zu erklären?


Die Osmanische Armee war keine Heiligenarmee nur als Anfang.

Allerdings ist sicherlich das Bild des Türken durch große Menge an Mythen die erst nach dem Ende des Osmanischen Reichs entstanden sind (Ius Prima Noctes [warum gibt man dem Recht keinen türksichen/arabischen/persichen Namen wenn man schon fälscht], Janitscharenlegenden).

Desweiteren sicherlich auch damit zu tun, dass am Ende des Reichs das Leben schwieriger wurden und die Reichsgesetze immer mehr nicht beachtet wurden. So das es zu Anarchie kam.
 
Ich habe eine Frage.
In vielen Artikeln und Kommentaren wird der Türke/Osmane als Unterdrücker, Barbare, Vergewaltiger, usw. dargestellt oder dies als Tatsache gesehen und Ereignisse damit begründet. Wie ist dieses Image zu erklären?

Dias ist einfach zu erklären!

Das Osmanische Reich eroberte in kürzester Zeit den gesamten Balkan bis kurz vor Wien im Westen, fast zeitgleich auch Vorderasien und Nordafrika. Es ist nicht verwunderlich, dass die Staaten Westeuropas die gewaltige militärische Macht der Türken mit Furcht und Sorge betrachteten, die zudem noch eine Seemacht wurden, die weite Teile des Mittelmeers durch große Kriegsflotten beherrschte. Dass die Expansion des Osmanischen Reichs nicht ohne Krieg, Schlachten und Unterwerfung abging, versteht sich von selbst und so erklärt sich auch der von dir geschilderte Ruf der Türken.

Hinzu kommt ein anderer Faktor: Die Türken waren Muslime, was einen tiefen religiösen Graben zwischen ihnen und dem christlichen Abendland aufriss, besonders in einer Zeit, da sowohl Muslime als auch Christen ihren Überzeugungen durchaus mit Waffengewalt Nachdruck verliehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sicher haben die Osmanen auch den dämonisierten Ruf ihrer Vorgänger im anatolischen Raum geerbt, damit meine ich die Seldschuken. Ich nehme an, die Europäer haben zwischen den beiden Völkern/Dynastien kaum unterschieden. Somit hätten wir also eine gwisse Kontinuität seit dem ersten Kreuzzug.
 
Sicher haben die Osmanen auch den dämonisierten Ruf ihrer Vorgänger im anatolischen Raum geerbt, damit meine ich die Seldschuken. Ich nehme an, die Europäer haben zwischen den beiden Völkern/Dynastien kaum unterschieden. Somit hätten wir also eine gwisse Kontinuität seit dem ersten Kreuzzug.

Die Rum-Seldschuken in Kleinasien hatten keineswegs einen "dämonischen" Ruf, sondern waren nach ihrer Etablierung in Anatolien als kulturelle Mäzene, Baumeister und Verfechter einer kultivierten Lebensart bekannt. Davon hatten ihre bäuerischen osmanischen Nachfolger, die Gazi-Krieger waren, leider nur wenig. Erst allmählich entwickelte dort auch das osmanische Herrscherhaus ein kulturelles Ambiente, das aber - meines Erachtens - nie an die verfeinerte turko-persische Lebensart der Seldschuken heranreichte.

Das wird allerdings unser osmanophiler User lynxxx ganz anders sehen, der in Kürze hierzu Stellung nehmen wird! :D
 
Nunja, auf der einen Seite waren sicher die über die Osmanen verbreiteten Gerüchte weit übertrieben andererseits war es für die südosteuropäischen Christen aber auch sicherlich nicht so toll und tolerant wie das hier einige der zitierten Arbeiten suggerieren.

Richtig ist wohl, daß die Osmanen ebenso wie andere islamische Reiche etwa in Andalusien andere Religionen und Christen duldeten womit sie in der Regel schon mal toleranter waren als die christlichen Reiche ;)
Der Zugang zu Ämtern war dann aber schon auf Muslime beschränkt und Anhänger anderer Religionen hatten meist Sonderabgaben/-steuern zu leisten und vor allem führten die Osmanen in den christlichen Regionen immer häufiger ihre "Knabenlese" durch, das Rauben der christlichen Kinder um diese streng islamisch und militärisch zu Elitekriegern zu erziehen (Janitscharen) - das ist auch der Hauptkritikpunkt den südosteuropäische Leute gegen die damalige osmanische Besatzung aufführen.

Von einer völligen Gleichbehandlungen der Religionsgemeinschaften wie oben zitiert kann jedenfalls keine Rede sein und auch die "Gewährleistung der Sicherheit und Stabilität" für alle Bevölkerungsgruppen erscheint angesichts des Raubes der christlichen Knaben sehr fragwürdig.
 
Wo steht oben was von völliger Gleichbehandlung der Religionsgemeinschaften? Ich finde deine Behauptung heute nacht nicht wieder, könntest du zitieren? Danke.
Zugang zu Ämtern nur Muslime? Nö.
(z.B. ein Drittel Christen als Hofarchitekten Mitte des 16. Jh.)
Z.B. der demographische Faktor der "Knabenlese"? Siehe unseren Janitscharen-Thread.

Verfeinerte höfische Lebensart der Selschuken und Osmanen? Eine "besser" als die andere? Vielleicht in einem anderen Thread diskutieren?
 
Wo steht oben was von völliger Gleichbehandlung der Religionsgemeinschaften? Ich finde deine Behauptung heute nacht nicht wieder, könntest du zitieren? Danke.
Zugang zu Ämtern nur Muslime? Nö.
(z.B. ein Drittel Christen als Hofarchitekten Mitte des 16. Jh.)
Z.B. der demographische Faktor der "Knabenlese"? Siehe unseren Janitscharen-Thread.

Verfeinerte höfische Lebensart der Selschuken und Osmanen? Eine "besser" als die andere? Vielleicht in einem anderen Thread diskutieren?

In den eroberten Gebieten am Balkan gab es keine hochen christlichen Beamten ab dem 17 Jahrhundert und diese hat es wenigstens bei den christlichen Balkanvölkern gebrägt (muslimische Albaner, Bosniaken und Pomanken) lasse ich mal aussen vor.
 
In den eroberten Gebieten am Balkan gab es keine hochen christlichen Beamten ab dem 17 Jahrhundert und diese hat es wenigstens bei den christlichen Balkanvölkern gebrägt (muslimische Albaner, Bosniaken und Pomanken) lasse ich mal aussen vor.

Es steht außer Zweifel, dass hohe Stellen in der Administration vor allem von Muslimen besetzt wurden. Sicher gibt es Ausnahmen, aber die waren nicht die Regel. Welche Ausnahmen das waren, wird lynxxx in kürze anführen! :D
 
Es sind oft nur einzelne Wörter, die aus so nicht ganz stimmenden Sätzen, korrekte Sätze machen würden, darauf darf doch wohl noch hingewiesen werden?
Also aus: "Der Zugang zu Ämtern war dann aber schon auf Muslime beschränkt" würde durch ein Wort ein richtiger Satz werden: "Der Zugang zu Ämtern war dann aber schon meistens auf Muslime beschränkt".
Diese Superlative oder Ausschließlichkeiten finde ich schade, besonders, da ich hier Infos zur Verfügung gestellt habe, um eben mehr Differenzierung bei den Kenntnisständen zu erreichen.

So regierten christliche Gouverneure im Namen des Sultans auch osmanisches Territorium des Balkans, nämlich die Vasallen Wallachei und die Moldau. Woanders auf dem Balkan waren es natürlich musl. Paschas.
So bestanden Teile der Truppen des Sultans eben auch aus Christen, z.B. die christl. "Renner und Brenner", die Martolos, oder Teile des Artilleriekorps, oder Teile der Marine.
In politische Ämter am Hofe kam man natürlich nur als Muslim, ebenso in die Staatskanzlei, oder als islam. Richter natürlich nur als Muslim, bei dem Hofarchitektenbüro war dieses aber offenbar keine Bedingung, später erlangte sogar eine christl.-armen. Dynastie als Chefhofarchitekten Berühmtheit. Etc.

"One vital organ of government, however, remained open to non-Muslims. Many of the men who engaged in the risky if potentially profitable activity of tax farming were Christians or Jews.
The Ottoman Empire was not, therefore, exclusively Islamic; nor
was it exclusively Turkish. Rather, it was a dynastic Empire in which the only loyalty demanded of all its multifarious inhabitants was allegiance to the sultan. The loyalty demanded of those who did not hold office consisted in no more than not rebelling and paying taxes in cash, kind or services. Even these were often negotiable. It was in the end the person of the sultan and not religious, ethnic or other identity that held the Empire together."

aus: Colin Imber: The Ottoman Empire.

Partizipation an der osman. Machtausübung könnte man nicht nur sozial differenziert sehen, sondern auch zeitlich, denn die Einbindung von nichtmuslimischen Personen ist z.B. in der ersten Hälfte der osmanischen Epoche anders als in den zweiten 300 Jahren.

"Not only did the founders of the Ottoman state choose to bridge across social and cultural systems, bringing together religious networks and innovating to construct a hybrid state, they also moved further to base their emerging empire on a remarkable new elite that combined the best warriors and administrators:
they included the best Christian and Muslim fighters, the ablest Christian and Muslim administrators, and religious men ofmany different persuasions: Greek Orthodox, Jewish, Sunnî, and Sufi Islam. They coopted their enemies; instead of pursuing a policy of de-Byzantification, they recognized the value of their rivals, accepting Byzantine and Balkan aristocracies into their new administration. They valued innovation and change as much as they valued and needed institutional continuity. The next chapter explores the institutionalization of such an imperial construction.
Finally, that this corridor between east and west, the frontier zone between a Christian empire and aMuslim empire, gave birth to such a powerful symbiosis of sorts is important. It is also important to understand that much of this Islamo-Christian synthesis was built not just because there was hybridity in
the air. Rather, it was built because of the exigencies on the ground, because people realized that they required allies, and because they understood that the construction of a new society, a better edifice, would have to incorporate rather than exclude. This lesson has long since been forgotten."


aus: KAREN BARKEY: Empire of Difference. The Ottomans in Comparative Perspective. Cambridge University Press 2008.

Meistens jedoch ist es richtig zumindest für die zweite Hälfte der osmanischen Zeit zu sagen, dass Konversion zum Islam (freiwillig oder unfreiwillig) einen Karrierevorteil in bestimmten Bereichen bietet, oder überhaupt den Eintritt auf eine Karriereleiter in jenen Bereichen. Diese ggf. erhaltenen Karrierevorteile könnten durchaus dann auch den christlichen Bekannten des Konvertierten nutzen.

Z.B. der durch die "Knabenlese" von seinem Bruder getrennte spätere Großwesir Sokollu Mehmed Pascha, der seinen Bruder, nachdem er in Amt und Würden war, zum Kirchenführer machte, und seinen Heimatort großzügig mit Brücken, Brunnen, usw. bereicherte.

"Even more dramatic was the inevitable irony of the Serbian brothers separated by the devshirme, one becoming Grand Vizier (Mehmed Sokullu) and the other becoming the head of the Serbian Orthodox Church (Makarius), with his brother’s help. One brother, a converted Muslim, headed the Ottoman state;
the other brother, a devout Christian, led the Serbian Church. The two brothers corresponded in Serbian.
41 Many such examples – perhaps not as dramatic – were reproduced, making the boundaries between ruler and ruled, Muslim and non-Muslim quite unequivocal to the elites and the populace."

aus: KAREN BARKEY: Empire of Difference. The Ottomans in Comparative Perspective. Cambridge University Press 2008.​
 
lynxxx mach mal kleinere Beiträge.

Gut über Sokolovic kenne ich mich aus, außerdem war es vielleicht nicht sein Bruder eher ein Kuseur, da es in weiten Teilen des serbischen Sprachgebiets kein eigenes Wort für Kuseur gibt sondern auch die Kinder von Onkeln und Tanten Brüder und Schwester genannt werden.


Natürlich hast du Recht, allerdings sind die vielen (mir bekannt sind fast nur die serbischen) zu erklären.

Banater Aufstand
Unterstützung der Österreichischen Armee im Großen Österreichisch Türkischen Krieg (diese Verursachte die 1 große serbische Wanderung).
Migration an die österreichische Militärgrenze wo neben Orthodoxen auch eine rießige Zahl von Katholiken)
Wie ich weiß soll selbst ein Großenkel Solovics an einem Aufstand beteiligt gewesen sein. Deswegen wurde das Patriarch aufgelöst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Will noch ergänzen das sich Aufstände und goldene Zeitalter recht häufig ablösten und dies kein Dauerzustand war.
 
Da es immer wieder Diskussionen zu Gruppenidentitäten und der Abgrenzung zu anderen Gruppen gibt, was war "Wir", was war "Ihr" im Laufe der Geschichte, sei es in Form der Definition von Volk, Ethnie, Stamm, "Ahnen", "Erben", Nation, Nationbuilding und deren Faktoren, etc., hier noch die Stellen des Forums, neben dem ersten Posting hier im Thread, wo man darüber Informationen, Definitionen, Diskussionen findet.

Hier ne ausführlichere Definition, als die hier oben im Thread genannte:
http://www.geschichtsforum.de/f303/bosnia-rama-bosnien-bih-18903/index2.html#post309952

Es gibt Diskussionen unter anderem hier:
http://www.geschichtsforum.de/f72/staatsnation-und-kulturnation-14660/
http://www.geschichtsforum.de/f60/wie-l-t-sich-eine-nation-definieren-1338/index4.html

Dann ist dieses PDF hochinteressant, weil es nachzeichnet, wie eigentlich die diversen Gruppierungen ihre Identitäten im Laufe der Zeit des Nationalismus änderten, importierten, usw.:
http://www.geschichtsforum.de/f303/griechisches-nationalbewusstsein-21113/#post320419

Hier mühe ich mich auch ab, zu verdeutlichen, dass man nationales Gruppenzugehörigkeitsgefühl des 19./20. Jh. nicht ohne weiteres, oder ohne Belege auf die Vergangenheit projizieren sollte, insofern auch Konzepte von "Ahnen der Antike" usw. nicht in Stein gemeißelt sind, sondern nicht selten Konstrukte der Moderne sind oder waren - siehe auch die Links und den Post darüber:
http://www.geschichtsforum.de/f56/v...d-die-geschichte-21518/index6.html#post422989

Weitere Definitionszitate:
http://www.geschichtsforum.de/f60/definitionen-von-volk-staat-und-nation-12966/
http://www.geschichtsforum.de/f60/wie-l-t-sich-eine-nation-definieren-1338/

Was hat dieses mit dem Osmanischen Reich zu tun? Weil viele Konflikte im Osmanischen Reich in der Vergangenheit oder auch heute noch in diversen Ländern national, oder nationalistisch gedeutet wurden, Vorstellungen von Gruppenidentitäten des 19./20. Jh. in die Vergangenheit projiziert wurden, und damit die Faktoren für Konflikte als "nationaler Befreiungskampf" umgedeutet wurden (statt z.B. als "normaler Aufstand" aufgrund von Ungerechtigkeiten, wie es Muslime in der Nachbarschaft auch taten), nicht zum Zwecke der "Wahrheitsfindung", sondern zum Zwecke der größtmöglichen Abgrenzung des "Anderen", um das "Wir" zu definieren.
Daher ist es wichtig sich erstmal darüber im Klaren zu werden, wie Gruppenzugehörigkeiten heutzutage definiert werden, was eine Nation ist und wie sie entstand, und wie die Sache in der Vergangenheit aussah, um die Motive der Beteiligten in den Quellen auch einschätzen zu können.
 
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