Zum Thema habe ich einige neuere Ausführungen gefunden. Eine recht aktuelle Publikation ist das Buch von Prof. Dr. Boris Dreyer aus dem Jahr 2014. Hier bezweifelt er die Ausgangslage, d.h. er bezweifelt ein Sommerlager des Varus im Raum Minden - wovon oft ausgegangen wird (vergl. Märtin, Brehpol u.a.).
Dreyer führt mehrere Gründe, die gegen ein Sommerlager im Raum Minden sprechen an. Sein wohl wichtigstes Argument ist, daß Minden zu weit nördlich liegt. Er sieht einen Zusammenhang des Sommerlagers des Varus' mit Marbod. Vor dem Aufstand in Pannonien war das Reich des Marbod die größte Bedrohung für das römische Imperium. Der Feldzug des Tiberius gegen Marbod war nicht erfolgreich aufgrund des Aufstandes in Pannonien. Es gab ein Abkommen mit Marbod dessen Wirksamkeit allerdings auch fraglich war. Ein Einfall in das römisch kontrollierte Germanien war wohl jederzeit möglich. Daher verortet Dreyer das Sommerlager weiter südlich von Minden. Und zwar in Verlängerung der Lippelinie nach Osten, in den Raum Holzminden. Dies erscheint durchaus logisch, da eine Versorgung der Truppen über die Flüsse (Lippe) am einfachsten war. Dreyer weist darauf hin, daß ein Zug über die Lippe auf den kürzesten Weg zur Weser eher unwahrscheinlich ist, weil dies vom eigentlichen Gefahrenherd (Marbod) wegführt.
Weiter führt Dreyer an, daß der Weg von Minden nach Kalkriese auf einem eher bekannten Weg führte, was den Quellen eher widerspricht. Außerdem müßte Varus von Minden aus zunächst Richtung Süden, bzw. Südwesten aufgebrochen sein um zur Lippelinie zu kommen. Von dort müßte er wieder nach Nordwesten (Kalkriese) aufgebrochen sein. Hier muß man die Frage stellen, ob dieser Weg für ein 3 oder 4 tägiges Gefecht (Dio) nicht zu lang war.
Ich würde jetzt auch gerne (wie früher - da war ja alles besser) auch gerne zitieren, aber ich weiß nicht ob ich das noch darf. Vieleicht kann jemand da Antwort geben. Ansonsten gibt Dreyer durchaus wichtige Denkanstösse.
Quelle: Boris Dreyer: Orte der Varuskatastophe, Theiss Verlag 2014