Zur Problematik des Weimarer Demokratiebegriffes

Die Frage war nicht, welche Kenntnisse ich habe, ...

... sondern welche eigenen Kenntnisse Du Deinen Vermutungen über Wählermotive der NSDAP zugrunde legst. Gegenfragen sind immer beliebt, wenn man "schwimmt", aber wir sollten zunächst bei Deinen Vermutungen zu staatskonstitutionellen Hintergründen und Wählermotive belassen.

Meine Vermutungen sind Vermutungen. Gesicherte Kenntnisse habe ich diesbezüglich keine. Daher fragte ich doch nach Deinen Kenntnissen.

Meine Vermutungen stützen sich darauf, daß das parlamentarische System der Weimarer Republik nicht mehr funktionsfähig war. Innerhalb von vier Jahren hat es vier Reichstagswahlen gegeben, seit 1930 wurde nur noch mir Präsidialkabinetten regiert, die republikfeindlichen Parteien sowohl im rechten wie auch im linken Lager haben von Wahl zu Wahl Stimmen hinzugewonnen. Im gleichen Zeitraum versank das Land in Massenarbeitslosigkeit, Armut, Not, Elend und Chaos. Teilweise herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände.

Insofern würde ich vermuten, daß die Wähler der offen republikfeindlichen Parteien, zu denen auch die NSDAP gehörte, im Weimarer Parlamentarismus keine Zukunft mehr sahen und sich stattdessen ein neues politisches System wünschten, welches wieder für Ruhe, Ordnung, Arbeit und Wohlstand sorgen sollte. Daß die Menschen KPD und NSDAP gewählt haben und gleichzeitig aber überzeugte Anhänger der Weimarer Republik gewesen sein sollen, halte ich hingegen für ziemlich abwegig.

Soweit ich mich erinnern kann wird das so ähnlich auch in nahezu allen Fernsehdokumentationen zu diesem Thema so dargestellt, die ich bisher gesehen habe. Dort wird die Weimarer Republik häufig auch als "Demokratie ohne Demokraten" bezeichnet.

Aber wenn Du da genaue Kenntnisse über die staatskonstitutionellen Präferenzen der NSDAP-Wähler und KPD-Wähler haben solltest, die meinen Vermutungen widersprechen, lasse ich mich auch gerne vom Gegenteil überzeugen. ;)
 
Meinst Du wirklich, daß das Format "Forum" geeignet ist, hierüber zu diskutieren?

Ja, finde ich schon, obwohl das mehr in eine rechtsphilosophische Diskussion abgleitet. Aber der Begriff "Naturrecht" in diesem Zusammenhang weckte bei mir irgendwie die ulkige Assoziation, daß Adenauer das Grundgesetz auf dem Berg Sinai vom Herrn persönlich empfangen habe. ;)

Spaß beiseite, die Väter des Grundgesetzes hatten gewisse weltanschauliche und moralisch Grundüberzeugungen, die sie schließlich in Gesetzesform gegossen haben. Wobei die einzelnen Artikel des Grundgesetzes einer ständigen Interpretation bedürfen. Die Interprationen ist aber auch vom jeweiligen Zeitgeist abhängig. In den 50er Jahren wurden zum Beispiel so einige Dinge im Bezug auf das Grundgesetz ganz anders beurteilt als heute. Was früher mal verfassungskonform war gilt heute als verfassungswidrig und umgekehrt.

Aber ich glaube diese Diskussion führt nun zu weit ab vom eigentlichen Thema dieses Stranges.
 
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