Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg

Zur Eskalation der Zwangsarbeit 1915 siehe auch hier:

World War I prisoners of war in Germany - Wikipedia, the free encyclopedia
Prisoner of war - Wikipedia, the free encyclopedia

oder:
SEHEPUNKTE - Rezension von: Kriegsgefangene im Europa des Ersten Weltkrieges - Ausgabe 8 (2008), Nr. 1
Hans Seidel, Klaus Tenfelde (Hrsg.): Zwangsarbeit im Bergwerk. Der Arbeitseinsatz im Kohlenbergbau des Deutschen Reiches und der besetzten Gebiet im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Essen 2005. - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher

Stadt Mülheim an der Ruhr - Ausländerbeschäftigung im Ruhrbergbau 1914 - 1918. Ein Beispiel für Zwangsmigration

Ergänzung: für Österreich-Ungarn gab es ähnlich hohe Zahlen wie für das Deutsche Reich:
"Mit dem Stichtag 1.1.1918 befanden sich 1,3 Millionen Kriegsgefangene in Österreich-
Ungarn, davon 0,9 Millionen Russen. Von allen diesen arbeitete eine Dreiviertelmillion in der österreichischen Wirtschaft, die meisten in der Landwirtschaft, aber auch ein Teil in der
Rüstungsindustrie."

Brucker, Die Kriegswirtschaft Österreich Ungarns im Ersten Weltkrieg.
 
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Seidel/Tenfelde über die Zwangsarbeit im Bergbau bietet darüber Einblicke in die Praxis der Zwangsdeportationen von Zivilisten neben der Frage der Kriegsgefangenen (die im Reich bereits seit September 1914 erörtert wurde, als Bedenken erhoben wurde, dass die Verwendung von Frauen und Jugendlichen als Ersatz für gezogene Reservisten nicht ausreichen würde). Man schritt dann schnell zur Tat:

Allein aus dem überfallenen Belgien wurden dann Zwangsdeportationen von "geeigneten" Arbeitskräften bis Ende 1915 von rd. 56.000 vorgenommen (da die "freiwilligen" Anwerbungen von rd. 43.000 unzureichend verliefen). Hinzu kamen die Zwangsdeportationen im Osten etwa in gleicher Höhe. Dieses sind nur die Zahlen für den Bergbau. Diese Vorgänge sind parallel zu der Verwendung von Kriegsgefangenen im Bergbau zu sehen, die in der Spitze 73.000 erreichten (die verschleppten Zivilisten doppeln vermutlich noch einmal die PoW-Zahlen).

Die Zahlen deutscher Gefangener im Westen waren 1914/17, verglichen mit dem umgekehrten Verhältnis bei Briten und Franzosen, relativ niedriger (und stieg erst 1918 stark an). Wie sich die Behandlung hochschaukelte, zeigt dieser kurze Abriss der gegenseitigen "Repressalien" aufgrund gegenseitiger Vorwürfe (wobei sich Wirkungen an Ostfront und Westfront auch vermischten):
http://www.bl.uk/world-war-one/articles/prisoners-of-war
 
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Allein aus dem überfallenen Belgien wurden dann Zwangsdeportationen von "geeigneten" Arbeitskräften bis Ende 1915 von rd. 56.000 vorgenommen (da die "freiwilligen" Anwerbungen von rd. 43.000 unzureichend verliefen).

Vor allem die ambitionierten Ziele des Hindenburg Programms erzwangen, das bis Juli 1917 ca. 1,9 Millionen Facharbeiter von der Front angezogen wurden, um in den Rüstungsbetrieben zu arbeiten. Und in der Folge ergaben sich Konflikte zwischen den Unternehmen und den Militärbehörden, diese Arbeiter wieder zurück an dei Front zu schicken.

Vor diesem Hintergrund lagen Anforderungen von Seiten der Militärbehörden vor, das Arbeitskräftepotential von Belgien für die deutsche Rüstung intensiv zu nutzen, wie Silesia oben ausgeführt hat.

Es sollten die ca. 700.000 Arbeitskräfte aus dem belgischen Pool der deutschen Rüstungswirtschaft auf wöchentlicher Basis zugeführt werden. Geplant war durch die Militärbehörden wöchentlich zusätzlich ca. 20.000 Belgier in die deutsche Rüstungsindustrie zu integrieren, was faktisch wegen Überforderung aber scheiterte. (Wehler, DGG, Bd. 4, S. 120/121).

Im - enttäuschenden - Ergebnis, aus der Sicht der 3. OHL, führte unter anderem der Einsatz von zusätzlichen zwangsrekrutierten Arbeitskräften erst Mitte 1918 zu einer substantiellen Steigerung der Rüstungsproduktion.

Und an diesem Punkt, der Durchsetzung des Hindenburgprogramms, zeigt sich auf der einen Seite, wie stark bereits der Einfluss der 3. OHL auf die Politik im DR war. Es wird aber auch deutlich, dass die Ansätze der Militärdiktatur an dem parlamentarischen Prozedere teilweise scheiterten.

Und erklärt auch, warum die Ausrichtung aller Ressourcen, inklusiver der gesellschaftlichen Gleichschaltung, im DR von 1914-18 noch nicht durchsetzbar war.

Und erklärt auch, warum Hindenburg und Ludendorff, aus ihrer sehr subjektiven und eindimensionalen Sicht von Militärs, allen demokratischen Prozessen und allen Demokratisierungsversuchen im DR so entschieden entgegentraten.
 
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