Auch wenn die Vereinigung zweifellos unter Zwang stattfand, darf man trotzdem nicht vergessen, dass es unter einem nicht unerheblichen Teil der Sozialdemokraten Sympathien für eine "Volksfront" mit der KPD gab. Dabei sollte man auch nicht den Vorlauf während der Weimarer Republik vergessen. Damals gab es in Sachsen eine SPD-KPD-Koalitionsregierung, die von der SPD-geführten Reichsregierung mit militärischen Mitteln abgesetzt wurde. Trotzdem (oder deswegen ?) blieb gerade im "Roten Sachsen" aber auch in Thüringen und in Berlin der Gedanke des Zusammengehens immer im Raum, unter dem Eindruck der Nazi-Machtergreifung, die damit evt. zu verhindern gewesen wäre, und unter der Protektion der sowjetischen Besatzung war die Zustimmung unter den ostdeutschen Sozialdemokraten sicherlich nicht unerheblich. Aber letztlich blieb ihnen eben auch gar keine andere Wahl, sich politisch zu betätigen. Eine sozialdemokratische Partei neben der "Einheitspartei" war völlig illusorisch. Also gingen viele Sozialdemokraten in die SED, in der Hoffnung dort wenigstens etwas zum Besseren bewegen zu können. Aber auch diese Hoffnung trog. Wer den Stalinismus der SED Ende der Vierziger, Anfang der Fünfziger pateiintern kritisierte wurde mundtot gemacht. Etliche Sozialdemokraten, die noch hoffnungsvoll in die SED gegangen waren, mussten erkennen, dass dies nicht ihre politische Heimat sein konnte. Sie wurden aus der Partei ausgeschlossen, gingen freiwillig (was auch schon erhebliche berufliche Konsequenzen haben konnte) oder mussten gar in Gefängnis.